Wie oft zerrinnt sie uns durchs stille Stundenglas? Wie oft läuft man ihr nutzlos hinterher? Wie oft verstopft der Streß das bessere Erkenntnismaß? Wie oft versäumt man selbst den Lebensblick – vom Fluß zum off’nen Meer?
Die Zeit, sie rinnt uns längst durch jede Pore, den Zellen macht sie es im Hirne glaubhaft schwer, die Sorge lastet abermals zur nächsten Sorge, der Zeitmesser rast uns davon und ohne jegliches Begehr‘.
Drum nutze du die deine nur im „Hier und Jetzt“, mach dir den Kopf doch endlich wieder leichter, besinn dich auf das Wesen Herz – und nicht die Hetz, gib jeder Stunde dies aus eig’nem Füllhorn weiter, erspür den Puls des wahren Seins im Lebensnetz.
Ja, liebe Seele, in diesem Sinne ohne Uhr, und all der Liebe Einfachheiten schon allein, mag vielleicht auch für dich der wahre Schatz in jeder Tiefe Augenblick: Enttarntes Leid – erkannte Freud, – entfaltet Leben stets die pure Weisheit sein.
Oft habe ich mich in den letzten 3 Jahren gefühlt wie einer dieser Fische im Becken des Botanischen Gartens in Peking. Eine unter Millionen, klein und undeutend, umringt von Menschenmassen, anonym. Das Leben in Asien ist quirlig und bunt, aufregend und chaotisch, es ist schwer herauszustechen aus dem Meer an Menschen und Möglichkeiten. Gerade in der westlich orientierten Hauptstadt könnte man ein unscheinbares Leben führen, abtauchen, sich verlieren in den Gassen und Straßen, als Ausländer zwar immer noch ein Objekt, das Aufmerksamkeit auf sich zieht, aber es wäre leicht dem zu entgehen. In China bringen Goldfische Glück, viele Leute halten sich diese in kleinen Becken und auch das Feng Shui trägt dazu bei, das diese Tiere nicht immer ein angenehmes Leben haben. Ich hoffe, das Glück bleibt uns gesonnen, auch wenn wir hier weder einen Fisch noch eine Schildkröte im Haus gehalten haben.
Ein bedeutender Lebensabschnitt neigt sich dem Ende zu. Ab Juli werden wir Deutschland wieder unser zu Hause nennen und ein wahrscheinlich ruhigeres und beschaulicheres Leben führen (vorerst ;-)). Mit einem Sack voller Erinnerungen, Geschichten, spannender Erlebnisse und nicht zuletzt unzähliger Fotos kehren wir nach einem großen Abenteuer nach Hause zurück. Wir freuen uns auf die gute Luft, des wechselhafte Deutschlandwetter, köstliches Essen und sauberes Wasser aus dem Hahn. Aber natürlich fällt der Abschied hier wieder schwer. In den letzten 18 Monaten haben wir viele Bekanntschaften gemacht, Freunde gefunden und auf Reisen den Horizont erweitert. Auch wenn das Zurückgehen einfacher wird, als ins Unbekannte aufzubrechen, Respekt haben wir dennoch. Schließlich haben wir uns alle verändert in der Zeit im Ausland, die Persönlichkeiten weiter entwickelt, Sprachen gelernt, Höhen und Tiefen erlebt, die uns prägen werden. Ein neuer Anfang steht bevor und ich bin mir sicher, wir werden ihn meistern. Unsere Familie ist an diesem Abenteuer gewachsen, noch fester verbunden als zu vor und wird noch lange mit dieser Erfahrung beschäftigt sein.
Ob wir dann genug haben vom Herumwandern und Weltentdecken steht in den Sternen, „Sag niemals nie“! Wir werden es uns in B-W erst einmal gemütlich machen, tief durchatmen und alte / neue Bekannte und Freunde begrüßen. Die Familie freut sich denke ich auch, das wir wieder kommen und es wird ein Sommer voller Wiedersehen.
Hier in Peking brechen wir die Zelte bald ab, momentan heißt es aussortieren, einpacken, waschen und verkaufen (der Dinge, die wir sonst doppelt hätten im Haushalt). Einmal mehr Zeit sich von altem Ballast zu befreien. Wir genießen die letzten Wochen, unternehmen noch einmal richtig viel, wer weiß schon, ob wir China wiedersehen. Ein paar Fotoausflüge stehen auf dem Programm, eine Nachtradtour durch das alte Peking möchten wir machen und dann wird es natürlich einige Abschiedsfeiern geben, um den liebgewordenen Freunden hier Auf Wiedersehen zu sagen.
Einen interessanten Herren durfte ich auf einem Ausflug der Patengruppe kennenlernen. Herr Liu Yu Tian beeindrucke mich nicht nur durch seine äußere Erscheinung und Ruhe, die er ausstrahlte. Was er geleistet hat verdient Respekt, 30 Jahre wanderte auf den Spuren Marco Polos durch China, um alle Mauerabschnitte in diesem Land zu sehen und darüber zu berichten. Im Botanischen Garten stießen wir zufällig auf seine Ausstellung, die dort momentan gezeigt wird, viele Fotos seiner langen Reise aber auch seine Tagebücher und Reiseutensilien stellt er dort den Besuchern vor. Als er uns drei Frauen entdeckte lud er uns ein, etwas auf sein Tuch zu schreiben, was für Besucher im Eingangsbereich liegt. Danach konnten wir durch seine Assistentin erfahren, das er uns sein Buch überreichen möchte. Das ließen wir uns nicht entgehen und bekamen sogar ein handsigniertes Exemplar zur Erinnerung an dieses einmalige Erlebnis. In solchen Situationen wünschte ich mir, die Sprache doch etwas mehr studiert zu haben, es wären sicher richtig interessante Geschichten, die Herr Liu uns erzählen könnte. Seine Webseite ist zwar auf Chinesisch, aber unter http://www.liuyutian.cn/pic/ kann man sich zumindest einige Fotos ansehen. Mich hat diese Begegnung sehr beeindruckt und vielleicht muss mancher wirklich sein Leben lang auf Wanderschaft bleiben, um glücklich zu werden und mit der Welt seinen Frieden zu schließen. Ich wünsche Herrn Liu, der schon stolze 73 Jahre zählt, das er noch lange fit und gesund bleibt, um seinen Traum zu leben.
Falls es in den nächsten beiden Wochen etwas ruhiger hier ist, bitte etwas Verständnis, wir ziehen um, bald. ;-)
Der Chinese liebt den Frühling und besonders die Pekinger sehnen diese Jahreszeit herbei. Frischer Wind aus dem Norden bringt gute Luft in die Stadt, die im Winter oft unter einer Smog-Glocke verschwindet. Sobald die ersten Triebe sprießen zieht es die Menschen wieder vor die Türen, auf die Straße, in die Parks, auf die Wiesen und Wege, einfach überall tummeln sich die mehr als 20 Millionen. Und die Brautsaison beginnt, in fast allen Sehenswürdigkeiten postieren sich fein heraus geputzte Pärchen umringt vom Fotografen und seinen Assistenten. Rot ist die Hochzeitsfarbe, aber viele Paare entscheiden sich auch für das moderen und westlich weiß. Die Fotos werden nie am Hochzeitstag selbst gemacht, dafür dauert diese Prozedur viel zu lange. Heute einfach eine kleine Bilderschau meines Pekinger Frühlings:
und wie einen die Abschaltung des Internets zur Weißglut bringen kann.
Bevor ich mich dem Thema Sonntagsausflug widme ein Wort zum Onlinedisaster hier. Wie mein Mann das schon über ein Jahr aushält begreife ich nicht, jedenfalls ist „schnelles Internet“ eine weitere Sache auf die ich mich nach dem Abzug hier freue. Seit Samstag wurden fast alle ausländischen Seiten mal wieder extremst geblockt, teilweise dauerte es Stunden bis sich überhaupt eine öffnen ließ oder es ging eben gar nichts. Auch das Versenden von Emails war davon betroffen, logisch wenn unser Emailsurfer in Deutschland steht. Selbst mit unserer VPN (die normalerweise alle Blockaden umgeht und so z.B. die gesperrten Seiten wie Facebook oder Youtube öffnet) erreichten wir nix mehr. Schon sehr nervig, denn damit ist quasi jegliches Arbeiten unterbunden. Auch mein Blog hier funktioniert nur online, die Liste der Dinge, die man nur noch online erledigen kann, wird immer länger und das ist Einiges gerade wenn man am anderen Ende der Welt sitzt. Für die Steuererklärung müssen wir uns über eine Webseite einloggen, mit Versicherungen oder dem zukünftigen Vermieter verkehren wir per Mail. Jeder kann sich vorstellen was es dann heißt, es geht nix mehr und auch der Mann kann nichts machen, denn es liegt eindeutig nicht an unserem Rechner. Auch meine Freundinnen hier stöhnen schon und wir tauschen uns gegenseitig über WhatsApp oder WeChat (die funktioneren noch) aus. Manche mussten sich schon Wanderrouten von Google zusenden lassen, weil man die Seite nicht öffnen kann oder Flugpreise, denn auch diese Seiten ließen sich nicht mehr öffnen.
Seit heute geht es zumindest mit der VPN wieder einigermaßen. Keiner weiß genau, warum es diese Online-Blockade gibt, ein Besuch des amerikanischen Verteidigungsministers in Peking könnte die Ursache sein. Wir werden es nicht ermitteln und spätestens Ende Juni interessiert es uns auch nicht mehr. Die letzten Wochen müssen wir durchhalten und uns irgendwie zu helfen wissen.
Der Sommer erreicht Peking, wie üblich nach knapp zwei Wochen Frühling stieg das Thermometer heute bereits auf 29° im Schatten. Fön-Wind fegt durch die Stadt, die Pollen wirbeln um einen herum und die Blütensaison wurde aufgrund der Trockenheit im Keim erstickt. Kaum waren die zarten Blätter draußen sind sie quasi am Ast verdorrt und zu Boden gerieselt. Nichts destotrotz machte sich unsere Fotogruppe noch einmal auf die Blütenshow im Yuyuantanpark abzulichten. Sehr viele Leute waren zu erwarten, denn das Wetter zeigte sich an diesem Tag von seiner besten Seite. Hier ein paar Eindrücke von diesem Ereignis, zu dem auch Besucher von außerhalb in Scharen strömen.
Nicht nur die Parks locken die Pekinger momentan ins Freie, am Wochenende zieht es die halbe Stadt auf’s Land, gefühlte 12 Millionen drängen sich auf den Autobahnen in Richtung Norden, wo die Berge, die Mauer, Seen und andere Attraktionen Entspannung von der Großstadt versprechen. Wenn man es schafft dort anzukommen. Den ersten Ausflug starteten wir wie üblich an einem Sonntag gegen 08:30 Uhr und mussten feststellen, das wir spät dran sind. Die Autobahnen waren derart gefüllt, das es nur im nervigen Stopp und Go vorwärts ging. Mit dem speiüblen Kind mussten wir dann eine Alternative zu unserem eigentlichen Ziel suchen und fuhren in den Mangshan Mountain Forrest, einem Park der neben Wanderwegen auch eine große Buddhafigur zu bieten hat. Wir erreichten nach gut 3 h unser Ziel und wanderten auf einen der Gipfel, was mit Picknick ebenfalls ca. 3 h in Anspruch nahm. Für den Rückweg hatten wir uns dann die clevere Alternative ausgedacht und fuhren von der erst besten Metrostation aus in die Stadt. Der Fahrer musste sich leider wieder durch den Stau quälen und kam ca. 45 min später am Ziel an. Ein Kaffee zur Beruhigung tat uns nach dieser Tour richtig gut.
Mit der Patengruppe hatte ich dann etwas mehr Glück. Dicke Luft lag über der Stadt an einem Dienstag und die Sonne sollte sich dort den ganzen Tag nicht blicken lassen. Um so schöner war es dann als wir unser Ziel den Dragon Cloud Mountain nach gut 2 h Busfahrt erreichten. Strahlendblauer Himmel, frische Luft, blühende Bäume und eine Landschaft fast so schön wie in Kanada lag vor uns. Am White River entlang ging es durch eine Art Canyon bis zu der Stelle, wo Mili unser Tourguide den Aprilscherz verkündete. Wir mussten den Fluss durchqueren, mehr als knietiefes Eiswasser, starke Strömung und in etwa 100 m breit. Da der eigentliche Weg durch ein verschlossenes Eisentor versperrt war blieb uns nichts anderes übrig. Erfrischt erreichten alle sicher das gegenüberliegende Ufer und wir zogen weiter Richtung Gipfel. Vorbei an Filmkulisse (Steine und Tunnel aus Pappmaché) bis zum sog. Geisterhaus, das einst Drehort für einen Film war. Unser mitgebrachtes Picknick schmeckte besonders gut und die Fahrt zurück verlief glimpflich ohne Stau.
Diese Idylle möchte man dann auch gern der Familie zeigen, die an solchen Ausflügen unter der Woche nicht teilnehmen kann, also machten wir uns den Sonntag darauf mit Freunden um bereits 07:30 Uhr auf den Weg aus der Stadt. Diesmal sollte es doch besser laufen dachten wir, weit gefehlt, der Verkehr war noch schlimmer, selbst in die Metrostationen strömten die Leute. Lag wohl auch am Feiertag, der am Montag folgte und einige sich entschlossen in den Bergen ein längeres Wochenende zu verbingen oder Verwandte zu besuchen. Entnervt gaben wir nach 3h unseren Plan auf und fuhren einfach die nächstbeste Attraktion an, die uns die Karte zeigte. Ein kleiner Canyon Namens Heavenly Pond erwartet uns dort, für 200 RMB (23,- €) erhielten wir Eintritt. Es schien sich um einen Kletterpark zu handeln, denn in den Steilwänden waren Routen mit Eisen und Stegen markiert. Der Weg führte an einem fast komplett ausgetrockneten Flussbett stetig bergauf. Sogar Schnee- und Eisreste konnten die Kinder bestaunen und die Füße in Eiswassebecken abkühlen. 4 h in ruhiger Natur taten uns schon gut, auch wenn wir wussten was uns auf dem Rückweg erwarten wird. Um die Zeit außerhalb der Stadt ein bisschen zu verlängern machten wir nach der Wanderung noch Einkehr in einem eigentlich ganz idyllisch gelegenen Fischrestaurant. Das hatten wir auf der Hinfahrt entdeckt und lotsten unsere Fahrer dort hin.
Etwas wild sah es um die Küche und den Grill dann aus, aber wir sind da mittlerweile abgehärtet, den Fisch konnten wir uns selbst mit dem Köcher angeln und dieser wurde frisch zubereitet. Chinesen essen bekanntlich gern, schlürfen auch viel und spucken ihre Knochen auf den Tisch oder Boden. Aber wie es dort aussah schockt uns dann doch etwas, überall lagen Essensreste und Abfälle auf dem Boden, auch der Fluss hatte einiges abbekommen und die paar Enten schwammen durch den Plastikmüll. Wie ließen uns dann einen Tisch reinigen und schüttelten die Köpfe über so viel Respektlosigkeit. Selbst die idyllischsten Plätze zerstören sie sich noch selbst und keiner scheint sich daran zu stören außer wir. Einige illustre Gesellschaften waren angereist, mit weißen Kleidern, Hunden, fancy Hüten und stylischen Frisuren. Irgendwie passten die gar nicht in diese Szenerie, der Mann vom Grill schaute uns dann beim Verspeisen des Fisches zu und zog genusslich an seiner Zigarette, Feierabend!
Wochenendeausflüge außerhalb der Stadt werden wohl nicht mehr stattfinden. Den Mauerbesuch mit den Deutschlandgästen verlegen wir auf einen Wochentag, es gibt auch in der Stadt Wiesen und Bäume, unter denen man am Sonntag ausspannen kann. Und dann locken die vielen Hutongs mit ihren männlichen Bewohnern, die sich schon jetzt wieder in den sog. Peking-Bikini werfen.