Das Ende naht
Keinen ganzen Monat haben wir noch hier aus der Insel Singapur, dann heißt es Abflug zurück nach Deutschland, auf das wir in den letzten Tagen mit großer Sorge blicken, angesichts der hohen Ansteckungszahlen und schon befürchten gleich ins Homeoffice oder Homeschooling zu kommen. Was für den Neustart für uns alle nicht unbedingt optimal wäre. Vielleicht sollten wir doch noch vor der Rückreise an einen dieser Glücksautomaten gehen und das übrige Kleingeld an einen der „Heiligen“ verschwenden. Allerdings denke ich eher daran, es einem Menschen zu schenken, der es sicher dringender gebrauchen kann.
Mitte September konnten wir endlich den ersten und einzigen Besuch hier in Singapur begrüßen. Die Mamas/Omas wurden heiß erwartet und besonders das Geburtstagskind war happy, dass diese Gäste mitfeiern konnten. Ich konnte endlich meine Qualitäten als Tourguide unter Beweis stellen und die zwei durch Singapur führen. Die ersten beiden Wochen war dies dann auch problemlos machbar, am Ende des Aufenthalts hieß es dann wieder 2-Personen-Regel und wir mussten getrennt laufen oder im Restaurant sitzen. Ja es gelten noch immer strenge Regelungen hier, obwohl es einige Reisemöglichkeiten gibt und Touristen theoretisch einreisen dürfen. Wir haben das Beste daraus gemacht und viel Spaß gehabt. Auch das Mondfestival konnten wir miterleben und in Chinatown die Beleuchtung bewundern. Überall gab es die besonderen Mondkuchen zu kaufen und einige Familien veranstalteten sogar kleine Laternenumzüge mit ihren Kindern.
Und natürlich besuchten wir mehrmals Little India, den Botanischen Garten, Marina Bay, fuhren mit dem Riesenrad und machten die Ducktour. Fotos am Merlion durften nicht fehlen und sich durch die komplette asiatische Küche zu schlemmen geht immer.
Wir nutzten die „Betreuer“ in Haus für eine Mini-Auszeit im berühmten Raffles-Hotel der Stadt. Bevor der Umzugsmarathon auf uns wartete und ohne richtigen Urlaub seit mehr als einem Jahr, ist das notwendig gewesen. Bei dieser Gelegenheit konnte ich für einen halben Tag eine Leica-Kamera ausleihen um ein paar schöne Aufnahmen zu machen. Auch die historische Tour durch das Hotel ließen wir uns nicht entgehen.
Auf der Insel entdeckt man auch nach den vielen Monaten hier noch Neues. Mit der German Association konnte ich eine interessante Tour durch Jalan Besar erleben. Und die Herbstferien an der Schule nutzten wir für weitere Aktivitäten.
Nun versuche ich noch ein paar der Orte zu besuchen, die mir entweder fehlen werden oder die ich noch gar nicht besucht habe. Diwali in Little India ist immer ein Magnet für Fotografen und zusammen mit einer Freundin danach indisches Essen zu schlemmen macht den Ausflug perfekt. Ich hoffe, dass bald alle hier in Singapur wieder uneingeschränkt durch die Stadt ziehen dürfen. Vielen der Wanderarbeiter in den Wohnheimen ist das noch immer nicht erlaubt. Sehr schräg und außergewöhnlich war der Ausflug in den „Vergnügungspark“ Haw Par Villa. Dieser wurde von den Erfindern des Tiger Balsams errichtet und zeigt zum Teil gruselige Figuren und auch Tötungsszenen. Seit Neustem kann man auch noch ein Höllenmuseum besichtigen. Das habe ich mir dann gespart.
Was werde ich vermissen? Das bunte Leben in der Großstadt, die besondere Architketur, den Mix der Kulturen, das Licht und die Wärme natürlich. Auf jeden Fall die neu gewonnenen Freunde, die ich aber hoffentlich irgenwann in Deutschland wiedersehen werde. Vermutlich ebenfalls die vielen Fotomotive, die sich hier mir geboten habe. Die vielen Bilder müssen nun sortiert und in ein Buch gepresst werden. Ein großes Ziel also, denn Indien und China warten ebenfalls noch darauf. Lauter Schätze zum Heben.
Fotos vom Umzug gibt es natürlich auch.
Das Schiff ist bereits unterwegs und der Container wenn alles klappt am 26. Dezember in Deutschland angekommen. Dann heißt es wieder alles auspacken und einrichten.
Ferien auf der Insel
Sieben Wochen Sommerferien galt es zu füllen. Kurz vor dem Start der langen Schulpause zog sich Ella am zweiten Knie eine Verletzung zu, so dass es ein paar Einschränkungen hinsichtlich der geplanten Aktivitäten geben würde.
Hier eine kurze Zusammenfassung unseres Programms:
Nach den anstrengenden Wochen mit Schule, Lernen, Physiotherapie, … war relaxen am Strand angesagt. Sentosa bietet dafür die ideale Basis: Sand, warmes Meereswasser, Palmen und unter der Woche auch Ruhe. Nur Hängematten sind verboten. Unsere mussten wir nach 10 Minuten wieder abhängen. Anscheinend ist es nicht gut für die Bäume.
Auch Steffen hatte ein paar Tage Urlaub genommen und so radelten wir eine weitere schöne Runde durch die Stadt. Ziel war das Kreuzfahrtterminal. Und wir hatten Glück, eines der beiden Schiffe lag vor Anker, um demnächst wieder auf eine Reise ins Nichts zu starten. Es wäre die einzige Option gewesen, eine mal die Insel zu verlassen, ohne danach mit Quarantäne im Hotel bestraft zu werden. Für uns dann irgendwie doch keine gute Option.
Ein bisschen Kunst stand auf dem Plan. Wir Mädels hatten Spaß in der Motion Art Galerie. Auf drehbaren Tischen entstanden aus vielen Farben und Kreativität tolle Bilder. Nach vier Tagen konnten wir diese dann getrocknet abholen.
Die Kultur durfte nicht zu kurz kommen in den Ferien. Zusammen mit Charlotte besuchte ich das Asian Civilisation Museum. Zwei sehr interessante Ausstellungen konnten wir bewundern. In einer Führung wurden uns die Holzdrucke der EDO Periode in Japan näher gebracht und erläutert. Und die Fotos von Russel Wong führten uns ins Reich der Geishas in Tokyo. Ein schöner Nachmittag inklusive köstlichem Essen im Museumscafé.
Zwischendurch hieß es die Stadt erkunden, gemütlich die witzigen Klamotten in der Bugis Street Mall zu bestaunen, Regen in im Arabischen Viertel abwarte, Tüten von Waren aus der Heimat entdecken.
Der Vogelpark fehlte uns noch im Jahres-Abo der vier Zoos von Singapur. Also machten wir uns auf in den Stadtteil Jurong, um ein paar flatternde Exemplare zu entdecken und wurden nicht enttäuscht.
Die Stadt bietet immer noch Ecken, die für uns unbekannt waren. So gibt es einen sehr schönen Yachtclub, der auch Nichtmitgliedern Zugang gewährt. Bei tropischer Atmosphere und einem zauberhaften Sonnenuntergang schmeckte die Pizza umso besser. Mitten im Urlaub beschloss die Regierung wieder strengere Regelungen und wir durften nur noch zu zweit unterwegs sein. Die Restaurants wurden dicht ebenfalls gemacht.
Staycation ist das Balkonien in Singapur, mit dem Unterschied, dass hier viele Hotels extra Angebote anbieten, um ein bisschen Urlaub im eigenen Land zu machen. Wahrscheinlich würden in Deutschland nur sehr wenige Menschen auf die Idee zu kommen, direkt in der eigenen Stadt in einem Hotel Urlaub zu buchen, aber hier war es die einzige Alternative. Reisen immer noch quasi extrem eingeschränkt. Die neue Reiselinie mit Deutschland (Nur für Geimpfte) ist erst seit dem 01.09. buchbar. So nistetn wir uns für zwei Nächte in einem Black-White-Hotel ein und durften wenigstens ein Frühstück im Restaurant genießen. Das zweite dann auf dem Zimmer (wegen Covid).
Zumindest für einen Tag haben wir die Hauptinsel. Eine Fähre brachte uns in 30 Minuten zur Mini-Insel Kusu, bekannt als die Schildkröteninsel. Das kleine Island beitet zwei Strände in kleinen Lagunen, einen schicken Tempel, der den Schildkröten gewidmet ist und ein echtes Fotomotiv darstellt. Die Zeit steht hier still, baden, sonnen, essen, lesen, spazieren, … bis die Fähre hupt und uns zurück auf die große Insel wirft.
Dies und Das – kleine Freuden zwischendurch. Spiele, Knödel ausprobieren, Aquarium einrichten, Olympia schauen. Und die zweite Impfung abholen.
Zum Abschluss der Ferien gab es ein bisschen Wissenschaft zum Bestaunen im Historischen Museum und eine letzte Runde am Strand.
Und Schwups hieß es wieder: Back To School. Am 09. August feierte das Land seinen Geburtstag, in sehr kleinem Rahmen mit ausgewähltem Publikum.
Ein bewegtes Jahr
Meinen kleinen Jahresrückblick gibt es auf der Hauptseite zu sehen oder beim Klick auf diesen Link:
hthttp://lebenrolle.de/?p=9201
Der Goldene Käfig
Indien lehrte mich Geduld & Demut, China lehrte mich was es bedeutet, saubere Luft zum Atmen zu haben und in schwierigen Entscheidungen das Positive zu sehen. Singapur lehrt mich gerade, was es bedeutet, ein ganzes Jahr lang auf einer Insel zu leben und meine Wut über politsche Entscheidungen in Humor zu verwandeln.
Als ich vor unserem Aufbruch in dieses Land den Namen für meine Berichtsseite auswählte, ahnte ich nicht, dass „InSeL LeBeN“ Programm werden wird für nahezu 12 Montate und wahrscheinlich für weitere 6 Monate.
Geografie
Singapur ist ein Inselstaat am südlichen Ende der malayischen Halbinsel. Der Zwergstaat hat eine Gesamtfläche von nur 719 km² und eine Küstenlänge von insgesamt 193 km. Diese Landmasse entspricht ungefähr 2,2 Mal der Größe Bremens. Singapur ist damit nach Macau und Singapur das drittkleinste Land in Asien und das 51st-kleinste Land der Welt. Mit 7.933 Einwohner pro km² ist es nach Macau und Monaco zudem das am dritt-dichtesten besiedelte Land weltweit. Mit einer durchschnittlichen Höhe von nur 15 m über NN gehört es zu den am tiefsten gelegenen Ländern der Welt. Neben der Hauptinsel gehören noch 62 weitere kleine Inseln zum Land. Malaysia ist das einzige direkt angrenzende Nachbarland von Singapur. Die Entfernung zwischen Berlin und der Hauptstadt Singapur beträgt ungefähr 9.940 km. (Quelle: https://www.laenderdaten.info/Asien/Singapur/index.php)
Die Ausdehnung der Hauptinsel Singapur von Ost nach West beträgt 42 Kilometer, von Nord nach Süd nur ca. 23 Kilometer. (Quelle: http://singapur-reiseinfo.de/Geographie/geographie.html)
Flächennutzung
79% Stadtgebiete: | 566 km² |
1% Landwirtschaft: | 7 km² |
23% Wälder: | 166 km² |
0% Wasserflächen: | 10 km² |
Auf einer der kleinen Inseln vor der Stadt waren wir noch nicht, das haben wir uns für die anstehenden Sommerferien vorgenommen. Es sind auch nur 4 Inseln, die man als Einwohner wirklich besuchen kann, die anderen sind für Gewerbe bestimmt oder auf Grund anderer Zwecke nicht zugänglich.
Wir gewöhnten uns schnell daran, immer eine Maske zu tragen (auch wenn es uns oft sinnlos erschien, angesichts 0 Covid-Fällen über Monate hinweg), immer den CheckIn per App an allen Orten zu erledigen, wir genossen die Monate, in denen das Leben hier fast normal schien. Ein Jahr Flipsflops, ohne Jacke nach draußen, den schmuddeligen Herbst und Winter haben wir nicht wirklich vermisst. Die Gruppengröße wurde von 5 auf 8 Personen gesteigert, die Kinder konnten sogar nach einer Zeit wieder Gruppenarbeit in der Schule genießen. Dass Reisen und Besuche von Familie und Deutschland nicht möglich waren, konnten wir nachvollziehen. Schließlich durfte die ganze Welt nicht reisen (mit wenigen Ausnahmen). Alles schien auf weitere Öffnungen hinzudeuten und wir waren guter Hoffnung, den Sommerurlaub vielleicht sogar in Deutschland verbringen zu können. Schon Anfang Mai waren wir fertig geimpft und sind dankbar für diesen Service.
Dann tauchten die ersten neuen Fälle in Singapur auf, am Flughafen, in den Quarantänehotels und schließlich überall ein paar wenige . Die Angst war zu groß, dass sich die Delta-Variante rasend verbreiten würde und die Regierung reagierte hart. Draußen nur noch zu zweit, selbst Familien sollten nicht zusammen rausgehen, eigentlich sollte niemand rausgehen. Die Gastronomie durfte nur noch TakeAway anbieten, und schließlich hieß es Homeschooling. Wir haben diese Maßnahmen nicht immer verstanden und waren wütend, dass viele hier immer noch Impfungen ablehnen, Tests nur in ausgewählten Bereichen gemacht wurden und schließlich die Einreisequarantäne auf drei Wochen angehoben wurde. Jetzt fühlte es sich für uns „Ausländer“ wirklich wie Gefängnis an. Die Vorstellung nach einer Reise zur Familie in Deutschland mit einer dreiwöchigen Quarantäne in einem Hotelzimmer (ca. 9000$ für vier Personen) abschließen zu müssen, hält jetzt die große Mehrheit davon ab, Singapur zu verlassen. Die, die gehen, kommen nicht wieder oder haben keine schulpflichtigen Kinder oder einen Job, der auch von Deutschland aus machbar ist.
Singapur reagierte auch bei der Imfpreihenfolge. In den Ferien der chinesischen Schulen wurden SchülerInnen zum Impfen aufgefordert, auch unsere Schule verschickte diese Woche Anmeldungen zur Registrierung der Kinder. Es gibt jetzt (!) Schnelltests in Apotheken und wenn irgendwo Clusterausbrüche auftreten, werden die Besucher dieser Plätze gebeten, sich kostenlos testen zu lassen. Trotzdem gibt es keine Aussichten, dass sich hier demnächst etwas ändern wird. Selbst, dass die Regierung die Lage nun als epidemisch anerkannt hat und man die Bevölkerung darauf einschwört, mit dem Virus leben zu müssen, ist es schwer, die Hoffnung nicht aufzugeben. Was wir natürlich nicht tun werden, die Flüge für Weihnachten sind gebucht und bis dahin sollte sich das Quarantäneproblem gelöst haben, sonst haben wir ein Problem. Die Kinder müssten dann vom Hotel aus, am Unterricht teilnehmen.
Es folgen einige Aus-und Einblicke unseres Alltags der letzten Wochen:
Marinay Bay Campingsaison eröffnet Kein Andrang beim Apple Store 2 mit Hund Picknick zum Sunset
Genug Covid: es gab auch ein paar schönere Tage
Alte Zeiten Alte Transportmittel Religion LED Blumen LED Zoo Eis heute nur für Kinder Heim der Wanderarbeiter
Alles auf Null bitte!
Genau ein Jahr nach unserem Auszug in Altdorf und zwei Monate bevor unserer Ankunft in Singapur gibt es hier einen Lockdown light (noch). Die Regierung sah sich veranlasst nach dem Auftreten einiger neuer Fälle von Covid die Maßsnahmen für die Bevölkerung wieder zu verschärfen. So sind jetzt alle gastronomischen Einrichtungen für Essen vor Ort geschlossen. Einige Hawkercenter und Restaurants bieten Take Away an, so dass zumindest das weiterhin möglich ist. Die Personenzahl, die sich jetzt im Außenbereich treffen darf wurde von acht auf zwei reduziert. Auch zu Hause dürfen wir jetzt max. 2 Personen pro Tag empfangen. Fitnessstudios und kleine Pools wurden geschlossen. Museen, Freizeiteinrichtungen und auch Shoppingcenter haben geringere Kapazitätslimits erhalten. Seit heute (20. Mai) sind alle Kinder im Homeschooling und Homeoffice ist ebenfalls angezeigt. Die anderen Geschäfte auch die Supermärkte und Friseure sind vorerst noch geöffnet.
Die Maßnahmen gelten vorerst bis zum 13. Juni, die Schulschließungen eigentlich nur bis zum 28. Mai. Dann haben die chinesischen Schulen Sommerferien für einen Monat. Wir gehen aber davon aus, dass unsere Schule eventuell bis zum Start der Sommerferien geschlossen bleibt. Das wäre dann Ende Juni. Die Mädchen hatten sich schon auf die Klassenausflüge gefreut, die für die letzte Schulwoche eingeplant waren. Der Hinweis, dass die Kinder in Deutschland das auch nicht haben werden, ist nur eine kleiner Trost für sie.
Für uns ist eher die Tatsache unangenehm, dass es für Reisende momentan drei Wochen Quarantäne bei Rückkehr gibt. Die weiterhin auch für Geimpfte in einem Hotel gemacht werden muss, natürlich als Selbstzahler und nicht in der eigenen Wohnung möglich ist. Außerdem sind Einreisen momentan für fast alle Länder gestoppt. Es gibt erst ab 05. Juli wieder die Möglichkeit überhaupt eine Einreisegenehmigung zu beantragen.
Viele Schicksale sind uns da schon zu Ohren gekommen, die momentan sehr die Menschen betreffen, die weit entfernt der Heimat arbeiten. Container bereits auf dem Weg nach Singapur, die Familie noch im Heimtaland ohne Möglichkeit der geplanten Einreise. Oder wie bei uns ist ein Umzug in eine Zwischenunterkunft notwendig, bis die Einreise genehmigt wird. Kinder dürfen nicht an der Uni starten, da eine Impfung Voraussetzung dafür ist (USA). Viele der hier arbeitenden Inder können zu keiner Beerdigung ihrer Familienangehörigen ins Land reisen, weil eine Rückkehr nach Singapur dann verweigert ist. Auch sehr viele Helferinnen, die hier in den Haushalten arbeiten haben momentan keine Chance ihre eigenen Kinder oder Familie im Heimatland zu sehen.
Alle geplanten großen Events (Weltwirtschaftsforum, ShangriLaForum) wurden abgesagt. Vermutlich wird es auch keine Formel 1 dieses Jahr hier geben. Die Zahlen sind nicht sehr hoch und durch die strengen Maßnahmen werden sie sicherlich bald sinken. Denoch zeigt sich, dass selbst hier ein Covid-Null-Plan nicht funktioniert. Dafür müsste sich Singapur dauerhaft in der gerade praktizierten Weise abschotten, was ebenfalls keine Lösung ist, wenn viele Unternehmen ausländlische Arbeitskräfte verlangen. Allein der Bausektor hat im letzten Jahr 300.000 Arbeiter ins Land gespült, die hier neue Wohngebiete hochziehen oder das U-Bahn Netz erweitern.
Bevor der kleine Lockdown startete war ich noch ein bisschen mit der Kamera unterwegs. Das ist momentan immer noch möglich und steht weiterhin einmal pro Woche auf dem Plan. In der Blair- und Evertonstraße stehen noch sehr viele gut erhaltene Stadthäuser, die ich mir einen Vormittag lang anschaute. Bei 34 Grad und gefühlten 43 Grad (Luftfeuchte) eine schweißtreibende Angelegenheit.
Einen Frauenausflug in den wilden Nordwesten der Stadt konnten wird auch noch in größerer Anzahl unternehmen. Das Bollywood Restaurant fahren wir sonst meistens mit dem Rennrad an, um zu Frühstücken. Mit den Freundinnen ging es im Taxi zu diesem besonderen Platz. Die Besitzerin ist eine kleine Revolutionärin und hat auf dem gesamenten Arial lustige Protestschilder aufgestellt. Sie hat indische Wurzeln und sich hier ein kleines Paradies erschaffen. Alle sind Willkommen und besonders für Frauenrechte setzt sie sich ein. Wir hatten das Glück die Frau live zu erleben, als sie mitten beim Essen ins Lokal kam, um eine kleine Geburtstagsrede für eine Gästin (82) zu halten. Nicht ohne ein paar streitbare Worte an alle im Lokal zu richten. Die Regierung mag sie jedenfalls nicht besonders, was wahrscheinlich auf Gegenseitigkeit beruht.
Wir genießen die nahen Naturerholungsmöglichkeiten hier sehr. Der sogenannte Green Corridor verläuft auf der alten Bahnstrecke nach Malaysia und wird am Wochenende von Massen bevölkert. Wanderer und Radfahrer teilen sich den Weg, der immer wieder über die alten Eisenbahnbrücken führt, teilweise durch dichten Wald oder direkt an Wohngebieten entlang. Auch wir machten uns zu einer kleinen Wandertour im Regen und Radtour bei Sonnenschein auf. Unter der Woche ist es ruhiger.
Auch der Botansiche Garten ist ein bei uns und sehr vielen anderen Singapurern beliebtes Ausflugziel, am Sonntag tummeln sich hier besonders die vielen Helferinnen und genießen ihren freien Tag zusammen bei Picknick oder Karaoke, manche Tanzen auch für TikTok :-) Wir finden dennoch immer ein ruhiges Plätzchen und haben sogar eine kleine Eisdiele entdeckt, die sehr erfrischendes Mangoeis anbietet.
Aus den Augenwinkeln entdecke ich sehr oft beim Radfahren Ziele, die ich dann an einem anderen Tag gerne mit der Kamera entdecken möchte. So fiel mir eine ziemlich hohe Pagode auf, die hinter einer Mauer stand. Die Karte zeigte dort ein Kloster an und einen großen Tempel. Mit dem Bus machte ich mich auf, um diesem Gebiet einen Besucht abzustatten. Das Lian Shan Shuang Lin Kloster ist eine sehr große Anlage mit zahlreichen Gebäuden, wunderschönen Bonsaibäumen und einem Tempel. Ein Teil wird gerade renoviert, aber die offen zugänglichen Teile konnte ich mir in Ruhe anschauen. Die Gebtshalle des Tempels mit ihrer hohen Decken ist sehr beeindruckend und beherbergt eine Vielzahl an Statuen und Abbildungen aller möglichen buddistischen Gottheiten. Die Gläubigen bringen auch hier haputsächlich Räucherstäbchen zum Beten mit oder kaufen diese am Schalter direkt am Eingang. Auch andere Gaben werden auf den Altären abgelegt. Interessant fand ich die zwei großen Pferdestatuen, die eine Gottheit bewachten. Die sind mir dann auch noch einmal vor einem anderen kleinen Tempel dort in der Nähe aufgefallen.
Mit den Rennrädern lässt sich Singapur ganz gut erkunden, auch wenn wir nach gut einem Jahr fast alle Routen gefahren sind, die bei der Hitze machbar sind. Ab und zu entdekcen wir noch neue Plätze oder fahren diese gezielt an. Aber auch bekannte Stationen sind immer wieder schön und eine Radtour wert.
Der Alltag hält trotzdem immer wieder etwas bereit und wir geben die Hoffnung nicht auf, dass es auch hier wieder Lockerungen geben wird. Singapur kann sich nicht vor der Welt abkapseln, die Regierung muss einen Weg finden, mit dem Virus leben zu können.
Osterferien inkl. Notaufnahme
Es war schon irgendwie zu erwarten, zu lange ist der letzte Besuch in der Notaufnahmen für unsere Jüngste her. Aber gleich zwei große Arztbesuche in den Ferien muss dann eigentlich nicht sein. Zu Beginn mussten zwei Zähne raus, die von einer mittlerweile wohl sehr verbreiteten Krankheit porös waren, keine schöne Angelegenheit und unangenehm. Aber die Wunden heilen schnell und der Kieferorthopöde kann nun sein Werk vollenden.
Den letzten Ferientag genossen wir mit Freunden am Strand auf Sentosa und waren schon in Aufbruchstimmung, als Ella sich beim unglücklich Fallen vom StandUp Paddelboard ins Wasser die lineke Kniescheibe ausrenkte. Was für ein Anblick und was für Schmerzen. Glück im Unglück: die Freunde hatten ein sehr großes Auto dabei und wir könnten sie sofort ins Krankenhaus bringen. Unter Schmerzmitteln und leichter Narkose wurde das bein wieder gerade gezogen und geschient. Jetzt heißt es eine Woche Krücken und vermutlich keine Schule, Sport ebenfalls ausgesetzt für längere Zeit. Manche kleine Wesen ziehen das Pech irgendwie an.
Wenigstens konnten wir in den Ferien auch einige schöne Ausflüge unternehmen. Unser Jahresabo im Zoo nutzten wir für einen Besuch der River Safari, einen Teil des Zoos, in dem es um Leben an den Flüssen der Welt geht. Viele Wassertiere können dort bestaunt werden, aber auch die beiden Pandabären haben dort ihre Gehege. Der jetzt fast tägliche große Regenschauer traf uns erst, als wir gerade fertig waren. Manchmal haben wir auch Glück :-)
Zu einem kleinen Fotoausflug machte ich mich allein auf den Weg. Mitten in der Stadt gibt es einen muslimischen Friedhof, der noch nicht eingeebnet wurde. Es finden zwar keine Beerdigungen mehr dort statt, aber das Gelände ist frei zugänglich. Direkt hinter einer Bushaltestelle, zwischen Hauptverkehrsstraße und Wohnblocks betritt man dort irgendwie eine andere Welt.
Radfahren stand ebenfalls wieder auf dem Plan. Die Routen wiederholen sich so langsam, Singapur ist nicht sehr groß und somit kommt man mit dem Rad ab und zu mehrfach an den Schauplätzen vorbei. Aber ein Blick aufs Meer am frühen Morgen ist immer wieder toll und ein lohnendes Ziel. Die Auswahl an Cafés gigantisch, da kann man manche Strecken öfter fahren.
Einige kleine Fotoausflüge führten mich unter anderem zum letzten Kampong Singapurs. So hießen hier früher die Stadtteile, eine Art Dorf mit mehreren Häusern, dazwischen war meistens wilde Natur, bis die große Besiedelung begann. Die letzte historische Ecke wird zum Teil noch bewohnt. Die Bewohner gewähren den Zugang und sind sehr freundlich und auskunftswillig. Die Bebauung rückt mittlerweile dieser kleinen Oase auf die Pelle, es bleibt zu hoffen, dass sie vielleicht erhalten werden kann, und sei es als Freilichtmuseum.
In der Nähe dieses Gebietes liegt auch der japanische Friedhof, dem ich ebenfalls einen Besuch abstattete. Dort blühten wohl gerade die Bougainvillea-Blüten in voller Pracht. Dieser Friedhof wurde 1891 von drei Bordellbesitzern errichtet, um den vielen in Singapur arbeitenden japanischen Prostituierten eine würdige Bestattung zu ermöglichen. Auch viele andere Japaner, die in Singapur lebten oder als Matrosen, Soldaten oder im Gefängnis verstarben, fanden hier eine letzte Ruhestätte. Seit 1947 finden keine Bestattungen mehr statt, er wird als Gedenkpark erhalten.
Buddhistische Feste werden hier in Singapur ebenfalls gefeiert und trotz Corona kann man ein wenig miterleben, wie Buddhisten dieses Feiertage zelebrieren. Das Soonkran Festival fand zwischen 13. und 15. April statt. Es wird auch das Blumenfest genannt und gefeiert wird der Beginn des neuen Jahres. Vor allem in Thailand wird dieses Fest groß gefeiert, aber auch in den anderen asiatischen Ländern. Hier begannen die Festivitäten schon eher, am 01. April staunte ich nicht schlecht, über die lange Schlange vor dem buddhistischen Tempel mitten in der Stadt. Blumen und andere Gaben wurden vor dem Tempel zum Verkauf angeboten.
In den Ferien fahren hier einige mit dem Kreufahrtschiff ins Nirgendwo, wieder andere buchen sich in eines der schicken Hotels ein, um ein bisschen Urlaubsstimmung zu haben. Wie genießen Singapur noch ohne diese Möglichkeiten. Das erste Jahr hier neigt sich so langsam schon wieder dem Ende entgegen. Aber es gibt immer noch Alternativen für uns, um unbekannte Ecken zu entdecken oder bekannte Ecken zu genießen. Hier auch eine kleine Auswahl an Kuriositäten, die mir immer wieder über den Weg laufen. Diese sind auch sehr wertvoll für meine Fortbildung, die ich seit Mitte März begonnen habe. Zum Thema Interkulturelle Kompetenz gibt es hier Beispiele an jeder Ecke, die mich oft genug daran erinnern, nicht alles mit der „typisch deutschen Sichtweise“ zu betrachten.
Ein schöner Abschluss für die Ferienwochen: Besuch der kleinen Leuchtturmes an der Westküste. Im Bistro dort gibt es übrigens einen Roboter-Kellner, der Besuch lohnt sich also nicht nur für den schönen Sonnenuntergang, sondern auch zum Staunen, was alles noch auf uns zu kommt, mit der schönen neuen Technikwelt.
Alle scharren mit den Füßen
Schon ist der März angerauscht und die Osterferien nicht mehr weit. Der Witz unter gefühlt allen Bekannten hier: Und was macht ihr in den Ferien? Normalerweise heißt es in Singapur eher: Und wo fliegt ihr hin in den Ferien? Flugreisen sind für die 2. Jahreshälfte angekündigt. Keine Ahnung, ob das ernst gemeint und machbar ist oder ob das eher ein Berühigungsmanöver für alle auf der Insel Eingesperrten ist. Wir würden uns sogar schon über eine Bootsreise nach Malaysia oder einer der Inseln in der Nähe freuen. So bleiben vorerst weitere Entdeckungstouren in der Stadt, Staycation (Hotelübernachtungen vor Ort) oder eine Kreuzfahrt ins Nowhere. Letzteres ist keine Option für uns.
Zur Abwechslung habe ich eine Weiterbildung an der Uni in Jena begonnen, die mich in den nächsten sechs Monaten mit Wissen zum Thema „Interkulturelle Kompetenz“ beschäftigen wird. Insgesamt sind wir 17 TeilnehmerInnen rund um dem Globus verteilt. Das erste Onlinemeeting fand 14 Uhr deutscher Zeit statt, die Teilnehmerin aus Kanada saß quasi am Frühstückstisch und ich eigentlich schon in Nachtstimmung. Zum Glück vergingen die 3 Stunden wie im Flug und ich freute mich sehr, so viele neue interessante Leute kennenzulernen. Die Vorlesungen sind zum Glück alle online jederzeit abrufbar und so kann ich in Ruhe studieren und darauf hoffen, dass es nicht nur Nachtmeetings geben wird.
Es gibt noch einige Fotos von den letzten Fototouren zu bearbeiten und auszuzwählen. Diese werden dann wie immer auf der Hauptseite zu sehen sein. Noch bieten sich viele Ausflugsziele gerade für mich und meine Kamera(s). Ich freuen mich über Nachrichten von meinen Mitlesern. Gerne an: mail@thoss4you.de
Licht in der Stadt
Das neue chinesische Mondjahr ist gestartet, anders als üblich. Keine Drachentänze, keine Paraden, keine Festivitäten und kein Feuerwerk. Immerhin gab es trotzdem genug zu bestaunen, Dekoration, Lampions, rot in allen Ausführungen und viele Menschen in Chinatown. Zuviel für die Regierung, die Beleuchtung wurde an den Festtagen daher ab 19 Uhr abgeschaltet, in bestimmte Straßen war der Zugang reglementiert und es gab auch Strafen für Ladenbesitzer, die sich nicht mehr um die Abstandsregelungen oder die Registrierung der Kundern bemühten. Mit der Kamera war ich trotzdem eine paar Mal in diesem Stadtviertel. Wer die Bilder sehen möchte, kann gerne hier klicken: http://lebenrolle.de/?p=8434
Zuvor besuchte ich die Serangoon Road, die durch Little India führt und in deren Seitenstraßen sich einige schmuckvolle Tempel befinden. Bei wieder heißen Temperaturen braucht man dann schnell eine Abkühlung mit Eiskaffee und zu einem leckeren Prata sage ich auch nicht nein.
Das Neujahrsfest ist mit einigen Traditionen verbunden, die wir auch aus Peking noch gut kennen. Eigentlich sehr viel Feuerwerk, das aber aufgrund der Pandemie ausfallen musste. Privates Feuerwerk ist seit Jahren schon verboten in Singapur. Verwandten, Freunden, Kollegen oder auch Helfern im Haushalt, der Lieblings-Verkäuferin im Supermarkt oder dem Gärtner überreicht man traditionell rote Geldumschläge (Hong Bao) mit Geldsummen. Diese werden von vielen Geschäften oder Banken sogar kostenlos verteilt. Aber es gibt natürlich auch welche zu kaufen, in großer Auswahl mit lustigen Motiven oder in edler Form. Einen ganzen Stapel habe ich diese Woche aus dem Papiermüll geholt, kann ich ganz wunderbar zum Basteln verwenden. Das verschenkte Geld darf gerne neu sein, viele holen sich diese extra bei den Banken ab, es bilden sich oft lange Schlangen vor den Filialen. Beim Verschenken sollte dann strikt auf die richtige Geldsumme geachtet werden. Diese sollte keine 4 enthalten, die brings Unglück. Eina 8 wäre besser, die gilt den Chinesen als Glückszahl. Dekoration gibt es um die Tage des Festes reichlich zu kaufen. Rote Lampions, Spruchbänder, dieses Jahr Kühe in allen Varianten. Girlanden, Kirschblütenzweige (aus Plastik oder echt), Mandarinenbäumchen und natürlich ausreichend Essen für die Bewirtung der vielen Gäste. Zum Glück feiert man gleich mehrere Tage, da konnte man in diesem besonderen Pandemiejahr auf die vorgeschriebenen max. acht Gäste achten.
Wir waren zum Reunion-Dinner bei Freunden eingeladen, es gab reichlich und wir durften einer nur in Singapur berühmten Tradition namens Lo Hei bewohnen. Dazu werden sehr viele verschiedene Zutaten bereit gestellt, die alle eine Bedeutung haben. Diese werden dann nach und nach dem Salat zugegeben und alle Gäste vermischen diesen mit Stäbchen, dabei sollten die guten Wünsche fürs neue Jahr lauf ausgeprochen werden und die Zutaten möglichst hoch in die Luft geworfen werden. Eine herrlicher Spaß, der Salat schmeckt übrigens sehr gut. Es gibt fertige Pakete zu kaufen, wer sich wie Sabine die Mühe macht, alles selbst herzustellen und zu verfeinern, hat den Applaus auf seiner Seite. Eine andere Bloggerin aus Singapur hat die Zutaten des Salates näher beschrieben: https://abenteuer-singapur.blogspot.com/2021/02/lo-hei.html?fbclid=IwAR3eQHQSZnDmMJ749Ls7AGuZNu7er618A3KM1H0iaMqbbYyyajbTAu5c66U
Auch ein bisschen Radfahren musste sein. Immer wieder schöne Momente am Morgen, wenn das Licht das Herz höher und die Temperaturen das Herz tiefer schlagen lassen. Singapur macht vom Rad aus betrachtet sehr viel Spaß.
Die Deutsche Schule hatte sogar eine Woche Ferien für unsere Kinder im Ärmel. Endlich wieder ausschlafen.Zeit für gemeinsame Unternehmungen. Die Lichtshow an den berühmten künstlichen Bäumen wollten wir uns schon länger anschauen. Jetzt „hakten“ wir diesen Programmpunkt endlich ab.Erstaunlich wenig Zuschauer waren an diesem Abend dort und wir konnten die Musik-Licht-Show stressfrei genießen. Wahrscheinlich nicht zum letzten Mal. Außerdem wollten wir die Lichtspiele an der Nationalgalerie und den Nebengebäuden nicht verpassen. Viele Zuschauer nutzten die große Wiese davor für ein abendliches Picknick.
Unsere erste Wanderung führte uns durch die Feuchtgebiete im Norden von Singapur. Dort locken einige schöne Pfade in verschiedenen Parks mit Flora und Fauna. Allerdings ist Wandern bei tropisch heißen Temperaturen nicht wirklich entspannend, wenigstens waren keine Mücken unterwegs.
Das Winterwetter mit tiefen Temperaturen der letzten Wochen in Deutschland verbunden mit viel Schnee und Eis verfolgten wir im Radio und Fernsehen. Nach gut acht Monaten hier sehnen wir uns ab und zu nache ein bisschen natürlicher Abkühlung. Aber ich kann nicht leugnen, dass so ein Dauersommer auch seine Vorteile hat. Mütze und Schal sind eingelagert. Strickjacken oder Pullover brauchen wir nur in extrem klimatisierten Räumen (Shopping-Malls, Schule, Bürogebäude, manche Restaurants, Zahnarzt, Krankkenhaus). Den Strand quasi vor der Haustüre zu haben, hatten wir uns in Deutschlandf oft gewünscht. Daher nutzen wir die Gelegenheit jetzt öfter und besuchen Sentosa. Dort gibt es neben Strand auch viele Aktivitäten, die sonst immer von den vielen Touristen belagert sind. Jetzt nutzen es die Singapurer und wir um so mehr, wenn es keine lange Schlangen gibt und ab und zu sogar Rabatte für uns. Wir fühlten uns also neulich wie Touristen und fuhren mit der Gondel auf den Insel (Tickets hatten wir schon in der Quarantäne gekauft), jagten mit Rennautos die Straßen wieder hinunter. Ein Sessellift brachte uns wieder nach oben. Was für eine Gefühl ohne Ski an den Füßen und Schnee unter uns, über die Bäume zu schweben.
Wir werden wohl noch Moanate ohne Besucher und ohne eine Möglichkeit zur Ausreise und unproblematischer Wiedereinreise hier bleiben. Wir machen das beste daraus und hoffen darauf, dass die Impfungen bald weltweit für Entspannung sorgen. In dieser Woche gab es einen schweren Autounfall in der Stadt, fünf junge Männer zwischen 26 bis 29 Jahren rasten durch eine kurvige Straße, verloren die Kontrolle und krachten in ein Shophouse. Das Fahrzeug ging in Flammen auf, keine Chance für die Insassen. Die Freundin des Fahrers zog sich bei dem Versuch zu helfen schwere Verbrennungen zu. Ein Drama für alle Hinterbliebenen. In einem Park der Stadt wurde eine 38 Jährige Frau von einem Baum erschlagen, der plötzlich auf den Weg fiel. Auch für sie gab es keine Rettung.
2021 – abgekühlt durch den Januar
Fast ist der Januar schon wieder vorbei, ich mochte die sehr angenehmen Temperaturen, die das regenreiche Wetter mitbrachte. Da hatte ich sogar Lust auf eine Tasse Tee (ohne Eiswürfel). Jetzt steigen die Temperaturen schon wieder und die Hitze steht quasi vor der Tür.
Einen kleinen Fotoworkshop gab es jetzt auch endlich. Offiziell darf ich keine kostenpflichtige Kurse geben, da es momentan eher schwierig ist, eine Genehmigung für Selbstständigkeit zu erhalten. Aber da bin ich noch nicht am Ende meiner Bemühungen, denn die begeisterten Teilnehmerinnen bestärkten mich dranzubleiben mit diesem Vorhaben.
Eine köstliche Tour stand für mich auf dem Programm. Steffi und James führten uns durch drei Hawkercenter und den dort zu findenden Leckereien, die man sich sonst vielleicht nicht traut, zu kosten.
Es gab gefüllte Teigtaschen, Klebreisvariationen, Kaffee vom „Hawker-Starbucks“, fritierte Krabben, Frühlingsrollen, Süßigkeiten und Schabeis mit Bohnen, Pudding und Zuckersirup. Danach war ich satt bis zum Abend, auch die Familie durfte ein paar der Köstlichkeiten versuchen. Ondeh Ondeh war Ella schon bekannt. Charlotte ist jetzt Bubbleteefan, den gibt es hier überall recht günstig und die Bestellungsvarianten ähnlich der großen Kaffeekette.
Noch mehr Fotos von der Food-Tour gibt es übrigens hier zu sehen: http://lebenrolle.de/?p=8117
Die ganze Stadt bereitet sich auf das Chinesische Neujahrsfest vor. Wie damals in Peking wird überall geschmückt. Besonders die Farbe Rot dominiert, aber auch Kirschblüten und Orangenbäumchen sieht man im Stadtbild. In den Geschäften erhält man nur noch rote Tüten und viele Läden locken wieder mit Sonderverkäufen und Rabattaktionen.
Unsere sonntäglichen Radtouren konnten wir nach der Regenperiode jetzt endlich wieder starten. Noch finden wir Routen, die neu sind, aber sicherlich wird es in den kommenden Monaten Wiederholungen geben. Die Insel ist überschaubar, vielleicht müssen wir dann auf Wanderungen ausweichen :-)
Kulturelles durfte ich bei einer zweiten Tour im Asian Civilisation Museum erleben. Dort gibt es eine große Buddha-Ausstellung und dank unserer kompetenten Tourleiterin konnten wir die Entstehungsgeschichte des buddhistischen Religion an den dort ausgestellten Exponaten und der Ausführungen von Ulrika sehr gut nachvollziehen.
Auf meinen Streifzügen durch die Stadt fallen mir immer wieder verschiedenen Motive ins Blickfeld, die hier Alltag sind.
Ein Neues Jahr
Singapur begrüsst das Neue Jahr bunt und auch ein bisschen laut. Das Feuerwerk am Silvesterabend wurde auf mehrere Stadtteile verteilt, so dass sich nicht alle Menschen an der Marina Bay versammeln. Wir genossen einen Abend vorher die schönen Lichtspiele, die mittels Projektion auf den Merlion, das Fullerton Hotel und als großer Lichtkegel dort zu sehen waren. Ein kleines Silvesterfeuerwerk ganz ohne Böller und Knallerei – geht auch gut.
Seit dem 28. Dezember dürfen wir uns jetzt zu Acht draußen oder im Restaurant treffen oder acht Personen nach Hause einladen. Das war zum Jahresausklang die signifikanteste Lockerung der weiterhin strengen Maßnahmen gegen die Pandemie. Trotzdem beschweren wir uns nicht, die Silvesterparty bei Freunden fühlte sich dann wirklich wie eine Party an, obwohl wir sogar nur 11 Personen waren.
Bevor ins Neue Jahr gerutscht sind feierten wir gemütlich zusammen Weihnachten. Morgens um 5 Uhr starteten wir zu zweit zu einer kleinen Radrunde, bei 26 Grad, hat man auch nicht jedes Jahr so ein Erlebnis. Ein bisschen Heimatgefühle zumindest was das Essen an diesem Tage angeht holten wir uns im Paulaner und die Familie wurde dann zur Bescherung und Nachtisch per Skype Videokonferenz ins Wohnzimmer gebeamt. Es war trotz der weiten Entfernung sehr schön, alle gesund und lustig zumindest am Bildschirme dabei gehabt zu haben,
Damit die Beine etwas zu tun bekommen, radelten wir noch mit den Nachbarn eine Runde zwischen den Tagen. Eine gute Entscheidung, danach ging es mit viel Regen ins neue Jahr, der sogar für einige Überschwemmungen im der Stadt sorgte.
Ein bisschen Familienferienprogramm stand auch noch auf dem Plan. Das Trickeyemuseum auf Sentosa ist für eine gute Stunde ein herrlicher Spaß. Gerade jetzt wo keine Touristen hier sind wollen wir diese Gelegenheiten nutzen, ein paar der vielen Attraktionen in der Stadt zu besuchen ohne lange anstehen zu müssen. Allerdings hatten wir den Sonntag eher ungünstig für einen Besuch gewählt, denn das Museum liegt auf Sentosa, dem Ausflugsziel sehr vieler Menschen gerade am Wochenende. Es lockt nicht nur die vorgelagerte Shoppingmall, sondern auf Strand und gutes Wetter.
Wenn am 11. die Schule wieder beginnt, dauert es nicht mehr lange und es wird wieder Trubel in der Stadt geben. Das Chinesische Neujahrsfest steht schon in den Startlöchern. Am 12. Februar wird das Jahr des Ochsen / Büffel eingeläutet. Überall wird schon geschmückt und ganz Chinatown leuchtet rot. Viele Chinesen leben in Singapur und diese feiern ihr Neues Jahr mit dem gleichen Enthusiasmus wie wir Silvester. Privates Feuerwerk ist dann weiterhin verboten (schon lange hier in Singapur) aber alle anderen Rituale wird es sicher wieder geben.
Weihnachtsferien
Seit Donnerstag sind hier die Ferien für die Mädchen eingeläutet. Nach vielen Tests und einigen kleinen Weihnachtsevents (Wichteln, Klassenfoto, Geschenke für die Lehrerinnen) freuen sie sich auf drei Wochen Freizeit.
Die Regenzeit hält uns weiterhin im Griff, für genießen die etwas kühleren Temperaturen. Wenn es regnet dauern die Schauer meistens nicht sehr lang. An einer schöne Tour im Stadtteil Tiong Bahru, die von der Deutschen Gesellschaft organisiert wurde, konnten wir zu zweit teilnehmen und einen kleinen Ausschnitt der Geschichte das jungen Landes erfahren.
Einen weiteren Geburtstag feierten wir hier im Tropenstaat. Meinen :-)
Mit einer Freundin zog ich durch Chinatown, um einige Tricks und Tipps zum Thema „Bewegte Kamera“ weiterzugeben. Wir hatten richtig viel Freude, immer wieder neue Motive zu entdecken und einzufangen. Die Serie ist hier zu sehen: http://lebenrolle.de/?p=7806
Das Hawkercenter Lau Pa Sat kannten wir noch nicht. Normalerweise ein echter Touristenmagnet. Jetzt treffen sich hier dennoch viele Hungrige, um die Satayspieße an einem der vielen Stände zu probieren. Zwischen den Hochhäusern wirkt diese kleine im viktorianischen Stil erbaute Markthalle wie ein Relikt aus alten Zeiten. Es wird sogar eine Straße vor der Markthalle extra abgesperrt, um Tische und Stühle aufstellen zu können. Der Abend zog sich in die Länge und wir verpassten die momentan an der Marina Bay gezeigte Lichtinstallation um eine halbe Stunde. Da werden wir uns wohl demnächst noch einmal auf den Weg machen.
Adventszeit – Bastelzeit – Backzeit – auch bei uns im Haus.
Bei der letzten Radtour kamen wir an zwei sehr schönen Tempeln vorbei. Die werde ich noch einmal mit der Kamera besuchen. Gerade an den Sonntagen sind diese sehr gut besucht.
Im Viererpack besuchten wir das ArtSience Museum, welches schon von außen eine Pracht ist. Das strahlend weiße Gebäude in Form einer Lotusblüte wurde 2011 eröffnet und vom Architekten Moshe Safdie designt. Auch innen ist der sehr speziell und bietet immer wieder neue Ausstellungen zu verschiedenen Themen. Momentan werden drei gezeigt, Future World – eine große begehbare Blumenwiese, die sich auf Berührung der Besucher verändert, Mitmachmalerei erscheint nach dem Einscannen im digitalen Aquarium, Leuchtbälle zum rumkugeln, eine Spiegel- Leucht-Installation und einiges mehr. Beeindruckend die Fotografieausstellung mit jungen Künstlern aus Singapur. Bedrückend die Ausstellung „Planet Or Plastic?“ von National Geographic.
Den 4. Advent feiern wir gemütlich mit echtem Stollen aus dem Vogtland. Auch Plätzchen in mehreren Varianten und sogar von lieben Freundinnen lagen bereit. Wir telefonieren mit unseren Lieben in der fernen Heimat. Dort ist die Pandemielage wieder so schlimm und wir wünschen uns, dass sie alle an die Regeln halten, damit es bald wieder mehr Freiheiten gibt.
Pandemie im Griff
Auf den Punkt gebracht! Diesem Artikel ist quasi nichts mehr hinzuzufügen. Seit Montag stellt die Regierung wieder pro Person zwei kostenlose Masken zur Verfügung. Bis ein Impfstoff hier verteilt wird, geht wahrscheinlich noch ein halbes Jahr ins Land, also habe ich neue Masken besorgt. Die Kinder haben sich genau wie wir an das Tragen der Dingern gewöhnt. Auch in der Schule, den ganzen Tag. Und draußen bei meistens über 30 Grad ebenso. Und ja, wir haben außer Singapur noch kein anderes Land besuchen können, auch wenn das zum Plan gehörte. Die Hoffnung geben wir noch nicht auf, dass Reisen zumindest hier in Asien bald auch möglich sein wird. Bis dahin genießen wir den „goldenen Käfig“ und die Radtouren durch die Stadt oder demnächst unsere erste Kajaktour im Dezember.
Wenn es im Dschungel nach Schokolade riecht ist bald Weihnachten
Sonntag – Radtag, zumindest versuchen wir diese neue Tradition aufrecht zu halten. In Singapur ist die kleine Regenzeit angekommen, die wohl meistens im Dezember und Januar Niederschläge bringt und einhergeht mit etwas niedrigeren Temperaturen. Also machten wir uns am heutigen 1. Advent um 7 Uhr auf den Weg in Richtung Nord-West. Die Runde kannten wir bereits, aber die Nachbarn noch nicht. Am Eingang zum Kranji Coastal Nature Park stand in dann vor diesen schönen Blüten, die einen zarten Schokoladenduft verströmten. Wahrscheinlich eine Kakaopflanze.
Nach knapp 50 km am Ende auch wieder heißen 31 Grad freuten wir uns darauf, die erste Kerze anzuzünden und ein paar der Weihnachtsplätzchen zu verspeisen.
Überall in der Stadt wird jetzt fleißig die Weihnachtsdekoration aufgebaut. Auch Bäume gibt es in den Gärtnereien und am Straßenrand zu kaufen. Wir haben uns gegen einen Weihnachtsbaum entschieden und stattdessen einen kleinen immergrünen Strauch im Topf gekauft. Der wurde mit Lichterkette und Anhängern verschmückt, kann dann nach Weihnachten auf dem Balkon seine Blüten wieder zeigen und vermutlich wachsen. Dann haben wir auch 2021 noch etwas von ihm.
Lebkuchenplätzchen wurden bereits gebacken. Hier gibt es alle Zutaten zu kaufen und ohne unsere große Ausstechersammlung gehen wir nicht in die Ferne. Die leistet auch in der Ferne gute Dienste um diese Jahreszeit.
Bei dem vielen Backen (auch von Brot) müssen die Vorräte ständig nachgefüllt werden. Manchmal erreiche ich die Läden nicht mit dem Rad, womit ich sonst meine Einkäufe erledigen kann. Als mir dann dieser kleine „Kartoffelmercedes“ vor die Nase kam, gönnte ich mir ein vorzeitiges Geschenk.
Für Ella ging letztens ein kleiner Traum in Erfüllung. Sie durfte einen Dackel am Strand treffen. Max erwies sich als lieb und guter Schwimmer. Der Hundestrand ist einer der schönsten auf Sentosa und gerade am Wochenende immer rege besucht. Viele große und kleine Vierbeiner alles Rassen tummeln sich vergnügt im Wasser und Sand, um danach wie Schnitzes auszusehen. An der Straße gibt es dann nicht nut für die Besitzer duschen, sondern auch für die Hunde. Die Taxifahrer freut das bestimmt ebenfalls, wenn der Sand vorher abgespült wird.
Außerdem wollten wir schon immer ein Laufband-Sushi-Restaurant ausprobieren. Zufällig entdeckten wir eins bei der letzten Einkaufsrunde. In Japan sind diese Lokale schon lange verbreitet, irgendwann wurden sie auch in einigen Großstädten in Deutschland eröffnet. Wir hatten nie die Gelegenheit, eins zu besuchen. Spontan bekamen wir zwei Plätze und ließen uns von den kontinuierlichen kleinen Köstlichkeiten inspirieren. Für 1,50 $ bekommt man einen der Teller, die entweder mit Sushi, Seetangsalat, rohem Fisch auf Rettich, Suppe oder kleinen Desserts bestückt sind. Am Ende werden die Teller gezählt, man geht an die Kasse uns bezahlt. Inklusive ist Sojasoße, Wasabi und Tee. Dafür gibt es an jedem Platz einen kleinen Wasserhahn für heißes Wasser. Ist zwar nicht die übliche Restaurantatmosphere aber für den kleinen Hunger oder die Mittagspause eine gute Idee.
Kultur gibt es zumindest für mich immer wieder, diesmal besuchte ich das Asian Civilisation Museum in der Stadt. Eine der Mutter aus Charlottes Klasse hat sich dort zur Museumsführerin weiterbilden lassen und bot uns eine kostenlose Tour zum Thema „Handel“ an. Die gut 90 Minuten vergingen wie im Flug, hoch interessante Exponate erklärte sie für uns, 1200 Jahre altes Steingut vom Meeresgrund und Keramik aus den Zeiten der Tang Dynastie. Im Januar wird sie uns dann eine Tour zum Thema „Buddhismus“ anbieten und vielleicht auch das eine oder andere Ausstellungstück in der neuen Sektion „Mode & Schmuck“ vorstellen.
Die Regenzeit hier in Singapur ist nicht zu vergleichen mit dem Monsun damals in Indien. Dort kam der Regenguss immer pünktlich gegen 17 Uhr :-)
Hier in Singapur gibt es immer wieder Gewitter, der sehr heftig sind und sehr viel Regen mitbringen. Manchmal zieht die schwarze Wolke innerhalb von 20 Minuten heran und alles steht unter Wasser. Ein Schirm reicht da meistens nicht, am besten unterstellen und warten, es zieht schnell vorbei. Die Kinder mussten erst zwei Mal nasse Füße bekommen, um endlich daran zu denken, einen Schirm in den Schulrucksack einzupacken. Nasse Schuhe, die nach dem Trocknen müffeln, lassen sich dann prima mit ein paar Teebeuteln in einer Plastiktüte im Gefrierschrank behandeln. Die Wäsche muss jetzt öfter in den Trockner, da es auf der Leine wegen der hohen Luftfeuchte zu lange zum Trocknen braucht. Auch die Insekten freuen sich über den Regen und erfreuen besonders die Bewohner in den unteren Stockwerken mit ihrem Besuch. Meine Nachbarin fand neulich ein besonders großes Exemplar einer Kakerlake in ihrer Waschmaschine. Die suchte wahrscheinlich Zuflucht vor dem Räuchermann, der jetzt öfter kommt und alles einnebelt mit seinem giftigen Rauch. Die Kaki war nach der Waschung tot aber noch im Ganzen, praktisch zum Entsorgen.
Allen einen schöne Adventszeit. Wir freuen uns auch über elektronische Post an mail@thoss4you.de – im nächsten Beitrag berichte ich dann von der aktuellen Covid-Lage hier in der Stadt.
Drei Stunden in der Hitze
Das Wetter in Singapur ist eigentlich nicht wirklich ein Gesprächsthema. Es ist einfach immer warm und feucht. Es regnet immer mal wieder, irgendwo in der Stadt. Ab und zu ist auch ein Gewitter dabei. Es scheint oft die Sonne oder tagelang nicht, wegen einer Wolkendecke. Es gibt auch mal Wind, aber außer den Gewittern ist es nicht wirklich spektakulär. Man braucht eigentlich nicht wirklich planen, wenn man fotografieren gehen möchte. Einen kleinen Schirm einzupacken ist immer gut, der schützt gegen Regen und Sonne (alle UV-beschichtet). Die beste Tageszeit ist eigentlich sehr früh am Morgen, da sind es manchmal nur 25 Grad. Die Sonne geht immer gegen 7 Uhr auf. Bis ca. 11 Uhr ist es noch auszuhalten, sobald die Sonne höher steigt, wird es schnell unangenehm heiß. Aber diese Zeit ist für Straßenfotografen eher uninteressant, da noch wenig los ist. Ausgenommen der Frischmärkte, die öffnen sehr zeitig. Der späte Nachmittag ist auch ganz gut, da ist es nicht mehr ganz so heiß, aber es wird eben auch schnell wieder dunkel in den Tropen. Meistens gehe ich dann doch Vormittags, da sind die Kinder in der Schule und der Mann muss das Geld verdienen. Heute bin ich durch den Stadtteil Kampong Glam geschlendert auf der Suche nach einigen Motiven. Was ich hier alles gefunden habe:
Nach drei Stunden in der Hitze war es dann genug für mich.
Alles fließt
Der November ist da und während Europa in den kalten Herbst fließt mit erneuten Kontaktbeschränkungen, erwarten uns hier hoffentlich bald ein paar mehr Lockerungen, sowie mehr Regen und heftigste Gewitter. Leben in den Tropen ist immer mit Extremen verbunden, große Hitze, heftige Regenfälle und Blitz & Donner, der es wirklich krachen lässt. Singapur ist der Ort, mit der höchsten Blitzeinschlagsdichte. Man sollte das wirklich ernst nehmen und kein Risiko eingehen.
Steffen durfte nach über 7 Monaten endlich ins Büro zurück, zwar nur zeitweise und mit den üblichen Sicherheitsvorkehrungen. Aber es wurde endlich Zeit, wenigstens einige der neuen Kolleginnen und Kollegen persönlich kennenzulernen. An Geschäftsreisen ist mometan noch nicht wirklich zu denken. Die Regierung wartet auf Schnelltests, die dann das Reisen und Veranstaltungen hoffentlich einfacher machen werden.
Ein weiterer schulfreier Tag stand ins Haus und Ella wünschte sich einen zweiten Besuch im Katzencafé. Es gibt mittlerweile mehrere hier in der Stadt und wir besuchten eins, in dem wir bisher noch nicht waren. Ca. 15 Miezen warteten auf die Besucher, sie wurden gerade gefüttert und warteten fast alle ganz brav auf ihre Leckerein, die eine Pflegerin einzeln verteilte. Ella war im Himmel. Zum Finale gab es noch ein Stück Regenbogentorte, die sie sich schon ewig gewünscht hatte. Zwei Stunden blieben wir dort, die Katzen wurden von der Straße gerettet oder aus Haushalten, in denen sie nicht richtig versorgt wurden.
Zwei weitere Radtouren liegen hinter uns. Die Nachbarn radeln begeistert mit und wir entdecken so viele schöne Ecken in Singapur. Besonders die sehr zahlreichen Wasserspeicher und Kanäle sind tolle Ziele bei den Touren. Entlang der Parkverbindern stehen zahlreiche große Bäume, die Schatten spenden und für kühleren Fahrtwind sorgen. Da könnten sich einige Städte eine gutes Beispiel nehmen, wie Stadtbegrünung aussehen und was sie an heißen Tagen leisten kann.
Ein bisschen Kunst und Kultur sollte natürlich ebenfalls in den Alltag eingebaut werden. Darum besuchte ich zusammen mit einer Freundin eine Gallerie in der Nähe des Containerhafens. Wir bekamen sogar eine kleine Führung, andere Besucher waren nicht da, die junge Frau hatte Zeit und erklärte uns die Werke.
Einen nostalgischen Abend im 70er Jahre Kino „The Projector“ durfte ich ebenfalls erleben. Im Rahmen des deutschen Filmfestivals wurden verschiedene Filme, ausgewählt vom Goetheinstitut, gezeigt. „Kokon“ spielt im heißen Sommer 2018 in Berlin und wurde in deutscher Sprache mit englischen Untertiteln gezeigt. Das Kino ist der alternative Szenetreffpunkt auch für die Gay-Community in Singapur. Diese Filme sind dann allerdings alle ab 21 (in Deutschland ab 12 zu sehen). Das Ticket für meine 16jährige durfte ich dann wieder umtauschen und eine Freundin mitnehmen. :-)
Das nächste Fest steht vor der Tür. Am 14.11. feiert die indische Bevölkerung Diwali / Deepavali (Lichterfest). In Little India ist bereits reichhaltiger Lichterschmuck angebracht und die Geschäfte verkaufen alles, was man für dieses Fest braucht (Kerzen!!, Knaller, Süßigkeiten, Saris). Feuerwerk ist verboten in Singapur und auch die großen Feiern werden wohl dieses Jahr ausfallen. Noch vor Weihnachten soll die 5-Personen-Treffen-Regelung auf 8 Personen erweitert werden. Abwarten.
Wir nutzten den vergangenen Sonntag für einen Abendspaziergang an der Marina Bay. Der Sonnenuntergang war nicht so spektakulär wie erhofft, aber die Kulisse strahlt in der Dunkelheit ganz allein von genügend künszlichen Licht. Ohne Touristen ist dieser Platz in Singapur wahrscheinlich momentan ganz besonders zu genießen.
Ferienpotpurri
Eine Woche Ferien in Singapur für die Kinder und Steffen. Auch ich habe etwas weniger im Haushalt getan. Wir haben uns aufgrund der immer noch andauernden Reiseverbote ein paar Ziele in der Stadt ausgesucht, um die Ferien zu gestalten. Am ersten Wochenende fuhren wir mit dem Taxi in den Changi-Park. Dort gibt es eine kleine Brauerei, die neben Bier auch leckeres Essen serviert. Am Strand konnten die Kinder sogar eine kleine Runde baden gehen und es war erstaunlich wenig los dort. Nur die laut tuckernden und stinkenden Dieselboote zur Insel Pulau Unbin störten die Ruhe und Idylle unter der Palmen. Das Aquarium auf Sentosa Island buchten wir für den Dienstag. Ohne vorherige Reservierung geht hier leider fast nichts mehr. Dafür steht man in keiner Schlange mehr an und es sind wenige Besucher dort unterwegs.
Gebacken wurde ebenfalls fleißig, das erste Sauerteigbrot und süße Krapfen. Beides köstlich und zur Wiederholung geeignet.
Das Aquarium liegt auf der Wohn- und Urlaubsinsel Sentosa. Die Insel wurde durch Landgewinnung vergrößert und misst jetzt 4,71 km2. Das Aquarium beherbergt über 800 verschiedene Meerestierarten in verschiedenen Lebensräumen. Nebenan liegt gleich das Universal Studio und der momentan geschlossene Wasserpark. Wenige Leute liefen durch den riesigen Bereich, viele Läden haben nur noch von Donnerstag – Sonntag offen. Es lohnt sich einfach nicht mehr, auch die Restaurant leiden unter der Krise, wenn keine Touristen mehr kommen. Wir hatten Glück und konnten gleich im ersten großen Wasserbecken der Fütterung zusehen. Zwei Taucher waren damit beschäftigt, die vielen großen Fische (Rochen u.a.) mit toten Fischen zu versorgen, damit sie sich nicht die kleinen lebenden Fische im Becken zum Frühstück schnappen.
Vor jedem Aquarium gab es abgeklebte Bereiche, die wir Besucher nutzen sollten, um darin zu stehen und sich die Fische anzuschauen. Auch gab es keine Sitzgelegenheiten und selbst vor dem riesigen Aquarium durfte man sich nicht auf den Boden setzen, um eine Weile dem Treiben im Becken zu zuschauen. Vielleicht beim nächsten Besuch.
Ähnlich wie im Zoo hatte ich immer das Gefühl, das die Tiere hier nie Freiheit erleben werden. Angesichts der verschmutzten Meere und zerstörten Lebensräume unter Wasser geht es den Tieren aber vielleicht hier sogar besser. Und viele Menschen werden sich diese Kreaturen nie unter Wasser ansehen können, inklusive mir, tauchen muss ich nicht haben. Zumindest werden die Besucher sensibilisiert, was für eine geniale Tier- und Pflanzenwelt verloren geht, wenn wir unseren Lebensstil nicht radikal ändern werden. Sehr zu empfehlen ist zu diesem Thema auch die Dokumentation von David Attenborough „Mein Leben auf unserem Planeten“ https://www.youtube.com/watch?v=7HC5E857ozg
Den Mittwoch nutzten wir für eine gemeinsame Radtour ohne die Mädels. Wir machten uns auf in Richtung der Grenze zu Malaysia (die momentan noch geschlossen ist). Die Fahrt ging durch Industriegebiete, vorbei an Wanderresorts, Farmen für Pflanzen und Tiere. Unser Ziel hieß Bollywood Veggies Restaurant. Die Inmhaberin Namens Poison Ivy betreibt es mitten im Nirgendwo, weit ab der Stadthektik. Sie hat einen großen Garten angelegt, der allerlei Gemüse, Obst und Kräuter für das Restaurant abwirft und als kleines Paradies die Gäste zu einem Spaziergang einlädt. Humane Preise, dekorativ präsentiertes Essen, welches sehr köstlich schmeckt und lustige Schilder auf dem ganzen Gelände. Endlich eine Frau mit Humor, viel zu selten in Singapur. Wir werden wiederkommen.
Das zweite Ferienwochenden rückte schnell näher. Mit Freunden ging es für die Mädels am Donnerstag in die Universal Studios, leider waren dort die Schlangen zu den Achterbahnen sehr lang. So wurde der Spaß etwas getrübt. Wir buchten für den Samstag Eintritt in die beiden gigantisch großen Gewächshäuser im Garden by the Bay. Der Flower Dome war 2015 das größte Gewächshaus der Welt, nur das Eden Projekt in Cornwell ist jetzt noch größer. Der 1,28 Hektar Fläche überdeckende Flower Dome ist wirklich beeindruckend und beherbergt Pflanzen aus halbtrockenen und mediterranen Gebieten. Meterhohe Kakteen, Palmen, uralte Olivenbäume, aber auch einen europäschen Garten mit uns bekannten Blumen und Sträuchern. Wir konnten Rhabarber, Brombeeren und Rosen sehen.
Das zweite Haus besuchten wir gleich im Anschluss, dieses beherbergt den Wolkenwald. Beim Eintritt in diese große Gewächshalle bleibt einem fast der Atem stehen. Ich fühlte mich wie in einem Science-Fiction-Film. Ein langer Wasserfall stürzt in die Tiefe, dahinter eine Wand aus Pflanzen und Bäumen, die bis zur Decke reicht. 35 Meter hoch ist die Halle, in der sich Vegetation aus einer Klimazone von 1000 – 3000 Metern Höhe befindet. Kühlsysteme mit Nebelschwaden sorgen für kalt feuchte Luft und auch ein bisschen für eine gespenstische Atmosphäre. So stellt man sich die Zukunft vor, wenn es auf der Erde wohl keine Pflanzen mehr gibt und alles in diese Häuser umziehen muss.
Den letzten Sonntag nutzen wir für eine weitere Radtour. Diesmal begleiteten uns neue Freunde, die auch Nachbarn sind. Inge und Lysander sind Holländer, die aber lange in Deutschland lebten. Sie fahren gerne Rad, perfekt für eine gemeinsame Tour in Richtung Westküste.
Ansonsten gibt es immer wieder lustige oder kleine Schreckmomente im Alltag. Das frisch gekaufte Hühnchen wird wie üblich in Asien mit Kopf und Füßen geliefert (ziemlich perfekt versteckt im Inneren). Ich hätte es eigentlich noch wissen müssen. :-) Achtung schnell runterscrollen, bei schwachen Nerven!
Herbst? Ewiger Sommer!
Fast keinen Schatten gab es Mitte September, wenn auf der Nordhalbkugel der Herbst und auf der Südhalbkugel der Frühling beginnt. Auf Äquatorhöhe ist der subsolare Höhepunkt damit erreicht. Einen Tag zuvor gab es um die Sonne eine sog. Halo zu bestaunen. Leider hatte ich das nicht bemerkt und konnte mich somit nur an den Fotos im Netz erfreuen. Vielleicht klappt es im März dann. Außerdem wurde gerade das Mid-Autumn-Festival gefeiert, auch bekannt als Erntedankfest. Bunte Laternen erstrahlen überall in den Straßen und ohne Covid würde es auch Feuerwerk und viele Feierlichkeiten dazu geben. Fällt leider alles aus. Außerdem gibt es überall die berühmten Mooncakes (Mondkuchen) zu kaufen. Nicht jedermanns Geschmack. Wir bekamen eine Kostprobe von einem Kollegen geschenkt (Lotus-Aroma) – musste der Herr der Hauses allein essen.
Auch die Torte schmeckte anders als die Dekoration vermuten lies. Pandanus amaryllifolius ist eine Pflanzenart der Schraubenbaumgewächse. Die immergrüne Palme wächst in Südostasien und kann eine Höhe von bis zu 80 cm erreichen. Die Blätter der Plame werden in Ostasien als Gewürz verwendet, duften blumig, schmecken nussig und intensiv nach Vanille. Kein Wunder, dass Pandan auch als die „Vanille Asiens“ bezeichnet wird. Der Geschmack Pandans passt gut zu Süßspeisen und macht sich in Kombination mit Kokos super. Kakerlaken mögen den Duft überhaput nicht, daher kann man die Blätter in Ausgüsse oder die Badewanne stecken, wenn man Probleme mit den Krabbeltieren hat. Der Kuchen ist nicht sehr süß, dennoch reichhaltig und man schafft höhstens ein Stück davon.
Ein kleiner Ausflug führte mich wieder nach Little India. Das berühmte Kaufhaus Mustafa, von dem ich schon viel gehört hatte, stand auf dem Plan. Nach einer Runde Fotografie, traf ich meine zwei Mitstreiterinnen und wir machten uns auf in das größte Kaufhaus Singapurs. Seit seiner Gründung im Jahr 1971 wurde es ständig erweitert und verkauft mittlerweile nicht mehr nur Stoffe, sondern auch Lebensmittel, Elektronik, Spielwaren und Schmuck, sogar Autos und Reisen. Ein Restaurant wurde ebenfalls eröffnet und bietet nach dem langen Einkaufen viele asiatische Gerichte an.
Während der letzten Monate war das Kaufhaus immer wieder einmal in den Schlagzeilen als Hotspot für Covidausbrüche. An einem Mittwochvormittag fühlten wir uns aber sicher, es war kaum etwas los und wir waren oft allein in den vielen Gängen. Koffer und Taschen benötigt momentan keiner hier, die armen Händler können einem sehr leid tun. Im Lebensmittelbereich wurde es dann voller, die Sachen des täglichen Bedarfs benötigt eben jeder. Wir staunten nicht schlecht über die Stapel an Reissäcken und natürlich das ewig lange Regal mit den Sojasoßen.
Die zweite längere Radtour führte uns in den Süden der Stadt, unser Ziel hieß Sentosa Island, die kleine Urlaubs-Wohninsel vor Singapur gelegen. Unterwegs machten wir Halt an einigen Aussichtspunkten, u.a. dem Faber Mountain. Naja Mountain ist übertrieben, der zweithöhste Hügel Singapurs ist gerade 106 m hoch.
Ein Stück auf dem Southern Ridges Weg führte uns in luftige Höhe. Die Räder mussten wir schieben. Aber dafür läuft man quasi in den Baumwipfeln entlang. Das werden wir in den Herbstferien mit den Kinders komplett laufen.
Nach einem stärkenden Frühstück fuhren wir ein Stück die Küste entlang. Viele Beachrestaurants und Bars waren trotz Sonntag geschlossen. Überall liefen die Social Distance Ambassadoren herum, sog. Aufpasser, dass sich auch ja jeder Besucher hier an die Covid-Regeln hält. Bei jedem noch so kurzem Stopp muss man dann die Maske wieder aufziehen, auch wenn keiner in umittelbarer Nähe zu einem steht. Die Regierung hat jetzt verschärfte Regelungen für die Strände erlassen. In den nächsten drei Monaten muss man sich an den Wochenenden und Feiertagen vor dem Strandbesuch online einen Platz vorbestellen. Angesichts des befürchteten Besucheranstiegs in den Ferien und an Weihnachten geht man wohl lieber auf Nummer sicher. Es hat dann zumindest den Vorteil, dass man sicher einen Strandtag verbringen kann und nicht umsonst die Anreise nach Sentosa aufsich genommen hat, um dann abgewiesen zu werden, weil es zu voll ist.
Dank der Facebookgruppe „Weltfrauen“ war ich in die WhatsAppGruppe Grünkohl&Senf geraten und fünf lustige Frauen folgten der Einladung von Britta, um sich dieses typische Herbstessen nicht entgehen zu lassen. Bei 30 Grad Hitze hat es trotzdem super geschmeckt und die Abkühlung gab es dann mit einem heftigen Gewitter trotzdem noch.
Mit einer neuen Freundin machte ich mich auf, das wohl einzige Lost Place Objekt in Singapur zu suchen. Dank Internet fanden wir den Einstieg zum Dschungel recht schnell, liegt quasi direkt an der Bushaltestelle. Wie als ändert man mit dem Vorhang aus Bäumen und Büschen das Bühnenbild und steht im dichten feuchten Grün. Immer dem Weg folgend erreichten wir nach ca. 10 Minuten unser Ziel. Einen alten verlassenen kleinen Palast, der Mitte des 18. Jahrhunderts vom Sultan von Johor auch für seine 4. Frau errichtet wurde.
Die Wochenenden nutzen wir, um den Mann an die frische Luft zu bringen. Arbeitsalltag auf allen Zeitzonen der Welt bedeutet leider nicht 8-18 Uhr Job. Die Tage hinter dem Schreibtisch sind sehr lang und die sozialen Kontakte fehlen hier allen, die immer noch im Homeoffice sitzen. Wir hoffen, dass es weitere Lockerungen gibt, immerhin bieten jetzt im November und Dezember zwei Kreuzfahrtschiffe wieder Reisen ins nowhere an. Finde ich persönlich einen großen PR Gag, aber wahrscheinlich werden auch diese Tickets ähnlich schnell ausverkauft sein, wie die Tickets für Rundflüge über Australien. Die Reisebranche liegt hier zu 100% am Boden, es dürfen keine Touristen ins Land und wer ausreist muss bei der Rückkehr weiterhin zwei Wochen in Quarantäne (im Hotel für 2000$ pro Person). Einige Freunde fliegen trotzdem über Weihnachten zurück nach Deutschland, um nach teilweise über einem Jahr die großen Kinder oder die Eltern zu besuchen. Singapurer haben momentan „nur“ ihre Insel zum Verreisen zur Verfügung, Reisemöglichkeiten in einige andere asiatische Nachbarländer sollen demnächst vereinbart werden. Ob diese dann auch für Touristische Zwecke möglich sind, muss abgewartet werden. Die Vorstellung hier für die nächsten zwei Jahre „eingesperrt“ zu bleiben, schwebt über uns. Auch wenn Singapur viel zu bieten hat.
Zumindest ich habe immer wieder Zeit und neue Bekanntschaften, mit denen ich die Stadt erkunde. Dabei fällt mir immer wieder auf, wir nah alles beieinander liegt. Im arabischen Viertel gibt es neben köstlichen Speisen auch tolle Wandmalerei zu bestaunen. Dort ist es Abends quirlig und am Freitag kann man den Gesängen des Muizins auf der großen Moschee zuhören. Nebenan stehen riesige Hochhäuser in aufregendem Design.
Der Herbst ist auf der nördlichen Halbkugel angekommen. Wie sich der ewige Sommer anfühlt, können wir nach gut drei Monaten hier schon einschätzen. Obwohl diese Schwüle hier nicht mit dem Sommer in der Heimat zu vergleichen ist. Täglich über 26 Grad, fast immer 30, bei nahezu 90% Luftfeuchtigkeit ist anstrengend bei jeglicher Aktivität. Ich bewundere die vielen Bauarbeiter, die hier jeden Tag auf den Straßen schuften müssen, die unzähligen Köche & Aufräumer in den Hawkercentern, die Hausangestellten und Gärtner. Keine Ahnung ob ich mich je an diese Hitze gewöhne, ein bisschen Herbst mit kühlem Wind und nicht zu kalten Nächten wäre manchmal fein. Also genießt alle die Jahreszeiten, hier gibt es keine und das fühlt sich irgendwie seltsam an. Was es ist schon Oktober? Huch, bald ist Weihnachten. :-)
Radeln durch den Stadt(Dschungel)
Nachdem ich schweren Herzens mein gerade erst neu erworbenes EBike in Deutschland zurücklassen musste, freute ich mich trotzdem sehr, als das Fahrrad ohne Motor mit dem Container hier ankam. Die Einfuhr von fremden Akkus ist wohl kompliziert, außerdem gibt es hier wirklich nicht gerade Berge zu erklimmen. Mit dem Rad in Singapur unterwegs zu sein ist schon ein kleines Abenteuer. Ausgewiesene Radweg findet man so gut wie keine. Es gibt viele Wege, die sich Fußgänger und Radfahrer teilen müssen. Entlang der Eastcost im Park sind diese Wege dann auch breit genug, dass es funktioniert. In der Stadt macht es nicht wirklich Sinn auf dem Gehweg zu fahren. Zu viele Hindernisse, Umfahrungen wegen Bushaltestellen, Kreuzungen und auf Handys starrende Fußgänger. Da benötigt man auf den Kilometer gerechnet einfach zu viel Zeit. Zum Einkaufen um die Ecke oder zum Fotografieren nutze ich das Rad dennoch gerne. Ein großes Plus ist auch, dass man beim Radfahren keine Maske tragen muss. Einen geeigneten Abstellplatz zu finden ist dann ebenfalls nicht immer einfach. Vor den U-Bahnstationen gibt es Bereiche und auch Ständer, die in unserem Fall dann entweder überfüllt oder zu weit entfernt liegen. Seit COVID entdeckten viele Einheimnische das Radfahren neu und entsprechend voll sind die knappen Fahrradplätze. Aber irgendwo findet sich meistens eine Lücke.
Um an die naturnahen Orte in der Stadt zu kommen, ist ein schnelleres Fahrrad von Vorteil. Die Rennradszene in Singapur ist eine stets wachsende Gemeinde. Die richtigen Freaks fahren dann nachts oder am sehr zeitigen Morgen los, um dem Verkehr zu entgehen. Dann haben sie die langen Stadtautobahnen und mehrspurigen Straßen fast für sich allein. Momentan ist nur eine Gruppengröße von fünf Personen erlaubt, auch beim Radeln. Radläden gibt es viele und sie sind immer gut besucht. Da Steffen sein Rennrad aus Deutschland mitgebracht hatte, machte er sich an zwei Sonntagen auf in den Norden der Stadt, bis zur Grenze nach Malaysia kann man gelangen. Die schönen Fotos machten mich neidisch und so wurde der Plan beschlossen, ein weiteres Rennrad für mich anzuschaffen. Die Firma Giant hat sogar ein Damenmodell im Angebot und wir ergatterten das letzte Stück in meiner Größe beim Händler um die Ecke. Nach zwei Stunden war es zur Abholung bereit, perfekter Service. Für mich dann trotzdem eine echte Umstellung, wenn man so ein Rad noch nie gefahren hat. Quasi von Trabbi auf Porsche umsteigen. Ich muss wohl noch etwas Mut aufbringen, vorallem hinsichtlich Geschwindigkeit. Hier lautet die Devise: immer schön mitfliesen im Verkehr.
Am Sonntag beschlossen wir zeitig aufzustehen, um die noch etwas ruhigeren Straßen in Richtung Nordwesten zu nehmen. Auch die Mittagshitze umgeht man so zumindest etwas, wenn man es rechtzeitig wieder zurück nach Hause schafft. Linksverkehr ist auch am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig, besonders beim Rechtsabbiegen, wenn man dann auf der vierspurigen Straße die Seite wechseln muss. Auch die plötzlich links neben mir auftauchenden Busse, die links abbiegen, während wir geradeaus fahren, sind etwas beängstigend. Aber es fahren alle sehr vorsichtig und wir mit Blinklicht am Sattel.
Sonntags pflegen die Singapurer nicht nur die sportlichen Hobbys. Auch die außergewöhnlichen, wie wir im Bishan Park bestaunen konnten. Dort trafen sich unter einem Pavillon Menschen mit ihren großen und kleinen Papageien, um diese fliegen zu lassen. Die Tiere werden mit dem Auto in Käfigen, Taschen oder einfach direkt auch den Stangen zum Park transporiert. Ich konnte auch sehen, für was Fotostative auch gut geeignet sind. Für die edlen Vögel baute sich eine Besitzerin sogar eine Art Kinderwagen mit Stangen, auf dem sie die Tiere zum Platz fuhr. Mit kleinen Leckereien werden die Tiere trainiert, von den Stangen aus, zuerst auf den Armen der Besitzer zu landen. Die gut trainierten Vögel fliegen dann größere Runden und kommen auf Zuruf wieder zurück. Eine freche Vogeldame konnte der Verlockung nicht wiederstehen und flog zu einem anderen Vogelbesitzer, der am Parkplatz auf Freunde wartete, auf dessen Schulter und neckte ihn. Löcher im Tshirt zeugen von den starken Schnäbeln der Papageien. Auch ein kleines Mädchen hatte ihr zwei kleineren Piepse dabei und übte mit ihnen. Bei Gelegenheit werde ich mit der richtigen Kamera wieder in den Park fahren, dort gibt es auch einen sehr schönen Lotusteich, an dessen Ufer sich Fotografen auf die Jagd nach Motiven versammelten.
Unser Ziel war der Lower Peirce Reservoir Park, der sich direkt an den Bishan Park anschließt. Hier gab es dann auch endlich einige Affen zu bestaunen, die sich an der Straße aufreihten, um den Vorbeifahrenden etwas Essbares zu entlocken. Große Hinweisschilder weisen allerdings darauf hin, dass die Affen nicht gefüttert werden sollen. Auch die direkten Anwohner haben wohl Schwiertigkeiten mit den tierischen Waldbewohnern. Aber bei einer Bebauung direkt neben der Natur ist dieses Problem quasi vorprogrammiert. Die Affen waren vermutlich eher hier heimisch, als der Mensch.
Mit den Rädern waren wir schnell am Endpunkt der Ausfahrt angekommen, einem großen Wasserspeicher. Große Bäume und einige Bänke laden zum Verweilen ein, viele wanderten zu diesem schönen Platz, andere fuhren direkt bis zum Parkplatz davor, um einen entspannenten Moment zu genießen. Leider ging es auf der geplanten Route nicht weiter und wir mussten den Weg fast auf gleicher Route zurück fahren.
Dem riesigen buddhistischen Tempel und Kloster werden wir einen seperaten Besuch abstatten, allein die Vorbeifahrt war beeindruckend.
Außerem war ich zu einer interessanten Tour mit der Deutschen Gesellschaft unterwegs in Chinatown. Geschichte und Kulinarisches stand auf dem Programm. Dazu wird es noch eine ausführlichere Fotodoku auf der Hauptseite geben.
Die große Tochter feierte ihren 16. Geburtstag. Damit haben wir den Geburtstagsreigen gestartet. Mit Freunden ging es zu einem Escape-Room-Abenteuer und zu Hause gab es Lieblingsessen und Kuchen.
Mit großen Schritten in den Alltag
Der fast normale Alltag hat uns wieder. Schule & Homeoffice für die drei anderen Familienmitglieder und „Urlaub“ für mich. O-Ton Ella! Sie will ja schon seit Jahren in Rente gehen und findet es toll, dass ich jetzt nichts zu tun habe. Kann man so sehen, oder eben mit meinem Blick. Unbezahlte Haushaltsmanagerin ist nicht gerade das Traumziel für viele, beschweren werde ich mich trotzdem nicht. Neben Wäsche, Einkäufen, administrativem Kram, Essen kochen, Bügeln und fast täglichem Brot backen, bleibt natürlich auch die eine oder andere Stunde für die geistigen und geselligen Dinge in Singapur übrig. Den Freitag habe ich jetzt zum Fotografietag erklärt. FF sozussagen offizell ausgerufen. Letzten Freitag war ich in Little India, um die Stimmung dort einzufangen. Sobald ich das Fotoprogramm wieder auf dem Rechner habe, gibt es Bilder & Wörter auf der Hauptseite hier zu sehen.
Zum Friseur mussten wir Großen. Ein Tipp meiner Freundin Sabine führte mich ins Holland Village, dort schneidet Rosemary seit vielen Jahren vor allem ausländischen Einwohnern die Haare. Termine bekommt man gerade ohne Probleme, allein in diesem Viertel gibt es unzählige Friseursalons, die dringend auf Kundschaft warten. Genauso wie die Massage- und Nagelstudios, in denen oft gähnende Leere herrscht. Viele haben angesichts der hohen Mieten bereits aufgegeben und ganz geschlossen.
Immer wieder schmunzel ich über die kleinen Dinge hier in Asien. Der Umhang hatte ein Loch mit Folie. Meine Vermutung, er dient den Kunden/Innen zum Lesen auf dem Mobiltelefon, stimmte. Vermutlich bekommt man in Singapur auch wesentlich günstiger einen Haarschnitt, aber ich was zufrieden mit Rosemary und sie hat eine Neukundin gewonnen. Männer sind meistens etwas anspruchsloser mit diesem Service.
Als wir Bankgeschäfte in einem anderen Einkaufszentrum zu erledigen hatten, hat sich der Herr im Haus einen Haarschnitt und Mittagessen für unter 10 Euro geholt. Überall gibt es Salons, an denen man für 12 $ am Automaten bezahlt und sofort einen Trockenhaarschnitt bekommt. Es schneiden zum Glück noch reale Menschen und keine Roboter.
Einen festen Platz für Yoga war immer ein Traum, jetzt habe ich ihn mir erfüllt. Und die Aussicht ist sogar ohne Sonnengrüße entspannend.
Ein amtlicher Termin stand diesen Montag ebenfalls auf dem Plan. Wir fuhren zur Deutschen Botschaft, um in unseren Pässen den Wohnort ändern zu lassen. Mit Termin, Check-In, Fiebermessen, Besucherausweis, Handy im Schließfach einsperren und Sicherheitskontrolle betraten wir dann für ca. 30 Minuten deutschen Boden. Jetzt sind wir offizielle Einwohner in Singapur. Auch auf die Liste der auswärtig Lebenden haben wir uns eingetragen, im Notfall ist dieser Service sicher nicht verkehrt.
Da Brot, Brötchen und gute Backwaren hier teuer sind, backe ich viel selbst. Machte mir immer schon Spaß und Freude, die Liebsten mit eigenem Brot zu beliefern. Backzutaten gibt es hier wenigstens ausreichend zu kaufen. Obwohl mir Freunde erzählten, dass auch hier während des Lockdowns ein Mangel an Brotbackmischungen und Hefe herrschte. Am Wochenende entdeckten wir wieder eher durch Zufall einen gut sortierten „Backladen“, in dem jedes Bäcker- und Konditorherz höher schlägt. Hier kann man sich die Komplettausstattung kaufen, wenn man eine kleine Bäckerei eröffnen möchte. Wir haben erstmal ein paar Kleinigkeiten mitgenommen, wichtige Zutaten für die geliebten Muffins.
Auf meinen Streifzügen durch die Stadt erkunde ich immer gleich die kleinen Quartiere, die sich oft um einen Supermarkt / Shoppingmal bilden. Dort finden sich kleine Geschäfte, Restaurants, Cafés und Hawkercenter. Motive finden sich quasi an jeder Straßenecke, die Kamera werde ich demnächst öfter einpacken.
Einzug ins neue Leben
Nach genau 3 Monaten beendeten wir das Leben aus dem Koffer. Was für eine Freude, als der Container endlich wieder vor der Tür stand und die Umzugsfirma innerhalb von einem Tag alle 277 Teile in die Wohnung schleppte. Ein Glück hat hier fast jedes Haus einen Aufzug.
Die Betten waren schnell aufgebaut, die Suche nach der Bettwäsche dauerte etwas länger, aber bis zum Abend des nächsten Tages, war alles fertig für den Einzug in die Wohnung. Eine Woche später sieht es jetzt wohnlich aus, fast alles ist an seinem Platz, nur das Büro braucht noch Sortierung.
Das Backpapier hatte ich im Container mitgeschickt, obwohl es hier natürlich auch welches gibt. Damals in Indien war es Mangelware. Jetzt komme ich eine Weile hin mit dem Vorrat. Das erste Brot in der neuen Wohnung schmeckte besonders gut.
Den lustigsten Kommentar gab es zu unserem Mittagessen in der Umzugspause. „Sieht aus wie Biomüll“ meinte Julia. Der Hühnchenreis mit Gemüse wird hier klassisch in beschichtes Papier verpackt. Dazu ein Beutelchen Currysoße. Schmeckt prima, früher war es bestimmt ein Bananenblatt. Für zwei große Portionen zahlt man nur 9,80 $ (ca. 6 €).
Neues Land – neue Stecker! Wieder einmal müssen wir Geld für Verteilerleisten und Verlängerungsschnüre oder andere Kabel ausgeben, um die mitgebrachten Geräte anzuschließen.
Die Umgebung unserer neuen Bleibe erkunden wir erstmal zu Fuß. Gleich um die Ecke gibt es einen Supermarkt, ein nettes Café, in dem man sich Frozen Yogurt mit Toppings selbst zusammenstellen kann. Auch der deutsche Laden ist hier, eine kleine Apotheke für deutsche Produkte. Die Preise sind wirklich astronomisch, aber die Verkäuferin ist sehr nett. Kommt man kurz vor Ladenschluss (17 Uhr) bekommt man auch mal Brötchen oder Brezeln geschenkt, wenn noch welche übrig sind. Für die eine odere andere Kleinigkeit aus der Heimat eine gute Alternative.
Im Supermarkt nebenan findet man eigentlich auch alles. Der Kakao wird praktischerweise gleich in großen Dosen verkauft. Da spart man sich ein Glas/Dose. Bei der Luftfeuchte in den Tropen muss alles luftdicht verpackt sein. Paar Kartoffelchips über Nacht unverpackt liegen lassen, keine gute Idee. Sind dann eher weich als knusprig.
Dafür geht das Backen mit Hefeteig richtig gut. Einfach auf den Balkon stellen, wenn es mal schnell gehen soll. In der Wohnung läuft noch öfter die Klimaanlage, beim Auspacken der Kisten und räumen der Sachen schwitzt man sonst unerträglich schnell.
Letzten Sonntag wagten wir uns auf die Räder. Endlich wieder Luft um die Nase (wenn auch sehr warme) und den Radius erweitern. Die Route sollte Richtung Marina Bay und dann in den East Cost Park gehen. Bei 35 Grad ist es tatsächlich anstrengend, selbst wenn es durchgängig flach ist. Die kleinen Hügel hier reichen mir persönlich, hier braucht ich nicht wirklich Berge. Außerdem kann man beim Radfahren auf die Maske verzichten, eine weiterer Punkt, mehr Rad zufahren hier.
Nach 22,5 km waren am Ziel angekommen und gönnten uns eine Erfrischung, bevor wir den Rückweg wieder antraten. Auf den insgesamt 45 km haben wir viele schöne Stellen gesehen. Der Strand ist auch wieder sauber, nur die gefüllten Müllsäcke warten noch auf den Abtransport. Das nächste Mal wollen wir Richtung Naturreservate ins Grüne und sollten unbedingt Sonnencreme einpacken. Getränke kann man hier zum Glück überall kaufen, soviel kann ich gar nicht trinken, wie es verdunstet.
Viele Fußwege sind überdacht, gerade zu den MRT Stationen oder Bushaltestellen, damit alle trocken am Ziel ankommen. Sollte es dann auf dem Weg zur Schule doch eine Straße geben, die überquert werden muss, kann man sich einen Schirm auf der einen Seite nehmen und auf der anderen wieder abstellen. Sehr praktisch.
Bald ist Weihnachten :-)
Nach mehr als 3 Monaten werden wir endlich unser Hab & Gut wiederbekommen und das ist wirklich fast wie Weihnachten. So viele volle Kisten und Boxen auspacken. Die Wohnungsübergabe fand heute schon statt, alle Schlüssel gehören nun uns. Jetzt fehlen nur noch die Anschlüsse für Gas, Wasser und Internet. Die Waschmaschine wird morgen angeliefert. Bis Montag ist alles fertig, so dass die Packer unsere ca. 45 Kubikmeter Umzugsgut in die Wohnung verfrachten können. Hoffentlich passt alles hinein.
Mit bestem Wetter sind die Mädels in den ersten Schultag gestartet. Aufgregung lag in der Luft und beide freuten sich auf die Erlebnisse dort. Freunde sind sicher schnell gefunden und der Unterricht im Klassenzimmer alle Mal besser, als immer nur am Laptop. Obwohl die Schule in digitaler Beziehung sehr gut ausgerüstet ist. Jeder Schüler muss einen eigenen Laptop mitbringen. Überall gibt es Beamer, Arbeitsblätter und Hausaufgaben werden digital bearbeitet. Herausfordernd aber wohl zukunftsweisend, wo die Reise hingeht. Hier geht fast nichts mehr mit Papier, da erschrickt man regelrecht, wenn einer doch noch mal ein Formular ausgefüllt haben möchte. Für fast alles gibt es Apps oder eine Webseite! Das Passwortprogramm leistet sehr gute Dienste gerade.
Am Sonntag trafen wir uns im „My Awesome Café“ mit einem Freund zum späten Frühstück. Das Café nahm Reservierungen an, was in Zeiten von Covid eine gute Idee ist, bevor man ewig anstehen muss oder gar keinen Platz bekommt. Entpsrechend voll war es, wir hatten einen Tisch direkt an der Straße, was in Singapur aber wenig stört, ist ja immer warm und nach Regen sah es nicht aus. Das Café liegt in China Town und nebenan befindet sich der älteste buddhistische Tempel der Stadt. Auch die Nachbarschaft ist einen kleinen Spaziergang wert, denn hier findet man noch einige der alten sog. Stadthäuser. Im Erdgeschoss gibt es darin meistens ein Geschäft oder ein Lokal oben befindet sich die Wohnung. Bunt bemalt, teilweise verziert mit dekorativen Fliesen und die Eingänge sind alle mit der ewig langen Veranda überdacht. Schützt vor Hitze und Regen.
Der Tempel Thian Hock Keng (天福宫) in Singapur, übersetzt „Palast des himmlischen Glücks“, auch bekannt als der Tianfu-Tempel, ist einer der ältesten und wichtigsten Tempel der Hoklo-Chinesen in Singapur. Er ist der Anbetung von Mazu („Ma Cho Po“), einer chinesischen Meeresgöttin, gewidmet. Er wurde 1821 angelegt und 1939–1942 gründlich umgebaut. 1821 errichteten eingewanderte Chinesen aus der Provinz Fujian an der Stelle des heutigen Tempels eine kleine Gebetsstätte als Dank für ihre geglückte Anreise nach Singapur: sie war gewidmet der Meeresgöttin Mazu, der Patronin der Seefahrer. Die Statue der Schutzgottheit Mazu wurde von Amoy (heute Xiamen) in der Provinz Fujian verschifft und kam im April 1840 in Singapur an. Der Tempel wurde von chinesischen Handwerkern in traditioneller Hokkien-Tempelarchitektur erbaut. Bei der Konstruktion wurde kein einziger Nagel verwendet und alle Materialien wurden aus China importiert, einschließlich der Eisenholzpfosten, die als Hauptstützen des Gebäudes dienen. Quelle: Wikipedia
Viele Tempelanlagen sind momentan geschlossen, dieser hatte wieder geöffnet und wir konnten nach dem CheckIn und Temperaturcheck eintreten. In der großen Gebetshalle sind Fotoaufnahmen verboten. Wir kauften Räucherstäbchen und zündeten diese an. Glück in der Schule und allgemein im Leben kann man immer gut gebrauchen. Nebenan gibt es noch eine Art Glücksbrunnen. Dort muss man sechs Glocken läuten und dann versuchen, Münzen in einen Eimer zu werfen. Das Kleingeld im Geldbeutel war nach dem Besuch natürlich weg und ein oder zwei Münzen landeten sogar im Eimer, der Rest liegt mit den vielen anderen im Brunnenwasser.
Im Monat August wird in vielen Ländern außerdem das Geisterfest gefeiert.
Das Geisterfest (chinesisch 中元節 / 中元节, Pinyin Zhōngyuánjié) ist ein traditionelles Fest, das von Chinesen in vielen Ländern begangen wird. Es fällt auf den 15. Tag des 7. Monats nach dem chinesischen Mondkalender, also zumeist der Vollmondtag im August.
Nach der chinesischen Tradition wird der 7. Monat auch Geistermonat genannt, weil nach dem Volksglauben Geister und Seelen der Toten aus der Unterwelt auf die Erde kommen. Das Geisterfestival ist der Höhepunkt einer ganzen Reihe von Zeremonien während des Geistermonats. Dazu gehören das Aufstellen von Speisen vor den Häusern und Verbrennen von Höllengeld als Opfergabe für die Geister und Seelen. Vielfach lässt man auch Papierboote und Laternen auf dem Wasser schwimmen, die den Geistern und Seelen die Richtung weisen sollen. Die Wurzel des Geisterfestes liegen in buddhistischen Ullambana und daoistischen Traditionen. Für Buddhisten ist es eines der wichtigsten Feste des Jahres. In Japan wird das Pendant des Geisterfestes Obon-Fest (auch O-Bon) genannt, aber heute nach dem westlichen Kalender am 15. Juli gefeiert. In Thailand wird das Festival auch Por-Tor-Festival genannt und u. a. auf Phuket gefeiert. Wie in anderen Ländern auch werden Speisen aufgestellt, hier vor allem rote Kuchen in Schildkrötenform. Quelle: Wikipedia
Auch im Thian Hock Keng Tempel wurden Opfergaben für die Seelen und Geister aufgestellt. Nicht nur auf dem Altar im Hauptgebetsraum. In den Seitengängen waren extra Tische aufgestellt worden, an denen Familien ihre Opfergaben ablegen konnten. Hier auf diesem Tisch sind Papiergeld, Essen & Getränke, Räuchestäbchen und sogar ein Hemd aus Papier zu sehen. Das Verbrennen der Gegenstände scheint momentan allerdings nicht erlaubt zu sein, die dafür vor dem Tempel aufgestellten Öfen waren außer Betrieb.
Die angenehm ruhige Atmosphäre in den Tempeln mitten in der sonst hektischen Großstadt ist eine wahre Freude. Ich sollte öfter hineingehen.
Außerdem wollte ich mir diese Woche noch die wohl letzte verbleibende Bahnstation an der alten Bahnstrecke nach Malaysia anschauen, die durch die Stadt führte, bevor sie 2011 stillgelegt wurde. Es soll ein Schnellzug auf einer neu errichteten Strecke fahren, das Projekt liegt aber gerade auf Eis. Malaysia hat die alten Gleise abgebaut und wiederbekommen. Singapur baut hier einen Teil des insgseamt 120 km langen Grünen Korridors, der sich um die gesamte Stadt ziehen wird und als Freizeitweg vielen Menschen Erholung bieten wird. Sei es zum Laufen, Radfahren oder einfach ein bisschen Entpannung in der Natur. Das alte kleine Bahnhofsgebäude soll wohl erhalten bleiben und als Ausstellungsort dienen, um dort Besucher über die Geschichte des Eisenbahnkorridors zu informieren. Ein kleiner Bericht ist hier zu sehen: https://www.channelnewsasia.com/news/singapore/new-sky-park-built-above-bukit-timah-canal-rail-corridor-11859700?fbclid=IwAR10suTmBIw97bM30QHcBqGdOAUghlsW8ddsTUBaP_1nFhIb8Qwnn2cbwKM
Was mir sonst bei meinen kleinen Streifzügen noch ins Auge gesprungen ist:
Ferien Vorbei!
Am Montag beginnt die Schule für Charlotte & Ella, nach gefühlt einer Ewigkeit dürfen sie wieder real am Unterricht teilnehmen. Die Schule ist gut vorbereitet, um alle Hygieneauflagen zu erfüllen. Maskenpflicht besteht den ganzen Tag dort, auch im Unterricht, Einzeltische und Schichtsysteme für die Pausen und die Essensausgabe wurde eingerichtet. Troztdem überwiegt die Freude, endlich neue Freunde kennenzulernen und nicht immer nur online Aufgaben zu bearbeiten. Die private Schulführung war sehr interessant, der Campus ist riesig. Allerdings sind hier von der Grundschule bis zum Abitur alle Schüler in einem Gebäude untergebracht und zusätzlich in einen Deutschen und einen IB Bereich unterteilt. Jetzt heißt es nur noch Rucksäcke packen für die beiden.
Damit uns nicht langweilig wird, sind wir letzten Donnerstag noch einmal umgezogen. Das neue Übergangsquartier liegt näher an der Schule, so dass die Mädels nicht durch die ganze Stadt fahren müssen.
Als letzten Höhepunkt des Ferienprogramms hatte ich uns Karten für den Singapore Flyer, das gigantische Riesenrad, besorgt. Da die Touristen momentan nicht einreisen dürfen, gibt es jede Menge Angebote für viele Attraktionen in der Stadt. Den Eintrittspreis in Höhe von 33,- € für uns alle zusammen zahlt man sonst in etwas pro Person. Unsere Zeitspanne lag zwischen 19 – 21 Uhr für die halbstündige Fahrt in luftige 165 Meter Höhe. Der Eingangsbereich war nicht sehr gefüllt, viele Geschäfte und Restaurants hatten geschlossen. Die Schlange vor uns war etwas länger als erwartet, dennoch verging die Wartezeit recht schnell. Aufgrund der maximalen Anzahl von 5 Personen pro Kabine, stiegen wir dann allein in diese ein.
Langsam schob sich die Kabine gen Himmel und die Aussicht über die Stadt wurde von Minute zu Minute spektakulärer. Auf der einen Seite zog sich eine Lichterkette, der in der Bucht vor Singapur gelegenen Schiffe, entlang. Irgendwo dazwischen musste auch das Schiff mit unserem Container dümpeln und auf die Einreise in den Hafen warten. Am höchsten Punkt angekommen bestaunten wir das Lichtermeer in bunten Farben der Hochhäuser und Gebäude um die Marina Bay. Das gigantisch hohe Marina Bay Sands Hotel überragte alles und sendete seine Lichtstrahlen über die Stadt. Lichter spiegelten sich im Wasser des Beckens und wir kamen aus dem Staunen nicht heraus.
Ein wirklich gelungener Abschluss der Ferien hier in Singapur. Jetzt geht es frisch ausgeruht an die neuen Aufgaben: Schule, Büro (homeoffice) und Umzug in die finale Wohnung (hoffentlich bald).
Die ersten heftigen Regengüsse haben wir mittlerweile ebenfalls hautnah miterlebt. Ein Schirm hilft da nur bedingt. Und einige bleiben wohl immer auf der Strecke. Es gibt hier an einigen Straßenecken und in den U-Bahnstationen sogar Schirmautomaten zum Ausleihen. Der Regen bring immer etwas Abkühlung in die Stadt und sorgt für Pflanzenwachstum überall. Danach wird es schnell wieder feucht wie im Dampfbad.
City In A Garden.
Momentan nennt sich Singapur noch „Stadt der Gärten“, aber die Regierung möchte bis 2030 die Stadt noch grüner gestalten, um dann vielleicht mit dem Slogan „Stadt in einem Garten“ werben zu können. Einen guten Überblick zu geplanten „grünen Projekten“ gibt dieser Artikel hier: https://www.faube.com/singapurs-gruene-plaene/
Schon die erste Fahrt vom Flughafen ins Hotel zeigte uns, wie grün es hier wirklich ist. Die Straßen sind gesäumt von mächtigen Bäumen, die ihre Schatten fast über die gesamte Straßenbreite werfen. Ein Blätterdach, dass gerade in dieser tropischen Hitze jederzeit herzlich Willkommen ist. Zwei Wochen konnten wir nur einen Blick von oben auf das Grün entlang des Singapurflusses neben dem Hotel werfen. Vögel zwitscherten und ab und zu verirrte sich sogar ein Schmetterling in den 10. Stock.
Nach zwei Wochen genossen wir es dann endlich, die grüne Stadt zu Fuß, per Bus oder Bahn erkunden zu dürfen. Ab und zu nehmen wir ein Taxi, besonders für die weiteren Strecken. Allerdings ist das Busfahren hier so einfach und günstig, dass es uns bis jetzt wenig stört, kein eigenes Auto mehr zu haben. Die Kosten dafür sind extrem teuer, denn die Regierung erhebt hohe Steuern und eine Lizenz wird verlost. Parkplätze sind gerade an den Wochenenden rar gesät und ein eigenes Auto bedeutet hier tatsächlich Luxus.
Jeder Einwohner Singapurs sollte laut den Verantwortlichen nicht weiter als 200 m von einem Park entfernt wohnen, ein ehrenwertes Ziel. Parks gibt es hier wirklich sehr viele in der Stadt und diese sind so schön angelegt, dass sich der Besuch darin gleich mehrfach lohnt. Tropische Pflanzen- und Tierwelten locken die Bewohner und Touristen immer wieder gerne in die aufwändig angelegten Grünanlagen und die etwas außerhalb liegenden Naturreservate. Nach unserem Zoobesuch ging es am Wochenende in den Botanischen Garten, der etwa ein Viertel der Ausmaße des Centralparks von New York besitzt und keinen Eintritt kostet (mit Ausnahme des Orchideengartens). Picknick, Flannieren, Sport treiben, Fotografieren, Pflanzen und Tiere beobachten, fast alles ist hier erlaubt. Fahrräder müssen allerdings draußen bleiben und BBQ sollte man wohl auch eher nicht veranstalten.
Wir machten es uns nach einem kleinen Rundgang auf einer der großen Wiesen gemütlich und suchten Abkühlung im Schatten der hohen Bäume. Kleine Kinder tobten an uns vorbei, die sich trotz der hohen Temperaturen nicht vom Fangespielen abhielten ließen. Picknickdecken wurden ausgebreitet und bei einigen sah es so aus, als wollten sie den ganzen Tag hier im Park verbringen. Keine schlechte Idee, beim nächsten Besuch werden wir uns besser mit Verpflegung und Büchern ausstatten und gegen späten Nachmittag kommen, wenn die größte Hitze durchgezogen ist. Auf jeden Fall lohnt es sich, noch die anderen Bereiche im Park zu erkunden.
Bevor wir ein bisschen weiter aus der direkten Innenstadt wegziehen, wollen wir uns den Fort Canning Park anschauen, der nur einen Katzensprung zum derzeitigen Apartment entfernt liegt. Über einen Hügel (Bukit Larangan) gezogen wurden 18 Hektar bepflanzt und Wegen angelegt. Hier gibt es einen Christlichen Friedhof, einen Leuchtturm, einen Bunker, den Spicegarden, einen Wasserspeicher und die Reste der Festung Fort Canning.
Uns beeindruckten die riesigen Bäume, die hier teilweise bereits 1825 angepflanzt wurden und der beeindruckende Ausblick auf die Stadt.
Für eine Wanderung werden wir dann vielleicht erst einmal ohne die Kinder losziehen und einen der Trails im Naturreservat begehen. Ich muss nur noch einen Esel zum Wassertransport organisieren. Soviel kann keiner schleppen, wie man hier schwitzt.
Heiße Nächte
Mit ersten Freunden hier gönnten wir uns nach deren Quarantäneende ein Abendessen am berühmten Clarks Quay. Eine Art Restaurantmeile, die gerade an den Wochenenden sehr beliebt ist bei Touristen und Einheimischen. Auch ohne die Touristen war das Viertel am vergangenen Freitag recht gut besucht, aber alle trugen Masken und hielten sich weitgehend an die Abstände. In jedem Lokal muss man sich wie immer erst per QR-Code einchecken und die Hände desinfizieren. Um 22:30 Uhr ist Schluß, daran halten sich alle Restaurants und Kneipen sehr genau. Keiner möchte in diesen schwierigen Zeiten seine Lizenz verlieren. Der Abend war gesellig, der erste Singapur-Sling schmeckte köstlich und der Taxifahrer, der uns nach Hause brachte, sprach sogar deutsch. Sehr interessant, denn am folgenden Abend fuhren wir mit einem weiteren, der ebenfalls ein paar Wörter deutsch konnte. Sie arbeiteten beide in ihrer Jugend in Deutschland für Firmen in Wiesbaden und Schweinfurt.
Zusammen mit den Kindern wollten wir die nächtliche Kulisse an der Marina Bay genießen und fuhren noch einmal zum Raffles Place. Die U-Bahn-Stationen sind derart groß, dass man wirklich den Ausgang kennen sollten, um nicht an einer völlig flaschen Straße aus dem Untergrund aufzutauchen. Sobald man sich länger vor einem Übersichtsplan aufhält, kommt ein netter Singapurer und fragt, ob Hilfe erforderlich ist. Wir fanden dann den richtigen Ausgang und waren wirklich beeeindruckt von der erleuchten Stadt.
An vielen Gebäuden wird gerade die Flagge von Singapur oder Sprüche zum Nationalfeiertag projeziert. Auch unter dem Flagschiff des gigantischen Hotels strahlt die rot-weiße Flagge. Einige Fotografen standen mit Stativ auf der Plattform des Merlions, das werde ich sicher demnächst auch machen. Motive gibt es rundherum.
Ferienprogramm
Bevor die Mädchen am 17. August wieder in die Schule gehen dürfen, starten wir zusammen ein kleines Ferienprogramm. Singapur bietet dafür genug Auswahl: Strände, Zoo, Einkaufstempel, historische Stadtviertel, Kunst und Natur. Alles werden wir in den kommenden Tagen nicht schaffen. An die ständige Hitze haben wir uns noch nicht richtig gewöhnt, nach drei Stunden draußen sind wir meistens platt und brauchen dringend eine Abkühlung. Der Pool hier ist eine willkommene Oase, die wir gerne für eine Stunde nutzen. Parallel dürfen nur fünf Familien dort verweilen, bis jetzt haben wir immer einen Platz bekommen.
Am letzten Samstag machten wir uns zu viert in Richtung Osten der Stadt auf. Mit dem Bus ist es eine ganze Ecke zu fahren, der Strand sollte dort sehr schön sein. Mit angeschlossenem großzügigen Park zum Radfahren, Picknick oder sonstigen Sport. In einer Facebook-Gruppe hatte ich die Tage davor bereits Fotos gesehen, dass der Strand derzeit voller Müll liegt, den es hier immer wieder durch Sturm anspült. Auch liegen vor der Küste unzählige Tanker und Containerschiffe, die auf die Löschung im Hafen warten. Die Badesachen ließen wir also zu Hause, zum Baden geht man hier an andere Strände. Und es bewahrheitete sich dann auch, der ganze Strand war extrem verschmutzt durch Unmengen an Plastikmüll, Treibholz und anderes Treibgut. Überall lagen schon gefüllte Müllsäcke zum Abtransport bereit, die freiwillige Helfer zusammengetragen hatten. Einige Leute waren auch jetzt unterwegs und entsprechend ausgerüstet, um den Strand zu säubern. Familien oder Gruppen bis fünf Personen ist es erlaubt, größere Aktionen sind momentan verboten. An diesen nehmen manchmal bis zu 200 Personen teil. Die Problematik wird dadurch verschärft, dass momentan nur wenige Arbeiter der Stadt diese Aufgaben erledigen können. Diese werden für essentiell wichtige Aufgaben benötigt und viele befinden sich nach den Covid-Tests in Quarantäne oder dürfen nicht aus Malaysia einreisen. Der Grenzverkehr zum Nachbarland ist noch stark eingeschränkt und somit fehlen nicht nur Arbeiter für die Stadtverwaltung, sondern auch Putzkräfte, Büromitarbeiter, Verkäuferinnen u.a.
Für den nächsten Besuch werde ich mich dann entsprechend ausrüsten mit Gummihandschuhen, Müllsäcken und einer Grillzange oder einem Greifer. Es liegt noch genug dort für die nächsten Tage. Leider wird der Müll durch den Wind auch im gesamten Park verteilt. Trotzdem war es schön, zu sehen, dass ganze Familien mitgeholfen haben, den Strand wieder sauber zu bekommen. Laut Einschätzung von Experten ist es allerdings eine wahre Sisyphos-Aufgabe, denn in den kommenden Jahren werden an den Stränden in Asien noch 20mal mehr angespülter Müll als bisher erwartet. Wenn die Menschen in nicht aufhören, den Müll in die Flüsse und Meere zu entsorgen, wird es eine endlose Aufgabe bleiben.
Außerdem wollte ich in dieser Woche endlich etwas Kunst erleben, Singapur hat eine extrem hohe Dichte an Museen und Galerien, die immer mit wechselnden Ausstellungen locken. Da muss man immer schnell sein, um keine zu verpassen. Dank einem Tipp von Miriam bin ich auf die Fotogalerie „DECK“ aufmerksam geworden. Diese befindet sich nur ein paar Haltestellen von unserer Unterkunft entfernt und wurde aus alten Seecontainern errichtet. Also schnappte ich mir die Mädels und wir fuhren los. Es gab dort nur eine Ausstellung der Künstler Fitri Ya’akob und Rifdi bin Rosly mit dem Titel „Ein Selbst, das ich einmal kannte“ zu sehen. Die Schau war sehr interessant, wenn auch etwas kleiner als erwartet. Auch die Bücherei und das Café hatten leider geschlossen. Vermutlich wegen den nicht gerade strömenden Besuchern momentan. Die Kunst hat es auch hier schwer. Das Ambiente der Container war trotzdem sehr schön und wir nutzen die Stille dort für ein paar Fotoaufnahmen.
Beim Einkaufen finden sich immer wieder lustige Momente, die den Alltag in Singapur versüßen. Asien tickt eben in jeder Hinsicht ein wenig anders. Bisher sind wir überall sehr freundlich empfangen worden, alle sind sehr hilfsbereit und keiner drängelt oder hupt hier. Warteschlangen empfinden die Singapurer nicht als Problem, wo sich Warteschlangen bilden, verspricht das Essen gut zu schmecken.
Da momentan keine Touristen nach Singapur einreisen dürfen, hat die Regierung ein umfangreiches Werbeprogramm für Aktivitäten innerhalb der Stadt aufgelegt. Viele Attraktionen sind günstiger zu bekommen, Eintrittspreise wurden reduziert. So haben wir uns eine Jahreskarte für den Zoo zugelegt. Diese beinhaltet gleich vier verschiedene Parks. Neben dem normalen Zoo dürfen wir nun ebenfalls an der Nachtsafari und der Riversafari teilnehmen, sowie in den großen Vogelpark so oft gehen, wie wir möchten.
Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln benötigen wir etwa eine Stunde bis zum Zoo, der im nordwestlichen Bereich liegt, umgeben von viel Natur mit Wäldern und Wasserreservaten. Unter der Woche scheint hier wenig los zu sein, am Eingang war kaum jemand. Die Besucherzahlen sind allerdings momentan reglimentiert, wir haben vorab eine Zeit für den Besuch buchen müssen. Ebenso die Shows im Zoo müssen vorab gebucht werden, die heben wir für einen weiteren Termin auf. Weitläufig ist das Gelände, die Tiere haben viel Platz und eine wirklich ganzjährige Ausgangsmöglichkeit. Außer den Pinguinen, die hinter Glas versteckt waren. Einige der Gehege werden gerade umgebaut, der Zoo nutzt diese besucherarme Zeit dafür.
Die Affen hatten teilweise so große Gehege, dass wir keinen entdecken konnten. Dafür bestaunten wir die Kletterkünste der kleinen und großen Orang-Utans, die sich wie Tarzan von Liane zu Liana schwangen und Fangen spielten. Nach drei Stunden hatten wir von der erdrückenden feuchten Hitze genug und die Hälfte des Parks erkundet. Schnell noch vor der Abfahrt die inneren Wasservorräte auffüllen, denn in den Verkehrsmitteln ist Essen & Trinken verboten, 500$ Strafe will keiner bezahlen.
Am Sonntag ist hier der Nationalfeiertag, an dem es Paraden und Feuerwerk verteilt in der gesamten Stadt gibt. Und da der Feiertag auf einen Sonntag fällt, ist der Montag obligatorisch dann für alle frei.
1 aus 26 & Essen um die Welt
Wer in Singapur eine Bleibe suchen muss, hat die Qual der Wahl, zumindest wenn genug Geld vorhanden ist. Während die normale Bevölkerung meistens in sogenannten HBD Wohnungen leben oder die etwas Besserverdiener außerhalb dieser Wohnsiedlungen Apartments oder Häuser erworben haben, wohnen viele der Ausländer in Condominiums. Das sind entweder Hochhäuser mit Apartments oder kleine Häuser in einer Siedlung oder Wohnblocks mit geringer Stockanzahl. Alle diese Condominiums haben fast immer einen großen Pool, ein Fitnessstudio und einen Sicherheitsdienst am Eingang. Häuser sind eher rar hier und eins mit gutem Anschluss an öffentliche Verkehrsmittel und guter Ausstattung zu finden unbezahlbar, zumindest für uns. Also beschränkten wir unsere Suche auf Apartments und zwei Häuser. Insgesamt standen 26 verschiedene Optionen zur Besichtung an und wir waren 2 komplette Tage allein und einen halben Tag mit den Kindern und Mrs. Angelin unterwegs.
Wohnungssuche bedeutet leider immer auch einige Kompromisse einzugehen. Alle Wünsche und Bedürfnisse unter einen Hut zu bekommen ist unmöglich, da hätte die Suche noch ewig gedauert. Nachdem vier Lokationen in die engere Wahl kamen, konnten sich die Kinder noch ein Bild machen und mitentscheiden. Einen Tod stirbt man aber immer. Entweder die Bäder sind alt, die Zimmer zu klein, die Lage zu weit weg vom ÖPNV, eine laute Straße oder Baustelle direkt daneben, usw. Unser Tod heißt jetzt: keine Haustiere erlaubt. Ella wird sich wohl eine Dauerkarte im Katzencafé organisieren müssen. Dafür ist die Wohnung jetzt ziemlich perfekt. Groß genug, nicht weit von der Schule entfernt. Ins Office, wenn es denn irgendwann wieder erlaubt ist, dort zu arbeiten, geht auch noch gut. Und Nahversorgung mit Lebensmitteln, Restaurants, Cafés in Laufdistanz. Es gibt einen Pool und ein kleines Fitnessstudio, eine sehr grüne Außenanlage mit kleinem Koiteich und Schildkrötentümpel. Sogar Fahrräder können wir in der Tiefgarage abstellen. Ab 18. August dürfen die Möbel kommen und wir uns einrichten. Das Schiff durchquert gerade das Rote Meer.
Unsere Maklerin Angelin war eine wirklich sehr kompetente und nette Frau, erfahren seit 27 Jahren im Geschäft, in ihrer Jugend ist sie für Singapur Airlines als Stewardess um die ganze Welt geflogen. Wir mochten uns, sie fand es toll, dass wir mit ihr im Hawker-Center essen gegangen sind. Das wollen nicht alle der ausländischen Familien. Für die Kinder organisierte sie vegetarisches Essen (Charlotte), Cupcakes und koreanisches Eis.
In Singapur leidet wahrscheinlich keiner Hunger. Überall in der Stadt kann man essen, von nobel bis preiswert. Wir mögen es gerne autentisch und haben keine Angst davor mit den Einheimischen im Hawker Center zu essen. Das sind kleine oder auch größere überdachte Hallen mit einer großen Auswahl an kleinen Garküchen. Hier findes jeder etwas Schmackhaftes, was günstig und gut ist. Vegetarische Gerichte zu finden ist mit unter etwas schwieriger. Die Bevölkerung liebt Fisch und Fleisch. Aber Reis mit Gemüse, Nudelsuppe oder indisches Linsencurry gibt es meistens auch. Hier in der Nähe gibt es auch ein kleines Hawker Center, also probierten wir dort einige Gerichte aus. Tisch reserviert man sich am besten mit einem Päckchen Taschentücher, dann schwärmt jeder zu seinem Lieblingsstand und holt sein Essen. Auch die frisch gepressten Obstsäfte sind ein wahres Geschmackserlebnis.
Für den Samstagabend hatten wir uns mit Michael, einem Freund aus Deutschland verabredet. Er schlug ein indisches Restaurant in Little India als Treffpunkt vor. Perfekt, drei Fliegen mit einer Klappe, essen, Sightseeing, Freund treffen. Der Stadtteil ist quasi die Heimat für viele der Inder, die in Singapur leben und arbeiten. Hier gibt es alles, was sie brauchen. Einen Tempel zum Beten, Straßenmärkte mit Gemüse, Obst und Klamotten, Restaurants mit Gerichten aus der Heimat, Kaufhäuser mit indischen Produkten und Juweliergeschäfte für die Frauen.
Das Essen war sehr autentisch, noch etwas zu scharf für uns, daran gewöhnen wir uns sicher bald wieder, aber richtig gut. Schwarzer Dahl, Okragemüse, Naanbrot und Tandoorifleisch, Dazu ein Tigerbier, nach 3 Wochen ohne einen Tropfen Alkohol schmeckte das super. Zum Nachtisch gab es eine Art Karottensüßspeise und gebackene Zuckerbälle. Wir fühlten uns wie in Bangalore und genossen jeden Bissen. Nach dem Festmahl ging es noch ein bisschen die Hauptstraße entlang und in einige der Seitengassen. Es roch nach Räucherstäbchen, Jasminblüten und Chapati. Indien in Kleinformat, ich komme bald wieder.
Noch ein paar Eindrücke aus der Stadt, die während der letzten Tage entstanden sind.
Hallo Singapur – 29.07.2020
Um Punkt 12 Uhr gestern zeigten unser Apps an, dass die Quarantäne beendet ist. Voller Spannung und Aufregung betraten wir eine halbe Stunde später die Freiheit. Ein so schönes Gefühl, endlich wieder unbeschwert draußen zu sein. Die Maske immer zu tragen ist hier ein notweniges Übel, man schwitzt schon nach ein paar Minuten sehr darunter. Aber das müssen wir wahrscheinlich noch eine ganze Weile in Kauf nehmen hier in Singapur.
Unser Weg führte ein paar Straße entlang zur MRT (U-Bahn) an der Orchard-Road. Diese Straße ist bekannt für viele Shoppingmalls der teuren Marken und für die spektakuläre Dekoration an Weihnachten. Wir besorgten Bargeld und Fahrkarten für den ÖPNV. Dieser ist hier sehr günstig und wirklich einfach zu bedienen. Selbst unsere Kinder schaffen das, dank der Citymapper App überhaupt kein Problem. Einfach an der nächstgelegenen Haltestelle das gewünschte Ziel eingeben und in den entsprechenden Bus einsteigen.
Kinderleicht sind auch die ständigen Check-Ins und Outs an allen Geschäften, öffenlichen Plätzen oder in den U-Bahnhöfen. Hierzu muss man einen QR-Code scannen, sich anmelden mit seiner Nummer und Einwohnernummer (merkt sich das System dann) und auf CheckIn drücken. Teilweise wird zusätzlich die Temperatur gemessen, in den großen Malls mit einer Bildschirmkamera, vor den Restaurants mit dem kontaktlosen Fieberthermometer. Geht zügig, wenn nicht viel los ist an den Eingängen. Am Wochenende bilden sich wahrscheinlich längere Schlangen.
Raffles Place war unser erster Stopp. Im Herz das Finanz- und Bankenzentrums ragen entsprechend viele Hochhäuser in den Himmel. Der Platz ist mit lauter dekorativen Kunstwerken geschmückt. Momentan sind viele der unzähligen Menschen, die hier sonst arbeiten, im Homeoffice. Entspannt konnten wir über den riesigen Platz laufen. Der Hunger zog uns weiter, wir fanden einen netten Vietnamsen und stärkten uns bei Tee, Nudeln, Reis mit Gemüse und Hühnchen. Ella genoß ihr super großes Sandwich. Nebenan lag ein kleines Hawker-Center (Food-Mall), die wir erst danach entdeckten. Der Kaffee von einem der kleinen Stände war erquickend und köstlich. Und die Transportmöglichkeit des Kaffeebechers mussten wir einfach testen, um festzustellen, dass die gar nicht so schlecht ist.
Nach der Stärkung machten wir uns auf, den Touristenmagneten zu besuchen. Kurz mussten wir uns unterstellen, weil sich wieder einer der heftigen Regenschauer vom Himmel ergoß. Die Wetterlage ist wohl typisch für den Juli mit Regen und Wolken, allerdings sind die Temperaturen mit 27/28 Grad wohl untypisch kalt. Manche Einheimische laufen mit dicken Jacken herum. Wir frieren noch nicht.
Normalerweise ist dieser Platz vollgestopft mit Touristen aus aller Welt, die vom Pier gegenüber des imposanten Hotels ein Foto machen wollen. Heute hatten wir die Aussicht fast ganz für uns allein. Ein seltenes Privileg, was COVID ermöglicht. Die vielen Restaurants und Geschäfte haben teilweise geschlossen mangels Gästen. Im SevenEleven gab es dafür Toblerrone für unter 1€, da konnten wir nicht widerstehen.
Vor dem Nationalmuseum laufen die Vorbereitungen zum Nationalfeiertag auf Hochtouren. Am 09. August feiert Singapur seinen 55. Geburtstag. Der junge Staat wurde 1965 gegründet mit der Unabhänigkeit von Malaysia. Normalerweise gibt es jährlich ein großes Fest mit Parade und Feuerwerk, Flugshow und vielen Aktionen. Dieses Jahr wird es wohl kleiner ausfallen, um Menschenmassen zu vermeiden. Am Gebäude des Nationalmuseums wird eine Lichtshow installiert. Feuerwerk wird vermutlich ebenfalls gezündet. Wir werden bestimmt diesen Abend an einem der Plätze verbringen und ein bisschen die Atmosphäre genießen.
Zur Abkühlung sind wir in der klimatisierten Orchard Plaza eine kleine Runde gelaufen und zufällig auf einen Stand mit Schweizer Backwaren gestoßen. Das Brot ließen wir uns nach diesem Tag schmecken, wenn auch ohne Belag. Käse und Wurst sind wie überall in Asien wenig populär und nur bei den „Westlern“ beliebt. Entsprechend rar sind die Läden, entsprechen teuer diese Produkte.
Quaranteam-Kreuzworträtsel
Geschafft!
Negativ – 26.07.2020
Ein letzter Sonntag in Quarantäne, sogar über negative Ergebnisse freuen wir uns heute. Der Test brachte was zu vermuten war, keiner ist erkrankt oder hat etwas eingeschleppt. Somit steht dem offiziellen Ende des Eingesperrtseins am Dienstagmittag nichts mehr im Weg.
Da kann Eine schon eine Freudenrunde auf dem Hexenbesen drehen oder eine Andere ein Freudenlied auf der Gitarre spielen. Es wird jetzt auch wirklich langsam Zeit, dass wir uns die Beine vertreten können und unter Menschen kommen, wenn auch mit Maske und Abstand.
Derweil erkunden wir Singapur im Internet und freuen uns, dass viele Attraktionen bereits wieder geöffnet haben und dazu noch satte Prozente auf die Eintrittskarten gewähren. Die Regierung hat eine große Kampagne initiiert, um die Einheimischen zu animieren, die Museen, Vergnügungsparks, die Zoos usw. zu besuchen. Da lohnt sich dann einen Vormittag zu investieren, um Jahreskarten für vier Zoos zu erwerben. Für 2 Erwachsene und 1 Kind zahlen wir 150 € für ein ganzes Jahr und können so oft gehen wie wir wollen. Auf die Nachtsafari freuen wir uns schon jetzt.
https://www.visitsingapore.com/see-do-singapore/action-seekers/
Einer der wirklich tollen Image-Videos, die Lust auf Singapur machen sollen. Ich denke, wir haben hier genug zum Anschauen und Ausprobieren.
Ein kulinarisches Fest gab es gestern Abend. Ich hatte indisches Naanbrot gebacken und ein Restaurant in der Nähe lieferte sehr köstliche indische Beilagen dazu. Allein der Duft warf mich nach Bangalore zurück. Das Linsencurry hätte von Sonja sein können, die uns damals dort immer mit indischen Gerichten verwöhnte. Butterhühnchen-Masala, Paneer-Masala, Linsencurry und ein Kartoffelgericht mit ganz leichter Schärfe erfreute unsere Gaumen.
Ohne das Internet wären wir wohl nicht so bequem durch die Quarantäne gekommen. Lebensmittel und fertige Mahlzeiten kann man hier wirklich kinderleicht online bestellen. Die App zeigt einem sogar an, wie der Fahrer sich der Wohnung nähert. Sogar Trinkgeld kann man direkt über die App an den Fahrer/In bezahlen. Ella ist immer ganz begeistert und wartet auf dem Balkon, bis das Fahrzeug unter uns ankommt.
Selbst unseren Container, der am 23. Juli von Rotterdam aus gestartet ist, können wir per Internet verfolgen. Die Mary Maersk fährt gerade in die Straße von Gibraltar ein. Am 18. August soll die Fracht dann in Singapur ankommen. Ich kannte so eine Schiffsverfolgung nur aus Hamburg. Bei Birgit kommen die dicken Pötte auf der Elbe immer direkt am Haus vorbei. Als ich zu Besuch dort war, kam ab und zu ein Anruf von unten (Mama), „Es kommt was Großes!“ – dann ging es auf den Balkon und es kam was Großes. Mama weiß dank App immer, welche Schiffe nach Hamburg einlaufen. Die Großen verdunkeln dann schon mal das Wohnzimmer. Mary Maersk war zu ihrer Fertigstellung 2013 das größte Containerschiff der Welt. Da wäre es auch dunkel geworden :-)
Auch ein wenige Fernsehen vertreibt uns die Langeweile ab und zu. Berichte über Singapur sind natürlich immer gerne Willkommen. Dieser vom Weltspiegel hat mich sehr gefreut. Der Trend „Urban Gardening“ kommt in Asiens Städten an.
Die Beeren vermissen wir hier jetzt schon, besonders zum Frühstück oder zum Backen später sicher ebenfalls. Das mit dem Erdbeeranbau werde ich definitiv versuchen. Tomaten und Kräuter sind ebenfalls eine gute Idee. Samen gibt es hier zu kaufen und wenn wir genug Platz im Freien haben, bin ich gespannt, ob der grüne Daumen funktioniert.
5 to go! – 23.07.2020
Der wesentliche Sinn des Lebens ist Gefühl.
Zu fühlen, daß wir sind, und sei es durch den Schmerz.
Es ist die ›sehnsuchtsvolle Leere‹, die uns dazu treibt,
zu spielen – zu kämpfen – zu reisen – zum leidenschaftlichen Tun
George Gordon Byron (1788 – 1824)
Da hat Herr Byron weise Worte gefunden, die unsere Lage momentan so wundervoll poetisch umschreibt. Ausgezogen, um Neues zu entdecken, zu reisen. Wir haben gekämpft für dieses neue Leben hier in Asien, einige Steine wurden uns in den Weg gelegt, der größte davon wohl COVID-19. Der uns jetzt zu zwei weiteren Wochen sehnsuchtsvoller Leere verdammt. Hinter Fenstern, ab und an einem Blick vom Balkon, durch den Türspalt, wenn eine Lieferung eintrifft. Was tun wir unseren Kindern an! Die Zeit vergeht gefühlt langsamer, als wenn der normale Alltag einen gefangen hält. Trotzdem haben wir schon neun Tage geschafft. Keiner ist krank geworden, keiner dreht hier in der Isolation durch. Einzelhäftlinge müssen echte Qualen erleiden (das sollte verboten werden). Genießen wir einfach diese Langsamkeit in den restlichen Stunden in Apartment 8 (Glückszahl in Asien!!!). Machen wir das Beste daraus, zum Beispiel Lachen über …
Putzen die Wohnung mit …
… Spiel & Spaß
… mit Backen.
Erste Ideen reifen in mir, was ich mit meiner Zeit hier in Singapur anfangen werden. Die Fotografie gerät auch unter diesen Bedingungen nicht in Vergessenheit. Jeden Tag versuchen wir uns an unserem Foto für das Kreuzworträtsel bei Instagram. Und die Nacht in der Stadt weckt Sehnsucht nach Fotoworkshops. Motive, Lichter und angenehme Temperaturen sind für diese Tageszeit optimal.
Morgen müssen drei von uns zum Coronatest. Zumindest sehen wir dann wieder etwas von der Stadt. Und Ella bekommt zum Ausgleich einen Besuch im Cat Café nächsten Mittwoch. Ich werden berichten.
Neue Telefonkarten wurden angeliefert für die Mädchen, damit sie sich beim Betreten von Restaurant, Cafés und Läden registrieren können. Auch die Wohnungssuche wird fleißig vorbereitet. Ab Donnerstag werden wir uns Objekte anschauen können. Heute verlässt das Schiff mit unserem Container drauf den Hafen in Rotterdam. Am 18. August soll es in Singapur eintreffen, pünktlich zum Schulstart der Kinder. Aufregende Tage und Wochen erwarten uns ganz bald.
10 to go! – 19.07.2020
Es ist schon Sonntag, nur noch 10 Tage, auf der Zählliste durfte heute ich einen der 14 Tage streichen. Ich sitze auf dem kleinen Balkon und genieße jede Wolke, die sich vor die Sonne schiebt. Dann wird es für die kurzen Momente sogar erträglich hier draußen. Wenn dann noch ein leichter Wind um die Ecke bläst, fehlt eigentlich nur noch das Meeresrauschen. Bis zum Palawan Beach auf Sentosa Island sind es knapp 7 km Fußweg, wäre ein schöne Ziel für einen Sonntagsausflug. Bald wird das möglich sein. Der Verkehr ist heute etwas ruhiger als in der Woche, es fahren dennoch erstaunlich viele Autos durch die Stadt. Trotz der horrenden Kosten scheinen sich doch einige Singapurer ein eigenes Auto zu leisten.
Quarantänealltag kehrt langsam ein bei uns, nach dem Frühstück ist Sport angesagt, einer muss immer arbeiten (außer heute), Schule wird auch gelegentlich noch etwas gemacht. Ich kümmere mich um die Lebensmittelbestellungen, nicht immer einfach, aber sehr komfortabel. Gestern war die Bestellung quasi absendebereit, nur die Bezahlung per Kreditkarte stand noch aus. Leider machte unsere Onlinebank just in diesem Moment Wartungsarbeiten, so dass die Bezahlung nicht funktionierte. Nach 3 Stunden ein weiterer Versuch, die Bestellung musste ich nochmal anlegen. Aber da Zeit momentan genügend zur Verfügung steht, nehme ich es mit einem Lächeln hin.
Das Abendessen von einem der unzähligen Restaurant zu bestellen, erwies sich als aufwendiger. Es gibt hier eine App namens „Grab“, über die alles bestellt werden kann. Auch ein Taxi oder Lieferservice von Tür zu Tür. Wer mag kann ein Stück selbst gebackenen Kuchen an eine Freundin damit versenden lassen. In Coronazeiten wird auch dieses Angebot wohl sicher oft genutzt. Wir wollten asiatisch essen. Leider war wieder die Bezahlung das Problem. Unsere hier ausländische Kreditkarten oder unser Paypalaccount funktionieren noch nicht. Dazu benötigen wir erst unsere Anmeldenummern von Singapur zur Identifizierung. „Grab“ bietet aber ein eigenes Bezahlsystem an, quasi ein Konto in der App. Steffens Kollege hat kurzerhand einfach ein paar Dollar auf dieses Konto geschoben und schon konnten wir bezahlen. Den Lieferfahrer konnten wir bis zur Ankunft an der Eingangstür in der App verfolgen.
Ein Highlight der letzten Tage war das Willkommenspaket eines Kollegens von Steffen, welches uns am Donnerstag erreicht. Viele Süßigkeiten, ein paar Zeitungen und ein Puzzle. Sehr aufmerksam! Die sportlichen Aktivitäten beschränken sich auf zwei Räume, auf dem Balkon findet allerdings nur einer Platz. Im Wohnbereich schaffen wir es zu Dritt ein Workout zu tun. Ella erweiterte für ihren Hindernisparcourt dann noch in die Küche und den Gang zu den Schlafzimmern. Kreativität wird belohnt, sie hatte Spaß bei der Aktion.
Einen kleinen Wellnessvormittag haben wir uns ebenfalls gegönnt. Es gibt eine Badwanne und Geschichtsmasken aus dem DM haben wir genügend im Gepäck. Das Hotel stellt sogar Bademäntel bereit, meiner hing direkt neben dem Bügelbrett. :-)
Wir kochen viel selbst, gestern gab es Speisen aus drei Kontinenten. Vegetarische Dumplings gebraten (asiatisch), Salat mit Fetakäse (europäisch) und Maiskolben mit Salz und Butter (mexikanisch/amerikanisch). Ich freue mich darauf, bald selbst die Märkte und Läden nach Lebensmitteln abzusuchen. Dann kann ich hoffentlich viel besser Bioprodukte finden.
Zum Glück gibt es den Balkon. Wir genießen es, dort zu stehen oder zu sitzen, besonders ab dem Nachmittag, wenn die Sonne hinter unserem Gebäude veschwunden ist. Das Sofa im Wohnzimmer hat ein bewegliches Teil, welches ganz wunderbar draußen hinpasst. Eine kleine Lounge mit Blick in die Wolken. Der Abendhimmel ist oft wunderschön. Auch den ersten Tropenregen hatten wir gestern. Unter uns sehen wir kleine Vögel in den Bäumen, hier nach oben trauen sich nur die Tauben. Insekten haben sich noch gar nicht bis zu uns verirrt.
Im Nachbarhaus können wir in die Wohnungen schauen und haben so einen kleinen Neubürger begrüßt. Die Frau gegenüber schob die letztenTage einen schwangeren Bauch vor sich her, gestern hielt sie das Baby im Arm. Wir vermuten, dass sie gleich nach der Entbindung wieder nach Hause entlassen wurde, da es schon das dritte Kind ist. Einigen Bewohnern haben wir schon zugewunken und sie grüßten alle freundlich zurück.
Heute gibt es eine Verlosung. Ella hat einfach immer die besten Ideen.
Eingesperrt – 16.07.2020
„Man muss sich“, sagt er, „die Zelle weit träumen, in die man eingesperrt wird. Sonst hält man es nicht aus. (…)“
Kurt Tucholsky (1890 – 1935
Zwei Tage, der offiziellen Quarantäne, haben wir jetzt fast geschafft. Heute kam die SMS des Ministeriums für Gesundheit bei uns an und wir dürfen nun drei Mal täglich einen Report per App senden. Das heißt Selfie machen, Temperatur messen, fünf Fragen zum Gesundheitszustand ankreuzen. Da die Kinder noch keine Telefonnummern haben, sind ihre Daten auf Papier zu erfassen. Nur gut, dass wir eine Sekretärin mitgenommen haben, die bei diesen Aufgaben behilflich ist. Perfektes Englisch hilft auch super bei der Bestellung von Lebensmitteln oder mit der Rezeption im Erdgeschoss. Wir dürfen das Zimmer nicht verlassen und die gelieferten Sachen vor der Tür nur mit Maske in Empfang nehmen, selbst wenn nie einer steht, sondern die Sachen einfach nur dort abgestellt wurden.
Die ersten Lebensmittel wurden vom Team des Hotels ins Zimmer gestellt, so dass wir zumindest den ersten Tag nicht verhungert sind. Dann hieß es per App Nachschub bestellen, der Lieferservice für Lebensmittel ist hier sehr einfach und populär. Seit Covid noch mehr nachgefragt und wenn man Pech hat, kommen die Sachen erst zwei Tage später. Ab 50/70 € ist dieser Service kostenlos und die Bezahlung per Kreditkarte funktioniert ohne Probleme. Als die erste Bestellung ankam war es ein bisschen wie Geschenke auspacken. Leider sehr viele Plastiktüten, was ich sehr schade finde. Angeblich wird das Plastik hier verbrannt und die Asche zum Auffüllen von Meer zur Landgewinnung genutzt. Das muss ich noch mal genauer recherchieren. Das Leitungswasser ist abgekocht trinkbar, damit können wir wenigstens die Wasserflaschen ein bisschen reduzieren.
Wir nutzen die Tage für Sport, Recherche von Wohnungen, Kochen und Telefonieren mit der Heimat. Auch ein bisschen Schule wird noch gemacht. Eine Gitarre wurde angeliefert für Charlotte, die schon einige aus ihrer neuen Klasse hier kennt. Eine gute Idee war auch, die zwei Verteilungen im Koffer mitzunehmen, bei den vielen Geräten, die ständig geladen werden wollen. Steckdosen sind immer zu wenige in den Zimmern und Reiseadapter hatten wir nur zwei. Vielleicht besorgen wir noch eine Yogamatte, damit es nicht so hart ist auf dem Boden, die Temperaturen draußen auf dem Minibalkon, treiben einem sofort die Schweißperlen auf die Stirn. Ohne Klimaanlage würden wir es glaube ich nicht lange aushalten. Der Körper wird sich wohl noch an diese neue Wetterlage gewöhnen müssen.
Jetzt heißt es durchhalten und die Nerven nicht verlieren. Auch diese Zeit geht vorbei und danach erkunden wir die Stadt umso intensiver.
Es geht endlich los. – 13.07.2020
Die letzte Woche in Deutschland brachte Tränen, Aufregung und Vorfreude. Ein Gefühlspotpourri der Extraklasse. Nachdem der Flug endlich gebucht, eine Unterkunft für die Quarantäne gefunden, ein großes Mietauto bestellt waren, hieß es letzte Einkäufe erledigen, Schulbücher abgeben, Zeugnisse in Empfang nehmen, geliehene Sachen zurückbringen und viele Koffer packen.
Einige dicke Abschiedstränen flossen und es bedurfte tröstender Worte. Wir freuten uns, dass viele noch einmal persönlich vorbeikamen und Tschüß sagten. Auch die Arbeitskollegen legten sich ins Zeug und übergaben mir ein selbst gestaltetes Kochbuch mit den Lieblingsrezepten zum Nachkochen in der Ferne.
Das letzte Wochenende verbrachten wir noch einmal in der Heimat. Mit den Liebsten zum Essen, Baden und die herrliche Landschaft genießen. Das Koffer-Tetris im Mietwagen – anstrengend, aber erfolgreich. Nach vier Varianten hatten wir die optimale Lösung gefunden und alle acht Koffer verstaut.
Das Vogtland zeigte sich für uns noch einmal von seiner besten Seite. Sonne und Wind, die Wolken spiegelten sich im Wasser. Den alten Bahnhof Schönheide Süd hat sich ein Verein zu Herzen genommen. Das Gebäude blieb erhalten, mit kompletter Stellzentrale für die Weichen. Auf dem Gelände sammeln sich bereits restaurierte Schmuckstücke und alte Fahrzeuge, die Bastelarbeit für die nächsten Jahrzehnte bieten.
Am Montag verließen wir gegen 4 Uhr unsere Heimat im Herzen, um die 370 km nach Frankfurt rechtzeitig zu schaffen. Corona spielt der Flugbranche gerade böse mit, das riesige Terminal war zwar besucht, aber für einen Montagmorgen recht mäßig. Am CheckIn der Singapur Airline trafen wir nur zwei Familien vor uns und ein Pärchen hinter uns. Der Flieger war entsprechent spärlich besetzt. Zur Freude von uns wenigen Passagieren, jeder hatte eine komplette Sitzreihe für sich und der Flug war damit viel entspannter als üblich. Ausgezeichneter Service und ein gutes Filmangebot ließen die 12 h dann wirklich wie im Flug vergehen.
Über dem Meer von Bengalen und dem indischen Festland tobten heftige Gewitter, die Blitze erleuchteten den kompletten Himmel und im Flieger wurde es entsprechend bumpy. Ein Gewitter unter einem zu erleben, ist auch eine besondere Erfahrung.
Der Landeanflug war denn noch etwas aufregend. Nicht nur wegen der traumhaften Kulisse aus Lichtern und den Reflektionen im Meer. Für unseren jüngsten Passagier war die lange Reise etwas zu anstrengend, der Kreislauf kollibrierte (Ellas Wortschöpfung). Nach den aufwendigen Einreiseformalitäten waren wir dann froh, endlich im Kleinbus zu sitzen und Richtung erste Unterkunft zu fahren.
Als die Tür des Flughafengebäudes aufging, fühlte ich mich zurück gebeamt ins Jahr 2011, als wir in Bangalore angekommen waren. Tropische Hitze umschließt dich und dieses Gefühl, ein neuer Abschnitt beginnt. Die Bäume entlang der Straße in die City erinnerte mich auch sehr an Indien. Hier ist allerdings alles blitzblank und der Verkehr sehr moderat im Gegensatz zum indischen Trubel damals. Erleichtert saugten wir die ersten Eindrücke der Stadt in uns auf, die nächsten beiden Wochen sehen wir nur einen Miniausschnitt vom Balkon.
Das Leben, denkt Schilf, ist eine Geschichte mit vielen Stockwerken. Oder mit Kapiteln, von denen sich eins nach dem anderen geräuschlos schließt.
Juli Zeh „Schilf“
We Are Approved! – 04.07.2020
Der 4. Juli brachte uns GLÜCK und die ersehnten Emails. Um 07:00 Uhr morgens lagen sie im Postfach und wir konnten Jubelschreie ausstoßen. Unserer Einreise steht jetzt hoffentlich nichts mehr im Weg, vom 13. – 15. Juli müssen wir in Singapur ankommen, die Genehmigung erlischt sonst wieder. DANKE an alle, die uns Daumen gedrückt und mitgefiebert haben.
Da heißt es jetzt noch eine Tempowoche hinzulegen und alle restlichen Dinge auf der To-Do-Liste abzuarbeiten. Ohne genaues Ausreisedatum kann man einfach viele Dinge gar nicht erledigen. Unsere Unterkunft für die ersten vier Wochen in Singapur haben wir schon gebucht. Mietwagen, in den acht Koffer passen, ebenfalls gefunden. Am Montag steht nur noch die Flugbuchung an, um zumindest die Organisation der Abreise abzuschließen.
Dann werden die Koffer langsam gefüllt, am Freitag nehme ich Abschied im Büro, Schulbücher und geliehene Sachen müssen noch zurück gegeben, letzte Einkäufe erledigt und das Auto der neuen Besitzerin übergeben werden. Charlotte darf sogar noch eine Woche zum Unterricht in die Schule gehen. Nach fast 4 Monaten Homeschooling! Tapfer hat sie das ertragen und sich bis zum Schluss motiviert, uns Mittags verpflegt und meistens gute Laune versprüht.
Wenn alles klappt heben wir am 13. von Frankfurt ab und landen 12,5 h später in unserer neuen Heimat. Auch wenn sicher in dieser letzten Woche hier in Deutschland noch einige Tränen kullern werden, die Freude und Aufregung bei uns steigern sich gerade stündlich.
Die Mädels hatten vorige Woche zum Picknick geladen. Seit dem 01. Juli waren Feiern mit bis zu 20 Personen wieder möglich. In großer Runde wurde ausgiebig von den mitgebrachten Leckereien genascht und gespielt. Auch jede Menge Abschiedsgeschenke finden jetzt noch Platz im Koffer. Eine schöne Feier, nach all der Zeit ohne Freunde und Schule tat es beiden gut noch Tschüß zu sagen.
Abschied, die Tür zur Zukunft.
© Manfred Hinrich
Daumen drücken bitte – 28.06.2020
Es bewegt sich was. YEAH! Am Montag wird unser Antrag auf Einreise für den 06. Juli offiziell abgegeben. Wir hoffen, dass dieser gleich genehmigt wird. Da heißt es jetzt bitte alle Daumen drücken und abwarten. Seit gestern steht Deutschland wohl auch auf der Liste, die für Singapore erleichterte Bedingungen haben. Offiziell gibt es dazu aber keinen Hinweis auf den Riegierungsseiten. In Quarantäne müssten wir dennoch, aber eventuell können wir selbst bestimmen, in welchem Hotel. Die ganzen Vorgaben und Regelungen sind ein echter Behördendschungel. Zum Antrag muss man z.B. auch schon eine Mobilfonnummer eines Providers in Singapur angeben. Ein Kollege von Steffen hat uns diese zwei Woche Prepaidkarten gekauft und freischalten lassen. Die Karten wird er dann für uns im Hotel abgeben und wir können von der Gesundheitsbehöre erreicht werden. Auch zwei Fieberthermometer habe ich noch gekauft, jeden Tag müssen wir uns selbst messen und die Daten sind per SMS übermitteln.
Wenn die Genehmigung erteilt wird, bricht wohl eine hektische Woche an. Die ToDo Liste für die knappe Zeit vor dem Abflug ist lang. Ohne konkretes Anreisedatum konnten wir bisher nicht wirklich etwas unternehmen. Flug buchen, Abmeldung vom Wohnort, den Schulen, Koffer packen, geliehene Sachen zurück bringen, Freunde verabschieden…
Wir wären froh, wenn die Warterei endlich ein Ende hat. Auch wenn uns viele vermissen werden und wir natürlich ebenso mit einem traurigen Auge wegfliegen. Das halbe Jahr seit unserer Zusage für das Abenteuer Singapur waren keine einfache Zeit. Corona machte es zusätzlich anstrengend für uns alle. Ich bin sehr stolz auf meine Familie, wie sie das alles gemeistert hat. Wir freuen uns, wenn es jetzt endlich los geht.
Mit lieben Freunden noch Zeit verbringen. Zusammen grillen, Filmabend oder beim Brunch mit anschließender Abkühlung am Fluß. Herrlich.
Die Weite hier um unser Dorf wird mir sicher fehlen in der Großstadt.
Abtauchen – 17.06.2020
Noch immer sind wir in Deutschland und warten auf eine Genehmigung zur Einreise in Singapur. Der Lookdown ist seit 01.06. offiziell beendet, ab 19.06. soll es in Phase 2 weitere Lockerungen geben. Für erste Länder wurden die strengen Quarantäneregelungen bei Einreise nach Singapur aufgeboben (gültiges Visa vorausgesetzt). So zum Beispiel für Australien, Vietnam, Hongkong und Taiwan. Mit unseren vorläufigen Visa benötigen wir noch immer eine extra Genehmigung der Regierung und müssten Stand jetzt sofort zwei Wochen in Quarantäne, wenn wir einreisen. Darauf haben wir ehrlich gesagt keine Lust, auch wenn die Unterbringung in einem Hotel mit Vollverpflegung stattfindet, zwei Wochen in Zimmern eingesperrt zu sein, stelle ich mir nicht einfach vor. Aber wenn es gar nicht anders geht, würden wir es wohl auf uns nehmen.
Die zweite Woche der Pfingstferien nutzten wir darum ausgiebig, um abzutauchen und die Natur zu genießen. Ich erlaubte mir zwei extra Tage allein beim Fotokurs in Leipzig, allein die Hinreise mit dem Zug war sehr interssant. Entlang der Bahnstrecke fielen mir die vielen Abbruchhäuser, Fabriken oder andere Gebäude auf. Sicher ein spannenden Fotoprojekt, die alles zu dokumentieren. Allein die Zeit dazu fehlt.
So richtig abtauchen konnten wir wirklich in Brandenburg. Ich werde dazu noch einen ausführlichen Text schreiben, den ich auf die Seite stelle. Zumindest vier der fünf Personen konnten die ruhigen Tage auf dem Dorf direkt an der Spree genießen. Der Herr im Haus musste weiterhin unsere Brötchen (oder Fischsemmeln), den leckeren Kuchen und die Bockwurst verdienen. Immerhin war der Arbeitsplatz mit Ausblick ein Plupunkt für ihn.
Besuch kann man auch im Urlaub genießen, Hamburg liegt einfach näher an diesem Ort als an Altdorf. Birgit nahm die Strecke sogar mit dem Motorrad in Kauf. Wir feierten Ellas 12. Geburtstag, schipperten die Spree entlang, hörten den Störchen beim Klappern und den Fröschen beim Quaken zu, beobachteten die Mauersegler und Schwalben beim abendlichen Insektenjagen und tauchten in mehrere der umliegenden Seen ab. Eine Gegend, die einem einmal mehr klarmachte. Weniger ist machmal einfach doch viel Mehr.