Herbst Haiku

Der Herbst kommt nahe.
Das Herz erfüllt von Sehnsucht:
Viereinhalb Matten

Matsuo Basho

Nichts zu tun,
Nichts zu wünschen,
Regen auf den Fenstern.

Ozaki Hosai

Diesen Herbst
altere ich mit dem Kürbis
und den Vögeln in den Wolken.

Matsuo Basho

Auf diesem Weg
Kein Reisender weit und breit –
Herbstdämmerung.

Yosa Buson

Als der Mond und ich
etwas überlegen wollen,
kommen Wolken auf

Kato Kyotai

Herbstwind –
die Melancholie kommt
kalt und ruhig.

Onitsura

Klagt nicht, Wildgänse!
Überall ist ´s die gleiche
vergängliche Welt.

Issa

Voller Mond im Herbst!
Um den Teich bin ich geirrt,
eine ganze Nacht.

Matsuo Basho

Ihre Rückseiten zeigen sie,
Dann ihre Vorderseiten,
die fallenden Ahornblätter.

Ryokan

Ruhe vor dem Sturm

Wahrscheinlich ist die Dame am Morgen schon im erfrischenden See geschwommen, bevor sie uns mit ihrem bezaubernden Lächeln einen guten Tag wünschte und uns die wenigen Münzen abkassierte, den dieses Bad als Eintritt verlangt. Vermutlich schwimmt sie hier schon ihr Leben lang und verdient sich jetzt in ihrem Ruhestand ein bisschen was dazu oder ist einfach nur froh, unter Menschen sein zu dürfen, die immer gut gelaunt und voller Erwartungen auf einen entspannten Sommertag am Wasser in dieses ehrwürdig anmutende Strandbad kommen.

Der See schimmert türkis unter der schon kräftig strahlenden Sonne. Verteilt über die Bucht kann man Segelboote erkennen und die Ersten sind schon auf dem Weg zur höhen Plattform, um sich von oben, wieder in die Tiefe zu stürzen.

Am Kios duftet es nach frischem Cappuccino und warmen Brezeln, Davide begrüßt seine Stammgäste persönlich und hat ein unbeschwertes Lächeln auf seinen Lippen. Er ist nur im Sommer hier, die Winter verbringt er ein Italien, um aus seinen dort angebauten Oliven feinstes Öl zu pressen.

Das Kernstück des Bades ist der hundertjährige denkmalgeschützte Holzbau mit seinen zum See blickenden Kabinen. In der oberen Etage gibt es eine lange Reihe am Umkleiden, in denen sich sicherlich ab und an ein Liebespaar versteckt, um Zärtlichkeiten auszutauchen. Die Dielen knarzen bei jedem Schritt, von der Liegewiese her hallen Geräusche der Besuchen herauf. Die Temperatur ist dort noch einen Tick höher. Das Licht scheint gedeckt in die meeresblau gestrichene Höhle. Keiner stört diese heimlich dem Alltag gestohlene Stunde.

Mein Kummer ist meine Ritterburg, welche wie ein Adlernest hoch oben auf des Berges Gipfel in den Wolken liegt.

Søren Kierkegaard

Feiern konnten sie schon immer, in den Tälern des Montafons. Daran ändert sich nichts im 21. Jahrhundert. Auch wenn sich die Herberge der Gäste direkt neben dem Festzelt befindet. Die örtliche Feuerwehr ruft nur einmal aller vier Jahre zu Musik, Tanz und Gesang bei reichlich Trank und Speiß. Entweder es wird mitgefeiert oder es gibt eine schlaflose Nacht unter dem warmen Dach des alten Holzbaus. Beides führt am nächsten Morgen zu schwerem Kopf, bei den Feiernden wohl ausgeprägter. Aber der Blick auf die Gipfel, über denen sich die weißen Wolkenberge auftürmen, entschädigt alles.

Herrscht Nebel am Berg ist die Vorstellungskraft gefragt. Man muss sich das Panorama denken, nicht hadern mit der Situation und das nahe Liegende entdecken, welches man vielleicht sonst außer Acht gelassen hätte, vor grandioser Kulisse. Das Glockengeläute verrät die Kühe, bevor sie wie Gespenster im Nebel hinter einem Stein erscheinen. Ihnen reicht das taufrische Gras und die Kühle am Hang, heiße Sommertage gibt es jetzt viel zu oft auf den Almen.

Wildblumen in allen Variationen säumen die schmalen Wege, der ergiebige Regen ist ein Segen für die Pflanzen und Insekten. Auch die Betreiber der kleinen Alpe freuen sich darüber und dekorieren ihre Tische und den Montafoner Sura Kees damit. Wer ihn nicht probiert verpasst eine der ältesten Käsetraditionen der Alpen. Bereits im 13. Jahrhundert wurde dieser Sauerkäse hier hergestellt. Angemacht mit Kernöl und Essig auf frisch gebackenem Brot – ein kleines Gedicht.

Seht nur! Selbst die namenlosen Berge

hat der Frühling heute

mit Nebelschleiern zärtlich bedacht.

Matsuo Bashõ

Schon am nächsten Tage steht dem geplanten Gipfelglück nichts im Weg. Die Sonne wärmt Mensch und Tier zügig auf, statt Regenjacken lieber eine Flasche Wasser mehr einpacken, ist immer eine gute Idee. Schneller als geahnt werden wir uns die Kühle des vergangenen Tages wieder zurück wünschen.

Ich habe wohl auch meine Zeit an die Großartigkeit unserer Epoche der Technik geglaubt, aber jetzt fühle ich nur noch das Eine: daß sie die Erde entzaubert, indem sie alles allen gemein macht.

Christian Morgenstern

Schon lange muss der Naturfreund in den Bergen damit leben, dass die Technik Einzug gehalten hat. Erst um den Bergbauern die Arbeit auf den Almen zu erleichtern. Aber parallel dazu auch, um die vielen Touristen schneller und ohne Anstrengung auf die Berge zu befördern, zu verköstigen, zu bespaßen und die Abfahrt auf allerlei Sportgeräten zu ermöglichen. Nur wenige wandern direkt vom Tal hinauf auf die Gipfel oder hinunter ins Tal. Selbst mit Kinderwagen und Rollator kann die Bergluft und die Aussicht genossen werden. Wer das Ursprüngliche sucht geht die lieber einsameren Wege, auf denen sich bis zum Ziel nur Wenige begegnen. Kleine Alpen bieten gekühlte Getränke und einfache Kost an, um neben der Almbewirtschaftung zusätzliche Einnahmen zu haben. Hier spielt selten Musik aus Boxen und wenn dann der Heimatsender. Der Sommer wird mit jeder Stunde für die Arbeit genutzt, Wochenenden gibt es augenscheinlich nur im Winter, für den das Holz jetzt schon gespalten wird. Vermutlich sind die Menschen dann aber an den Seilbahnen und Liften für die Skifahrenden beschäftigt, die besonders an den Wochenenden zahlreich kommen.

Es ist eine wahre Hitzeschlacht, die Sommer werden im Gebirge ebenso wärmer und das Wandern anstrengender. Jeden kleinen Schattenfleck nutzen wir für eine Pause, jedes kleine Rinnsal zur Abkühlung des Nackens oder dem ganzen Kopf. Freiluftduschen sind sehr willkommen. Nach mühevollen Stunden erreichen wir den Gipfel, der bereits von einigen anderen Wanderern belagert wird. Familien mit Kindern, Paare … Eine Gruppe junger Abenteurer klettert von Stein zu Stein auf der Suche nach dem besten Fotopunkt. Übermut, der fast tragisch endete, nachdem sich eine große Steinplatte gelöst hatte und abrutschte. Schreck und eine Platzwunde am Bein, der Schock steckte bestimmt länger im Körper. Andere stehen zum Küssen am Abgrund, das hätten wir vor 30 Jahren wohl selbst auch getan.

Den zweiten Gipfel lassen wir rechts liegen, bevor wir mit der futuristisch anmutenden Gondel ins Tal hinunter schweben. Die Scheiben sind eingefärbt und lassen die Außenwelt in einem gelb-orangen Licht erscheinen. Es wirkt als sei man auf einem fremden Planeten gelandet. Das Gefühl, dieser ganze Zirkus am Berg ist irre, verstärkt sich in einem. Natur vs. Mensch – ein ewiger Kampf – bis jetzt steht der Gewinner nicht fest. Und ich frage mich, wer von Beiden hat den zauberschönen Herz-See erschaffen?

Die höchste Richterin über alle Irrtümer der Vergangenheit und Gegenwart und die einzige Prophetin der notwendigen Zukunft ist die große Natur, in der wir ruhen wie die Erde in den sanften Armen der Atmosphäre.

Ralph Waldo Emerson

Teil dieses Irrsins zu sein ist eines der Gefühle, die ich am liebsten verdrängen möchte. Der Lünersee war bis 1925 ein alter Bergsee, der durch die errichtete Staumauer zum Stausee wurde, um Energie zu gewinnen. Die braucht es nicht nur für die Einheimischen und die Betriebe im Tal, auch die Seilbahnen im schönen Brandnertal wollen mit Strom versorgt werden, um Touristen im Sommer wie Winter auf die Höhen zu bringen. Ich schätze, 90 % der angereisten Ausflügler sind mit der Gondel in knapp 10 Minuten zum türkisblauen See nach oben geschwebt. Wir wählten die Wanderung über den „Bösen Tritt“, deren Name dem Weg nicht ganz gerecht wird. Ja es ist teilweise etwas steil und abschüssig, aber nach gut 1 Stunde war es geschafft. Sogar ein Bergläufer „sprintete“ wie eine freche Gams an uns vorbei uns schaffte es in knapp 30 Minuten hinauf.

Die Bilder täuschen Idylle vor, wo bei genauer Betrachung irgendwie doch keine ist. Im See darf nicht geschwommen werden, das Restaurant neben der Staumauer ist eher ein Massenabfertigungsbetrieb. Gut, man hätte zur Almhütte auf der gegenüberliegenden Seite laufen können, allerdings haben das alle vor, die hier mit der Seilbahn angekommen sind und noch etwas wandern möchten. Den Knien zuliebe schwebten wir bergab um auf einer anderen Almhütte unseren Hunger zu stillen. Im Kopf stelle ich mir vor, wie es mit dem Bergsee und ohne die Lastenbahn hier führer ausgesehen haben könnte …

„Der Lünersee gilt dem gemeinen Manne als ein geheimnisvolles, unergründlich tiefes Wasser. Als einmal einer ein Senkblei in denselben warf, so rief ihm aus der Tiefe eine Stimme entgegen: Ergründest Du mich, so verschlinge ich dich. In ihm hausen nach der Vorstellung des Volkes mancherlei Ungethüme, und viele Geister wurden von Kapuzinern und anderen frommen Priestern in den See verbannt. Es geht auch die Prophezeiung, er werde einmal ausbrechen, sein Wasser werde alsdann bei der Bludenzer Kirchenstiege bis zur siebten Kirchenstufe hinaufreichen und der ganze innere Walgau werde überschwemmt sein; bisher sei ein Ausbruch nur durch einen ungeheuren Felsblock gehemmt, der mit mächtigen eisernen Klammern an die unterirdische Öffnung angeschmiedet sei.“
Aus Franz Josef Vonbun: „Sagen Vorarlbergs“, 1889

Hast du die Illusion der Freiheit durchschaut, Hast du eine Illusion verloren Und die Freiheit gewonnen.

Andreas Tenzer

Die Sommerfrische in den Bergen findet sich in den Schluchten. Der Planet heizt sich unaufhörlich auf, er misst keine Temperaturen, wie seine Bewohner. Bei über 30 Grad auf Gipfel zu steigen muss man wollen und können. Familien mit Kindern, ältere Menschen und wir beiden Frauen suchten die Abkühlung ist der Schlucht, die vom fließenden Wasser Jahrmillionen durch die Felsen getrieben wurde. Das Wasser ist so kalt, dass es an eiskalte Saunatauchbecken erinnert. Es ist herrlich diese Kälte einfach für einige Minuten auszuhalten und das Kribbeln am ganzen Körper zu spüren. Die Bergrettung übt mit ihrer Hundestaffel die Bergung von Verletzten. Mensch und Tier sind heute hier im Tal der Bürs besser aufgehoben.

Kurz vor unserer Anreise ereignete sich ein Bergsturz, der einen Abschnitt der Silvretta Hochaplenstraße unter sich begrub. Die beliebte Verbindungsstraße zwischen dem Montafon und Paznauen wurde unpassierbar und wird es eine Weile bleiben. Tonnen an Geröll kamen den Berg in Sekunden herunter und rissen auch Bäume mit in die Tiefe. Kein Durchkommen mehr für Fahrzeuge aller Art. Für die Touristen auf beiden Seiten der Strecke bedeutet dass, einen großen Umweg in Kauf zu nehmen, wenn sie von Vorarlberg nach Tirol oder umgekehrt reisen wollen. Für die Einwohner des Montafon-Tals eine Katastrophe, besonders für die Tourismusbranche. Buchungen wurden storniert, Tagesgäste bleiben aus, die oft nur für einen Ausflug auf die Biehler Höhe kommen, welche jetzt unerreichbar ist. Für uns stand eine Absage nicht zur Diskussion, der Famienbetrieb des gebuchten Hotels kann am wenigsten für dieses „Unglück“. Es gibt genug Wanderwege und Ausweichmöglichkeiten auf dieser Seite.

Die Tour zum Wiegensee und zur Verbellaalpe klang vielversprechend. Mit der Tafamuntbahn ging es 500 Höhenmeter hinauf. Der nette Mensch, der heute die Bahn nach oben schweben ließ, wartet extra auf uns, damit wir noch mitfahren konnten. Man hat hier immer das Gefühl, sehr herzlich Willkommen zu sein.

Mit Sonne erreichten wir den ersten Aussichtspunkt, von dem aus wie den Felssturz (Murenabgang) am linken Berghang betrachten konnten. Die ersten Wolken zogen auf und verschafften etwas Abkühlung. Je näher wir dem im Hochmoor gelegenen kleinen See kamen, desto dunkler wurde es und erste Regentropfen kitzelten auf Gesicht und Armen. Die Stimmung wurde mystisch, die Schritte etwas schneller. Bis zur ersehnten Alpe zog es sich und der Regen nahm zu, Nebelschwaden schlichen sich wie Grüße aus der Unterwelt in die Hochebene und versperrten uns teilweise die Sicht.

Diese kleinen Baumwollpflanzen wirken wie aus dem Märchen entwachsen und erinnerten mich an die Hochebene in Norwegen, wo sie ebenfalls sehr zahlreich ihre weißen Köpfe in den Himmel streckten. Ob mal daraus auch Wolle spinnen könnte?

Eine warme Stube mit etwas Suppe oder einem Tee kam da genau richtig, aber sie war so winzig, dass alle Sitzplätze schon von anderen Wanderern belegt waren und sogar Stehen unmöglich war. Es blieb nur der Abstieg ins Tal, über die etwas bequemere aber längere Forststraße. Wir trafen die Wanderer wieder, die wir am Wiegensee erstaunt gefragt hatten, von wo aus sie gekommen sind, und sie uns das ebenfalls fragten. Der Kops Stausee war von der Tiroler Seite weiterhin per Fahrzeug erreichbar. So planten einige der Besucher die Wanderung ins Montafon von dort aus. Mit Sonne erreichten wir unseren Zielort Parternen und ließen uns den frisch gebackenen Kaiserschmarrn und die Jausenplatte schmecken.

schon wieder ein Tag – verschwunden einfach weg dabei hatte ich ihn heute Morgen erst gefunden am üblichen Fleck und jetzt ist er weg wo wandern sie hin wo sammeln sie sich Berge müssen das sein liegen sie einfach nur da oder unterhalten sie sich wie es so war schon wieder ein Tag einfach weg verschwunden

Anke Maggauer-Kirsche

Am letzten Morgen umrunde ich einen kleinen Teil des Dorfes. Die Kirche im Herz stehend, den kleinen Friedhof daneben. Zum Wasserfall führt ein Kreuzweg an den Stationen Jesus vorbei. In einer kleinen Grotte segnet die dort stehende Marienstatue vorbeikommende Pilger. Kerzen können gespendet werden. Das Wasser fällt ohne Unterlass aus dem Fels steil bergab, ein ewiger Strom. Ein Sinnbild für die stetig verinnende Lebenszeit. Dem Sommer wird bald der Herbst folgen. Die Menschen auf den Alpen werden ihr Vieh ins Tal treiben und die Türen bis zum nächsten Frühsommer abschließen. Ein ewiger Kreislauf … ein schöner Kreislauf. Was wäre das Leben ohne Kommen und Gehen? Nichts!

Stadt, Land, Meer

Der Wind bläst, wo er will.

Aus Belgien

Belgien, du schönes, interessantes und jetzt nicht mehr unbekanntes Land. Eine zweite Reise, sieben Tage, 70 km Strand, das Meer und fassettenreiche Naturschauspiele … mehr brauchte es nicht, um auf neue Gedanken zu kommen, alte loszulassen, sich treiben zu lassen … den Wind, das Salz, die Frische zu spüren mit allen Fasern des Körpers.

Wo sprudeln dir frischer die Quellen des Lebens als auf Reisen, wenn im Bilderstrom der Welt du selig dahintreibst.

Carl Peter Fröhling

Gent, du Bunte, voller Gelassenheit und trotzdem quirlige Stadt. Außer Konkurrenz zu Brüssel und Antwerpen versprühst du einen Charme, dem es zu erliegen gilt. Beim Schlendern durch deine Gassen, entlang dem Kanal der Leie, über alte und neue Brücken, vorbei an zauberhaften Läden, wie aus einer vergangenen Zeit gefallen. Einer davon hatte sehr besondere Tapetenmuster ausgestellt. Wie lange hatte ich so etwas schon nicht mehr gesehen? Zwischen frischen Waffeln, Crepés, belgischen Frites, feinster Schokolade und Pattiserie fiel die Auswahl nicht schwer. Am besten alles probieren. Hier lässt es sich nicht nur gut leben, auch studieren … was der Stadt ein jugendliches Flair verleiht.

Zusammengedrängt sind die Stunden der Muße, wild sind Wunsch und Sehnsucht nach mehr, das Innere verhüllt und verborgen, das Leben kurz und leer.

Christoph Matthes

Die Küste bietet viel Platz – auch und gerade für Kunst. Die Beaufort 24 ist eine öffentliche Kunstausstellung, die jeder Besucher kostenlos besichtigen kann, mit dem Rad, zu Fuß oder der Straßenbahn (Line), die entlang der gesamten Küste verkehrt. In diesem Jahr sind 42 neue Kunstwerke verstreut in den Küstenorten dazugekommen. Alle drei Jahre wird die Ausstellung, die es seit 2003 gibt, erweitert. In Laufdistanz zu unserer Unterkunft stand das Betonmomument „All The Words In The World“, des argentinischen Künstlers Jorge Macchi, welches er in digitaler Zusammenarbeit mit Studenten des VTI Brügge realisierte.

Jan Fabre erschuf die goldene Riesenschildkröte, die schon seit 2003 in Nieuwpoort bestaunt werden kann. „Auf der Suche nach Utopia“ ist der goldene Mann umringt von Apartmenthäusern vermutlich ohne Erfolg auf dieser Reise.

Mich faszinieren die kleinen unscheinbaren „Kunstwerke“, die oft zufällig und unbewusst entstehen. Man muss sie nur finden.

Dunkerque, das Grauen der Kriegsschlachten an deiner Küste erschreckt noch immer. Doch die Malerei erhält ihre Rechte zurück. Die mit Sprühdosen und Schablonen verzierten Bunkeranlagen der Deutschen werden wohl noch viele Jahre von diesen schrecklichen Ereignissen zeugen können. Mit eigenen Augen wollte ich es sehen, mit meinen Händen berühren. Auch Bilder können die Gefühle der damals Beteiligten nicht beschreiben, aber sie helfen vielleicht, zu zeigen, dass Krieg nie eine Lösung ist und der Mensch seine Energie und die Ressourcen der Natur viel sinnvoller einsetzten sollte.

Es wird mir leicht, Dinge für richtig zu halten, die mir fremd sind. Deshalb, weil etwas für mich gilt, fordere ich doch nicht, daß sich jeder danach richte. Es leuchtet mir ein, daß es tausend verschiedene Arten der Lebensgestaltung gibt; im Gegensatz zur üblichen Ansicht scheint es mir näherliegend, daß wir Menschen alle verschieden sind, als daß wir alle gleich sind.

Michel de Montaigne

Lille, du französische Charmeurin! Unwiderstehlich verschlingst du einen mit Haut und Haaren. Selbst Regenwetter kann dir nichts anhaben, das strahlst du einfach mit deiner friedlich feinen Idylle weg. An jeder Ecke ein stilvolles Café mit Kreationen feinster Süßwaren. Museen, Theater, Kinos … ich möchte einfach ein ganzes Jahr hier bleiben, um einen intensiven Eindruck von dir zu bekommen. Deine viele kleinen Schätze finden, die sich hinter jeder Ecke verstecken. Die Sprache lernen, die Menschen kennenlernen, ihre Geschichten erfahren, ein Teil ihres Lebens werden. Ein perfektes Geschenk hast du mir mitgegeben, die gebrauchte neue Kamera wird mich immer an dich erinnern und daran eines Tages wiederzukommen.

Eine Seele ohne Gedanken muß, wie ein Gebäude ohne Einwohner, bald in Verfall geraten.

Edward Young

Und dann sind da diese kleinen feinen Irritationen zwischen den neu hergerichteten Fassaden, die auf den Ansturm der Sommerfrischler warten. Zeichen der Vergangenheit. Ich mag sie gerne und wünsche mir, dass sie nicht komplett dem Verfall preisgegeben sondern erhalten werden. Zu retten, was zu retten ist – ein hehres Ziel für die kommenden Geneartionen.

Meine Großzügigkeit ist so grenzenlos wie das Meer. Meine Liebe ist so tief: je mehr ich Dir gebe, desto mehr habe ich, denn beides ist unendlich.

William Shakespeare

premature flower moon

„Der „Blumenmond“ ist einer der beliebtesten Namen für den Vollmond im Mai. Auf der Nordhalbkugel ist der Mai die Blütezeit vieler Blumen. Begeistert von der Schönheit der blühenden Natur benannten die Ureinwohner Amerikas einen Vollmond nach ihm.“ Quelle: Internet

Die Hänge am Dorfberg warten nicht auf den 23. Mai 2024 – der Klimawandel sorgte schon einen Monat früher für eine Blütenexplosion. Duft, Farbe, Gesumme und Gezwitcher – ein Rausch der Natur und ihrer Kraft. Jedes Jahr aufs Neue. Dank reichlich Regen – ein Fest für die Sinne.

Deine flüchtigen Sekunden Miß mit deines Herzens Schlag! Deine Wahrheit ist dein Tag, Und mit ihm ist sie entschwunden. Antwort forderst du vergebens, Wo kein Puls des Blutes schlägt – Was dein Innerstes bewegt, Ist die Wahrheit deines Lebens.

Unbekannt