Da macht mir ein Flashback nach Peking einen Strich durch das Projektthema Nr. 4, dann wird es einfach geändert, als freier Mensch darf ich das entscheiden. :-)
Im Vorfeld der kurzen Reise habe ich mir den Kopf zermartert, welches Thema wäre etwas, 5 Tage sind nicht wirklich lang. Zumal ich nicht alleine dorthin gereist bin und ein gut gefülltes Programm bevorstand. Radtour, Kochkurs, Mauerwanderung, Freunde treffen, … was könnte ich fotografisch umsetzen zwischendurch???
Peking fasziniert, erschreckt, begeistert, ermüdet, nach 2 Jahren Landleben in der Megacity einzutauchen strengt von der ersten bis zur letzten Minute an und trotzdem würde ich es immer wieder machen. Erstaunlich viel ist geblieben und erstaunlich viel hat sich verändert. Peking eben! Es wird sich jetzt sogar in der Metro angestellt zum Einsteigen in die Züge. Mein Gemüsemarkt wurde grundrenoviert. Einige neue Gebäude und Metro-Linien sind dazu gekommen. Das Café in unserem Wohngebiet gibt es noch, wurde etwas aufgehübscht. Es spucken viel weniger der Leute auf die Straße. Der Verkehr ist noch chaotischer. Und Luftwerte um die 180 erschreckten mich, bei denen ich damals nicht mal eine Maske getragen habe.
Die Stadt pulsiert, schläft nicht, ist immer in Bewegung. Wieder jede Minute von Menschen umringt zu sein, das hatte mir zwar nicht gefehlt, erstaunt mich aber immer wieder aufs Neue. Peking ohne Chinesen – nicht immer einfach, besonders an Orten, wo ich umzingelt war von Menschentrauben. Einige Aufnahmen habe ich dennoch hinbekommen und ich finde sie zeigen Peking auf eine ganz besondere Art und Weise. Ruhig ohne Hektik, menschenleer und dennoch Großstadtdschungel. Vielleicht komme ich irgendwann wieder in die Stadt und versuche mich dann wieder an den Bewohnern.
Bald heißt es Abschied nehmen von Peking und China, vielen Freunden und einer Stadt, die es einem nicht immer einfach machte, sie zu mögen. Was werde ich vermissen und was nicht?
* Ich werden die vielen netten Meschen, die uns hier begegnet sind vermissen
* Die sonnigen und nicht-polluteten Tage in der Großstadt
* Das authentische chinesische Essen
* Die vielen herrlichen Fotomotive
* Die unzähligen kleinen Shops und Märkte
* Die langen Schultage der Kinder :-)
* Das Fremde und Abenteuer
* Ich werde die Falschparker, Spucker und lauten Menschen nicht vermissen
* Die Menschenmassen, die einen manchmal fast erdrückten
* Schlechte Luft und Lärm
* Fake-Lebensmittel und gechlortes Leitungswasser
* Überteuerte Preise für Wein und Schokolade
* Extreme Wetterlagen (Smog, Hitze, Dauerfrost, Sturm)
Am 01. Juli betreten wir nach über einem Jahr wieder deutschen Boden und freuen uns auf alles was vor uns liegt. Wir sind offen für Besucher aus nah und fern, teilen gern unsere Erlebnisse mit euch oder grillen einfach zusammen eine gute Bratwurst. Wenn Deutschland dann noch ins Finale kommt, wird der Start in der Heimat einfach nur wunderbar.
Oft habe ich mich in den letzten 3 Jahren gefühlt wie einer dieser Fische im Becken des Botanischen Gartens in Peking. Eine unter Millionen, klein und undeutend, umringt von Menschenmassen, anonym. Das Leben in Asien ist quirlig und bunt, aufregend und chaotisch, es ist schwer herauszustechen aus dem Meer an Menschen und Möglichkeiten. Gerade in der westlich orientierten Hauptstadt könnte man ein unscheinbares Leben führen, abtauchen, sich verlieren in den Gassen und Straßen, als Ausländer zwar immer noch ein Objekt, das Aufmerksamkeit auf sich zieht, aber es wäre leicht dem zu entgehen. In China bringen Goldfische Glück, viele Leute halten sich diese in kleinen Becken und auch das Feng Shui trägt dazu bei, das diese Tiere nicht immer ein angenehmes Leben haben. Ich hoffe, das Glück bleibt uns gesonnen, auch wenn wir hier weder einen Fisch noch eine Schildkröte im Haus gehalten haben.
Ein bedeutender Lebensabschnitt neigt sich dem Ende zu. Ab Juli werden wir Deutschland wieder unser zu Hause nennen und ein wahrscheinlich ruhigeres und beschaulicheres Leben führen (vorerst ;-)). Mit einem Sack voller Erinnerungen, Geschichten, spannender Erlebnisse und nicht zuletzt unzähliger Fotos kehren wir nach einem großen Abenteuer nach Hause zurück. Wir freuen uns auf die gute Luft, des wechselhafte Deutschlandwetter, köstliches Essen und sauberes Wasser aus dem Hahn. Aber natürlich fällt der Abschied hier wieder schwer. In den letzten 18 Monaten haben wir viele Bekanntschaften gemacht, Freunde gefunden und auf Reisen den Horizont erweitert. Auch wenn das Zurückgehen einfacher wird, als ins Unbekannte aufzubrechen, Respekt haben wir dennoch. Schließlich haben wir uns alle verändert in der Zeit im Ausland, die Persönlichkeiten weiter entwickelt, Sprachen gelernt, Höhen und Tiefen erlebt, die uns prägen werden. Ein neuer Anfang steht bevor und ich bin mir sicher, wir werden ihn meistern. Unsere Familie ist an diesem Abenteuer gewachsen, noch fester verbunden als zu vor und wird noch lange mit dieser Erfahrung beschäftigt sein.
Ob wir dann genug haben vom Herumwandern und Weltentdecken steht in den Sternen, „Sag niemals nie“! Wir werden es uns in B-W erst einmal gemütlich machen, tief durchatmen und alte / neue Bekannte und Freunde begrüßen. Die Familie freut sich denke ich auch, das wir wieder kommen und es wird ein Sommer voller Wiedersehen.
Hier in Peking brechen wir die Zelte bald ab, momentan heißt es aussortieren, einpacken, waschen und verkaufen (der Dinge, die wir sonst doppelt hätten im Haushalt). Einmal mehr Zeit sich von altem Ballast zu befreien. Wir genießen die letzten Wochen, unternehmen noch einmal richtig viel, wer weiß schon, ob wir China wiedersehen. Ein paar Fotoausflüge stehen auf dem Programm, eine Nachtradtour durch das alte Peking möchten wir machen und dann wird es natürlich einige Abschiedsfeiern geben, um den liebgewordenen Freunden hier Auf Wiedersehen zu sagen.
Einen interessanten Herren durfte ich auf einem Ausflug der Patengruppe kennenlernen. Herr Liu Yu Tian beeindrucke mich nicht nur durch seine äußere Erscheinung und Ruhe, die er ausstrahlte. Was er geleistet hat verdient Respekt, 30 Jahre wanderte auf den Spuren Marco Polos durch China, um alle Mauerabschnitte in diesem Land zu sehen und darüber zu berichten. Im Botanischen Garten stießen wir zufällig auf seine Ausstellung, die dort momentan gezeigt wird, viele Fotos seiner langen Reise aber auch seine Tagebücher und Reiseutensilien stellt er dort den Besuchern vor. Als er uns drei Frauen entdeckte lud er uns ein, etwas auf sein Tuch zu schreiben, was für Besucher im Eingangsbereich liegt. Danach konnten wir durch seine Assistentin erfahren, das er uns sein Buch überreichen möchte. Das ließen wir uns nicht entgehen und bekamen sogar ein handsigniertes Exemplar zur Erinnerung an dieses einmalige Erlebnis. In solchen Situationen wünschte ich mir, die Sprache doch etwas mehr studiert zu haben, es wären sicher richtig interessante Geschichten, die Herr Liu uns erzählen könnte. Seine Webseite ist zwar auf Chinesisch, aber unter http://www.liuyutian.cn/pic/ kann man sich zumindest einige Fotos ansehen. Mich hat diese Begegnung sehr beeindruckt und vielleicht muss mancher wirklich sein Leben lang auf Wanderschaft bleiben, um glücklich zu werden und mit der Welt seinen Frieden zu schließen. Ich wünsche Herrn Liu, der schon stolze 73 Jahre zählt, das er noch lange fit und gesund bleibt, um seinen Traum zu leben.
Falls es in den nächsten beiden Wochen etwas ruhiger hier ist, bitte etwas Verständnis, wir ziehen um, bald. ;-)
Der Chinese liebt den Frühling und besonders die Pekinger sehnen diese Jahreszeit herbei. Frischer Wind aus dem Norden bringt gute Luft in die Stadt, die im Winter oft unter einer Smog-Glocke verschwindet. Sobald die ersten Triebe sprießen zieht es die Menschen wieder vor die Türen, auf die Straße, in die Parks, auf die Wiesen und Wege, einfach überall tummeln sich die mehr als 20 Millionen. Und die Brautsaison beginnt, in fast allen Sehenswürdigkeiten postieren sich fein heraus geputzte Pärchen umringt vom Fotografen und seinen Assistenten. Rot ist die Hochzeitsfarbe, aber viele Paare entscheiden sich auch für das moderen und westlich weiß. Die Fotos werden nie am Hochzeitstag selbst gemacht, dafür dauert diese Prozedur viel zu lange. Heute einfach eine kleine Bilderschau meines Pekinger Frühlings: