Docu(menta) 15th

Himmelssturm und Erdenflut
tun dem Menschen selten gut …

Willy Meurer

Am Kasseler Himmelsstürmer kommt keiner vorbei, der sich die Documenta anschaut. Er steht am „alten“ Bahnhof, in dem zwar keine Fernzüge mehr ankommen, aber mittiger liegt als der „neue“. Die Ausstellung besuchte ich ziemlich am Ende in diesem Jahr und so ist die Kritik, Aufregung und der Abbau des zentralen Kunstwerkes nicht spurlos an mir vorbei gegangen. Zum Glück hatte ich Miriam an meiner Seite, die quasi verschmolzen und verwoben mit der Documenta ist und die Letzten auch schon alle gesehen hat. Sie führte mich an diesen beiden Tagen kompetenter als die offiziell gebuchte Studentin (die durch eine Ausstellungshalle führte). Zeigte mir die spannenden Orte, Werke und Plätze, wusste Hintergrund und Diskussionsstoff, kannte Blickwinkel und Meinungen, die nur mit viel Lesestudium erfahrbar geworden wäre. DANKE an dieser Stelle.

Prinzessin und Flaschensammler im nachhaltigen Verkehrschaos.
Systemfehler? Dann bitte den Eingang um die Ecke nehmen.
Ruruhaus – die Dokumentazentrale

Ja, es war eine andere Documenta in diesem Jahr. Sie wollte wie die anderen davor aber auch mit Kunst zum Nachdenken anregen. Kritisch sein, wachrütteln, anecken, die Welt verbinden und zum Mitmachen einladen.

Einige Werke erklären sich selbst, bei anderen erschließt sich der Gedanke erst mit Erkärung. Am Ende muss jeder für sich selbst herausfinden, wie er das Gesehene und Erfahrene einordet.

Live Performance zeigt die steigenden Schulden der autralischen Regierung an die Aborigines seit der Enteignung.
Botschaft der Aborigines
Hinter dem Vorhang

Die Chancen-Ungleichheit beginnt schon mit der Geburt.

Helmut Glaßl
Wunderbar Wunderkamera Wunderkind Wunschschön
Buntes Publikum zwischen Wunschzelt und Kohlewürfel
Zensur

Beeindruckend fand ich wieder einmal, mit welchen Stilmitteln die Künstler arbeiteten, Schrift, Bild, Film, Ton, Theater, Skulptur, Objekt, Druck, Mitmachprogrammen. Und welche einfachen Utensielen benutzt wurden. Die Documenta ist nachhaltiger geworden, nicht nur bei den Kunstwerken selbst, sondern auch mit dem DrumHerum. Möbel und Ausstellungseinrichtungen wurden so gewählt, dass sie bereits vorher im Einsatz waren (Stühle, Steine, Tische … und / oder danach weiter verwendet werden können. Ein großer Pluspunkt in meinen Augen.

Messer Installation
Nicht den Durchblick verlieren
Haarprächtig

Die große Vielfalt der Documenta war bedingt durch das riesige Künstlerkollekiv, welches sogar wechselnd während der Documenta ausstellte. Themen gab es in großere Auswahl: Umweltproblematik, Ausgrenzung, Migration, Armut, Rassismus, Krieg, Vertreibung, Diskriminierung, Kirchenkritik – eine Aufschrei aus allen Richtungen.

Leider fehlten mir die Lösungen oder wenigstens konsturktive Vorschläge. Ich finde gerade die KUNST sollte jetzt aufwachen und nicht nur mit dem erhobenen Zeigefinger auf die Mißstände hinweisen, die doch allen bereits bekannt sind. Wo sind die Utopien, wie eine Welt von morgen aussehen könnte? Wo ist die Hoffnung, die uns alle daran glauben lässt, dass es möglich ist, eine gerechter Welt zu gestalten?

Fossil und Floral – beides Natur, wir entscheiden selbst, was genutzt werden sollte.
Jugend mittendrin – Kunst braucht Leben, Leben braucht Kunst
Wunsch und Wirklichkeit

Und ich finde es sehr schade, dass diese Diskussion nicht oder nicht mehr geführt wurde. Eine Chance, die vertan wurde. Nicht nur einige der Künstler haben Kassel wahrscheinlich unbefriedigt verlassen, auch für die Besucher ergab sich ein wohl ganz anderes Bild, als es von den Kurratoren geplant war.

Marionettentheater
Videoinstallation
Theater-Hund
Mittagspause

Es gab sehr viele Workshops, Veranstaltungen, Konzerte und Diskussionsrunden auf der Documenta. Dazu sollte man sich dann eine ganze Woche Zeit nehmen, um wenigstens die eine oder andere davon besuchen zu können. Oder nach Kassel ziehen und das Abo für die gesamte Zeit nutzen. ;-)

Am Komposthaufen Schönes entdecken.

Nur der Mensch ist der Dokumentation fähig!

Friedrich Löchner

LUMBUNG muss weitergehen!

„Lumbung ist das indonesische Wort für eine gemeinschaftlich genutzte Reisscheune, in der die überschüssige Ernte zum Wohle der Gemeinschaft gelagert wird.“ Lumbung kann aber auch noch weitere Bedeutungen haben:

  • Freundschaft
  • gut zusammen-arbeiten
  • Sachen miteinander teilen
  • sich gut um alle Menschen in der Gruppe kümmern

Eine kritsche Auseinandersetzung findet sich unter anderem hier:

https://www.monopol-magazin.de/freunde-und-freunde-von-freunden

und hier:

https://www.deutschlandfunk.de/schafstallgebloeke-der-kulturalisten-bazon-brock-ueber-die-documenta-dlf-c316cef2-100.html

Podcasts zum Thema:

Neuland betreten

Leere Räume, selten zu sehen, schwer zu finden, himmlisch, diese Ruhe, Klarheit, einfach Nichts. Ich sollte mich hinsetzten und einfach nur versinken darin. Die Gedanken werden in solchen Räumen nicht unbedingt ruhiger. Eben weil es keine Ablenkungen gibt, es einen eben gerade deshalb sogar aufgewühlt. Aber es fällt leichter, sich auf das Wenige im Raum zu konzentrieren. Das Licht, die Stille, die Oberflächen – kahle Wände bedeuten nicht, dass sie keine Geschichten zu erzählen hätten. Die Sonne schickt Strahlen herein, gebrochen an den Ecken und Kanten der Fenster, den Gardinen, den Wänden. Auf dem Boden sind Spiegel angebracht. Zum hineinblicken und sich finden. Oder um andere neue Perspektiven zu entdecken. Die ausgestellte Kunst wurde für mich zweitrangig an diesem Ort. Wie gerne hätte ich hier eine menschliche Serie fotografiert. Nur heimlich erlaubte ich mir zwei Aufnahmen, die am Ende zu einem Bild verschmolzen.

Neue Wege suchen

Es gibt ein Bleiben im Gehen,
ein Gewinnen im Verlieren,
im Ende einen Neuanfang.

Aus Japan
Geistesblitz
Spiegel der Erkenntnis?
Spiegel ohne Inhalt
Darbietungen im Raum
Verführendes Licht

Wir werden bald selbst neue Wege beschreiten, Neuland betreten, Abschiede feiern und hoffentlich warm aufgenommen werden am neuen Ort. Ein Wagnis, das unsere Gedanken, Gespräche und Nächte beeinflusste. Ein Risiko, dem wir uns stellen, ein Glück, diese Chance noch einmal im Leben zu bekommen. Spannende und aufregende Stunden, Tage und Wochen liegen jetzt vor uns, bis auch wir den leeren Räumen im Haus ein letztes Adieu zuraunen werden und ein neues Kapitel in unerer Lebenrolle beginnt.

Blaudruck
Kunst am Bau
Die Zukunft liegt ostwärts.

Meine Blaue Seele

Finale
The Final

Einen lange gehegten Wunsch von mir durfte ich mir Anfang Juli selbst erfüllen. Dieses eine Lied war vom ersten Hören an in meinem Kopf und zauberte bei jeder Wiederholung neue Bilder in mir. Wann würde ich es schaffen, sie als echte Bilder für mich festzuhalten? Der beste Ort wäre das Meer, welches leider zu weit weg ist und ich nur selten den Klang des Rauschens dort hören kann. Das Lied im Kopf sollte reichen, einen anderen Ort zu finden. Meine Seele jubelte, als ich diesen vor ein paar Wochen fand, verlassen, geheimnisvoll und voller Geschichte.

Viele andere hatten hier gearbeitet, viele Frauen darunter; konnten ihre Seelen wahrscheinlich nie baumeln lassen, mussten die Maschinen am Laufen halten.
Die 1868 erbaute, an der Echaz gelegene typische Gründerzeit-Anlage war bis zu ihrer Schließung 1987 der größte Arbeitgeber am Ort. An den 7400 Spindeln zur Herstellung von Baumwollfäden schufteten nicht nur Ortsansässige, sondern während dem Zweiten Weltkrieg auch Zwangsarbeiter, später Vertriebene und schließlich Gastarbeiter. Das Areal beherbergt heute einige Künstlerateliers und soll teilweise zu Wohnzwecken umgebaut werden. Die Geschichte dieses Ortes wird bleiben und bis zum Verschwinden schreit dieser Ort geradezu nach Entdeckung, Innehalten, Festhalten.

Aylin wurde für einen Abend meine Muse und durfte sich dem Thema „Blau in Blau“ hingeben. Ich ließ sie spielen mit der Farbe, den Mauern und Rampen, an Türen und Fenstern. Die Zeit verflog, vertieft in die Musik und die Atmosphäre der Umgebung fiel alle Anspannung ab. Schwerlos zog sie sich den Himmel an, träumte hinterher und sperrte die Welt aus. Was hier in der Vergangenheit nie sein durfte, konnte oder wollte, wurde für unsere Stunden dort zur Wirklichkeit. Ein bisschen Leichtigkeit braucht jede Seele ab und zu, wir halfen ihr auf die Sprünge. Für Aylin und mich war sie BLAU, wie das Meer, der Himmel oder ein wenig Farbe.

Blau im Blau von Yvonne Catterfeld

Heut will ich nichts tun,
heut will ich nur sein,
sperr die Welt heut aus,
bleib hier ganz allein,
seh die Wolken ziehn und fliege hinterher,

Eine Melodie kommt von irgendwo,
löst sich wieder auf,dort im Nirgendwo,
die Gedanken fliehn, ich träume hinterher

Ich zieh den Himmel an,
bin mit allem eins,
bin dann Blau in Blau, schwerelos,
meine Welt ist groß und der Himmel ist heute mein Kleid,
Regenbogen weit, schwerelos,

Tauche in mich ein,
mehr ist nicht zu tun,
Leichtigkeit ist eins,
lass mich bei dir Ruhn,
Seh die Zeit vergehn und lauf nicht hinterher,

Ich zieh den Himmel an,
bin mit allem eins,
bin dann Blau in Blau, schwerelos,
Irgendetwas trägt mich ich schwebe weit über der Zeit,
meine Welt ist groß, schwerelos, …

Hugo Boss
The Boss ;-)

Fenster
Let’s look

Einblick
Is There Someone?

Nummer 1
No. 1 For Today

Engel
Angleically

Traum
Dreaming Of Blue

Geist
The Ghost

Füsse
Spreading Blue

Tanz
The Dance

Briefkasten
Blue Mail

Lachen
Free Laughter

Rennen
Off To Blue Land

Fragen
Is It Enough?

Kleid
The Show Must Go On!

Kleid weg
Kick It Away

Am Nagel
Not Needed Anymore

Als großer Anhänger von Gedichten, möchte ich den zweiten Teil einem wie ich finde sehr treffenden Werk untermalen.

Seit dem frage ich nicht mehr;

Im Einklang atmende Seele wogendes Herz,
gewonnen von dir, dem Walten, der Sprache, deiner Musik.
Sanft kräuselnd der schwachen Wellen Gespinst,
leise getupft gegen die Ufer,
surrendes Schwingen von Flügeln der Vögel,
hier daheim, murmelnd der Wind in Bäumen und Büschen,
endlos du Stille in vieler Laute Komposition,
gehüllt von ätherischem Blau,
flirrendes glitzerndes Sonnengemüt tanzt.
Leuchten in der Elemente aromatische Düfte;
Macht von Licht und Farben
in Einheit mit den Geräuschen, Gerüchen, Idylle gebärend,
verschlossen in Tiefen all möglich?
Empfindens, Engels Flügelspitze die Seele streift,
Feen singen in Traumes Gefilden,
Leidenschaft steigend herauf, gefangen zuvor,
in der Worte eher ganz schlichtem Kleid: „ist das schön.“

Seit dem frage ich nicht, was vorgeht.

© Constance Frei

Warten
Waiting

Arme und Beine
Blue Body Parts

Lebenslinien
Lifelines

Halte mich
Hold Me

Atlas
Creating My Body Map

Hände
Surround Me With Blue

Anfassen
Touch Me

Leichtigkeit
It Was So Easy

Himmel
Like In Heaven

Rückblick
Don’t Look Back

Fluten
Blue Floods

Gefühle
Perfect Feelings

.
.
.

Es gibt noch einige Lieder in meinem Kopf und dieses hier war sicher nur der Anfang, eines davon mit meinen eigenen Bildern darzustellen. Bleibt gespannt, welches als nächstes in meinem Kopf schwingt und mit der Kamera sicherbar werden wird.

Der Widerspenstigen Zähmung

Theaterstück in 4 Akten
Darsteller: Isa (Katharina M.) und Scarlett (Sarah R.)
Regie und Inszenierung: Sandra
Ort: Eine ehemalige Spinnerei

1. Akt: Gefesselt in Raum und Gedanken
Szene 1
Auftritt Isa – Stolz betritt sie die Bühne. Schön und groß, mit heller Erscheinung in dunklem Gewand. Die Gedanken sind frei. Wollen nicht beherrscht sein. Gefesselt ist scheinbar der Körper. Das behagt Isa nicht. Der Kampf beginnt.

Szene 2
Scarlett durchbricht das aussichtslose Schauspiel. Unschuldig und zaghaft versucht sie eine Verbindung zu knoten. Schafft sie es Isa zu befreien und den Gedanken freien Raum zu geben? Ein Kopf an Kopf reicht nicht.

2. Akt: Zwischen Licht und Schatten
Szene 1
Eine Woge der Ruhe durchströmt Isa und Scarlett. Diese Begegnung scheint zu heilen. Knoten lösen sich scheinbar auf in Harmonie und Eintracht. Wo Licht herrscht sind Schatten zu finden. Der innere Kampf geht in die nächste Runde. Ein Blick sagt mehr als Worte es jemals könnten.

3. Akt: Auf Tuchfühlung
Szene 1
Stoff schmiegt sich um beide Körper. Isa bleibt ihrem dunklen Treiben treu, während Scarlett sich wie ein unschuldiger Schmetterling mit einem hellen Kokon umgibt. Die Hülle fallen lassen und frei von allem Ballast sein? Ist es einen Versuch wert, einen Ausbruch zu wagen? Die dunkle Seite davon fliegen lassen?

Szene 2
Im Mantel der Sicherheit kann sich keine der beiden wähnen. Auf Weiß folgt Schwarz. Auf Schwarz folgt Weiß. Gleichberechtigt durch das Leben wandeln. Vielleicht gelingt eine Mischung, die ungefährlich wäre. Doch Isa explodiert im Rausch ihrer Gedanken. Die Rechnung hat sie ohne Scarlett gemacht. Die Fetzen fliegen durch die heiße Sommerluft.

4. Akt: Spinnerei
Schlussszene
Hirngespinste lassen sich nicht entwirren. Fragile Seilschaften, zwischen Tag und Nacht, bleiben bestehen. Jeder lebt sie auf seine Weise, keiner ist Rechenschaft schuldig. Müde ziehen Isa und Scarlett die Knoten wieder fest. Verbunden und doch geht jede für sich mit Erfahrungen aus diesem Schauspiel.

THE END

Making of:

Danke liebe Ina und Sarah für einen inspirierenden Abend in der Alten Spinnerei.