Leben in der Brandzone

Kalt
20. März 2013 – 20 cm Neuschnee
Warm
09. April 2013 – Erste Knospen zeigen sich.

Zwei Fotos, zwei Welten. Gut drei Wochen ist es her, da gab es hier das größte Schneeereignis seit 2009. Über Nacht fielen 20 cm Neuschnee und ganz Peking war verzaubert in eine weiße Landschaft. Dazu ein strahlend blauer Himmel, der viele Menschen mit samt ihren Kameras (oder Telefonen) auf die Straßen lockte, um dieses Naturschauspiel für die Nachwelt festzuhalten. Klar, das auch ich unterwegs war, die Sonne hatte binnen ein paar Stunden alles wieder wegtauen lassen. Jetzt scheint sich auch hier der Winter entgültig verabschiedet zu haben, auch wenn mometan eisiger Nordwind durch die Stadt fegt. Der lässt allerdings keinen Smog aufkommen und wird von uns daher sehr begrüßt.

Skeptisch schauen wir auf die Ereignisse in Nordkorea und hoffen darauf, das die Welt eine friedliche Lösung des Konflikts finden wird. Auch der Ausbruch der Hühnergrippe beunruhigt uns, die Schule hat bereits sämtliche Hühnerprodukte vom Menüplan genommen. Wir verzichten bis auf weiteres ebenfalls, soweit das möglich ist. Ganz China ist verrückt auf gefiederte Fleischwaren, in nahezu allen Restaurants werden Hühner, Enten oder Gans und Eier verarbeitet.

Zu allem Überfluss bricht in der Wohnung unter uns ein Feuer aus, die ganze Küche dort ist unter Rauch, weil wohl ein Topf auf dem Gasofen zu lange kochte. Auch in unsere Küche strömte der Rauch von unter herauf, dank der guten alten Leitungsschachte in den Wänden. Sogar aus dem Dunstabzug kam der dicke Qualm. Zum Glück ist nichts weiter passiert. Die findigen Chinesen löschten !!! mit Wassereimern !!! und die im ganzen Haus verteilten Feuerlöscher wurden einfach ignoriert. Ordentliches Durchlüften und Airfilter auf Stufe 3 schafften schnell wieder ein gutes Raumklima, die Küche unter uns muss allerdings neu renoviert werden.

Tanz
Die Tänzerinnen im Konfuziustempel
Tour
Hobbyfotografen auf Tour

Bevor es in den Osterurlaub ging, startete ich meine Fotogruppe Peking. Über die deutsche Botschaftsschule und deren Patengruppe bin ich auf die Idee gekommen, kleine Fototouren durch Peking anzubieten. Unsere erste Tour führte uns in den Konfuziustempel, welcher ideal für einen Vormittag zum Fotografieren geeignet ist. Eine schöne Anlage mit altem Baumbestand und vielen kleinen Tempelgebäuden, einer Stelenhalle und sogar etwas Wasser um eines der Gebäude ließen das Fotografenherz höher schlagen. Wir hatten Glück mit dem Wetter und der Zufall spielte uns eine Tanzvorführung direkt vor die Linse. Verschiende Tänzer zeigten in klassische Gewänder gehüllt traditionelle Tänze. Mit einer kleinen Teezeremonie im nahe dem Tempel gelegenem Teehaus erhielt die Tour einen würdigen und wärmenden Abschluss.

Zeremonie
Teesorten ausprobieren ist Kult in China

Anders ist das Reisen nach „INDIEN“! Jetzt stand Vietnam in unserem Fokus, ein Land von dem wir schon viel gehört hatten. Die Halong Bay, Unesco Weltnaturerbe seit 1994, sollte das Ziel sein mit einem Abstecher nach Hanoi. Wir hätten uns etwas weniger Regen gewünscht, der in solchen Mengen auch eher untypisch für diese Jahreszeit ist, meinte unser Gästehausbetreiber. Aber gegen das Wetter konnten wir nichts ausrichten, warme Temperaturen verwandelten die Gegend um die Bucht in eine Saunalandschaft und bei 100% Luftfeuchte wird nichts mehr so richtig trocken.

spass
Pfützentour nach dem großen Regen

Wir machten das beste daraus und im Jeep (Baujahr 1978) ging es durch die Pfützen der kleinen Insel Tuan Chau, was nicht nur die Kinderherzen höher schlugen lies.

Berg
Tempelberg Yen Tu im tropischen Nebel

Auf den Pfaden der buddhistischen Pilger erklommen wir den 1050 m hohen Yen Tu und ließen uns auch nicht von der 0 % Sichtchance abschrecken. Wasser gab es nicht nur aus den Trinkflaschen, die tropfenden Bäume und der feuchte warme Nebel ließen alle Kleider schnell durchweichen.
Viele der Urlauber kommen nur für 2 oder 3 Tage in die Bucht von Halong, fahren mit dem Boot durch die bezaubernde Felsenlandschaft und genießen danach die Strände im Süden. Angesichts des Wetters während unserer Reise schien das keine schlechte Idee, aber das Reisen ist auch in Vietnam, wir in vielen asiatischen Ländern anstrengend, besonders wenn man mit Kindern unterwegs ist. Schlechte Straßen führen zu langen Fahrzeiten für sonst kurze Distanzen, so brauchten wir für die An- und Abreise nach Hanoi fast 4 Stunden für eine Strecke von 180 km. Da überlegt man sich schon, wieviele Ausflüge auf dem Programm stehen sollen. Uns gefiel das Eintauchen in die wieder andere Welt Vietnams. Kleine Dorfmärkte, eine entspannte Mopedtour auf der Insel Cat Ba, frische Brötchen in der kleinen Bäckerei von Halong-City, Ella mit Nase-Zu-Halten über den Fischmarkt laufen sehen, Charlotte versuchte sich im Fotografieren, Nudelsuppe zum Frühstück, … viele kleine Erlebnisse führten die Urlaubswoche letztendlich zu seinem gelungenem Trip zusammen.

Felder
Sattes Grün auf den Reisfeldern der Insel Cat Ba
Halong
Friedliche Halong Bay

Warum ist das Reisen nach Indien nun anders? Weil uns vieles einfach nicht mehr so sehr stört oder aufregt „im wohlverdienten Urlaub“. Die rostige Fähre, der Müll auf den Straßen und im Wasser, die hupenden Fahrzeuge und ihr rasantes Fahrverhalten, der leere und einzige Geldautomat auf der Insel, die munter quatschenden Frauen bei der Massage, Einheimische, die gern Touristenpreise für ihre Waren verlangen oder die zum Mittagessen Wodka trinkende Crew unseres Bootes. Indien hat in vieler Hinsicht den Blick auf die Dinge verändert und das Reisen in Asien dadurch für uns entspannter gemacht. In einigen der Gesichter anderer Touristen konnten wir eher den Schock sehen als die Lust auf Abenteuer. Die hatten sich vielleicht etwas anderes unter der Reise nach Vietnam vorgestellt.

Street
Oktopus-Frikadellen-Stand
Marktfrauen
Händlerinnen in Hanoi auf dem Weg durch die Altstadt
Hanoi
Platz ist in der kleinsten Ecke von Hanoi’s Straßen

Hanoi bot uns mit seiner quirlligen Altstadt ein buntes Spektrum an allem was das Reiseherz begehrt. Kultur im Wasserpuppentheater, Genuß in den vielen kleinen Restaurants, Straßenimbissen und Cafés, Souveniers in reichlich vorhandenen Läden und natürliche jede Menge bunte Fotomotive. Wir ließen uns Zeit mit der Erkundung, die Langsamkeit bestimmte den letzten Tag unserer Reise. Wir besuchten eine kleine versteckte buddhistische Pagode und zündeten einige Räucherstäbchen an mit dem Wunsch bald wieder in dieses Land zurückkehren zu können. Ein Land im Aufbruch, das sich hoffentlich seinen asiatischen Charme auch in Zukunft behält.