Mutter …

Nein, ich werde keine Abhandlung darüber schreiben, wie toll das Leben mit Kindern ist und wie glücklich sich jede Mutter jeden Tag mit ihren Kindern fühlt.
Dennoch eine kurze Einleitung, bevor ich mit dem eigentlichen Thema beginne. Seit dem 15. Sept. 2004 bin ich Mutter und seit dem 10. Juni 2008 zweifache Mutter. Meine beiden Töchter sind neben dem Abi, dem FH-Studium, der Hochzeit mit meinem Mann, das bisher beste was ich in meinem Leben zustande gebracht habe.

Neulich habe ich nach ewig langer Zeit beschlossen, endlich wieder meine Inlineskater aus dem Keller zu holen und den Frühling zu begrüßen. Nach einem langen Tag mit zwei Kindern, das Highlight des Abends. Meine Mann meinte dann kurz vor dem Start „Setz einen Helm auf.“ Ich schaute ihn verwundert an, ob er das jetzt ernst meinte? Der Kommentar von ihm: „Als zweifache Mutter ist es verantwortungslos ohne Helm zu fahren.“ – Dieser Satz bewegt mich nun seit diesem Abend und ich muss darüber nachdenken, ob ich eine verantwortungslose Mutter bin. Eine Rabenmutter, die schon nach einem Jahr Babypause wieder arbeiten geht, bin ich sowieso schon. Ich bin ohne Helm gefahren, zur Sicherheit habe ich die Schützer angelegt und das Handy eingesteckt. Richtig entspannt rollen konnte ich dennoch nicht, obwohl ich seit über zehn Jahren ohne einen einzigen Sturz mit den Inlinern unterwegs bin.

Verantwortung bedeutet für mich, mich jeden Tag der Aufgabe zu stellen, zwei Kinder zu vernünftigen und selbstbewußten Menschen zu erziehen. Ihnen jeden Tag gesundes Essen zu geben, regelmäßig zum Arzt zu gehen, Trost zu spenden bei allen Problemen, beim Spazieren gehen oder auf dem Spielplatz zu schauen, dass nichts passiert. Sich Gedanken um die Zukunft zu machen, ob man alles richtig macht bei dieser wie ich finde schweren Aufgabe. Es verlangt einem sehr viel Kraft ab, denn Kinder wollen natürlich nicht gern „erzogen“ werden. Der Alltag ist anstrengend und macht einen müde, trotz der vielen lustigen und witzigen Momente mit Kindern. Viele persönliche Freiheiten werden mit der Gründung einer Familie eingeschränkt oder ganz abgeschafft. Ausschlafen zum Beispiel, Langeweile haben, Abenteuerurlaub mit langen Wanderungen …

Muss ich als Mutter dann alle meine kleinen Freiheiten aufgeben, nur weil ich Verantwortung trage für zwei Kinder? Ich finde nicht. Denn ohne diese kleinen Freiheiten wäre für mich das Leben nur halb so schön und ich würde mich noch weiter einschränken müssen, als ich es sowieso schon tue. Darum werde ich auch weiterhin ohne Helm mit den Inlinern fahren. Beim Radfahren dagegen muss der Helm sein. Und vielleicht erfülle ich mir irgendwann die kleine Freiheit einer Vespa und rolle dann (natürlich mit Helm) einfach mal ins nächste Eiscafè, um meinen zwei Töchtern ein frisches Eis zu holen. Und wenn mein Mann weiterhin ein liebevoller Papa bleibt, kriegt er auch ein Eis. Ich rechne es ihm hoch an, dass er sich um mich Sorgen macht. Er weiß schließlich auch, das es ohne mich ganz schön schwer sein würde.

Geschrieben von Sandra