„Der „Blumenmond“ ist einer der beliebtesten Namen für den Vollmond im Mai. Auf der Nordhalbkugel ist der Mai die Blütezeit vieler Blumen. Begeistert von der Schönheit der blühenden Natur benannten die Ureinwohner Amerikas einen Vollmond nach ihm.“ Quelle: Internet
Die Hänge am Dorfberg warten nicht auf den 23. Mai 2024 – der Klimawandel sorgte schon einen Monat früher für eine Blütenexplosion. Duft, Farbe, Gesumme und Gezwitcher – ein Rausch der Natur und ihrer Kraft. Jedes Jahr aufs Neue. Dank reichlich Regen – ein Fest für die Sinne.
Deine flüchtigen Sekunden Miß mit deines Herzens Schlag! Deine Wahrheit ist dein Tag, Und mit ihm ist sie entschwunden. Antwort forderst du vergebens, Wo kein Puls des Blutes schlägt – Was dein Innerstes bewegt, Ist die Wahrheit deines Lebens.
Noch ist der Morgen mehr Gefangener der Nacht als Bote des nahenden Tages.
Schweigen umhüllt die Landschaft tief und ruhig im Grau.
Um die träumenden Bäume und ihr Gezweige, die letzten Trotzschatten der Nacht – ein seidener Schleier aus Lila…
Da erhebt die Sonne, selbstverzaubert flimmerndes Orange, Anfangs noch blutleer im Meer der Nebel,
sucht sie dennoch am Himmel ihre Macht über den Tag – und wärmt sich langsam an den Bäumen empor.
Aus dem Reif der Wiesen funkeln Silberfäden überwältigt zu ihr hinauf.
Ihre immer stärker glutende Kraft trägt den Morgen in die Welt und verklärt ihn in einem neuen Licht…
Elmar Kupke
Draußen zwitschert es früh am Morgen, die Vögel im Garten scheinen den Frühling zu riechen oder freuen sich einfach, dass ihnen ein sonniger Tag bevorsteht. Sonn-Tag eben, wie passend.
Die nahen Wege führen direkt in die Natur, hoch hinauf, um den Blick über die weite Landschaft zu öffnen. Nebeldunst hängt noch an den Bergen der Alb. Pure Stille wäre das iTüpfelchen, doch das stete Autobahnrauschen legt einen Grundton unter die Gespräche der Wanderer. Es fühlt sich richtig an, zu gehen.
Das erste zarte Grün bricht aus dem noch leicht gefrorenen Boden, kraftvoll muss es sich wohl dem Licht empor gereckt haben. Irgendwann wird es vielleicht selbst ein stabiler Baum sein, der Schatten spendet und Kraft versprüht. Duftend ohne Wagnis auf Gewinn einfach nur wächst, um Sauerstoff zu produzieren. Und Holz natürlich. Oder einfach nur um schön und wild dazustehen.
Die Sonne küßte seine Zweige,
Ihm wurde wunderlich zu Mut.
Die Winde sagen: Neige, neige,
Neig dich zur Erde, junges Blut.
Er aber bog mit schlichter Geste
Wie hundert Arme sonnenwärts
Die lichtverhärmten nackten Äste
Und zog den Himmel an sein Herz.
Heinrich Leberecht Fleischer
Immer höher geht es hinauf, der Sonne noch ein Stückchen näher sein. Schmale gewundene Treppenstufen führen auf den modernen Turm, der sich ganz sachte bewegt. Das Schwingen der Körper, nicht der Wind, ist dafür heute verantwortlich.
Weit über das Land reicht der Blick, die Stadt liegt zu Füßen, die Dörfer darum trappiert wie eine Perlenkette.
So friedlich, als könnten einfach alle Sorgen, Nöte, Ängste und Ahnungen wie Konfetti in alle Himmelsrichtungen gestreut werden. Davonfliegen, sich auflösen. Sich ein paar Minuten trösten am Glück des Tages, der Gemeinschaft, dem Lachen und der Freude.
Was kalt und still gefroren ist, besitzt den Reiz der Ruhe, verbirgt den Zustand des Wahren, und ist Herausforderung an unser Licht.
Jede Zeit glaubt sich auf der Höhe des Berges, den menschliche Kultur langsam ersteigt und jede folgende sehnt sich zurück nach dem heimlichen Tal, das jene für das Ende ihres Weges gehalten hatte.
August Pauly (1850 – 1914)
Landschaft – Szenerie – Stille – Ausblicke – Tradition – die Bergwelt fasziniert und ohne sie wäre die Welt irgendwie leer, flach und anders. Welches Glück, dieses Schauspiel der Natur nicht weit entfernt zu finden und tatsächlich immer neue Gegenden entdecken zu können. Aus dem engen Tal erheben sich mit aller Kraft die Gipfel und wenn die Sonne am Morgen die ersten Strahlen auf die Flanken der Gesteine wirft, zieht es einen nach Draußen und in die Höhe.
Am Ziele deiner Wünsche wirst du jedenfalls eines vermissen: dein Wandern zum Ziel.
Marie von Ebner-Eschenbach (1830 – 1916)
Durchs Silbertal führte einer unserer Wege, die wir gingen. Früher für den Silberabbau bekannt, beherrschen heute der Tourismus und die Landwirtschaft die Geschäfte der knapp 900 Personen zählenden Gemeinde. Die Litz fließt stetig das Tal hinunter und gibt uns Wanderern Kühlung im nicht enden wollenden Sommer.
Lerne Laufen und du enteilst der Zeit.
Volkmar Frank (*1962)
Trügerisch die Idylle – die Alpen werden sich verändern – das Klima lässt die Kühe bis spät in den September hinein auf den Almen grasen. Die Touristen suchen ganzjährig, was sie in den Bergen für sich erhoffen. Ruhe oder Trubel liegen hier nicht sehr weit auseinander. Abgelegene Pfade kennen wohl nur die Einheimischen.
Der Mensch ist zur Vollkommenheit nur bei der Zerstörung fähig.
Erhard Blanck
Unwissend falsch abgebogen sind wir am letzten Tag dieser kurzen Reise. Der steile Pfad führte uns auf einen alpinen Steig, der unsere Ausdauer, Geduld und auch ein bisschen Mut herausforderte. Das „Hohe Rad“ erreichten wir letztendlich nicht, die Hütte darunter zum Glück vor Schließung und totalem Ausverkauf. Es waren anstrengende Stunden, die uns dennoch als besondere in Erinnerung bleiben werden. Der Zauber des Alpenglühens, wenn die letzten Sonnenstrahlen alles in ein magisches Licht tauchen, entschädigte für die Mühen.
Der Silvrettagletscher ist auch hier fast verschwunden. Seit 1956 ist er um mehr als 300 Meter geschrumpft. Falls es in meinem Leben Enkelkinder geben sollte, werden diese wahrscheinlich nur noch die kümmerlichen Reste des Gletschers erleben können.
Meine erste Reise nach der Öffnung der Mauer ging übrigens auch in die Berge. 1990 bestaunten wir die Gipfel, Gletscher und Täler der Dolomiten in Italien, damals war ich nur wenige Monate älter, als meine Tochter heute. So konnte ich ihr berichten, dass es damals eine sehr emotionale Reise für unsere Familie war. Zusammen mit den Verwandeten aus Rheinland-Pfalz, die uns jahrelang in der DDR besuchen kamen, konnten wir jetzt gemeinsam vereisen. Im geliehenen Auto und mit geborgten Geld feierten wir damals die Wiedervereinigung und den Sieg der Deutschen Fußballer bei der gerade dort stattfindenden Weltmeisterschaft in Italien.