Einst zogen sie aus, um ferne Städte und Kulturen zu bereisen und Neues zu entdecken, heute herrscht vieler Orts nur noch Konsum, Kitsch und Inszenierung des Selbst vor. Man gönnt sich keine Muse mehr, sondern hastet mit E-Rollern von einem Highlight zum anderen. Ein Versuch sich diesem zu entziehen ist anstrengend, weil man an jeder Ecke auf Gelegenheiten zur Ablenkung stößt oder über kleine Fahrzeuge stolpert. Zu Fuß, mit Zeit im Gepäck und einem Blick für die kleinen Schönheiten der Altstadt näherte ich mich dieser wirklich schönen Hauptstadt Dänemarks. 1043 erstmalige erwähnt bietet sie so vielfältige Ansichten und Einblicke, die an einem einzigen Tag keinesfalls zu schaffen sind. Manche Details entdeckte ich tatsächlich erst beim zweiten Blick.
Wenn das Ampelmännchen in die falsche Richtung läuft. 9 Fenster sollst du haben. Das Gebäude ist nach dem Gründer Kopenhagens, Bischof Absalon, benannt, dessen dänischer Name Axel war. Axel Borg prägt seit 1920 das Kopenhagener Stadtbild mit seinem neoklassizitischen Baustil.Tauben – die heimlichen Beobachter der SzenerieDie Drachen vor dem Rathaus. Auf dem Pfad der Integration und dem MiteinanderKunst gegen Kaufrausch – wer siegte zeigt die Reklame.Garten am FensterParade der Schweigenden 1Erleuchte mich oder schick wenigstens einen Engel!Der König rechnet mit seiner Macht. Wurden die Fische befragt, ob sie das essen möchten?Foodporn allzeit beliebt Hier herrscht RadverkehrAuch Bücher brauchen Werbung – bildet ein Spalier für sie!Parade der Schweigenden 2Wer suchet der findet.Zwei Räder – Zwei Rohre – Zwei FarbenFrauenkirche zu KopenhagenUnd sie freuen sich seit Jahrzehnten über jeden, der sie findet. SchaufenstergespenstAusgedient – Postkarten nach Deutschland kosten 4,30 €!Mit Kettenhemd, Löwenmähne und Knöpfen aus dem KindersteckspielHeute ist die kleine Taube die Größte.Game Of Thrones vor dem SchloßKunstvolle Barriere gegen jeden feindlichen AngriffMöwenkriegIrgendwie sehen seine Begleiter wie kleine Roboter aus. IlluminatiDie Sehnsucht der kleine Meerjungfrau nach einer Gasmaske.Wir beobachten euch – immer!Parade der Schweigenden 3Die Giraffenfrau im FensterAlles nur FassadeAlles bleibt im FlussWenn die müden Beine schwer werden.Zusammenkunft der SchlösserFriss oder StirbWas würde sie wohl heute zum Treiben vor ihrem Haus sagen? Ausweglose KapitulationJazzclub um 15:05 UhrHausturm würde ich auch nehmen. Mit wehenden Fahnen über das WasserIch treibe euch vor mir hin und her. Die Rastenden und die RasendenMe too hat sie jeden Tag. Bleibt Seefahrer im Meer der MöglichkeitenMüde Touristen trifft man sogar im Design-Museum.
Wie gerne stöberte ich als Kind in den Fotoalben meiner Eltern, blätterte Seite um Seite, immer darauf bedacht, dass dünne Pergamentpapier zwischen den Seiten nicht zu zerreißen. Wie gerne lag ich unter dem Tisch meines Opas, wenn er zu seinen berühmten Dia-Abenden in das Wohnzimmer einlud. Das Klicken des Projektors wenn ein neues Dia vor die Lampe geschoben wurde, und alle gespannt waren, welches Foto als nächstes auf der Leinwand erscheinen wird. Wie gerne krame ich auf Flohmärkten in Kisten voller alter Fotos, mit Menschen darauf, die ich nicht kenne und Orten, an denen ich noch nie war. Die Faszination zur Fotografie steckt wohl tief in mir und in letzter Zeit bin ich häufiger zu den Wurzeln zurückgekehrt. Echte Filme kaufen, einlegen, fotografieren, entwickeln lassen, Warten!, das Ergebnis bestaunen. Ein herrlicher Prozess und so viel befriedigender, besonders wenn einem das Resultat seiner Arbeit Freude bereitet.
Die Kameras meines Opas leisten immer noch ihren Dienst, weitere analoge Schätze haben den Weg zu mir gefunden. Ich muss mir mittlerweile aufschreiben, welchen Film ich in welche Kamera eingelegt habe – Kamerawohlstandsprobleme. Neulich hat mir meine Vergesslichkeit wieder zu ein paar wundervollen analogen Fotos verholfen. Zum Glück reise ich immer mit mehreren Kameras. Und dann führt ein vergessenes Ladegerät für die digitale Maschine nicht mehr so schnell zur totalen Verzweiflung. Dann zaubere ich die analoge Schwester aus der Tasche, die bekanntlich meistens sogar ohne Batterien funktionieren und Kleinbildfilme gibt es sogar wieder in realen Geschäften zu kaufen. Ein Hoch auf den Retro-Kult, obwohl ich denke, die analoge Fotografie braucht keinen Kult, sie wird bleiben, egal was die Industrie auf den Markt wirft.
Der Charme dieser Bilder überzeugt mich nicht nur in den alten Fotoalben unserer Familie, viele Künstler bleiben dem Medium Film treu und liefern unentwegt grandiose Werke ab. Einen Film in die Kamera einzulegen, die Klappe zu schließen, vorspulen, wieder zurückspulen. Genauer überlegen, welches Motiv aufgenommen werden soll. Sich genauer auf den Prozess der Entstehung eines Bildes zu konzentrieren. Selbstbeschränkung kann dabei helfen, den eigenen Fokus immer wieder zu finden. Es macht mir Freude und gibt mir tiefe Entspannung, so zu fotografieren. Auch das Warten auf die Ergebnisse gehören zu diesem Prozess, die Vorfreude löst jedes Mal ein kleines Weihnachtsgefühl aus. Am besten lässt man die Filme noch eine Weile im Schrank und verschickt sie erst einige Zeit später zur Entwicklung. Dann ist die Spannung noch größer.
Die folgenden Bilder sind auf unserer Herbstreise an die Ostsee bei Warnemünde entstanden. Nach dem ersten Spaziergang am Meer war der Akku leer und das Ladegerät zu Hause, kilometerweit entfernt. Da durfte die neue kleine Olympus – Pen EE-3 ihren ersten Einsatz unter Beweis stellen. Zwei Filme hatte ich dabei und weil diese Kamera sogar die doppelte Anzahl an Bildern produziert, reichte es für den Rest der Woche, um meine Eindrücke dieses zauberhaften Landstriches einzufangen, den ich als Kind so oft mit meinen Eltern um diese Jahreszeit bereist hatte. Eine Reise in die Vergangenheit auf analogen Wegen – wie passend.
Am LeuchtturmÜberflugPromenaden Idylle Ankerplatz ChemnitzAm StromStille am WasserWinterpauseAhrenshoopWindflüchterSchatten im SandMeeresbaumBirkenreigenBlätterdachWellenzauberBlaue BojeZusammen einsamHaltlos glücklich
„In jedem Blick suchen wir das Meer. Und in jedem Meer den einen Blick.“ Zitat aus dem Buch von Nina George ‚Die Schönheit der Nacht‘
So weit das Auge reicht.
Die Tage am Meer sind ein Innehalten, den üblichen Alltag ausblendend. Die Tage geben mir Energie, die Sonne wärmt noch immer in diesem Herbst, die Augen genießen die unendlich scheinende Weite, die Nase schnuppert jede Brise der Salzluft, die Füße werden nicht müde, endlos am Strand zu laufen.
Das Licht am Meer hat eine besondere Kraft.
Jeder Kuss schmeckt hier besonders, jedes Lachen hat diesen besonderen Klang, jede Minute ist kostbar. Zweisamkeit, Einsamkeit, Begegnungen – alles hat seinen eigenen Reiz und wird aufgesogen im Herz, bewahrt für die Zeit nach dem Meer. Zum Sehnsucht stillen, bis man die Wellen wieder hören kann, beim ersten Ausflug an den Strand. Ich halte alles fest in meiner Seele und in Bildern, die meine Erinnerungen an diese besondere Zeit immer wieder aufs Neue werden auffrischen lassen.
Ein bisschen Meer ist in jedem.
„Es gab sie, diese aus einem unbekannten Nichts emporschnellende, die Seele mit fester Hand packende Sehnsucht, sich einfach fallen zu lassen und in der Tiefe des Meeres zu versinken. Ohne Gegenwehr, immer tiefer, und sich selbst und sein Leben wegzuwerfen wie einen Kiesel, so als sei man aus den Schluchten des Meere gekommen und gehöre eines Tages genau dort wieder hin.“ Zitat aus ‚Die Schönheit der Nacht‘ von Nina George.
Kleine Schätze des Meeres.Natur in seiner schönsten Form. Meeres-Spaghetti
„Vertigo marée, so nannten die alten bretonischen Fischer diese aus dem Nichts kommende Lust, sich selbst auszulöschen, frei zu sein, frei von allem. Es geschah meist in den schönsten der Nächte, gerade dann, deswegen sahen die Fischer ungern in die Tiefe, und an Land hängten sie die Fenster zur Meerseite mit dichten Vorhängen ab.“ Zitat aus ‚Die Schönheit der Nacht‘ von Nina George.
Gigantische Kulisse Erinnerungen an einen langen Sommer. Vom Winde verweht und doch standhaft.Sie dürfen eine Krone tragen.
Die Tage am Meer werden bleiben, immer wieder und gerne spontan. Freiheit spüre ich dort auch ohne ein Vertigo marée.