Wie gerne stöberte ich als Kind in den Fotoalben meiner Eltern, blätterte Seite um Seite, immer darauf bedacht, dass dünne Pergamentpapier zwischen den Seiten nicht zu zerreißen. Wie gerne lag ich unter dem Tisch meines Opas, wenn er zu seinen berühmten Dia-Abenden in das Wohnzimmer einlud. Das Klicken des Projektors wenn ein neues Dia vor die Lampe geschoben wurde, und alle gespannt waren, welches Foto als nächstes auf der Leinwand erscheinen wird. Wie gerne krame ich auf Flohmärkten in Kisten voller alter Fotos, mit Menschen darauf, die ich nicht kenne und Orten, an denen ich noch nie war. Die Faszination zur Fotografie steckt wohl tief in mir und in letzter Zeit bin ich häufiger zu den Wurzeln zurückgekehrt. Echte Filme kaufen, einlegen, fotografieren, entwickeln lassen, Warten!, das Ergebnis bestaunen. Ein herrlicher Prozess und so viel befriedigender, besonders wenn einem das Resultat seiner Arbeit Freude bereitet.
Die Kameras meines Opas leisten immer noch ihren Dienst, weitere analoge Schätze haben den Weg zu mir gefunden. Ich muss mir mittlerweile aufschreiben, welchen Film ich in welche Kamera eingelegt habe – Kamerawohlstandsprobleme. Neulich hat mir meine Vergesslichkeit wieder zu ein paar wundervollen analogen Fotos verholfen. Zum Glück reise ich immer mit mehreren Kameras. Und dann führt ein vergessenes Ladegerät für die digitale Maschine nicht mehr so schnell zur totalen Verzweiflung. Dann zaubere ich die analoge Schwester aus der Tasche, die bekanntlich meistens sogar ohne Batterien funktionieren und Kleinbildfilme gibt es sogar wieder in realen Geschäften zu kaufen. Ein Hoch auf den Retro-Kult, obwohl ich denke, die analoge Fotografie braucht keinen Kult, sie wird bleiben, egal was die Industrie auf den Markt wirft.
Der Charme dieser Bilder überzeugt mich nicht nur in den alten Fotoalben unserer Familie, viele Künstler bleiben dem Medium Film treu und liefern unentwegt grandiose Werke ab. Einen Film in die Kamera einzulegen, die Klappe zu schließen, vorspulen, wieder zurückspulen. Genauer überlegen, welches Motiv aufgenommen werden soll. Sich genauer auf den Prozess der Entstehung eines Bildes zu konzentrieren. Selbstbeschränkung kann dabei helfen, den eigenen Fokus immer wieder zu finden. Es macht mir Freude und gibt mir tiefe Entspannung, so zu fotografieren. Auch das Warten auf die Ergebnisse gehören zu diesem Prozess, die Vorfreude löst jedes Mal ein kleines Weihnachtsgefühl aus. Am besten lässt man die Filme noch eine Weile im Schrank und verschickt sie erst einige Zeit später zur Entwicklung. Dann ist die Spannung noch größer.
Die folgenden Bilder sind auf unserer Herbstreise an die Ostsee bei Warnemünde entstanden. Nach dem ersten Spaziergang am Meer war der Akku leer und das Ladegerät zu Hause, kilometerweit entfernt. Da durfte die neue kleine Olympus – Pen EE-3 ihren ersten Einsatz unter Beweis stellen. Zwei Filme hatte ich dabei und weil diese Kamera sogar die doppelte Anzahl an Bildern produziert, reichte es für den Rest der Woche, um meine Eindrücke dieses zauberhaften Landstriches einzufangen, den ich als Kind so oft mit meinen Eltern um diese Jahreszeit bereist hatte. Eine Reise in die Vergangenheit auf analogen Wegen – wie passend.
Die eigenen Wurzeln sind die markanten Eindrücke eines früheren Lebens, an die man sich erinnert, wenn man über sich gewachsen ist, im späteren Leben!
© Ciro Pagnozzi
















