Kategorie: Fotografie
Abgefahren – oder die Geschichte von Jane & Elvis
Der Ort lud uns geradezu ein, diese Geschichte zu erzählen, lichtdurchflutet, voller nostalgischer Straßenbahnen, jede einzigartig und wunderschön. Wieviele Menschen sind mit ihnen durch Stuttgart gefahren, wieviele Geschichten spielten bereits vor unserer in ihnen? Zum Abschluss meiner fotografischen Reise in diesem Jahr war dieses Museum perfekt. Dieser Ort strahlt eine ganz besondere Atmosphäre aus. Die Waggons stehen still, kein Rad dreht sich mehr, sie sollten noch einmal zur Bühne werden. Nicht ganz so ernst sollte es sein, der Spaß und die Lust sich in Szene zu setzen, ein bisschen abgefahren zu sein. Wie die Bahnen, abgefahren, dennoch interessant und voller Liebe gehegt und für die Zukunft bewahrt. Schauplatz für Erinnerungen.

Sie leben im Untergrund, ihre Geheimnisse behalten sie gerne für sich, sie wagen sich nur selten in die Öffentlichkeit. Warum eigentlich? Es wäre bunter, lauter und phantasievoller – diese Leben. Warum nicht auffallen, provozieren, markant sein? Warum immer im Einheitsbrei der Gesellschaft mitschwimmen? Traut euch! Wagt mehr! Seid frech, frei und lebt es aus!


Jane – sie ist so eine Frau, jung, im Herzen wild und heute war einfach ihr Tag.
Manchmal fühlt sie: Das Leben ist gross,
Rainer Maria Rilke
Wilder, wie Ströme, die schäumen,
Wilder, wie Sturm in den Bäumen.
Und leise lässt sie die Stunden los
Und schenkt ihre Seele den Träumen.



Gibt es den einen? Der für ein Leben reicht? Dem sie alles erzählen kann? Dem sie vertraut? Der sie so akzeptiert, wie sie ist? Der auch verrückte Ideen im Kopf hat? Vielleicht nur ein Bild von Mann? Ist es der Richtige? Nicht real und doch bereit für die große Show heute! Genau Er!



Manchmal ist es so einfach, dass zu tun, was Spaß macht, keinen Sinn ergibt, sich fallen zu lassen in seinen Träumen, Splins und Ideen. Es rauszulassen befreit – immer wieder. „Es geht immer auch anders – anders geht es gar nicht.“ – A.M. Meneghin



Es war doch ein eigenes Gefühl mit dem Tag der Hochzeit etc. …ein sonnenbeschienenes, weißhalsbindiges, kirchenkühlzeremoniellfreudiges und einfältig lächelndes Rührungsgefühl.
Iwan Sergejewitsch Turgenjew (1818 – 1883)


Jane und Elvis waren am Ziel. Waren sie es? Für einen Moment fühlten sie die Geborgenheit und die Endgültigkeit gleichzeitig. Abtauchen an einem geheimen Ort, ohne Zuschauer, für sich sein, unbeschwert, …
Sie ließen sich treiben im Rausch des Augenblicks, genießen das Gefühl gemeinsame Sache zu machen. Sind sich sicher für diesen Moment, genau das Richtige zu tun.



Es wurde Zeit zu gehen. Die Geschichte bekommt natürlich kein Happy End! Wer eins möchte kann sich selbst eins basteln. Jane bleibt allein, vorerst, Elvis wird es verkraften. Die Straßenbahnen sind bereit für neue Geschichten.
Ich danke Jane (Lara) für diese außergwöhnlichen Stunden, dem Straßenbahnmuseum Stuttgart für diese wunderschöne Kulisse und Elvis für seine Geduld mit uns Frauen.

Ein Hinweis in eigener Sache: Ich danke allein Menschen, die sich 2018 vor meine Kamera getraut haben und freue mich auf 2019 und viele weitere gerne auch neue Menschen, die eine eigene Geschichte erzählen möchten. Wer Lust auf ein etwas anderes Fotoshooting mit mir hat, darf sich gerne melden. mail@thoss4you.de
Meeresblicke

„In jedem Blick suchen wir das Meer. Und in jedem Meer den einen Blick.“ Zitat aus dem Buch von Nina George ‚Die Schönheit der Nacht‘

Die Tage am Meer sind ein Innehalten, den üblichen Alltag ausblendend. Die Tage geben mir Energie, die Sonne wärmt noch immer in diesem Herbst, die Augen genießen die unendlich scheinende Weite, die Nase schnuppert jede Brise der Salzluft, die Füße werden nicht müde, endlos am Strand zu laufen.

Jeder Kuss schmeckt hier besonders, jedes Lachen hat diesen besonderen Klang, jede Minute ist kostbar. Zweisamkeit, Einsamkeit, Begegnungen – alles hat seinen eigenen Reiz und wird aufgesogen im Herz, bewahrt für die Zeit nach dem Meer. Zum Sehnsucht stillen, bis man die Wellen wieder hören kann, beim ersten Ausflug an den Strand. Ich halte alles fest in meiner Seele und in Bildern, die meine Erinnerungen an diese besondere Zeit immer wieder aufs Neue werden auffrischen lassen.

„Es gab sie, diese aus einem unbekannten Nichts emporschnellende, die Seele mit fester Hand packende Sehnsucht, sich einfach fallen zu lassen und in der Tiefe des Meeres zu versinken. Ohne Gegenwehr, immer tiefer, und sich selbst und sein Leben wegzuwerfen wie einen Kiesel, so als sei man aus den Schluchten des Meere gekommen und gehöre eines Tages genau dort wieder hin.“ Zitat aus ‚Die Schönheit der Nacht‘ von Nina George.



„Vertigo marée, so nannten die alten bretonischen Fischer diese aus dem Nichts kommende Lust, sich selbst auszulöschen, frei zu sein, frei von allem. Es geschah meist in den schönsten der Nächte, gerade dann, deswegen sahen die Fischer ungern in die Tiefe, und an Land hängten sie die Fenster zur Meerseite mit dichten Vorhängen ab.“ Zitat aus ‚Die Schönheit der Nacht‘ von Nina George.




Die Tage am Meer werden bleiben, immer wieder und gerne spontan. Freiheit spüre ich dort auch ohne ein Vertigo marée.

Mein Schiff hielt in Hamburg.

Vier volle Tage, Abstand vom Alltag, nahezu Seeluft schnuppern und sich den Stunden nur der Freundin, der Muse und der Sonne hingeben, ein Traum.






Die neu eröffnete Elbphilharmonie schauten wir uns natürlich an, trotz Touristenmassen ein Erlebnis, der Ausblick ist einfach umwerfend und die Architektur des Gebäudes einmalig schön. Die gebogenen Glasflächen zaubern immer neue Reflexionen und Spiegelungen.

Anschließend zog es uns Richtung Universität, die am Freitag Nachmittag allerdings ziemlich leer gefegt war, das schöne Wetter regte wohl keine Studenten mehr zum Lernen an. Die U-Bahn-Station erscheint mit ihren Farbwechsel-Würfeln wie ein Ort auf einem anderen Stern.




Eine inspirierende Ausstellung erwartete uns in den Deichtorhallen: SPACE STREET LIFE PHOTOGRAPHY mit Bildern aus sieben Jahrzehnten und Künstlern rund um den Globus. Ich hätte noch zwei Stunden länger schauen und staunen können. https://www.deichtorhallen.de/ausstellung/space





Und dann die Elbe … breit und tief … Einfahrt und Ausfahrt in die weite Welt … es fühlte sich nach Meer an, dort zu sitzen, die Schiffe zu bestaunen und der Sonne ade zu sagen … Junge komm bald wieder!








Mit der Fähre ging es ans andere Ufer, Cranz liegt an der südlichen Spitze Hamburgs – hier beginnt das Alte Land. Die Elbe ist so breit, dass es sich anfühlt als überquere man einen See. In russischer Hand ist die Werft und es wird auch am Samstag gearbeitet. Leider gab es keine Äpfel auf den Höfen zu kaufen und der gemütliche Bäcker mit dem leckeren Zuckerkuchen hat dicht gemacht, ein Wohnhaus entsteht stattdessen – das Alte Land wird modern und verliert wie so viele Orte ein Stück seines Charmes. Das nächste Mal muss ein Fahrrad mit, das Hinterland ist eine Erkundungsreise wert.







Blankenese – Treppenviertel, Elbblick, Süllberg, Café Schuldt – das schönste Viertel von Hamburg – gehörte sogar einmal nach Dänemark. Wer hier nicht die Zeit verliert, dem ist nicht zu helfen. Mehr zum Lesen: https://www.zeit.de/entdecken/reisen/2016-06/blankenese-hamburg-ausflug-treppenviertel-falkensteiner-ufer-camping
Der Kaffee mit Kuchen im Café Schuldt war Pflichtprogramm, außerdem schmecken die Fischbrötchen und ein Alsterwasser am Elbstrand bei Sonnenuntergang am besten.




Altona zog uns am letzten Morgen in den Bann, die Straßen waren für einen Montagmorgen recht belebt. Das letzte Polaroid entstand nach äußerst lustigen Regieanweisungen des sehr aufgeregten Mitarbeiters im Café Reise Bar. Alle anderen Fotos entstanden ebenfalls analog und warten auf ihre Entwicklung.




