Eine Stunde im Fluss

Wunsch nach Zeitgewinn

Wie oft zerrinnt sie uns durchs stille Stundenglas?
Wie oft läuft man ihr nutzlos hinterher?
Wie oft verstopft der Streß das bessere Erkenntnismaß?
Wie oft versäumt man selbst den Lebensblick –
vom Fluß zum off’nen Meer?

Die Zeit, sie rinnt uns längst durch jede Pore,
den Zellen macht sie es im Hirne glaubhaft schwer,
die Sorge lastet abermals zur nächsten Sorge,
der Zeitmesser rast uns davon und ohne jegliches Begehr‘.

Drum nutze du die deine nur im „Hier und Jetzt“,
mach dir den Kopf doch endlich wieder leichter,
besinn dich auf das Wesen Herz – und nicht die Hetz,
gib jeder Stunde dies aus eig’nem Füllhorn weiter,
erspür den Puls des wahren Seins im Lebensnetz.

Ja, liebe Seele, in diesem Sinne ohne Uhr,
und all der Liebe Einfachheiten schon allein,
mag vielleicht auch für dich der wahre
Schatz in jeder Tiefe Augenblick:
Enttarntes Leid – erkannte Freud, –
entfaltet Leben stets die pure Weisheit sein.

Cornelia Gutzeit

Singapur aus einer anderen Perspektive erlebt.

Tiong Bahru – Art Deco Style

Zur Geschichte des sehr beliebten Stadtteils in Singapur einfach auf den blauen Link oben klicken.

Eine Tour am Abend führte uns in dieses Viertel, dass seit den späten 30er Jahren Singapur mit seinem Charme und Stil bereichert. Mich verzauberte es schon beim ersten Besuch, da es so ganz anders ist, reizvoll, die alte Zeit wiederspiegelnd. Runde Fassaden, Wendeltreppen an den Häusern, die Architektur dort erinnert mich an Miami. Der Spaziergang führte uns zuerst zum Hock Teck Tong Temple, der von einem durch Opiumhandel reich gewordenen Singapurer gespendet wurde. Danach ging es für uns auf eines der HDB Hochhäuser, wo wir vom 27. Stock des Gebäudes einen Blick auf das komplette Viertel werfen konnten. Neben geschichtlichen Fakten erlebten wir einige kulinarische Genüsse im Hawkercenter des Tiong Bahru Marktes, der als Dreh- und Angelpunkt im Stadtviertel alle in seinen Bann zieht. Durch die kleinen Seitengassen mit Blick in Restaurantküchen und teilweise die Wohnzimmer der Anwohner endete unsere Tour an der berühmten Birdscorner, wo noch heute die Hobbyvogelzüchter ihre kostbaren Exemplare zum Singtraining an die Haken hängen (also die Käfige natürlich). Ein Grund wiederzukommen, um diesem Spektakel wenigstens einmal beizuwohnen. Die blaue Stunde dauert hier gut 10-15 Minuten, dann brach die Nacht über uns herein, die lauen Temperaturen laden ein, noch eine Weile zu bummeln und die kleinen roten Lampions der Restaurants zu bestaunen. Singapur ist immer wieder für eine Überraschung gut und bietet auf dem wenigen Land unzählige Entdeckungsmöglichkeiten. Wir freuen uns auf die kommenden.

Auf der Suche nach …

… Weihnachtsstimmung? Rot? Dem Foto des Jahres? Hoffnung? Ablenkung? Geheimnissen? Abstraktheit? Perfektion? Kleinigkeiten? Dem großen Ganzen? Wünschen? … vielleicht einem bisschen von Alldem?

Neue Eimer braucht das Land – heute in rot und blau zur WAHL

Man trifft sich. Mittendrin. Trubel und Geschäftigkeit. Dazwischen stehen und sehen. Aufnehmen. Festhalten. Diese eine Sekunde. Genau jetzt. Weil es beide fasziniert. Immer wieder. Jeder Augenblick ist anders. Keiner lässt sich zurückhohlen. Eingefangen für heute.

Schmuckstück – wer dreht hier am Rad?
Dauerglanz – Eleganz – Tanz der Religionen

Im Tempel finden sich Gottheiten, es scheint sie üben sich im Yoga. Vielleicht vor Langeweile. So wenige Besucher momentan. Die Göttin des Mondes betrachtet sich selbst im Mondspiegel und findet sich schön. Der Sonnengott nebenan tobt über ihre Koketterie.

Geheime Zeichen
Zeitlupenyoga
Ich bin die Schönste im ganzen Land.
Mir gehört die Sonne.
Goldrausch
Windspiele

Kein Lüftchen weht, die roten Lampions lässt die Kamera wie im Wind wehen. Die Stadt ist ein heißes Pflaster. Temperaturmessung aller Orten. Wer zu heiß ist, bleibt lieber draußen. Man kühlt sich bei Eiskaffee unter der Balustrade. Licht und Schatten spielen ihre Spielchen mit ihnen.

Kreise aus Licht und Schatten
(Auto)nomie
Rosenrot
Nr. 75
Bruderschaft
Konformität

Kulturenmix in Chinatown. Das chinesische Jahr des Ochsen steht in den Startlöchern. Merry Christmas belebt vorab das Geschäft. Verlockungen an jeder Ecke. Dekoration in Hülle und Fülle. Rot geht immer, egal ob Christ oder Buddhist. Glück und Liebe, brauchen alle.

Die Langsamkeit der Geschwindigkeit entdecken.
Weltweites Imperium
Edward mit den Scherenhänden
Santa Cool
Rot als Glücksbringer
Auswahl muss sein.

Gekauft wird was gefällt, geliefert was bestellt. Begegnungen nur im Sekundentakt. Stehen bleiben heute nur die Fotografinnen. Im Rausch des Glücks, sich diese Zeit genommen zu haben. Seelenverwandtschaften sind ein Geschenk des Himmels.

Zwillinge
Explosive Stimmung
Ausverkauf
Blaurock
Gegenverkehr
Tanz des Lichts

Man bleibt unter sich

Clementi – eine Annäherung

Mit 92.500 Einwohnern erscheint dieser Stadtteil fast wie eine eigene Stadt im kleinen Land. Ich mag diese Quartiere, in denen sich mehrheitlich die Einheimischen bewegen, nur ab und zu verirren wir Ausländer uns hier her. Vornehmlich zum Einkaufen oder Essen in einem der Hawker. Fotografen wie mich treffe ich selten, wenn überhaupt dann Youtuber oder Instagramer, die man an den auf kleinen Stativen montierten Smartphones erkennt. Oder richtige Profis, die gleich eine ganze Filmausrüstung für Filmaufnahmen mitbringen inklusive immer in schwarz gekleideter Crew.

Es herrscht buntes Treiben in den verwinkelten Gassen zwischen Läden, Hochhäusern und Treppen, die zur U-Bahn oder den Bushaltestellen führen. Alle scheinen in Eile zu sein an diesem Mittwoch Anfang Dezember. Ein Kommen und Gehen wie in einem Bienenstock. Keiner nimmt Notiz von mir, die meisten blinzeln nur in meine Richtung und sind wahrscheinlich erstaunt, eine Person mit echter Fotokamera zu sehen. Wenn überhaupt fotografiert wird, dann doch bitte mit dem Smartphone. Es will auch keiner aufs Bild. Es wird sich geduckt, gewartet, die Hand vor das eh schon halb maskierte Gesicht gehalten, der Kopf weggedreht oder sich gleich im Laden versteckt. Selten lächelt mich jemand an oder ist bereit für ein Foto zu „posieren“. So bleibt mir heute nur das Einfangen der Stimmung dieses Ortes mit den Gegenständen. Verschwommen wie durch eine unscharfe Brille. So fühle ich mich. Keine echte Straßenfotografieromantik kommt auf. Vielleicht wurde sie hier in Singapur beerdigt. Wenn es sie je gab, denn die unzähligen Touristen waren den Bewohnern zwar lieb zum Geschäfte machen aber eventuell ein Dorn im Auge für die dauernden Fotos, die mit den ach so tollen Smartphones geschossen wurden.

Viele der überall zu findenden Plastikstühle bleiben leer an diesem Vormittag. Allein vor den Garküchen sitzen die Menschen, gönnen sich einen Kaffee oder ein kleines Frühstück. Wer noch einen Job hat kann sich das leisten. Selbst bei den günstigen Preisen müssen viele nun auf das Geld achten. Singapur kennt keine Arbeitslosenversicherung. Diese wurde vor Jahren schon von der Oppositionspartei (Arbeiterpartei) gefordert. Wie nützlich wäre sie jetzt in diesen Zeiten gewesen. Hier nennt sich diese „Finde einen neuen Job!“. Nur wo ist die Frage.

Die schmalen Wege hinter den Verkaufsständen um die Markhalle herum sind beliebte Pausenbereiche der Ladenbesitzer oder der Raucher. Hier stapeln sich leeren Kisten, Behälter für Essen und Geschirr zum Spülen. Auch einen kleinen Altar zum Beten für alle Religionen finde ich hier. In der Markthalle suche ich wieder den Laden auf, der die Utensilien für die Gläubigen anbietet. Räucherstäbchen, Papiergeld, Kerzen und die nachgemachten Waren zum Verbrennen an den Gräbern der Verwandten. Ich finde zwei sehr nette Frauen, deren Stände gegenüber liegen. Sie finden es interessant, dass ich mich dafür interessiere und verkaufen mir gerne ein Paket, in dem Kosmetikartikel für Frauen nachgebildet sind. Die kleinen Schachteln haben so wundervolle Motive, die ich für eine Collage verwenden möchte. Heute hatten sie wohl keine Kundin aus Deutschland erwartet.

Ich gönne mir ein reichhaltiges Mahl mit braun-rotem Reis, Tofu und Gemüse dazu einen Eistee. Manchmal würde ich einfach gerne den doppelten Preis bezahlen und den Verkäufer/innen etwas mehr zukommen lassen. Aber Trinkgeld ist hier fast verpöhnt. Jeder gibt auf den Cent genau das Wechselgeld wieder. Allein die Lierferanten nehmen zwar immer erstaunt aber dann sehr gerne ein paar Dollar entgegen, wenn sie etwas in unserer Wohnung abliefern. Mein Weg führt mich zwischen den kleinen Läden in Richtung U-Bahn zurück. Um wenigstens ein bisschen Umsatz zu generieren kaufe ich Pflegeprodukte, die wir gerade brauchen, zwei Oberteile zum Verschenken und Gebäck zum Nachmittagskaffee. Die Uhren scheinen heute schneller zu laufen, genau wie die Menschen, die immer noch an mir vorbei strömen und ihren Alltag meistern. Der Herr vor mir kauft bei der kleinen Bäckerei nur ein süßes Stückchen. Nebenan wirbt ein großer Becher für den berühmten Bubbletee. Und mir fallen die vielen Rollstuhlfahrer auf, die hier Taschtücherpäckchen verkaufen (müssen). Einem kaufe ich welche ab, er ist schwer gezeichnet von seiner Behinderung und ringt sich dennoch ein Lächeln unter der Maske ab. Dann verschwinde ich wieder aus Clementi. Auf ein baldiges Wiedersehen. Es gibt hier noch viel mehr zu entdecken, wie ich bei meiner Recherche gelesen habe.