Die Straße lebt

Raucher
Entspannt in der Sonne
Mann mit Schild
Geradeaus
Frau
Chat-Pause
Freitag
TGIF
Spazierstock
Handmade

Mein erster Workshop als Kursleiterin zum Thema „Straßenfotografie“ liegt hinter mir, und was soll ich sagen, es hat mir richtig viel Spaß gemacht. Zehn aufgeschlossene Leute aller Altersgruppen hatten sich zum VHS Kurs in Böblingen angemeldet, es gab an zwei Terminen alles was zum Thema „Fotos auf der Straße machen“ wichtig war. Zwei Praxisteile wurden durch einen größeren Theorieteil am Anfang und einem kleineren am Ende ergänzt.
Den schwierigen Bereich „Recht und Gesetz“ habe ich ganz bewusst ans Ende des Workshops gestellt, da ich schon bei den eingesendeten Arbeitsproben gemerkt haben, dass sich die Teilnehmer verunsichert fühlten, Fotos mit erkennbaren Personen darauf einzuschicken. Die Straßenfotografie in Deutschland liegt meiner Meinung nach momentan am Boden. Nicht nur die Klage gegen einen Fotografen der Agentur Ostkreuz und die erste Entscheidung des Gerichts machen es schwierig sich diesem Bereich der Fotografie zu widmen. Viele Fotografen trauen sich nicht mehr im öffentlichen Raum ungefragt Fotos zu machen, Alltagssituationen festzuhalten, des Leben im Jahr 2016 zu dokumentieren, geschweige denn die Fotos in irgendeiner Form zu veröffentlichen.

Schade, ich finde damit geht ein großes Stück Kultur verloren. Die Fotos verschwinden in privaten Archiven oder auf Webseiten, die nur mit Zugangscode erreichbar sind. Keiner wird Bücher drucken, da die abgebildeten Menschen jederzeit eine Unterlassungsklage einreichen könnten.
Es mag sein, dass ich die kritischen Stimmen (Recht am eigenen Bild) in meiner Meinung ausblende. Ich finde es trotzdem sehr schade, dass meine Kinder keine echten Straßenfotografien aus dem heutigen Deutschland erleben werden, meine Fotos einmal ausgenommen. Viele Menschen schauen sich dennoch gerne Straßenfotografien in Ausstellungen oder im Internet an, sind selbst aber gegen die Aufnahme ihrer eigenen Person (im öffentlichen Raum). Auf der anderen Seite werden unzählige zum Teil auch sehr private Fotos in sozialen Netzwerken von diesen Personen selbst veröffentlicht. Ein für mich unverständlicher Widerspruch.

Meistens bin auch ich im Ausland entspannter, was das Fotografieren auf der Straße angeht. In Deutschland habe ich oft das Gefühl, die Leute sehen mich als Feind an, der intime Details über sie verraten möchte. Sobald jemand die Kamera erblickt, wird ausgewichen, weggeschaut, die Straßenseite gewechselt usw. Ich würde mir mehr Offenheit wünschen, gerne zeige ich meine Fotos direkt auf der Kamera, sende die Dateien per Mail zu, oder würde das Foto auch löschen wenn gewünscht. Keines meiner Fotos landet mit Namen der dargestellten Person(en) und Ortsangabe im Netz, sie bleiben immer anonym.

Macht euch locker! Wir Straßenfotografen gehen nur unserer Passion nach, besondere oder einfach ganz normale Momente des alltäglichen Lebens einzufangen. Den Zauber des Augenblicks, das Lachen oder Ernste in den Augen, die Stimmung der Gesellschaft, Gefühle einer Generation. Meine Teilnehmer haben es verstanden und bereits im ersten Praxisteil viel mutiger fotografiert.

Zeitungen
News
Bahnhof
Daumen hoch
Lichttunnel
Licht am Ende des Tunnels
Handyman
Irrlichter
Gott
Der Beschützer
Afrika
Aus Eritrea
Hunde
Sicherheitssysteme
Mütter
Reich mir deine Hand
Mann
Licht & Schatten
Puppe
Modepuppe
Dame
Rollen fürs Leben
Maultaschen
Einsame Mahlzeit
Einkaufen
Downtown

Projekt Nr. 3 – Back to the roots

Für das dritte Projekt in diesem Jahr hatte ich mir eigentlich das Thema „Automaten“ vorgenommen, allerdings ermunterte mich dieser fotografisch eher uninteressante Februar so gar nicht, Automaten zu suchen. Ein paar Exemplare habe ich abgelichtet und auch schon eine kleine Sammlung im Archiv jetzt, vielleicht lasse ich den November dann dafür herhalten, der Fotografen gelegentlich ebenfalls in ein Motivationsloch fallen lässt.
Aber Archiv war ein guter Stichpunkt, da gab es doch diese alte Briefpapierkiste meiner Mama, die schon seit einiger Zeit in meinem Schrank auf ihre Neuentdeckung wartete. Am Sonntag zog ich sie hervor und belustigte mich eine gute Stunde zusammen mit meiner kleinen Tochter an den teilweise sehr alten Aufnahmen. Die Oma meiner Oma war das älteste Foto (natürlich im Brautkleid), das wir gefunden hatten. Es sieht sehr historisch aus und in ein paar Jahrzehnten wäre es sicher ein wunderbares Ausstellungsstück in einer Ausstellung „Hochzeitsfotografie im Wandel der Zeit“. Überhaupt haben sich in der Kiste sehr viele Fotos von Feierlichkeiten gefunden, früher waren es eben doch eher die besonderen Tage, die mit der Kamera festgehalten wurden. Auch einige Aufnahmen von Reisen sind darunter und zu unserer besonderen Freude ganz normale Alltagssituationen.
Mein Großvater hat sehr gerne fotografiert und uns in unzähligen Dias einen kleinen Schatz hinterlassen. Auch mein Vater griff immer wieder gerne zur Kamera und wollte sogar selbst einmal Fotograf werden. Der Faible für die Fotografie wurde mir also quasi in die Wiege gelegt und auch als Model war ich schon als Baby ein kleiner Star, was allerdings wohl eher der Tatsache herrührte, dass ich das erste Enkelkind war, dass mein Opa ablichten durfte.

Babyfoto
Mit großen Augen die Welt erkunden – Babymodel Sandra

Mit 20 hat man noch Träume, so wohl auch mein Vater, der hier so fröhlich ins Bild lacht, wohl den Sommer genießt und seine Liebe. 4 Jahre später war er dann bereits Vater geworden. Ich bin sehr dankbar, dass es Fotos aus dieser Zeit von ihm gibt. Wir hatten leider nur 27 gemeinsame Jahre, viele Erlebnisse danach konnten wir nicht mehr zusammen teilen. Auch für meine Töchter ´finde ich es jetzt schön, wenigstens Fotos von ihrem Opa zeigen zu können.

Manfred
1970 – mein Vater Manfred – damals 20 Jahre alt

Das Mädchen hinten im Bild mit den langen Zöpfen ist meine Mama, davor hält meine Oma die Ziege fest, beide sind ungewöhnlich festlich angezogen. Welcher kleine und große Mann das Tier bestaunen weiß ich nicht, ich werde nachfragen und hoffen, dass sich meine Mutter an diesen Tag erinnert. Auf dem Dorf aufgewachsen lebte sie die richtige Idylle des bäuerlichen Lebens. Mit frischer Milch, eigenen Eiern von glücklichen Hühnern und Gemüse aus dem Garten. Geschlachtet wurde auf dem Hof und die Speisekammer war immer reich gefüllt.

Ziege
Die Ziege ist ein Star – Dorfleben pur

Mit 18 zog es meine Mutter in die Stadt, das Vogtland war die Wahl, hier konnte sie studieren und lernte meinen Vater kennen. Die Dorfidylle wurde eingetauscht und so gab es immer wieder Besuche beider Seiten, im Sommer lebten wir Kinder eine Zeit lang bei Oma auf dem Land und an Weihnachten kam sie dann zu uns in die Stadt. Nachdenklich hat sie der unbekannte Fotograf hier erwischt, ich mag das Foto gerade deshalb so sehr, es ist ein echter Schnappschuss.

Dorli
Nachdenklich – Dorothea

Eine Hochzeit ist immer das Erlebnis nicht nur für das Brautpaar, die ganze Familie freut sich und wie in diesem Fall auch der Fotograf, der diesen Moment des gerade frisch vermählten Paares festhalten konnte. Hier heiratete die Schwester meiner Oma ihren Mann aus Holland, wo sie dann auch lebte. Das Schicksal meinte es nicht gut mit den beiden, mit nur 46 Jahren verstarb die schöne Helma an Krebs. Gerne hätte ich den beiden ein langes und glückliches Leben zusammen gewünscht.

Helma
Just married – Glücklich in die Ehe

Es gibt sogar ein richtiges Straßenfotografie-Foto aus alten Tagen. Mein junger Vater kauft hier drei Pfirsiche auf einem Straßenmarkt vermutlich in Ungarn. Dorthin durften sogar DDR-Bürger damals reisen und bei jungen Leuten war das Land sehr beliebt. Manchmal konnte man sich dort sogar mit den Verwandten aus dem Westen treffen. Nach dem Mauerfall reisten meine Eltern richtig oft und ich denke es wäre für ihr Leben besser gewesen, wenn das auch in jungen Jahren öfter möglich gewesen wäre.

Ungarn
Auf dem Markt in vermutlich Ungarn.

Und es war Sommer, herrlich diese Aufnahme von einem entspannten Kaffeeklatsch an der Talsperre Pöhl. Wir hatten wohl einen Bungalow gemietet und es war ein schöner Sommertag. Die Männer zeigen stolz ihre Brust und ich darf einen vollen Löffel auf der Nusspli-Dose naschen, die der Westbesuch mitgebracht hatte. Für uns DDR-Kinder immer Höhepunkte in der Süßigkeitenwelt, dann gab es besondere Sachen zum Essen und wenn wir Glück hatten bekamen wir sogar ein bisschen Westgeld geschenkt für einen Einkauf im Intershop. Lange her, jetzt gibt es alles im Überfluss und immer verfügbar. Das Besondere an manchen Dingen muss man sich jetzt mit Verzicht erarbeiten, dann schmeckt sogar das Nutella wieder wie damals.

Schokolade
Kein Nutella, egal Hauptsache aus dem Westen.

Und dann habe ich sogar noch eine echte Doppelbelichtung unter allen Fotos entdeckt. Mein Vater in einem seiner Lieblings-T-Shirts, an das ich mich noch gut erinnern kann. Entweder war der Fotograf auch schon etwas angeheitert bei der Aufnahme, denn es sieht schwer nach Party aus, oder es ist eben einfach so passiert. Das mochte ich an meiner Kindheit und Jugend, es wurde sehr viel gefeiert in unserem Haus, Hof, Garten, Urlauben, …, oft einfach so, spontan und ohne Grund.

Doppelt
Doppelbelichtung

Wer sich auf dem Beitragsfoto am Anfang genüsslich im Schlafanzug räkelt oder auf dem Sofa eingeschlafen ist, keine Ahnung. Das Foto war zur Hälfte zerschnitten, der Kopf gar nicht auf dem Bild zu sehen. Manche Bilder sollen einfach ein kleines Geheimnis bleiben, die Fantasie anregen oder einen einfach nur zum Schmunzeln bringen.

Funkstille vorbei!

Vier Monate war nun Funkstille, der Sommer und Herbst einfach zu schön, um vor dem Computer zu sitzen. Wir haben die Natur in vollen Zügen genossen und alles in uns aufgesaugt, was Deutschland landschaftlich zu bieten hat: Berge, Wald, Seen, Meer, Strand, Städte und Wiesen. Mir fehlte nichts, das Fernweh wurde gestillt mit kleinen und großen Reisen nach Dänemark, Nürnberg, Leipzig, Erlangen, Zürich und Amsterdam. Was will man mehr?

Am Böhler Strand bei St. Peter Ording
Am Böhler Strand bei St. Peter Ording

Amsterdam war ein lang ersehnter und jetzt wahr gewordener Traum von mir, immer schon wollte ich die Stadt der Fahrräder und Grachten besuchen. Dank einer Konferenz der Fa. SUSE klappt es nun, dass ich ganz ohne Kinder und meistens auch ohne Mann (der auf der Konferenz war) durch die Gassen streifen konnte. Die verspätete Landung aufgrund des dichten Nebels verzieh ich der schönen Stadt sofort am nächsten Morgen, als die Sonne vom strahlend blauen Himmel lächelte und ich nach einem köstlichen Frühstück im „Toastable“ aufbrechen durfte.
Nach einer geführten Radtour gleich am ersten Tag entschied ich mich für die komplette Woche ein Fahrrad zu mieten. So konnte ich die ganze Stadt erkunden und schließlich bin ich schon weitaus gefährlicher in Peking mit dem Rad unterwegs gewesen.

Fahrrad
It’s all yellow in Amsterdam – Auf zur Radtour

Die Stadt verzaubert einen von Anfang an, abgesehen von den beiden Hunde-Stinkbomben an meinen Füßen, kann ich nur positives berichten. Freundliche Menschen, Restaurants & Cafés an jeder Ecke, wenig Autoverkehr in der Innenstadt, weil wirklich jeder hier mit einem Fiets unterwegs ist. Mit Kamera ausgerüstet zog ich durch die Straßen, besuchte Museen, den Flohmarkt und die Portugiesische Synagoge, radelte sogar auf Java-Eiland (einer kleinen Insel mit modernen Wohnhäusern vor den Toren der Stadt), stöberte durch Antiquitätenläden, kaufte natürlich einen Vintage-Rock (in Blau) und am Ende gab es die obligatorische Bootsfahrt durch die Grachten.

Grachten
Unvergleichlich schön – die Grachten

Wer Amsterdam noch nicht bereist hat, dem rate ich dringend es zu tun. Übrigens braucht man sich nicht unbedingt mit Hasch voll dröhnen, wenn man durch die Straßen läuft riecht man es an fast jeder Ecke, scheint dort neben Fahrrädern wohl auch jeder zu nutzen ;-) – mich macht das Zeug nur müde.

Beeindruckend fand ich die Fotoausstellung „Magnum Contact Sheets“ im FOAM, die ich mir anschaute. Fotografien der Magnum Organisation wurden dort ausgestellt und der Prozess der Fotografen anschaulich erklärt vom Entstehen der Aufnahmen, der Auswahl „des Fotos“ auf dem Negativ bis zum fertigen Druck in den verschiedensten Medien. Dort konnte ich zum Beispiel die Geschichte des Fotos von Inge Morath „Llama, Times Square, New York.“ aus dem Jahr 1957 bestaunen, sogar die Tageszeitung mit dem Foto war im Original dort zu sehen. Wer näheres erfahren möchte kann sich gern diesen Film dazu anschauen: https://www.youtube.com/watch?v=rAQRZTRAM-E
Die Ausstellung inspirierte mich dazu mir ein Originalfoto aus der Sammlung der Magnum-Fotografen zum Geburtstag schenken zu lassen. Die Organisation verkauft in unregelmäßigen Abständen Drucke mit Signatur. Dieses Mal gab es intime Fotos aus teilweise privaten Archiven einiger der Mitglieder zu einem relativ günstigen Preis. Für das Lama-Foto muss ich noch etwas sparen, diese würde mit ca. 2000 $ zu Buche schlagen.

Außerdem bin ich gerade dabei ein neues kleines Projekt auf die Beine zu stellen. Mehr dazu im nächsten Artikel.

Und dann trat in diesem Sommer noch BOY in mein Leben, zwei Frauen aus Hamburg und Zürich, die einfach wunderbare Musik machen. Wer die beiden noch nicht kennt, unbedingt anhören und genießen. Beim Streaming-Dienst Spotify findet man beide Alben der sympathischen Band. Das Konzert in Stuttgart, welches ich mit meiner großen Tochter besuchte wird uns wohl lange Erinnerung bleiben.

Ein kurzer Satz zur momentanen Terrorsituation in Deutschland und Europa. Die Anschläge von Paris hätten uns genauso in Amsterdam oder beim Konzertbesuch in Stuttgart treffen können, ich bin dankbar dafür, dass es nicht dazu gekommen ist, ich bin traurig, dass viele Menschen dort ihrem jungen Leben beraubt wurden. Am Tag der Anschläge hatten wir diskutiert über Pfingsten nach Paris zu fahren (mit den Kindern) und wurden dann mit den Live-Berichten im Fernsehen am späten Abend konfrontiert. Die Reise ist in Gedanken immer noch präsent und warum sollten wir sie absagen? Es kann immer und überall passieren und wohl jeden treffen egal wo in Europa. Ein weiteres Risiko, welches wir in Kauf nehmen müssen, wenn wir uns weiterhin die Welt anschauen wollen. Humboldt hat es ganz treffend formuliert:

„Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.“

Alexander Freiherr von Humboldt
(1769 – 1859), deutscher Naturforscher, Begründer der physischen Geographie

Loveboat
Love & Peace Amsterdam

Smart im Herbst

VHS
Mein erster VHS Kurs

Das Volk braucht Bildung, daher gibt es schon seit 1844 die Volkshochschulen in Deutschland. Auch ich habe dort schon Kurse besucht, gerade zum Thema Fotografie konnte ich dort einiges lernen und bin dankbar, das es diese Möglichkeit der Fortbildung gibt. Demnächst stehe ich nun selbst vor den Lernwilligen und werde mein Bestes geben zum Thema Fotografieren mit dem Smartphone. Ich bin gespannt, wer sich für das Thema interessiert. Auf alle Fälle freue ich mich auf diesen Tag und die auf die Ergebnisse, die dort entstehen.

Ein paar Anregungen, die in den letzten Tagen mit meinem Smartphone entstanden sind:

Schiffsschaukel
Schwindelig wird es einem ganz gerne in einer Schiffsschaukel.
Kind im Wasser
Bei Gegenlicht sieht man jeden Wassertropfen.
Schattenspiel
Beine bis zum Himmel – wer hätte die nicht gerne.
Haare
Kopfüber im Sonnenlicht
A
Schatten & Licht zaubern Motive