Ein bisschen heimatlos

Mit einem mulmigen Gefühl verabschiedeten wir am 20. Juli den Möbeltransporter in Richtung Frankfurt. Alle unsere Sachen mit Ausnahme des Fluggepäcks und den Restvorräte befanden sich in einem großen LKW mit Anhänger. Da wurde mir richtig bewusst, dass es jetzt kein Zurück mehr gibt. Fast alles in der Wohung wurde vom Umzugsteam in zwei Tagen verpackt und verladen. Unsere Sachen für Indien teilweise neu verpackt und ordentlich zugeklebt. Ob das dann alles in die vier Flugkisten passen wird, konnten uns die Jungs vom Umzusteam auch nicht sagen, aber es würde ganz gut aussehen von Größe und Gewicht. Die letzte Kiste wurde dann mit Schulranzen, Kickboard und Kinderautositz verladen. Eine letzte Nacht bei Freunden, dann war Altdorf Geschichte. Ob wir nach unserer Zeit in Indien wieder dorthin zurück ziehen, wird sich zeigen.

Jetzt sind wir ein bisschen heimatlos und tingeln durch Ostdeutschland. Erste Station war das Vogtland, wo wir eine finale Abschiedsparty mit der Familie feierten. Ein paar Tage Urlaub an der Ostsee wollten wir uns nach dem ganzen Stress zusammen gönnen. Zwischendurch halten uns die Formalitäten mit dem Visa (zu kleine Fotos, eine fehlende Unterschrift) und dem Mietvertrag fürs neue Haus (Wo ist das Geld für die Kaution abgeblieben?) auf Trapp. Für Steffen wird es jetzt langsam eng, in gut einer Woche will er nach Bangalore fliegen, dann sollte das Visa ausgestellt sein.

Da der Kartenleser und die Kamerakabel bereits auf dem Weg nach Indien sind, kann ich vorerst keine Fotos einstellen. Wird dann nachgeholt.

Der Countdown läuft

Indien-Gepäck
Indien-Gepäck
Neue Kamera
Neue Kamera
Sonnengruß
Sonnengruß
Krokodil
Krokodil

Nach gefühlten 20 Stunden „Arbeitseinsatz“ werde ich jetzt gleich ins Bett fallen. Noch zwei Nächte in der alten Wohnung, ein komisches Gefühl. Ich erinnere mich noch gut an unseren Einzug hier und die erste Nacht, die knapp vier Jahre zurück liegt. Aber neben der ganzen Plakkerei freue ich mich jetzt auf unseren Auszug hier. Morgen rückt die Umzugsfirma an und am Mittwoch ist die Wohnung dann hoffenlich komplett leer. Ist auch nicht mehr wirklich gemütlich hier. Überall stehen Taschen, Koffer, Kartons, Kisten, Körbe voll geladen mit unseren Habsehligkeiten. 23 kg Fluggepäck pro Person sind nicht besonders viel. Wenn wir die Kindersitze mit dem Flieger transportieren wollen, werden wir wohl wieder einige Klamotten auspacken müssen.

Das Gepäck für Indien steht schon teilweise in der Garage. Mal sehen, ob wir gut kalkuliert haben oder morgen das große Sortieren und Entscheiden losgeht, welche Teile doch hier bleiben müssen. Ich hoffe nichts. Heute haben wir den Brotbackautomaten getestet und die Backmischung von Lidl war sehr lecker. In Indien wird es dann zwar keine Backmischungen geben, aber immerhin kann ich dann dort vielleicht gutes Mehl finden und uns ab und zu ein Brot backen. Als Bäckerstochter und Schwarzbrotliebhaber ist das essentiell wichtig.

Eine neue Videokamera haben wir ebenfalls angeschafft. Steffen ist ganz begeistert, wie schön klein die ist und man kann sogar unter Wasser damit filmen. Auch Charlotte findet die toll und dreht schon die ersten kleinen Sequenzen. Ella ist bei all dem Stress noch sehr gelassen. Hauptsache es gibt noch was Essbares im Haus. Sie übt inzwischen einige Yogastellungen, die ihre große Schwester dauernd vorgemacht hat. Sehr lustig anzuschauen. Außerdem kann sie jetzt schon das erste englische Wort: Thank you. Na also.

Es ist sehr schön, von vielen Leuten schon jetzt vermisst zu werden. Nette Einladungen zum Abendessen, Angebote für Übernachtungen, Pflanzensitter (für 2 Jahre) usw. Da fällt es dann wirklich schwer „Tschüß“ zu sagen.

Abschiedsrunde Nr. 2

Indian-Girl
Indian-Girl
Geschenke
Geschenke

Langsam geht es vorwärts und der Aufregungslevel steigt auf „7“ (von 10). Die nächste Abschiedsrunde feierten wir am Samstag. 20 Kinder und 5 Erwachsene tobten durch den Schönbuch am Waldplatz in der Nähe der Weiler Hütte. Charlotte hatte alle ihre wichtigsten Freundinnen und Freunde eingeladen und alle waren gekommen. Es wurde gegrillt, gespielt und die Kinder konnten sich von Silke schminken lassen.

Die Kinder hatten ihren Spaß und wir Erwachsenen waren nach drei Stunden glücklich, dass alle Kinder wieder heil aus dem Wald gekommen sind, es kein Gewitter gab und Essen und Getränke reichten. Geschenke gab es dann ebenfalls für Charlotte. Sie hat einen schönen Trolley und ein T-Shirt mit Foto von ihren Klassenkameraden bekommen.

Am Montag war ein Vertreter unseres Umzugsunternehmens bei uns. Die Fa. Donath wird am 19./20. Juli dann unseren gesamten Hausstand verpacken und einlagern. Auch die Indienkisten werden an diesen Tagen gepackt und zum Flughafen nach Frankfurt gebracht. In unserer Garage habe ich mit Klebeband die Größe der Kisten markiert und jetzt stapeln wir dort alle Kisten und Dinge, die mit nach Bangalore sollen. Viel darf nicht mehr dazukommen, aber das meiste haben wir schon zusammen. Es werden ca. 5-6 Leute kommen und einen großen LKW mitbringen.

Die letzte Nacht werden wir bei Freunden verbringen und am Donnerstag nach der Wohnungsübergabe Richtung Auerbach aufbrechen. Dort erwartet uns dann eine finale Abschiedsparty am 23. Juli. Danach werden wir für eine Woche Urlaub an der Ostsee machen. Nach dem ganzen Umzugsstress haben wir uns eine kleine Auszeit verdient. Steffen wird am 08. August nach Bangalore fliegen und ich mit den Kindern am 15. August folgen. Mit unserem Haus in Sobha Malachite scheint es zu klappen. Jetzt fehlen uns nur noch die Visa´s.

Zur Einstimmung auf Indiens Süden haben wir wieder ein tolles Video gefunden: http://www.vimeo.com/8860105

Abschiedsrunde Nr. 1

Total erledigt

„Was willst du eigentlich in Indien den ganzen Tag machen?“ – das war die häufigste Frage in den letzten Tagen. Wer Indien kennt, der wird wissen, dass die Uhren dort etwas langsamer ticken als in der westlichen Welt und man dort für alle Dinge des Alltags etwas länger benötigt. Am Anfang steht sicherlich erst einmal das Ankommen und Zu Hause fühlen auf dem Plan. Kontakte knüpfen und den Kindern den Umzug in ein fremdes Land erleichtern. Den Alltag zu organisieren mit Einkäufen und Besorgungen, Terminen und Verabredungen. Die Schule hat sicher dort ebenfalls Termine, die Eltern regelmäßig wahrnehmen sollten. Wenn das dann alles läuft werde ich mich um die vielen liegen gebliebenen Projekte der letzten Monate kümmern. Ein Angebot zur Mithilfe in einer indischen Slum-Schule habe ich ebenfalls bereits erhalten. Das werde ich mir auf alle Fälle anschauen. Und zu guter letzt stehen Dinge wie Indisch Kochen lernen, Fotografieren, Pilates & Yoga auf meiner Wunschliste. Ich vermute meine Uhr wird auch in Indien schneller laufen und ob sich alles erfüllen lässt, wird sich nach den 2 Jahren zeigen.

Die erste große Abschiedsparty haben wir am 02. Juli gefeiert. Viele Kolleginnen und Kollegen von uns sind gekommen, außerdem Freunde und Nachbarn. Es war ein lustiges Fest und der Abschiedsschmerz kam zum Glück nicht auf. Mit vielen guten Wünschen, Geschenken und Erinnerungen an einen schönen Abend sind wir nach Hause gegangen. Einen Tag später mussten wir dann unsere sehr guten Freunde aus dem Nachbarhaus verabschieden. Die amerikanische Familie ist uns in den letzten beiden Jahren ans Herz gewachsen und wir werden sie sehr vermissen. Ein Wiedersehen in USA oder irgendwo auf der Welt ist schon eingeplant.

Charlotte feiert an diesem Samstag mit allen ihren Freundinnen und Freunden Abschied. Da werden wir mit ca. 15 Kindern den Wald im Schönbuch stürmen um zu Grillen, zu spielen und viel Spaß zu haben. In der Garage haben wir jetzt endlich die Größe unserer vier Luftfrachtkisten markiert. Es sieht ganz gut aus, dass wir die Dinge dort hineinkriegen, die wir mitnehmen möchten. Am Montag kommt die Umzugsfirma zur ersten Bestandsaufnahme. Dort wird dann unser Hausstand überprüft und festgelegt mit vielen Leuten und Transportern am 20. Juli die Wohnung ausgeräumt wird. Das Wochenende wird entsprechend wieder arbeitsintensiv. Packlisten müssen wir schreiben, ein Auto für Bangalore finden, unsere Flüge buchen …