Während sich ganz Indien auf das Diwalifestival nächste Woche vorbereitet und fleißig Dekoration dafür bereit hält (selbst wenn diese eher an das chinesische Neujahrsfest erinnert), warten wir geduldig auf unsere Visa nach China. Wohlbemerkt nur Touristenvisa, die hoffentlich noch bis zum Samstag ankommen hier. Den Flug werden wir wahrscheinlich umbuchen müssen und mit einem Tag Verspätung unseren Look&See Trip antreten. ES IST NOCH NICHT DER UMZUG NACH CHINA!!! Eine Woche bleiben wir im Land und rüsten uns hier provisorisch mit Wintersachen dafür ein, geborgte Stiefel, Mützen und Handschuhe von den Nachbarn. Ohrenschützer will unser Fahrer noch besorgen, die werden hier irgendwo auf der Straße angeboten. In Peking ist letzte Woche der erste Schnee gefallen und es soll ein sehr kalter Wind wehen. Da die staatlichen Heizungen erst am 15.11. ihren Betrieb aufnehmen, stellen wir uns auf ein paar kalte Tage ein. Zu unserer Freude findet ausgerechnet in dieser Woche noch der 18. Parteitag der KPC statt und die ganze Stadt wird mit Sicherheitspersonal überschwemmt sein.
Ein Lichtblick erreichte uns diese Woche, die Kinder müssen sich nicht den medizinischen Tests stellen, erst ab 15 Jahren sind diese erforderlich. Auch meine Untersuchungen, die ich alle im privaten Krankenhaus machen durfte waren in gut 1 1/2 Stunden erledigt. Den Report nehmen wir dann gleich mit auf die Reise, damit das nächste Visum hoffentlich schneller durchläuft. Es bleibt auch nicht mehr wirklich viel Zeit, der 19. Dezember nähert sich uns in großen Schritten. Wir sind alle schon sehr gespannt auf die „neue Heimat“. Außer Steffen kennen wir Peking nur aus Büchern, Fernsehen und von Erzählungen.
In der Schule wurde Ella heute ausgezeichnet, als Stern der Woche. Jeden Donnerstag werden diese Zertifikate an die besten Schüler der letzten Woche verteilt. Weil sie immer fleißg mitgeholfen hat, war heute ihr Tag. Nur den Auftritt vor allen 6 Klassen der Grundstufe hat sie sich dann doch nicht getraut und ist einfach sitzen geblieben, als sie aufgerufen wurde. Der stellvertretende Direktor hat ihr die Urkunde dann an den Platz gebracht. Für das Foto bedurfte es einiger Überzeugungsarbeit meinerseits. So schüchtern kenne ich sie gar nicht, aber die Aufregung war wohl zu groß.
Eine Kurzreise nach Delhi zusammen mit einer guten Freundin stand letztes Wochenende auf dem Programm. Am Freitag Morgen ging es mit Spicejet (das Flugzeug hieß Garlic, also Knoblauch) in die 2 h 40 min entfernte Hauptstadt Indiens. Wir übernachteten im Gästehaus des YCWA mitten in der Stadt, eine Art Jugendherberge. Allerdings trafen wir dort nicht auf Backpacker sondern eher andere Ausländer unseren Alters, die ebenfalls die Stadt besichtigen wollten oder auf der Durchreise zu Hilfsprojekten waren. Delhi ist wirklich eine Reise wert und im Vergleich zu Bangalore noch eine ganze Stufe mehr Indien. Viele Märkte verteilen sich in der Stadt und zum Shoppen ist es ein Paradies. Besonders der Chandi Chowk in Old Delhi hat bleibenden Eindruck hinterlassen. Die vielen kleinen Gassen mit unzähligen Shops überzogen von tausenden elektrischen Kabeln werden von Menschenmassen durchströmt. Mit der Fahrradrikscha schlängelten wir uns durch das Gewühl und kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus.
Neben Shopping stand auch ein bisschen Kultur auf dem Programm. Wir besuchten das Red Fort und die Jama Masjid Moschee. Auf dem Weg dorthin erlebten wir hautnah die Versammlung zu einem Parteimeeting der Kongresspartei. Busseweise wurden die Menschen aus den umliegenden Stadtteilen und Dörfern zum Versammlungsplatz gebracht. Auch ein Elefant bemalt mit der indischen Flagge und vier Mann Besatzung auf dem Rücken, die Fahnen schwenkten, bahnte sich seinen Weg durch den immer dichter werdenden Verkehr. Die Autobahn wurde kurzerhand zum Parkplatz für die vielen Busse umgewandelt und nur noch eine Fahrbahn stand zum Fahren zur Verfügung. Alle trugen rosa farbige Turbane oder Schals, die vorher verteilt wurden. So ein Ausflug ist oft recht lohnend, denn die Partei zahlt nicht nur den Transport, es gibt ein kostenloses Essen und für jeden 200 Rupee (ca. 2,90 €), viel Geld hier. Wenn man mal den Eintritt ins Red Fort sieht, der für Inder 5 Rupee kostet und für Ausländer 250 Rupee. Einige der Parteitagmitglieder waren dann auch dort anzutreffen, die hatten wohl auch lieber Kultur gemacht, als sich die Reden der Parteioberen anzuhören.
Neben den viel besseren und teilweise auch viel sauberen Straßen ist mir dort wieder die extreme Armut aufgefallen. Bettler sind an allen Straßenecken unterwegs, die meisten sind in Banden organisiert und müssen das Erbettelte dem Chef abgeben. Auch haben wir einen wahrscheinlich schon halbtoten Mann auf der Straße liegen sehen. Sein Zustand war erbärmlich. Viele sind oft auch betrunken und liegen dann mitten auf dem Weg oder an der Straße. Das dachten wir bei ihm auch, aber mir ließ der Mann keine Ruhe und ich schämte mich, dass wir nicht etwas unternommen hatten ihm zu helfen. Am nächsten Morgen sind wir zur gleichen Stelle gelaufen, aber der Mann war nicht mehr dort und auch in der näheren Umgebung fanden wir ihn nicht. Erschreckend und traurig, wenn man so etwas sieht.
Am Ende durften wir noch das besondere Erlebniss in einem alten Hindustan Ambassador zum Flughafen gebracht zu werden miterleben. Ein wirklich gelungener Kurztrip.