Unsere erste Puja

Wikipedia: Puja bedeutet in etwa „Verehrung“ oder „Ehrerweisung“. Die Puja gehört – als ein im Idealfall täglich praktiziertes Ritual – im Hinduismus und Buddhismus zu den wichtigsten Bestandteilen des religiösen Alltags. Die gläubigen Hindus halten mehrmals Pujas in ihren Häusern ab, dort werden an einem kleinen Altar, der in jedem Haus steht und auch in vielen Geschäften, Gebete gesprochen, Opfer für die Götter erbracht, Räucherstäbchen abgebrannt. Auch in den Tempeln kann man Pujas erhalten von den Priestern. Überall gibt es die Dinge zu kaufen, die für eine Puja benötigt werden.
Der Oktober ist hier in Indien für die Hindus ein besonderer Monat. Dann gibt es sehr viele religiöse Feiertage und Feste. Zum Beispiel Dasara und am Ende des Monats Diwali (Lichterfest). Eine wichtige Tradition ist das Abhalten der Puja für Fahrzeuge und Haus, was einmal im Jahr gemacht wird. Die Fahrzeuge erhalten die Segnung, damit im nächsten Jahr keine Unfälle passieren und das Haus immer voller Glück ist. Viele Hindus gehen dafür zu einem Priester, einige machen die Puja auch selbst. Unser Fahrer ist zwar Moslem und Sonia eine Christin, aber als Inder glauben sie trotzdem an die Kraft der Puja. Also organisierte unser Fahrer für gestern unsere erste Puja.
Hier im Wohngebiet konnten die Kinder am Morgen bereits bei den Nachbarn zuschauen und schwups veranstalte Charlotte ihre eigene Puja. Sie verstreute Blumen um ihr Fahrrad, räucherte es mit Rauch ein, legte Obst auf den Teller davor und verteilte an die Zuschauer danach Schokolade. Sonia und ich haben uns sehr amüsiert.

Fahrrad-Puja
Fahrrad-Puja

Gegen 11 Uhr erreichte unser Fahrer das Haus und brachte alle Dinge mit, die wir für die Puja brauchen würden. Obst, Farben, Räucherstäbchen, einen Kürbis, Zitronen, Kokosnuss, Schnur, Blumen. Als erstes wurde das Fahrzeug gereinigt. Dann wurden in unserem Garten zwei Bananenblätter abgeschnitten und am Kühler des Autos angebunden. Die Blumen verzierten das Auto und die Eingangstür.

Einkäufe
Einkäufe
Autowaschen
Autowaschen

Anschließend wurde eine weiße Farbpaste angerührt und alle wichtigen Teile des Auto mit drei Fingern voll Farbe verziert. Rote und Gelbe Farbtupfer folgten danach, auch die Fensterscheiben wurden besprenkelt.

Dekoration
Dekoration
Farbe
Farbe
Fahrzeuge
Fahrzeuge

Auch die Fahrzeuge der Kinder wurden verschmückt und erhielten den Farbanstrich. Inzwischen gesellten sich ein paar Freunde aus der Nachbarschaft zu uns, um dem Ereignis beizuwohnen. Die Kinder waren alle aufgeregt.

Geschenkegaben
Geschenkegaben

Als nächstes wurden die Gaben vor dem Fahrzeug bereitgestellt. An die vier Räder des Autos werden kleine Zitronen gelegt. Früchte und Süßigkeiten, eine Kokosnuss und ein Kürbis liegen nun vor dem Auto. Der Kürbis wird etwas eingeschnitten und ein kleines Loch darin wird mit Farbe und Geldmünzen gefüllt. Auf den Kürbis kommen brennbare Tabletten. Imteaz entzündete dann die Räucherstäbchen und hüllte den Fahrzeuginnenraum mit Rauch ein, ging einmal um die Fahrzeuge und sprach dabei ein Gebet. Danach werden die Zitronen überfahren, als Symbol, dass der Fahrer nächstes Jahr keine Personen im Straßenverkehr umfährt. Vier Leben sind damit also gerettet :-).

Kürbis
Kürbis

Die Kokosnuss wird ebenfalls entzündet und nach einem kurzen Gebet auf der Straße zerschlagen. Mit dem Kokoswasser wird das Auto besprenkelt und gesegnet. Als nächstes geht es dem Kürbis an den Kragen. Auch er wird unter lauten Gelächter vor dem Auto auf die Straße geworfen. Die Kinder müssen schnell sein, um ein Geldstück zu erhaschen. Das bring dann Glück und muss gespart werden.
Damit ist die Puja eigentlich beendet. Alle Anwesenden erhalten Süßigkeiten und es ist sehr unhöflich nichts davon zu essen. Auch einige Puffreiskörner werden verteilt. Ein richtiger Priester macht so eine Puja natürlich noch viel ausführlicher und spricht mehr Gebete. Aber ich hoffe unsere Puja bringt uns für das nächste Jahr Glück im Haus und Sicherheit im Straßenverkehr. Hier in Bangalore können wir das gut gebrachen. Eine tolle Erfahrung war das Ganze auf jeden Fall.
Auf unserem Weg durch die Stadt sind uns an diesem Tag viele geschmückte Fahrzeuge entgegen gekommen. Auch Polizeistationen, Blitzgeräte, Geschäfte, Banken waren geschmückt. Überall wurden Pujas abgehalten und viele Geschäfte, Behörden und Fabriken blieben an diesem Tag geschlossen.

Hilfsprojekt

Am Dienstag folgte ich der Einladung einer Schweizerin, die schon etwas länger in Bangalore als Expat wohnt, um eine Schule für sehr arme Kinder zu besichtigen. Die MEG School wurde aus Spendengeldern finanziert und bietet ca. 350 Kindern die Möglichkeit vom Kindergarten bis zur 10. Klasse eine Schulausbildung zu bekommen. Neben der Ausblidung erhalten die Kinder dort zwei Mahlzeiten am Tag, was der Hauptgrund dafür ist, dass ihre Eltern die Kinder überhaupt zur Schule schicken. Zusätzlich wird dort die medizinische Versorgung der Kinder gewährleistet, es ist jeden Tag ein Arzt vor Ort.

Die Schule liegt in einem Stadtteil von Bangalore, genannt Fraser Town. Die Umgebung ist geprägt von Wohnhäusern, die von der Regierung errichtet wurden und Wellblechhütten. Es liegt sehr viel Müll in den Straßen. Zur Wasserversorgung der Menschen dort dient ein Brunnen, der nur sehr unsauberes Wasser zur Verfügung stellt. Die Kinder kommen aus sehr armen Verhältnissen und erleben zu Hause oft die Hölle auf Erden. Neben Hunger und Enge stehen dort Misshandlungen und sexuelle Übergriffe, Alkohol und Drogen auf der Tagesordnung.

In der Schule wird neben dem normalen Unterricht auch ein Kunst-/Handwerksprojekt angeboten. Einmal pro Woche erhält jede Klasse die Möglichkeit sich kreativ zu betätigen, sei es nun mit Malen, Basteln, Handarbeit oder Musik. Dieses Projekt wird ausschließlich durch freiwillige Helfer organisiert, die dort unentgeltlich eine oder zwei Klassen betreuen. Die Kinder sind sehr dankbar für dieses Angebot, denn zu Hause gibt es keine Möglichkeit für solche Beschäftigungen. Um das Projekt am Leben zu erhalten werden immer wieder neue Helfer gesucht. Über den OWC (mehr dazu in einem nächsten Artikel) wurde ich angesprochen und werde ab November einmal in der Woche in dieser Schule aushelfen. Ich bin sehr gespannt, was mich dann dort erwartet und welche Erlebnisse ich mit nach Hause nehme. Ich finde, dass alle Kinder eine Chance verdient haben, auch wenn sie nicht auf der „Sonnenseite“ unserer Welt geboren wurden. Und wenn es nur einer von den Schülern dort schafft, einen guten Job zu finden, hat sich die Mühe gelohnt.

MEG School
MEG School
Slum
Slum
Klasse
Klasse
Kindergarten
Kindergarten
Wohnviertel
Wohnviertel

Die 7 wird groß gefeiert … auf die indische Art

Eine Woche nach dem richtigen Geburtstag feierten wir Charlottes Geburtstag nach. Die Zeit reichte, um einige neue Freundinnen in der Nachbarschaft und der Schule zu finden. Da es in Indien unüblich ist, die Kinder einfach bei der Feier abzuliefern und nach drei Stunden wieder abzuholen, kommen mit den Eltern und Geschwisterkindern schnell einige Leute zusammen. Der Garten war entsprechend gefüllt und die Sonne schien zum Glück extra für uns, kein Monsum in Sicht. Unsere Gäste kamen aus Indien, Südkorea, Schweiz, England und Deutschland. Auch wenn es einige Anstrengungen gekostet hat, alle Sachen zu besorgen, die man eben für einen Kindergeburtstag braucht, war es ein tolles Fest. Dank Infos anderer Expats hatten wir eine Hüpfburg und Bodypainting für die Kinder bestellt. Das kostet in Indien sehr viel weniger als in Deutschland. Stilgerecht wurde die Hüpfburg mit der Riksha angeliefert. Leider machte uns die indische Stromversorgung dann einen Strich durch die Rechnung und wir konnten diese Attraktion erst nach 90 min in Betrieb nehmen. Der Bodypainting-Mann verwandelte alle Kinder in Schmetterlinge, Löwen oder Prinzessinen. Er malt normalerweise Bilder für eine Galerie, das hat man gesehen, er hatte wirklich Talent.

Die Geschenkesuche für Charlotte gestaltete sich ebenfalls nicht so einfach. Für dieses Alter gibt es entweder Barbiepuppen oder Bastel-Sets zu kaufen. Ich habe mich dann für ein schickes indisches Outfit (Kleid mit Hose und Schal) und Schmuck entschieden, aus Deutschland hatten wir noch einen Schaukelsitz mitgebracht. Die Bastel-Sets hat sie dann von den Gästen bekommen, damit können wir uns die Zeit an langweiligen Winterabenden (:-)) vertreiben.

Krönung des Abends war eine kleine Kochsession mit dem Chefkoch des Mövenpick-Hotels in unserer Küche. Dessen Tochter geht zusammen mit Charlotte in eine Klasse und nach der Begrüßung bei uns wußten wir dann wer Bernhard war. Die Sehnsucht nach Käsespätzle trieb ihn zu Höchstleistungen an und nach dem zweiten Versuch mit den vorhandenen Zutaten schwärmten alle für diese typisch deutsche Köstlichkeit. Danke Bernhard!

Dekoration
Dekoration
Anlieferung
Anlieferung
Bodypainting
Bodypainting
Torte
Torte
Spätzle
Spätzle

Essen und Einkaufen

Wie zu erwarten war gestaltet sich das Einkaufen hier sehr anders als in Deutschland. Es gibt alles, man muss nur wissen wo. Wichtig sind daher gute Kontakte zu anderen Expats, die einem mit Informationen über Lebensmittel oder bestimmte Shops aushelfen. Auch der Fahrer sollte einige Shops kennen, in denen bestimmte Lebensmittel zu bekommen sind. Findet man das Gesuchte (z.B. Nutella) am besten gleich mehrere Exemplare kaufen, denn man weiß nie, wann die nächste Lieferung kommt oder wann man wieder einmal in diesen Laden fährt. Einfach mal schnell in den Supermarkt und den Wocheneinkauf erledigen ist hier unmöglich. Meistens bin ich in mindestens 3 Läden pro Tag plus Obst-/Gemüsestand unterwegs.

Die Milch wird zum Glück immer frisch am Morgen angeliefert. Dafür kauft man sich Coupons, die in einer Box vor die Tür gelegt werden. Der Milchmann bringt dann die gewünschte Menge noch vor dem Frühstück. Gut schmeckende Butter habe ich drei Wochen lang gesucht, entweder es gibt nur salzige/ranzige oder ranzige Butter. Die mache ich mir jetzt immer selbst. Einfach Sahne zu Butter schlagen, schmeckt herrlich. Als unser Brotbackautomat hier vorige Woche ankam, musste ich gleich ein Brot backen. Zum Glück hatte ich mir einige Backmischungen eingepackt. Hier gibt es nur Weißbrot oder Toastbrot zu kaufen. Endlich wieder mal ein dunkles Brot zu essen war das Highlight am Sonntag. In Mysore (ca. 4 h Autofahrt von hier) gibt es wohl eine Schweizer Bäckerei, die Brotmischungen verkauft. Ich hoffe bald eine Möglichkeit zu finden, die hier her zu bekommen. Heute habe ich ein 3h Odyssey hinter mich gebracht, um an frische Hefe zu kommen. Die Inder benutzen das gar nicht zum Backen, die kennen nur Baking Powder und Baking Soda. Aber für einen guten Hefeteigkuchen muss man eben echt Hefe haben. Also fuhren wir los, erste Station was ein kleiner Laden, der Backzutaten verkauft. Der Laden sah aus wie im Mittelalter, in Deutschland hätte man die komplette Inneneinrichtung ins Museum gestellt. Leider hatten die keine Hefe, dafür aber andere Sachen, die man gut gebrauchen kann, wie z.B. Schokoladenchips für Cookies, Muffinsförmchen, Toppingcreme, Aromen usw. Also erstmal eingekauft, was ich bestimmt bald brauche und weiter zum nächsten Laden. Der heißt Nilgris und verkauft so gut wie alles. Es gibt viele Filialen in der Stadt, aber dieser war ein großer mit einer Bäckerei im Keller. Doch wir hatten kein Glück, die Bäckerei war geschlossen wegen Renovierungsarbeiten. Wahrscheinlich hat der Monsun die Räume geflutet, hier regnet es jeden Abend ziemlich heftig. Im dritten Laden haben wir die Hefe gefunden, allerdings gibt es die gleich im 500 g Paket. Zu Hause habe ich alles in kleine Päckchen verpackt und eingefroren, hoffe das funtkioniert.

Beim Kochen muss man sich einfach von den Zutaten inspirieren lassen. Unsere Haushelferin Sonia kocht uns jeden Tag ein bisschen indisches Essen. Sie würzt sehr wenig und es schmeckt eigentlich alles sehr gut. Für die Kinder gibt es dann meistens etwas „normales“. Ich habe aus dem Naan-Brot schon Pizza gemacht oder es gibt Nudeln. Sonia kann auch gute Salate und macht knuspriges Hühnchen, morgen will sie Brownies backen. Diese Woche habe ich sogar die ersten Spätzle selbst gekocht, waren gar nicht schlecht.

Obst und Gemüse bekommt man hier an jeder Ecke zu fairen Preisen, Tomaten kosten ca. 10 cent das Kilogramm. Dafür sind Äpfel etwas teurer als bei uns. Gestern habe ich an einem unserer Bananenbäume im Garten die ersten Früchte entdeckt. In 2-3 Wochen können wir wohl die erste Staude ernten. Am Straßenrand werden auch frisch geschnittene Melonen, Ananas oder Papayas verkauft. Allerdings sollte man das dort nicht kaufen, die Hygiene ist nicht besonders hoch. Die Inder streuen gern Salz auf ihr Obst. Die Geschmacksnerven werden auf jeden Fall immer wieder neu stimuliert. Gut Essen kann man in Restaurants, die auch europäische Gerichte anbieten. Zum Lunch am Samstag oder Brunch am Sonntag wird man mit vielen leckeren Speisen verwöhnt.

Gemüsemarkt
Gemüsemarkt
Big Market
Big Market
Restaurant
Restaurant
BBQ-Party
BBQ-Party
Frische Ananas
Frische Ananas
Pizza-Naan-Brot
Pizza-Naan-Brot
Homemade
Homemade
Tageseinkauf
Tageseinkauf