Vor 10 Minuten haben die Visaanträge nun unsere Haus hier verlassen. Steffen fährt jetzt zu Poststelle, um diese per Expresskurier nach Mumbai schicken zu lassen. Unsere Flüge nach Peking sind für den 10. November gebucht. Es wird also sehr knapp und wir hoffen, das die Pässe mit den Visa rechtzeitig wieder zurück kommen. Außerdem werde ich morgen die neue Erfahrung machen dürfen ohne Pass nach Delhi zu fliegen. Ich habe zwar eine Kopie dabei und auch meine Aufenthaltsbescheinigung, bin mir aber sicher es wird trotzdem Diskussionen dort geben. Eigentlich kann man im Land auch ohne Pass reisen, allerdings muss bereits am Eingang zum Flughafen dieser dem bewaffneten Armeesoldaten zusammen mit einem Ausdruck vom Ticket vorgezeigt werden. Ansonsten erhält man keinen Eintritt ins Gebäude. Ich werde berichten!
Die Ereignisse überschlagen sich gerade etwas und wir waren die letzten Tage wirklich an unseren Grenzen, was Belastung angeht. Es ist einfach soviel in kürzester Zeit zu organisieren, da weiß man am Abend nicht mehr wo einem der Kopf steht. Morgen werden bereits erste Möblstücke von uns hier abgeholt, die jetzt die Reise nach Deutschland antreten. Da wir keine Möbel mit nach China nehmen dürfen haben wir uns einen privaten Transport zurück in die Heimat organisieren müssen. Irgendwann werden wir die guten Stücke dann in einer eigenen Wohnung in Deutschland aufstellen können. Bis dahin wird sich meine Mutter daran erfreuen und muss jetzt etwas ausmisten in ihrem Keller.
Die Visabeantragung hatte sich insgesamt gut zwei Wochen hingezogen, und das nur für ein Touristenvisum. Jeden Tag erhielten wir neue Informationen, welche Dokumente noch beigebracht werden müssen. Zwei Tage später waren diese auf einmal nicht mehr erforderlich. Am Ende hat die Inanspruchnahme einer extra beauftragten Visa-Firma nicht sehr viel geholfen, weil wir uns doch um alles selbst kümmern mussten.
Steffen durfte sich in dieser Woche auch der schönen Prozedur im Krankenhaus unterziehen, um die notwenigen Tests für sein Arbeitsvisum zu bekommen. Zusammen mit einem Kollegen seiner Firma ( der kann die lokale Sprache ) machten sie sich in das Bowring & Lady Curzon Hospital mitten in der Stadt auf. Ich kann nur die Erzählungen von Steffen wiedergeben, aber es war sehr abenteuerlich. Riesiges Gebäude, Unmengen an Leuten und keine Chance ohne einen der sich auskennt. Erste Station war der Arzt, der das Formular am Ende ausfüllen und abstempeln muss. Der schickte ihn als erstes zur Anmeldung, an der sich bereits eine große Menschtraube versammelt hatte. Typisch indisch wird sich natürlich nicht in der Reihe angestellt, sondern jeder teilt sein Anliegen dem Personal hinter dem Schalter mit. Egal ob die dann 10 Leute gleichzeitig bedienen soll. Dank des Kollegen ging es recht schnell, der drängelte einfach mit und es ging weiter. Der Arzt schickte Steffen dann zum Bluttest, den er zum Glück außerhalb in einem privaten Hospital machen durfte. Er meinte, in dem Blutabnahmeraum des staatlichen Krankenhauses wäre er definitiv nicht gegangen. Also ging es mit dem Auto ins andere KH, welches gleich um die Ecke lag. Dort war es sauber und es wurde Blut genommen. Die Testergebnisse sollten am nächsten Tag bereit liegen. Zurück im anderen KH musste er zum Röntgen (Ausschluß von Tuberkolose). Also erst an einen anderen Schalter, um dort den Röntgentest zu bezahlen, dann ins Röntgenzimmer. Die Schwester teilte ihm dann mit, dass die Röntgenplatten zur Aufnahme des Bildes gerade ausgegangen sind. Nachdem sich der Arzt in der Röntgenabteilung rückversicherte, durfte Steffen das Röntgen ebenfalls im anderen KH erledigen. Erneut ging es dort hin, das Röntgenbild sollte dann ebenfalls am nächsten Tag zur Abholung bereit liegen. Zum Schluß musste er zum EKG, natürlich im staatlichen Hospital und nicht ohne vorher an wieder einem anderen Schalter dafür zu bezahlen. Das Zimmer sah aus wie in einem guten Psychothriller. Ein kahles Metallbett mit einem fleckigen Tuch. Das Messgerät sah aus wie ein umgebauter elektrischer Stuhl mit riesigen Klammern und Dioden. Eine Schwester im Saree legte ihm diese dann an, vorher wurde die Haut mit einem Pinsel befeuchtet. Steffen hatte schon leichte Bedenken, als sie dann auch noch sagte, er solle blos nicht das Metallbett berühren, war er etwas nervös. Es ging aber alles gut und tatsächlich kam ein lesbares EKG heraus.
Am nächsten Tag konnte er die Berichte abholen und dem Arzt vorlegen, der daraufhin das Dokument ausfüllte. Sehstärke und Blutdruck wurden großzügig geschätzt, auch alle anderen Werte trug der Arzt einfach ein ohne weitere Untersuchungen. Falls ich und die Kinder ebenfalls zur Untersuchung müssen dürfen wir dann alle Test im privaten Krankenhaus machen und er wird das Formular ausfüllen und abstempeln. Wenigstens das!


Nach 3 Stunden im Printexpress Laden konnte ich endlich meine ersten beiden Exemplare der eigenen Postkarten in den Händen halten. Die Dame hat sich sehr viel Mühe gegeben und alle meine Designwünsche umgesetzt. Kurz vor dem Druck der großen Bestellung fiel dann leider die Printmaschine aus wegen technischer Probleme. Schade, jetzt muss ich noch ein paar Tage warten, bis ich alle Karten in Empfang nehmen kann.

Nach über einem Jahr in Indien hat Ella jetzt endlich eine Idee, sich vor den lästigen Übergriffen der männlichen Inder zu schützen. Die wollen sie immer in die Wange kneifen, was sie gar nicht mag. Oft sind die so schnell, das ich nicht rechtzeitig reagieren kann. Auch wenn es für diese Leute Glück bringt, Kinder so anzufassen, ist es in meinen Augen unmöglich wenn sie fast nirgendwo ungestört herum laufen kann, ohne angefasst zu werden.

Zu Halloween wurde schon einmal das Kostüm für nächstes Jahr geprobt. Unser Flüge nach Deutschland sind gebucht, wenn alles klappt geht es am 19.12. zurück in die Heimat.