Ich bin ein Schwamm

Nussknacker
Jetzt schon an Weihnachten denken?

… und sauge alles in mir auf. Nicht nur die schlechte Luft, die immer mal wieder in Peking hängt, sondern alle anderen Eindrücke, die diese Stadt und China allgemein zu bieten haben. Manchmal ist es dann auch etwas zuviel und ich bin überladen mit all diesen Eindrücken und Erlebnissen. Besonders die unheimlich vielen Menschen um einen herum. Nie ist man unbeobachtet, ständig sind Unmengen an Leute um einen herum. Allein die Wohnung bietet einen Zufluchtsort, wo ich ungestört sein kann. Als wir die Entscheidung getroffen hatten, nach Peking zu gehen, hatte ich mich auf die vielen Parks in der Stadt gefreut, endlich wieder Picknick mit den Kindern. Jetzt möchte ich meistens gar nicht mehr dort hingehen. Man muss es aushalten können, wenn um einen herum ständiges Gewusel oder Lautststärke herrscht. Wenn einen die anderen dauernd anstarren, als sei man ein Alien. Ella wir besonders gern betrachtet, ein blondes kleines Kind, so selten hier. Da muss man einfach ein Foto von machen, auch wenn das Kind es nicht möchte. Am besten noch mit dem eigenen Enklekind drauf. Die chinesischen Omas sind immer die schlimmsten. Ich glaube manchmal, die würden Ella auch einfach mitnehmen, wenn wir nicht aufpassen würden.

UBahn
Gut bewacht in der Metro, unsere blonden Mädchen

Vielleicht denke ich auch zu krass, viele meinen es nicht so oder wissen es eben nicht besser. Niemand sagt denen, das man so etwas nicht macht. Hier ist so vieles öffentlich und es spielt sich das meiste Leben auf der Straße ab. Überall in der Stadt sind Überwachungskameras installiert, selbst in den alten Hutonggebieten findet man diese. Peking ist eben eine Millionenstadt, das merkt man jeden Tag.

Shanghai
Abendstimmung am Bund Shanghai

Shanghai war da nicht besser. Neben den Einwohnern drängen sich noch Touristenmassen durch die Metropole. Auch hier war es schier unmöglich Plätze zu finden, die einem ganz allein gehören. Aber das weiß man ja, wenn man nach Shanghai reist. Da heißt es durch die Massen durch oder mit dem Strom mitschwimmen. Meistens ist uns das ganz gut gelungen und am Ende haben wir ein paar ruhige Momente in einem taoistischen Tempel und der angrenzenden Straße des alten Shanghais gefunden.

Voll
Bis spät in die Nacht herrscht Andrang in der Einkaufsmeile Shanghais

Im Park
Teerunde im Fuxing Park

Geradezu wohnlich ging es im Fuxing Park zu, dort treffen sich wie in allen Parks viele ältere Leute. Sie trinken Tee, spielen Karten, rauchen, erzählen, tanzen oder lernen neue Leute kennen. Ich mag das, die meisten machen einen sehr zufriedenen und glücklichen Eindruck und gehen ihrer Passion mit voller Aufmerksamkeit nach. Wie ich heute von einer Freundin gelernt habe (Danke Susanne!) werden hier sogar neue Liebesbeziehungen geknüpft. Die Regierung hat die strengen Regelungen für Scheidungen gelockert und selbst ältere Paare, die oft mit einer Zwangsheirat in die Ehe getrieben wurden, lassen sich jetzt scheiden. Ich kann mir gut vorstellen, das sich bei einem Tänzchen im Park einfacher ein neuer Partner finden lässt, als man glaubt.

Im Tempel
Eine Oase im Trubel – Taoistischer Tempel in Shanghai
Strasse
Leben in den alten Gassen von Shanghai

Moderne
Die Moderne rückt immer näher.

In Shanghai war es nicht einfach zwischen all den vielen Glasfassaden das alte und ursprüngliche Stadtbild zu finden. Am Bund stehen die Prachbauten aus den 1920er Jahren und direkt gegenüber heben sich die Wolkenkratzer in den Himmel, einer nach dem anderen. Getrennt duch den Huangpu Fluss prallen die Gegensätze aufeinander und man ist hin und her gerissen welcher Stadtteil mehr Faszination hervorruft. Um den alten Wohngebieten nah zu kommen mussten wir ein wenig suchen und nur vereinzelt sind die Straßenzüge im ursprünglichen Zustand zu finden, ziemlich herunter gekommen und teilweise kurz vor dem Verfall. Das dort überhaupt Menschen wohnen erstaunte mich irgendwie. Direkt daneben werden die Baugruben für neue Bauprojekte ausgehoben, bald werden wohl auch die letzten alten Wohnquartiere weichen müssen und die Bewohner umgesiedelt. Stattdessen gibt es dann im alten Stil neu errichtete Gebäude, wie wir sie im Viertel nahe den Yu-Gärten findet. Auf alt getrimmte Kaufhäuser und Souveniershops locken viele Toursiten an, mitten drin der Stadttempel.

Unterwegs
Ganz nah an den Menschen in den Straßen von Shanghai

Froesche auf der Karte
Schwere Entscheidung: Entenköpfe gegrillt oder doch lieber Frosch?

Widmen wir uns kurz einem meiner Lieblingsthemen hier: Essen. Shanghai bot in dieser Hinsicht neben den altbekannten Köstlichkeiten mehr tierische Auswahl. Unzählige Restaurants, die vor der Tür ihr Angebot anpreisen, meistens Fisch und Muscheln oder Schrimps, aber auch Schildkröten, Krabben, Frösche und anderes Meeresgetier fand sich in den kleinen Wassertanks oder Schüsseln. Interessant, wenn man mit Kindern unterwegs in der Stadt ist, spart man sich das Eintrittsgeld für das Aquarium, denn das liegt quasi auf der Straße. Gegessen haben wir davon nichts. Ich muss mich endlich durchringen Vegetarier zu werden!

Lotte
Schulprojekt Algenzucht – ein voller Erfolg

Kunstnacht
Bastelaktionen zur Kunstnacht der British School

Zum Schluss noch ein bisschen Alltag. In der Schule unserer Großen wurde einiges geboten, so z.B. die Kunstnacht, bei der die einzelnen Klassen einige der selbstgemachten Kunstwerke zur Versteigerung anboten. Für die Eltern gab es Snacks und Wein, für die Kinder Basteln, Filmvorführung und Popcorn. Außerdem weckte der Wissenschaftstag die Experimentierfreude der Kinder. Charlotte züchtete mit Begeisterung Algen in Marmeladengläsern auf dem Fensterbrett und in der Vorratskammer. Am Sience-Day durften die Schüler ihre Projekte und Ergebnisse in der großen Turnhalle präsentieren. Da gab es dann auch springende Eier, brodelnde Vulkane, eine selbstgebaute Kanone oder in Cola eingelegte Zähne zu sehen.

Spass
Wasserspaß im Park unseres Wohngebietes

In Peking klettern die Temperaturen langsam in die tropischen Bereiche. Bei 30° im Schatten tut eine kurze Abkühlung in den Wasserfontänen des Wohngebietparks ganz gut. Ob wir ein chinesisches Freibad testen bin ich mir noch nicht sicher. Mich schrecken die Bilder der tausenden Leute bewaffnet mit Schwimmringen doch etwas ab.

Leben in der Brandzone

Kalt
20. März 2013 – 20 cm Neuschnee
Warm
09. April 2013 – Erste Knospen zeigen sich.

Zwei Fotos, zwei Welten. Gut drei Wochen ist es her, da gab es hier das größte Schneeereignis seit 2009. Über Nacht fielen 20 cm Neuschnee und ganz Peking war verzaubert in eine weiße Landschaft. Dazu ein strahlend blauer Himmel, der viele Menschen mit samt ihren Kameras (oder Telefonen) auf die Straßen lockte, um dieses Naturschauspiel für die Nachwelt festzuhalten. Klar, das auch ich unterwegs war, die Sonne hatte binnen ein paar Stunden alles wieder wegtauen lassen. Jetzt scheint sich auch hier der Winter entgültig verabschiedet zu haben, auch wenn mometan eisiger Nordwind durch die Stadt fegt. Der lässt allerdings keinen Smog aufkommen und wird von uns daher sehr begrüßt.

Skeptisch schauen wir auf die Ereignisse in Nordkorea und hoffen darauf, das die Welt eine friedliche Lösung des Konflikts finden wird. Auch der Ausbruch der Hühnergrippe beunruhigt uns, die Schule hat bereits sämtliche Hühnerprodukte vom Menüplan genommen. Wir verzichten bis auf weiteres ebenfalls, soweit das möglich ist. Ganz China ist verrückt auf gefiederte Fleischwaren, in nahezu allen Restaurants werden Hühner, Enten oder Gans und Eier verarbeitet.

Zu allem Überfluss bricht in der Wohnung unter uns ein Feuer aus, die ganze Küche dort ist unter Rauch, weil wohl ein Topf auf dem Gasofen zu lange kochte. Auch in unsere Küche strömte der Rauch von unter herauf, dank der guten alten Leitungsschachte in den Wänden. Sogar aus dem Dunstabzug kam der dicke Qualm. Zum Glück ist nichts weiter passiert. Die findigen Chinesen löschten !!! mit Wassereimern !!! und die im ganzen Haus verteilten Feuerlöscher wurden einfach ignoriert. Ordentliches Durchlüften und Airfilter auf Stufe 3 schafften schnell wieder ein gutes Raumklima, die Küche unter uns muss allerdings neu renoviert werden.

Tanz
Die Tänzerinnen im Konfuziustempel
Tour
Hobbyfotografen auf Tour

Bevor es in den Osterurlaub ging, startete ich meine Fotogruppe Peking. Über die deutsche Botschaftsschule und deren Patengruppe bin ich auf die Idee gekommen, kleine Fototouren durch Peking anzubieten. Unsere erste Tour führte uns in den Konfuziustempel, welcher ideal für einen Vormittag zum Fotografieren geeignet ist. Eine schöne Anlage mit altem Baumbestand und vielen kleinen Tempelgebäuden, einer Stelenhalle und sogar etwas Wasser um eines der Gebäude ließen das Fotografenherz höher schlagen. Wir hatten Glück mit dem Wetter und der Zufall spielte uns eine Tanzvorführung direkt vor die Linse. Verschiende Tänzer zeigten in klassische Gewänder gehüllt traditionelle Tänze. Mit einer kleinen Teezeremonie im nahe dem Tempel gelegenem Teehaus erhielt die Tour einen würdigen und wärmenden Abschluss.

Zeremonie
Teesorten ausprobieren ist Kult in China

Anders ist das Reisen nach „INDIEN“! Jetzt stand Vietnam in unserem Fokus, ein Land von dem wir schon viel gehört hatten. Die Halong Bay, Unesco Weltnaturerbe seit 1994, sollte das Ziel sein mit einem Abstecher nach Hanoi. Wir hätten uns etwas weniger Regen gewünscht, der in solchen Mengen auch eher untypisch für diese Jahreszeit ist, meinte unser Gästehausbetreiber. Aber gegen das Wetter konnten wir nichts ausrichten, warme Temperaturen verwandelten die Gegend um die Bucht in eine Saunalandschaft und bei 100% Luftfeuchte wird nichts mehr so richtig trocken.

spass
Pfützentour nach dem großen Regen

Wir machten das beste daraus und im Jeep (Baujahr 1978) ging es durch die Pfützen der kleinen Insel Tuan Chau, was nicht nur die Kinderherzen höher schlugen lies.

Berg
Tempelberg Yen Tu im tropischen Nebel

Auf den Pfaden der buddhistischen Pilger erklommen wir den 1050 m hohen Yen Tu und ließen uns auch nicht von der 0 % Sichtchance abschrecken. Wasser gab es nicht nur aus den Trinkflaschen, die tropfenden Bäume und der feuchte warme Nebel ließen alle Kleider schnell durchweichen.
Viele der Urlauber kommen nur für 2 oder 3 Tage in die Bucht von Halong, fahren mit dem Boot durch die bezaubernde Felsenlandschaft und genießen danach die Strände im Süden. Angesichts des Wetters während unserer Reise schien das keine schlechte Idee, aber das Reisen ist auch in Vietnam, wir in vielen asiatischen Ländern anstrengend, besonders wenn man mit Kindern unterwegs ist. Schlechte Straßen führen zu langen Fahrzeiten für sonst kurze Distanzen, so brauchten wir für die An- und Abreise nach Hanoi fast 4 Stunden für eine Strecke von 180 km. Da überlegt man sich schon, wieviele Ausflüge auf dem Programm stehen sollen. Uns gefiel das Eintauchen in die wieder andere Welt Vietnams. Kleine Dorfmärkte, eine entspannte Mopedtour auf der Insel Cat Ba, frische Brötchen in der kleinen Bäckerei von Halong-City, Ella mit Nase-Zu-Halten über den Fischmarkt laufen sehen, Charlotte versuchte sich im Fotografieren, Nudelsuppe zum Frühstück, … viele kleine Erlebnisse führten die Urlaubswoche letztendlich zu seinem gelungenem Trip zusammen.

Felder
Sattes Grün auf den Reisfeldern der Insel Cat Ba
Halong
Friedliche Halong Bay

Warum ist das Reisen nach Indien nun anders? Weil uns vieles einfach nicht mehr so sehr stört oder aufregt „im wohlverdienten Urlaub“. Die rostige Fähre, der Müll auf den Straßen und im Wasser, die hupenden Fahrzeuge und ihr rasantes Fahrverhalten, der leere und einzige Geldautomat auf der Insel, die munter quatschenden Frauen bei der Massage, Einheimische, die gern Touristenpreise für ihre Waren verlangen oder die zum Mittagessen Wodka trinkende Crew unseres Bootes. Indien hat in vieler Hinsicht den Blick auf die Dinge verändert und das Reisen in Asien dadurch für uns entspannter gemacht. In einigen der Gesichter anderer Touristen konnten wir eher den Schock sehen als die Lust auf Abenteuer. Die hatten sich vielleicht etwas anderes unter der Reise nach Vietnam vorgestellt.

Street
Oktopus-Frikadellen-Stand
Marktfrauen
Händlerinnen in Hanoi auf dem Weg durch die Altstadt
Hanoi
Platz ist in der kleinsten Ecke von Hanoi’s Straßen

Hanoi bot uns mit seiner quirlligen Altstadt ein buntes Spektrum an allem was das Reiseherz begehrt. Kultur im Wasserpuppentheater, Genuß in den vielen kleinen Restaurants, Straßenimbissen und Cafés, Souveniers in reichlich vorhandenen Läden und natürliche jede Menge bunte Fotomotive. Wir ließen uns Zeit mit der Erkundung, die Langsamkeit bestimmte den letzten Tag unserer Reise. Wir besuchten eine kleine versteckte buddhistische Pagode und zündeten einige Räucherstäbchen an mit dem Wunsch bald wieder in dieses Land zurückkehren zu können. Ein Land im Aufbruch, das sich hoffentlich seinen asiatischen Charme auch in Zukunft behält.

Zu Ostern auf die Insel

Allen fleißigen Bloglesern wünsche ich Frohe Ostern und endlich warmes Wetter in Deutschland (ohne Schnee). Wahrscheinlich kann man in den Alpen jetzt
bis zum Juni Skifahren. Auch wir brauchen ein paar wärmere Tage und frische Luft. Also geht es ab auf die Insel, nein nicht die Osterinsel.
Tuan Chau heißt das Ziel, ein kleines Island in der Halong Bucht im Norden Vietnams.
Nach dem Urlaub gibt es dann wieder mehr. Zum Beispiel vom ersten Treffen der Fotogruppe Peking, die ich ins Leben gerufen habe. Wir besuchten den Knfuziustempel, wo dieses Foto entstanden ist.

Paar
Tanzshow im Konfuziustempel

Ein neuer Start im Neuen Jahr

Unsere Transition von Indien nach China steht unmittelbar bevor. Am 3. Januar verlassen wir Deutschland in Richtung Osten, dann startet das neue Abenteuer in Peking. In einer Hauptstadt zu Leben ist ein Novum und sicherlich aufregend. Momentan herrschen dort winterliche Temperaturen von teilweise -12 Grad.

Kerzenschein
Ein ruhiger Ausklang des Jahres.

Nach Dauerwärme in Indien mussten wir uns zurück in Deutschland erst einmal an die kalten Temperaturen gewöhnen. Warme Wintersachen und Schuhe wurden angeschafft und natürlich erwischte mich gleich eine dicke Erkältung inklusive Bindehautentzündung.

Santa
Der Weihnachtsmann war auch da.

Wir konnten ein paar ruhige Tage hier in der Heimat verbringen. Es lag sogar genug Schnee in den Bergen, um unserer Leidenschaft nachzugehen und die Pisten hinunter zu saußen. Das wird dann vielleicht in China auch noch einmal möglich sein, laut Internet gibt es dort in der Nähe von Peking einige Skipisten. Unsere große Tochter wird sich freuen und die Kleine kann dann vielleicht auch einmal probieren.

Vogtland
Das schöne Vogtland leicht verschneit.

Die Flüge sind gebucht, ein Auto ist reserviert und die Wohnung wird voraussichtlich bis zum 5. Januar auch fertig werden. Am 7. beginnt die Schule für Charlotte und auch für Steffen beginnt der Alltag im Job. Wir sind alle mächtig aufgeregt und gespannt auf unsere neuen Erfahrungen in 2013.

Allen unseren Lesern hier wünschen wir einen guten Start ins Neue Jahr. Wir freuen uns immer über Kommentare und Meinungen von euch.