Shivafest – Ein Gott wird gefeiert

Wikipedia: Shiva (‚Glückverheißender‘) ist einer der wichtigsten Götter des Hinduismus. Im Shivaismus gilt er den Gläubigen als die wichtigste Manifestation des Höchsten. Zusammen mit Shiva werden oft sein Reittier, Vahana, der Stier Nandi, seine Frau Parvati, seine Söhne Kartikeya bzw. Murugan (nord-/südindisch) oder Ganesha abgebildet. Die Dreiheit Shiva/Parvati/Ganesha gilt als göttliche Familie. Als Bestandteil der „hinduistischen Trinität“ (Trimurti) mit den drei Aspekten des Göttlichen als Brahma, der als Schöpfer gilt, und Vishnu, dem Bewahrer, verkörpert Shiva das Prinzip der Zerstörung. Außerhalb der Trinität verkörpert er aber alles, Schöpfung und Neubeginn ebenso wie Erhaltung und Zerstörung. Shiva ist unter vielen verschiedenen Namen bekannt; im Shiva-Purana sind 1008 Namen angeführt, die sich jeweils auf ein Attribut von Shiva beziehen.

Am 20. Februar feierte ganz Bangalore den Geburtstag von Shiva. Viele Tempel waren spezielle für diesen Tag dekoriert und hatten 24 h geöffnet. Um dem abendlichen Massenansturm zu entgehen, besuchten wir am frühen Morgen einen kleineren Tempel bei uns in der Nähe, um zu sehen, wie die Hindus diesen besonderen Tag im Tempel feiern. In Bangalore gibt es unzählige Tempel und jeder ist einem bestimmten Gott geweiht. Unser Fahrer Imteaz kannte einen Shivatempel, der nicht so weit entfernt lag und nicht sehr groß ist. Entsprechend „ruhig“ und gelassen ging es dort zu. Wir gesellten uns einfach unter die Leute und beobachteten das Treiben (genannt Puhja).

Der Ablauf dieser besonderen Puhja zu Ehren von Shiva zeige ich jetzt an Hand von Fotos:

1. Als erstes werden Blumen und andere Opfergaben, wie z.B. Kokosnuss, Kürbis, Milch, Räucherstäbchen, usw. eingekauft.

Blumenkauf
Blumenkauf

2. In festliche Kleider gehüllt kommen die Menschen durch ein kleines Tor in den Tempel.

Eingang
Eingang

3. Die Menschen laufen das kurze Stück bis zum Eingang des Tempels.

Tempel
Auf dem Weg zum Tempel

4. Als nächstes kann man die Glocke läuten, um den Priester für eine Puhja zu rufen. Einige der Menschen taten dies auch und besonders den kleinen Tempelbesuchern machte es große Freude, die Glocke zu schlagen.

Glocke
Die Glocke

Freude
Kleiner Tempelbesucher an der Glocke

5. Die meisten Tempelbesucher bringen an solchen Tagen viele Opfergaben mit. Einige geben nur Geld, andere füllen die Schale vor dem Tempel mit Milch, bringen Blumen und Räucherstäbchen. Der Priester nimmt dann zum Beispiel die Blumen in Empfang und legt sie am Schrein Shivas ab. Kokosnüsse werden geöffnet und alles Essen wird ebenfalls vor der Gottheit abgelegt. Manche zünden auch Räucherstäbchen an.

Gaben
Opfergaben

Milch
Milch für den Gott
Kokosnuss
Kokosnuss beliebte Opfergabe
Rauchware
Räucherstäbchen anzünden
Rauch
Rauchzeichen für Shiva mit angenehmen Duft

6. Anschließend tritt der Priester in Aktion. Nachdem die Opfergaben an ihn gereicht wurden und er ein Gebet zu Shiva gesprochen hat, kommt er mit dem Tempellicht heraus und geht an den Tempelbesuchern vorbei. Diese können dann auf die Schale ihr Geld legen und sich mit dem Rauch selbst weihen.

Auftritt
Auftritt des Priesters

Priester
Priester in Aktion

7. Nach der Zeremonie nehmen sich die meisten Frauen ein bisschen Farbe aus den bereitstehenden Gefäßen und malen sich ein Bindi auf die Stirn.
Wikipedia: Ein Bindi ist ein mitten auf der Stirn zwischen den Augenbrauen aufgemalter Punkt oder ein an dieser Stelle aufgeklebter Schmuck, wo das energetische dritte Auge vermutet wird. Zunächst ist dieser traditionell rote Punkt das Zeichen der verheirateten Frau und soll nicht nur sie, sondern auch ihren Gatten schützen.
Heute werden Bindis in Indien von unverheirateten ebenso wie von verheirateten Frauen getragen, sogar von kleinen Kindern. Sie sind beliebter denn je. Während das Bindi früher anzeigte, ob eine Frau verheiratet ist oder nicht, ist das heute nicht mehr ausschließlich der Fall. Der Unterschied: Für verheiratete Hindufrauen ist ein Stirnpunkt obligatorisch, in Indien gehen sie niemals ohne ihn. Dabei ist es gleich, ob sie ihn klassisch rot und rund tragen, oder farbig ornamental als Sticker. Erst wenn sie Witwe werden, verzichten sie auf diesen Schmuck. Unverheiratete können ein Bindi tragen, er ist dann reine Dekoration oder ein Segenszeichen, ein Tika oder Tilaka. Selbst indische Musliminnen kleben sich heute oft diesen modischen Punkt auf, was noch vor einigen Jahren undenkbar gewesen wäre. Traditionelle Punkte werden mit roter Pulverfarbe aufgetragen, Sindur oder Kumkum. Heute sind wiederverwendbare, aufklebbare Schmuckbindis am weitesten verbreitet. Diese gibt es in allen Farben und in einer Vielzahl von ornamentalen Formen, zum Beispiel golden oder mit winzigen Kunstperlen oder -steinen besetzt.

Punkt
Roter Punkt

8. Zum Abschluss wird der Tempel umrundet. Viele berühren auch die Mauern des Tempels und sprechen kurze Gebete.

Rundgang
Rundgang

9. Wer Zeit mit in den Tempel bringt, betet ausführlich zu Shiva und verneigt sich tief vor der Gottheit.

Beten
Tief versunken ins Gebet

Gebet
Alte Frau im Gebet
Verneigung
Tiefe Verneigung vor Shiva

10. Am Ausgang erhält jeder Besucher des Tempels das geweihte Wasser und ein paar kleine Blumen. Zum Shivafest wird in vielen Tempeln sogar extra Wasser aus dem Ganges nach Bangalore gebracht und verteilt. Das Wasser des Flusses gilt als heilig und muss nicht extra geweiht werden. Die Gläubigen Hindus trinken den kleinen Schluck Wasser, der ihnen direkt in die Hand geschüttet wird.

Ausgang
Tempelwasser am Ausgang

Danach verließen auch wir den Tempel und waren als Nichtgläubige beeindruckt mit welcher Hingabe hier Religion gelebt wird. Etwas kritisch sei angemerkt, das eine solche Hingabe in Sachen Müllbeseitigung ebenfalls wünschenswert wäre. Wenn sich alle so anstrengen würden wie beim Tempelbesuch wäre Bangalore innerhalb eines halben Jahres eine saubere Stadt. Bis dahin scheint es noch ein weiter Weg, denn die Milchtüten, die als Opfergaben mitgebracht wurden, landeten leer vor dem Tempel direkt im Straßengraben oder einfach an der nächsten Ecke.

Advent in Indien

Ich glaube, wenn wir keine Kinder hätten, würde Weihnachten diese Jahr für uns ganz ausfallen. Denn ehrlich gesagt kommen bei 25° und Sonnenschein keine wirklichen Weihnachtsgefühle auf. Und selbst der Duft von Plätzchen und Räucherkerzen wirkt irgendwie fehl am Platz. Aber die Hälfte der Weltkugel feiert immer im Warmen Weihnachten also machen wir die nächsten beiden Jahre eben einfach mit. Lustig ist es allemal und es gibt auch ein paar Vorteile. Zum Beipspiel spart man sich den Einkauf von teuren Winterstiefeln und dicken Jacken und kann sämtliche Weihnachtsfeiern im Garten feiern. So dann auch meinen Geburtstag, was wirklich ein tolles Gefühl war.

Aber Dank unserer Kinder hatten wir auch hier in Indien richtig viel Adventsstimmung, inklusive Nikolaus, der den Weg nach Bangalore gefunden und sogar deutsche Schokolade im Gepäck hatte. Die Schule veranstaltete ein tolles Weihnachtskonzert, bei dem unsere große Tochter englische Weihnachtslieder singen konnte. Sie kann jetzt wenigstens den Text von Jingle Bells. Ein besonderes Highlight waren der Besuch des Weihnachtsmarktes und der Weihnachtsfeier. Auf dem Markt gab es statt gebrannter Mandeln eben Zuckerwatte und Popcorn, aber Hauptsache süß. Die Weihnachtsfeier wurde von deutsche Firmen hier in Bangalore organisiert und war ein tolles Fest für die ganze Familie. Neben deutschem Essen (Rotkraut, Schweinebraten, Spätzle, Leberkäse, Wiener Würstchen …) war der Besuch des Weihnachtsmannes für die Kinder sehr aufregend. Jeder erhielt ein Geschenk und musste dieses persönlich beim englisch sprechenden Weihnachtsmann und seinem Helfer Knecht Ruprecht abholen.

Auch Plätzchen wurden bei uns gepacken, die dann in der Nachbarschaft zur Kostprobe verteilt wurden. Und seit diesem Jahr besucht uns täglich der Elf on the Shelf (www.elfontheshelf.com) und bringt den Kindern immer eine Kleinigkeit mit. Das ist sozusagen der abgewandelte Adventskalender.
Das warme Wetter stört wahrscheinlich nur die Eltern, denn die Kinder sind auch so immer aufgeregt, wenn es um Weihnachten geht.

Wir wünschen an dieser Stelle allen unseren fleißigen Bloglesern: MERY CHRISTMAS AND A HAPPY NEW YEAR. Danke für die lieben Kommentare, die uns immer wieder erinnern, das hier auch gelesen wird. Hier geht es ab Mitte Januar weiter, denn wir sind jetzt mal „down under“ in den Weihnachtsferien.

Weihnachtsmarkt
Weihnachtsmarkt
Plätzchen
Plätzchen backen
Nikolausi
Nikolausi
Schulkonzert
Schulkonzert
Buffet
Buffet Schlacht
Father Christmas
Father Christmas
Weihnachtsessen
Weihnachtsessen
Liedgut
Liedgut
Weihnachtsmann
Weihnachtsmann

Indisch aussehen …

Am vergangenen Samstag stand das erste große Partyevent auf dem Programm, der OWC hatte zur Indian Night ins Hotel Leela eingeladen. Da wir uns auch Tickets besorgt hatten musste vorab die Kleiderfrage geklärt werden. Formal Indian stand dort geschrieben, was bedeutet: Damen im Sari und Herren in einer langen Kurta mit passender Hose, Schuhen und Schal.
Eine Woche vorher war ich zusammen mit einer Freundin zum Sari-Kauf in der Commercial Street verabredet. Bangalore´s größter Einkaufsmeile. Im Mysore Sari Shop wurden wir dann auch fündig. Allein der Einkauf war ein Event, der Laden bietet auf zwei Etagen Saris und indische Kleider in allen Farben und Preisklassen an. Nach einigen Anproben entschied ich mich dann für ein klassisches Modell mit kleinen goldenen Glitzersteinen. Der Sari ist ein ca. 8 m langes dünnes Tuch, welches um den Körper gewickelt und über die Schulter drapiert wird.

Eine einfache Variante kann man sich hier anschauen: http://www.youtube.com/watch?v=Z1XbPDqF0GQ&noredirect=1

Für festliche Anlässe wird der Sari natürlich etwas aufwändiger drapiert und mit Nadeln festgesteckt. Eigentlich ist das verboten, denn die indische Religion verbietet, dass der Saristoff durchstochen wird. Aber ich habe schon viele Inderinnen gesehen, die ebenfalls kleine Nadeln benutzen. Ist auch praktischer, besonders im Alltag. Nachdem Sarikauf muss dieser zum Schneider gebracht werden. Dort wird das passende Oberteil aus dem Stoff genäht und man bestellt sich einen Pettikot (Unterrock), an dem der Sari festgemacht wird. Ich hatte mich für ein zusätzliches Oberteil entschieden, das aufwendig mit kleinen Perlen und Edelsteinen verziert war. Zu guter Letzt brachte ich noch passende Schuhe und Armbänder. Für die Handtasche blieb keine Zeit mehr :-)

Auch Steffen staffierte sich entsprechend aus und ist nun Besitzer einer Kurta und lustiger „Sandmannschuhe“. Zum Ankleiden bekamen wir Hilfe von Karla, die meinen Sari perfekt wickelte und feststeckte. Er hielt den ganzen Abend inklusive 2 h Autofahrt und Besuch der Toilette. Und eigentlich fühlt es sich richtig schön an, einen Sari zu tragen. Sehr luftig und für die tropischen Temperaturen genau das richtige Outfit. Vielleicht sollte ich mir später einen weiteren Sari zulegen.

Hier einige Fotos meiner Vorbereitungen auf dem indischen Abend:

Sari_2
Sari_2
Sari_1
Sari_1
Sari_3
Sari_3
Sari_4
Sari_4
Sari_5
Sari_5

Unsere erste Puja

Wikipedia: Puja bedeutet in etwa „Verehrung“ oder „Ehrerweisung“. Die Puja gehört – als ein im Idealfall täglich praktiziertes Ritual – im Hinduismus und Buddhismus zu den wichtigsten Bestandteilen des religiösen Alltags. Die gläubigen Hindus halten mehrmals Pujas in ihren Häusern ab, dort werden an einem kleinen Altar, der in jedem Haus steht und auch in vielen Geschäften, Gebete gesprochen, Opfer für die Götter erbracht, Räucherstäbchen abgebrannt. Auch in den Tempeln kann man Pujas erhalten von den Priestern. Überall gibt es die Dinge zu kaufen, die für eine Puja benötigt werden.
Der Oktober ist hier in Indien für die Hindus ein besonderer Monat. Dann gibt es sehr viele religiöse Feiertage und Feste. Zum Beispiel Dasara und am Ende des Monats Diwali (Lichterfest). Eine wichtige Tradition ist das Abhalten der Puja für Fahrzeuge und Haus, was einmal im Jahr gemacht wird. Die Fahrzeuge erhalten die Segnung, damit im nächsten Jahr keine Unfälle passieren und das Haus immer voller Glück ist. Viele Hindus gehen dafür zu einem Priester, einige machen die Puja auch selbst. Unser Fahrer ist zwar Moslem und Sonia eine Christin, aber als Inder glauben sie trotzdem an die Kraft der Puja. Also organisierte unser Fahrer für gestern unsere erste Puja.
Hier im Wohngebiet konnten die Kinder am Morgen bereits bei den Nachbarn zuschauen und schwups veranstalte Charlotte ihre eigene Puja. Sie verstreute Blumen um ihr Fahrrad, räucherte es mit Rauch ein, legte Obst auf den Teller davor und verteilte an die Zuschauer danach Schokolade. Sonia und ich haben uns sehr amüsiert.

Fahrrad-Puja
Fahrrad-Puja

Gegen 11 Uhr erreichte unser Fahrer das Haus und brachte alle Dinge mit, die wir für die Puja brauchen würden. Obst, Farben, Räucherstäbchen, einen Kürbis, Zitronen, Kokosnuss, Schnur, Blumen. Als erstes wurde das Fahrzeug gereinigt. Dann wurden in unserem Garten zwei Bananenblätter abgeschnitten und am Kühler des Autos angebunden. Die Blumen verzierten das Auto und die Eingangstür.

Einkäufe
Einkäufe
Autowaschen
Autowaschen

Anschließend wurde eine weiße Farbpaste angerührt und alle wichtigen Teile des Auto mit drei Fingern voll Farbe verziert. Rote und Gelbe Farbtupfer folgten danach, auch die Fensterscheiben wurden besprenkelt.

Dekoration
Dekoration
Farbe
Farbe
Fahrzeuge
Fahrzeuge

Auch die Fahrzeuge der Kinder wurden verschmückt und erhielten den Farbanstrich. Inzwischen gesellten sich ein paar Freunde aus der Nachbarschaft zu uns, um dem Ereignis beizuwohnen. Die Kinder waren alle aufgeregt.

Geschenkegaben
Geschenkegaben

Als nächstes wurden die Gaben vor dem Fahrzeug bereitgestellt. An die vier Räder des Autos werden kleine Zitronen gelegt. Früchte und Süßigkeiten, eine Kokosnuss und ein Kürbis liegen nun vor dem Auto. Der Kürbis wird etwas eingeschnitten und ein kleines Loch darin wird mit Farbe und Geldmünzen gefüllt. Auf den Kürbis kommen brennbare Tabletten. Imteaz entzündete dann die Räucherstäbchen und hüllte den Fahrzeuginnenraum mit Rauch ein, ging einmal um die Fahrzeuge und sprach dabei ein Gebet. Danach werden die Zitronen überfahren, als Symbol, dass der Fahrer nächstes Jahr keine Personen im Straßenverkehr umfährt. Vier Leben sind damit also gerettet :-).

Kürbis
Kürbis

Die Kokosnuss wird ebenfalls entzündet und nach einem kurzen Gebet auf der Straße zerschlagen. Mit dem Kokoswasser wird das Auto besprenkelt und gesegnet. Als nächstes geht es dem Kürbis an den Kragen. Auch er wird unter lauten Gelächter vor dem Auto auf die Straße geworfen. Die Kinder müssen schnell sein, um ein Geldstück zu erhaschen. Das bring dann Glück und muss gespart werden.
Damit ist die Puja eigentlich beendet. Alle Anwesenden erhalten Süßigkeiten und es ist sehr unhöflich nichts davon zu essen. Auch einige Puffreiskörner werden verteilt. Ein richtiger Priester macht so eine Puja natürlich noch viel ausführlicher und spricht mehr Gebete. Aber ich hoffe unsere Puja bringt uns für das nächste Jahr Glück im Haus und Sicherheit im Straßenverkehr. Hier in Bangalore können wir das gut gebrachen. Eine tolle Erfahrung war das Ganze auf jeden Fall.
Auf unserem Weg durch die Stadt sind uns an diesem Tag viele geschmückte Fahrzeuge entgegen gekommen. Auch Polizeistationen, Blitzgeräte, Geschäfte, Banken waren geschmückt. Überall wurden Pujas abgehalten und viele Geschäfte, Behörden und Fabriken blieben an diesem Tag geschlossen.