Ein Trauerfall überschattet diesen Wochenbeginn. Nach nur einer Woche bei uns im Haushalt mussten wir heute Morgen „Little“ in den Katzenhimmel entlassen. Vor gut einer Woche wurde die kleine Katze von unserem Freund und Nachbarn hier im Wohngebiet auf der Straße gefunden. Verlassen, hungrig und ohne Mama weit und breit. Schnell entschieden wir uns die Mieze bei uns aufzunehmen. Die Kinder wünschten sich schon lange eine Katze zum Schmusen und Anfassen, was bei unserer großen „Butter“ nicht möglich ist. Ein Name wurde schnell gefunden, Little sollte der Winzling heißen. Mit ein paar Tipps von meiner Freundin versuchten wir Little aufzupäppeln. Sie wog nur noch 346 g und mit spezieller Aufzuchtmilch, pürriertem Chicken und vielen Streicheleinheiten schaffte sie innerhalb von einer Woche 150 g zuzunehmen.
Alle hatten Little gleich ins Herz geschlossen, besonders die großen Augen und Ohren machten es uns einfach sie lieb zu haben. Am Sonntag passierte dann das Drama, schnell wie der Wind krabbelte sie die Treppen in unserem Haus hinauf. Einen Augenblick nicht aufgepasst und bevor wir sie einfangen konnten setzte sie zum Sprung an. Wahrscheinlich hat sie sich dabei innere Verletzungen zugezogen. Da sie nach dem Unfall normal weiter lief und rannte, realisierten wir das gar nicht. Erst am Montag Morgen war Little dann sehr ruhig, verschlafen und wollte nicht mehr fressen oder spielen. Am Nachmittag bin ich dann mit meiner Freundin zum Tierarzt gefahren. Das Röntgenbild zeigte keine Brüche und aber die Infusion reichte dann wohl nicht aus, ihr Leben zu retten. In der Nacht zu Dienstag verschlimmerte sich der Zustand und in den frühen Morgenstunden machte sich Little in den Katzenhimmel auf.
Nur eine Woche war klein "Little" bei uns.Sonnenbad war herrlich.Wir werden dich vermissen.Mit Blumen und Keks in den Katzenhimmel
Besonders die Kinder leiden sehr, aber auch uns geht die Sache zu Herzen. Unsere große Tochter realisiert in diesem Alter richtig, was passiert ist und das die Katze nicht mehr wieder kommen wird. Sie hat dann auch die Kiste mit Blumen dekoriert und den Namen darauf geschrieben. Einen Platz haben wir bei unseren Freunden im Garten gefunden, wo sie jetzt zwischen zwei Tempelbäumen begraben liegt. Wenn der große Schmerz verheilt ist wird sicher bald ein neues Katzenbaby bei uns einziehen (natürlich mit Treppensicherung).
Warum? –> Eine durchgebrannte Klassenlehrerin; ein Umzug auf die indische Art; zwei Krankenhauspatienten; alles in knapp einer Woche!
Transportproblem clever gelöstUnsere fleißigen HelferErste HavarieMusste auch umziehen - Butter
Aber jetzt ist alles geschafft, sogar die Katze hat das neue Haus endlich gefunden und hat sich zusammen mit uns eingelebt. Eine etwas stressige Woche liegt hinter uns. Die Klassenlehrerin unserer großen Tochter verließ kurz nach Ostern die Schule und lässt 18 Kinder drei Monate vor Ende des Schuljahrs allein zurück. Eine neue Aufgabe in Afrika war wohl der Ausschlag gebende Punkt Indien zu verlassen. Eine Ersatzlehrerin zu finden wird wohl bis zu den Sommerferien nicht so einfach, viele Meetings mit Eltern und neuem Direktor stehen im Kalender. Momentan unterrichtet eine Hilfskraft, allerdings ist das keine Dauerlösung, denn die Qualität des Unterrichts leidet massiv. Den Schritt die Schule zu wechseln wollen wir noch nicht gehen, aber wenn sich nichts bessert, werden wir wohl nicht darum herum kommen.
Ein Umzug in Indien ist nicht viel schlimmer als in der westlichen Welt. Mit Ausnahme der vielen kleinen Stolpersteine, die sich kurz vorher und danach einem in den Weg legen. Das neue Haus war trotz genügend Zeit zur Vorbereitung nicht fertig für die Schlüsselübergabe. Zwei Tage vorher wurde erst damit begonnen, alle elektrischen Geräte zu kontrollieren, die Pestcontrol (Insektenbekämpfung) durchzuführen und eine Reinigung zu veranlassen. Entsprechen fiel dann das Ergebnis aus. Die Waschmaschine leckte, der Ofen war defekt, der Küchenabfluss fiel nach unserer Reinigung gleich komplett ab. Zur Reinigung wurde erst ein „normales“ Team durch das Haus geschickt, danach sah es allerdings nicht wirklich sauberer aus, so dass wir eine Nachbesserung einforderten. Das „professionelle“ Team bestand schließlich aus einem Mann (keine Englischkenntnisse) ausgerüstet mit einem Eimer, einem Lappen, einer Probeflasche Glasreiniger und einer Minidose Waschpulver. Damit wollte dieser das komplette Haus inklusive Küche und aller Schränke, Lampen, Ventilatoren, Bäder und Böden putzen. Erneute Intervention von unserer Seite, am nächsten Tag rückten dann die richtigen Profis an und danach konnten wir von einer einigermaßen ordentlichen Säuberung sprechen. Allerdings gingen die Männer nicht gerade vorsichtig zu Werke, so dass ein Gasknopf am Herd abbrach und ein etwas größerer Riss in der Wand entstand. Wenigstens ging der Umzug problemlos über die Bühne. Innerhalb von ein paar Stunden waren alle Sachen im neuen Haus. Im Übereifer packten die Jungs sämtliche restlichen Sachen im alten Haus ein, so kamen dann gefüllte Mülleimer im neuen Haus an. Auch vor meinem Kleiderschrank machten sie nicht Halt und trotz vorherigem Hinweis, dass ich diese Sachen selbst transportieren wollte, freute sich ein junger Inder meine Unterwäsche einpacken zu dürfen. :-)
Gleich in der ersten Nacht viel der momentan schlimm grassierende Magen-Darm-Virus über uns her und Charlotte wurde der erste Patient. Am Morgen ging es in die Notaufnahme des nahe gelegenen Krankenhauses, wo nach der Blutabnahme das Erbrechen mit einem Medikament gestoppt wurde. Wieder zu Hause verschlimmerte sich ihr Allgemeinzustand (zu wenig Nahrung und Flüssigkeit) bis Dienstag so sehr, dass wir erneut ins KH fahren mussten. Über Nacht bekam sie einen Tropf gelegt und wurde mit Infusionen aufgebaut. So kam ich in den Genuss ein indisches (sehr modernes) Krankenhaus zu erleben. Im Doppelzimmer verbrachten wir eine Nacht zusammen mit einer indischen Familie: Mama, Papa und Neugeborenes.
Kaum wieder zu Hause kündigte sich der nächste Patient an, Steffen hatte sich wohl angesteckt und dehydrierte innerhalb von einem Tag so stark, dass wir wieder ins Krankenhaus fahren mussten. Die Notaufnahme hatten wir bisher nur tagsüber erlebt, Nachts ist es ein Erlebnis der besonderen Art. Ein bisschen wie im Film kamen wir uns vor, denn alle Betten dort waren schon belegt, also hieß es Wartebank. Ein Herzinfarktpatient hätte wohl kaum eine Chance gehabt. Es gab nur einen Arzt und einen Pfleger, der sämtlichen Patienten Venenzugänge legen musste. Die Hilfskräfte durften Blutdruck messen und Spritzen vorbereiten. Bobby machte seine Sache dann gut und der Tropf wirkte schnell. Nach gut zwei Stunden konnten wir das KH wieder verlassen. Aber die Bilder und Geräusche bleiben im Kopf, schreiende Babys, stöhnende Alte, ein blutüberströmter Mann, der eine schwere Kopfverletzung nach einer Schlägerei davon getragen hatte und direkt neben uns behandelt wurde. Für schwache Nerven ist das nichts. Zu guter Letzt ist unser Fahrer krank geworden und musste zwei Tage frei nehmen, um sich zu erholen. Die heißen Temperaturen lassen hier wohl die Viren und Bakterien schneller wachsen, der Parkplatz vor dem KH ist seit Tagen überfüllt. Hoffen wir, dass sich keiner mehr infiziert hat und wir jetzt in Ruhe unser neues Heim genießen können. Seit gestern haben wir ein paar neue Haustiere, ein kleiner Fischteich steht vor der Eingangstüre.
Am großen BaumVerliebter Blick zur WieseAuf der Wurzel sitzendZwei auf der SteinbankHändchenhaltend durch den ParkIm Sonnenschein zu Zweit
Offiziell verboten ist die „Zwangsheirat“ in Indien immer noch aktuell und wird in vielen Familien praktiziert. Die Wochenendeausgaben der lokalen Presse sind voll mit Anzeigen der Eltern, die für ihren Sohn/Tochter einen Heiratspartner suchen. Da wird dann schon mal ein gutes Einkommen, Auto, entsprechende Ausbildung und/oder dickes Bankkonto verlangt. Für viele junge Leute bleibt unter Aufsicht der strengen Eltern kein Raum für Liebe oder eigenständige Partnerwahl. Selbst Kollegen von Steffen fahren an den Wochenenden zusammen mit ihren Elten auf Brautschau in der Umgebung von Bangalore. Wie gut diese arrangierten Ehen funktionieren kann ich nicht beurteilen. Es gibt neben den Suchanzeigen aber auch fast täglich Berichte über Selbstmorde junger Männer oder Frauen. Die Gründe liegen da wohl auf der Hand.
Oft darf auch nur innerhalb der Kaste geheiratet werden und die Religionen spielen ebenfalls eine große Rolle. Finden dann doch zwei zueinander arrangieren sich auch einige Eltern und zahlen einen oft zu hohen Preis, um die Tochter unterzubringen.
Den Paaren, die doch einen Partner ohne Wissen der Eltern gefunden haben bleibt nur die heimliche Liebe. Man trifft sich in Parks oder in Cafés, um nicht von Verwandten gestört zu werden. Ein beliebter Treffpunkt war wohl auch der Botanische Garten in Kandy (Sri Lanka), den wir an einem Samstag Morgen besuchten. Anscheinend gibt es hier auch viele heimliche Liebespaare, die in allen Ecken des Parks versteckt saßen oder auch ganz offen Händchenhaltend auf den Wegen zu sehen waren. Es war schön endlich einmal ein paar kleine Zärtlichkeiten in der Öffentlichkeit beobachten zu können, in Indien und wohl auch Sri Lanka sonst sehr verpönt. Frauen, die in der Öffentlichkeit geküsst werden gelten als leicht zu habende Frauen.
Ich kann mir nur wünschen, dass sich in Indien irgendwann auch die Liebe durchsetzt und alle frei ihren Partner wählen dürfen. Viele Frauen wirken nicht besonders glücklich auf mich. Das Land ist voll mit jungen Menschen, die sich bestimmt irgendwann gegen die alte Tradition der Zwangshochzeiten wehren werden.
Bunte MischungEinsamkeit im ParkAnlehnen nicht nur am BaumHilfe BeobachterEingehakt auf dem WegVereint unter dem SchirmGekuschelt wird unter Palmen
Letzte Woche besuchte ich zusammen mit ca. 20 anderen OWC-Mitgliedern die Behinderteneinrichtung Asha Niketan in Koramangala (Bangalore). Das Haus bietet Unterkunft für etwa 15 Menschen mit Behinderung. Sie erhalten dort Essen, Pflege, Arbeit und Betreuung. Einige wohnen im Haus, andere werden täglich von Familienmitgliedern gebracht oder kommen mit dem Bus in die Einrichtung. Es herrschte eine herzliche und warme Atmosphäre und man fühlte sich dort gleich wohl. Eine Pujha mit Kerzen, Gebeten und Danksagung stand am Beginn unseres Besuchs. Gefolgt von einem Snack (Gebäck und Tee) erfuhren wir dann mehr über die Arbeit von Asha Niketan, konnten die Werkstätten besichtigen und dort hergestellte Kerzen kaufen. Höhepunkt war die Tanzaufführung der Hausbewohner, die zwei Tänze für uns einstudiert hatten. Mit voller Begeisterung waren alle dabei und wir konnten erleben, wie Tanz und Musik Freude in die Gesichter aller zauberte. Ein wirklich schöner Vormittag für einen guten Zweck. Das Eintrittsgeld, der Erlös aus dem Kerzenverkauf geht direkt an diese Einrichtung. Außerdem unterstützt der OWC mit Wachslieferungen das Handwerksprogramm. Eine kleine Fotoshow dokumentiert diesen Ausflug:
Behinderteneinrichtung in BangaloreWillkommen mit PujhaAlle Warten auf den Start der VeranstaltungDie Puhja beginnt.Snacks und Tee für alleIn der HandarbeitswerkstattIhm macht die Arbeit Spaß.Abtreter mit DeutschlandflaggeIn der KerzenwerkstattKerzen kann man dort auch kaufen.Die Tanzaufführung startet.Alle sind mit Begeisterung dabei.Voller KonzentrationGute Freunde sind sich nah.