Tief durchatmen hieß es für uns alle in den ersten Wochen hier in Deutschland, die frische Brise der Ostsee und auch die gute Bergluft des Tiroler Voralpenlandes machtes es einfacher. Es ist wunderschön, sehr oft blauen Himmel und die Sonne zu sehen, nach den vielen Smogtagen in Peking. Wir genießen die Tage und verbringen viel Zeit im Freien. Dabei machten wir auch die Entdeckung, das uns Asien selbst im Garten verfolgt. Denn seit einiger Zeit ist der asiatische Marienkäfer in Deutschland angekommen.
Asiatischer Marienkäfer
Mehr zu den kleinen Krabbelkäfern unter Wikipedia nachzulesen. Bleibt zu hoffen, das der 7-Punkt-Marienkäfer nicht ausstirbt angesichts der massiven Konkurrenz.
Ostseebrise
Nicht nur die Marienkäfer sind wohl vom Aussterben bedroht, nach sechs Monaten im menschenüberfüllten Moloch Peking kommen einem hier die leeren Straßen manchmal schon richtig gruselig vor. Zur besten Tatortzeit am Sonntagabend trafen wir keinen einzigen Artgenossen auf dem Weg und im idyllisch gelegenem Biergarten meiner Heimatstadt (ca. 15.000 Einwohner) im Osten der Republik.
Ganz allein
Die Kinder genießen es einmal ohne „Kampf“ um Platz im Tramoplin oder Bällebad spielen zu können, die Indoorhallen in Peking sind meistens total überfüllt. Niemand möchte eine Foto von ihnen machen, außer Mama ;-).
An dieser Stelle ein Dankeschön an die ersten Kommentatoren des letzten Beitrags, ich habe mich sehr gefreut und war erstaunt, in welchen Ecken der Erde dieser Blog gelesen wird. Die Postkarten aus Peking gehen dann demnächst auf die Reise, es wird sicher den einen oder anderen Tag geben, wo wir an die Wohnung gebunden sind wegen der schlechten Luft. Außerdem ein großes Dankeschön an alle aus der Familie und an unsere Freunde, die den Aufenthalt hier so angenehm wie möglich machen, sei es mit Unterkunft, Fahrdiensten oder köstlichem Essen. Es ist einfach toll, wenn man auch nach 2 Jahren in der Ferne nicht in Vergessenheit geraten ist und mit offenen Armen empfangen wird.
Ein Bild des Schreckens bietet sich mir, wenn ich durch die Straßen fahre oder zum Fenster hinaus schaue. Seit Samstag ist wieder Smogalarm und die Luft draußen nicht zum Atmen geeignet. So langsam zehrt es an einem und die Stimmung wird depressiv. Den ganzen Tag mehr oder weniger an die Wohnung gefesselt, keine Möglichkeit draußen zu spielen oder die Stadt zu erkunden. Morgen werde ich versuchen ein Luftreinigungsgerät für die Wohnung zu kaufen. Wenn es noch irgendwo welche zu kaufen gibt. Die Woche vor dem chinesischen Neujahrsfest scheint immer bekannt zu sein für schlechte Luft in Peking, denn alle Fabriken laufen auf Hochtouren, um dann eine oder zwei Wochen schließen zu können (Ferien). Aber so schlimm, wie in diesem Jahr, war es wohl noch nie, berichten andere Expats, die schon länger hier wohnen. Wir können weiterhin nur auf besseres Wetter hoffen. Die Lage wird sich mit den vielen Raketen und Böllern, die hier zu erwarten sind, nicht verbessern.
Farbenfroh für das Neujahrsfest
Nichtsdestotrotz bereiten wir uns auf das Neujahrsfest am 09. und 10. Februar vor. In der Schule unserer großen Tochter wurde für die Abschlussveranstaltung vor den Ferien chinesischer Dresscode vorgeschrieben. Also hieß es heute einkaufen, um nicht aufzufallen. Eine Qual der Wahl bei den vielen Farben und Motive. Außerdem stellte ich fest, in eine Größe M passe ich hier nicht mehr, da muss es schon XL sein. Ob es ein Ansporn für die nächsten Yogastunden sein soll?. Jetzt muss dann auf jeden Fall noch der Herr im Haus eingekleidet werden. Mit Anprobe allerdings, denn auch chinesische Männer scheinen nur kleine Größen zu brauchen.
Kleine Dame in zartrosa.Vom Brotessen wird man klug hier.
Mit großer Freude stellten wir fest, dass es in vielen Supermärkten wirklich gutes Brot (in verschiedenen Sorten) zu kaufen gibt. Noch besser war die Entdeckung, das man beim Verzehr von diesem anscheinend kein Lexikon mehr benötigt und eventuell sogar schlau wird. Da müssen die Schulbrote für die Mädels doch gleich doppelt so gut schmecken.
Wurst am Spieß – nicht nur optisch eine neue Erfahrung.
Aber nicht nur altbekanntes kommt auf den Teller oder in den Bauch. Weiterhin testen wir aus, was uns in Peking noch schmecken könnte. Diese Woche war eine Wurst am Spieß fällig, die hier überall angeboten wird. Vom Aussehen gleicht sie einer gebratenen Wiener, geschmacklich allerdings eher … keine Ahnung … sehr süß und fettig. Die Chinesen trinken zwar den Tee ohne Zucker, aber viele andere Lebensmittel, unter anderem sämtliche Wurstwaren, teilweise auch die Milch oder Mayonnaise sind gesüßt. Da bleibt wohl nur der Einkauf an der internationalen Wursttheke zu Apothekenpreisen übrig, wenn wir normale essen möchten.
There are nine million bicycles in Beijing … (Katie Melua), jetzt sind es noch zwei mehr.
Ein Foto muss sein nach dem Kauf der neuen Räder.
Zur Beruhigung unserer Familien und Freunde: die Luftwerte hier in Peking sind etwas besser geworden. Allerdings schwanken sie immer noch ziemlich hin und her, zwischen 100 und 300, was weiterhin nicht besonders gut bedeutet.
Nichts desto trotz und weil wir ein bisschen zur Verbesserung der Luftqualität beitragen wollen, mussten Fahrräder her. Unseren Fahrer haben wir an einem Tag in der Woche nicht (Fahrverbot, seit der Olympiade immer einmal in der Woche, momentan Montags) und außerdem sind hier viele Ziele viel schneller mit dem Rad zu erreichen als mit dem Auto. Am Samstag hieß es dann „Auf gehts zum Fahrradladen“, den wir von Freunden empfohlen bekamen. Giant produziert hier ganz groß und die Räder sind günstig, dafür nicht so besonders nobel ausgestattet. Angesichts der vielen Diebstähle von Fahrrädern auch besser so. Eine Schaltung kann man sich ebenfalls sparen, hier ist alles topfeben, kein Hügel in Sicht. Dafür muss ein gutes Schloss her und ein Helm, denn der Verkehr ist schon ziemlich heftig. Da heißt es Augen und Ohren auf um ja alles mitzubekommen im Gewusel. Ich denke im Sommer wird auf den extra vorhandenen Fahrradwegen noch viel mehr los sein. Diese werden auch von Elektrofahrzeugen und manchmal auch von Autos benutzt. Beim Überqueren der Straßenkreuzungen ist besondere Vorsicht geboten. Auch als Fußgänger und auch wenn die Fußgängerampel „Grün“ zeigt. Schon mehrmals haben wir es erlebt, das Autos dennoch fahren und Rechtsabbieger scheinen hier generell Vorfahrt zu haben.
Mögen auch die Chinesen – Eislaufen
Über Nacht fiel Schnee hier in Peking, zur großen Freude unserer Kinder, zwar nicht viel, aber es sieht nach Winter aus. Also packten wir uns in dicke Klamotten, kochten heißen Tee in der Thermoskanne und fuhren zum Ho Hai Park. Dort waren Ella und ich bereits einmal zum Spaß auf dem Eis und auch diesmal hatten wir wieder viel zu Lachen. Mit den Eisfahrrädern ging es über den zugefrorenen See, die Eisrutsche machte natürlich den Mädels viel Spaß und wir genossen die etwas bessere Luft und amüsierten uns über die vielen Pekinger.
Wie frührer in der Schule sehen diese nun zu ice-chairs umgebauten Stühle aus.
Neben den Icebikes kann man sich auch Icechairs ausleihen. Die Pekinger bilden dann lange Ketten und versuchen alle zusammen über das Eis zu schieben.
Typische Kettenbildung.Hutongs mit Puderzuckerschnee
Rings um den See sieht man die ursprünglichen Häuser Pekings, die sogenannten Hutongs. Dort sind jetzt allerdings weniger Wohnhäuser sondern viele Restaurants und Bars, kleine Shops oder Cafes eingezogen.
Ei am Spieß
Meine erstes Experiment hinsichtlich Essen in China liegt ebenfalls hinter mir. Auf dem See gab es natürlich auch ein paar Stände, die verschiedene Köstlichkeiten anboten. Unter anderem Wachteleier am Spieß, die in einer speziellen Pfanne gebraten und mit ein bisschen scharfer Soße serviert werden. Also habe ich einen Spieß gekauft und verspeist, schmeckt wie Spiegelei am Spieß, nichts besonderes also.
Gegrillte Leckereien am Spieß
Da war der nächste Stand bedeutend interessanter, welcher sich allerdings außerhalb der Eisfläche befand. Es wurden uns Kostproben angeboten, aber der Appetit auf gegrillte und aufgespießte Seepferdchen oder Skorpionen stellte sich nicht ein. Vielleicht versuchen wir das zu einem späteren Zeitpunkt einmal, wenn die Kinder nicht zuschauen. Die armen Seepferdchen werde ich jedenfalls nie probieren, da hätte ich glaube ich ein schlechtes Gewissen, die sind einfach zu niedlich und teilweise sowieso vom Aussterben bedroht.
Kandierte Früchte
Dann schon lieber so eine kleine süße Verführung. Gibt es auch mit kleinen roten Äpfelchen.
Eines der vielen Hutongdächer präsentiert sich mit Schnee.Überall wird für das Chinesische Neujahrsfest dekoriert.Die Glückskatze darf in keinem Haus / Shop fehlen, denn sie sorgt dafür das Geld herein kommt.
So eine brauchen wir angesichts der unendlichen Shoppingmöglichkeiten in dieser Stadt wohl als nächstes.
Ein wichtiger Schritt in Richtung Visaerteilung ist getan. Als gestern endlich die bereits sehnsüchtig aus China erforderlichen Dokumente ankamen, schickten wir heute unseren Visantrag mit den Pässen nach Mumbai. Daumen drücken, dass nichts fehlt. Die Dokumentenliste war gigantisch lang und wir brauchten mehrere Wochen, um alles zu organisieren. Aus Indien kommend scheint die ganze Situation nicht einfacher zu machen. Spätestens am 19. Dezember möchten wir die Pässe mit den Visa gern in unseren Händen halten.
Mit deutsch-indischer Pünktlichkeit trudeln die wichtigen Dokumente ein.Oh Gott, ich bin mit einem ALIEN verheiratet!
In der Zwischenzeit beginnt hier das große Packen und Sortieren im Haus. Ein paar Kisten stapeln sich schon im hinteren Zimmer und die Schränke leeren sich so langsam. Mal sehen ob wir alles in die vier Luftfrachtkisten hinein bekommen. Diese sind nicht sonderlich groß und wir werden uns wieder einmal von unwichtigen Sachen trennen müssen. Ein paar letzte Einkäufe für Weihnachten und Erinnerung an Indien sowie ein kleiner Fotoausflug standen aber auch auf dem Programm.
Unsere Katze scheint mit nach China zu wollen.
Auch unsere Katze scheint jetzt realisiert zu haben, das wir wegziehen. Sie schläft meistens auf einer der Reisetaschen, die zwischen den Kartons steht. Vielleicht in der Hoffnung, das wir sie doch mitnehmen nach China. Ich bin intensiv auf der Suche nach einer neuen Adoptivfamilie und möchte Butter gern in gute Hände weitergeben. Sie hat hier ein ganz gutes Leben, nur einige Kater machen es ihr immer wieder schwer. Obwohl sie sterilisiert ist geben diese nicht auf, sie zu bedrängen.
Ein bisschen Adventsstimmung mit Basteln und Lebkuchen.
Zwischen all dem Trubel freuen sich die Kinder auf Weihnachten und den ersten Advent. Heute haben wir ein bisschen gebastelt und Lebkuchen (ein Mitbringsel aus Deutschland) dabei gegessen. Die große Weihnachtsdekoration gibt es dann in Deutschland bei den Omas, inklusive Weihnachtsbaum schmücken. Dafür kommt heute Nacht der „Elf on the Shelf“, ein Helfer vom Weihnachtsmann, der jetzt bis zum Heiligen Abend immer an einem anderen Platz in der Wohnung sitzt. Dort beobachtet er die Kinder und berichtet dann an seinen Boss, ob diese brav sind. Bei uns bringt er sogar noch die Adventskalendergeschenke mit und wird bereits sehnsüchtig erwartet.