A03 – Felsen in der Brandung

Leuchtturm Kullen

Wenn wir die dauerhafte Brandung der Gedanken geteilt haben, wird eine Form der Leere sichtbar.

– Dalai Lama –

Einen Ort zu finden, der die Sehnsucht nach Stille, Weite und Unendlichkeit stillt – fast unmöglich. Am Kullen gelingt es uns, diesem kleinen schroffen Felsengebiet am Öresund. Ein Leuchtturm oben, ein Weg durch das Gestein, ein weiterer Leuchtturm am Fuß, mit Blick auf die Ostsee, die im späten gleißendem Licht des Nachmittags ihr Wellen an die Felsen wirft. Tief einatmen und den Zauber dieser geschenkten Stunden genießen.

Der Gesang des Meeres

Wolken, meine Kinder, wandern gehen
Wollt ihr? Fahret wohl! Auf Wiedersehen!
Eure wandellustigen Gestalten
Kann ich nicht in Mutterbanden halten.

Ihr langweilet euch auf meinen Wogen,
Dort die Erde hat euch angezogen:
Küsten, Klippen und des Leuchtturms Feuer!
Ziehet, Kinder! Geht auf Abenteuer!

Segelt, kühne Schiffer, in den Lüften!
Sucht die Gipfel! Ruhet über Klüften!
Brauet Stürme! Blitzet! Liefert Schlachten!
Traget glühnden Kampfes Purpurtrachten!

Rauscht im Regen! Murmelt in den Quellen!
Füllt die Brunnen! Rieselt in die Wellen!
Braust in Strömen durch die Lande nieder –
Kommet, meine Kinder, kommet wieder!

Conrad Ferdinand Meyer

A02 – Der Teufel steckt im Detail

Kopenhagen

Einst zogen sie aus, um ferne Städte und Kulturen zu bereisen und Neues zu entdecken, heute herrscht vieler Orts nur noch Konsum, Kitsch und Inszenierung des Selbst vor. Man gönnt sich keine Muse mehr, sondern hastet mit E-Rollern von einem Highlight zum anderen. Ein Versuch sich diesem zu entziehen ist anstrengend, weil man an jeder Ecke auf Gelegenheiten zur Ablenkung stößt oder über kleine Fahrzeuge stolpert. Zu Fuß, mit Zeit im Gepäck und einem Blick für die kleinen Schönheiten der Altstadt näherte ich mich dieser wirklich schönen Hauptstadt Dänemarks. 1043 erstmalige erwähnt bietet sie so vielfältige Ansichten und Einblicke, die an einem einzigen Tag keinesfalls zu schaffen sind. Manche Details entdeckte ich tatsächlich erst beim zweiten Blick.

Wenn das Ampelmännchen in die falsche Richtung läuft.
9 Fenster sollst du haben. Das Gebäude ist nach dem Gründer Kopenhagens, Bischof Absalon, benannt, dessen dänischer Name Axel war. Axel Borg prägt seit 1920 das Kopenhagener Stadtbild mit seinem neoklassizitischen Baustil.
Tauben – die heimlichen Beobachter der Szenerie
Die Drachen vor dem Rathaus.
Auf dem Pfad der Integration und dem Miteinander
Kunst gegen Kaufrausch – wer siegte zeigt die Reklame.
Garten am Fenster
Parade der Schweigenden 1
Erleuchte mich oder schick wenigstens einen Engel!
Der König rechnet mit seiner Macht.
Wurden die Fische befragt, ob sie das essen möchten?
Foodporn allzeit beliebt
Hier herrscht Radverkehr
Auch Bücher brauchen Werbung – bildet ein Spalier für sie!
Parade der Schweigenden 2
Wer suchet der findet.
Zwei Räder – Zwei Rohre – Zwei Farben
Frauenkirche zu Kopenhagen
Und sie freuen sich seit Jahrzehnten über jeden, der sie findet.
Schaufenstergespenst
Ausgedient – Postkarten nach Deutschland kosten 4,30 €!
Mit Kettenhemd, Löwenmähne und Knöpfen aus dem Kindersteckspiel
Heute ist die kleine Taube die Größte.
Game Of Thrones vor dem Schloß
Kunstvolle Barriere gegen jeden feindlichen Angriff
Möwenkrieg
Irgendwie sehen seine Begleiter wie kleine Roboter aus.
Illuminati
Die Sehnsucht der kleine Meerjungfrau nach einer Gasmaske.
Wir beobachten euch – immer!
Parade der Schweigenden 3
Die Giraffenfrau im Fenster
Alles nur Fassade
Alles bleibt im Fluss
Wenn die müden Beine schwer werden.
Zusammenkunft der Schlösser
Friss oder Stirb
Was würde sie wohl heute zum Treiben vor ihrem Haus sagen?
Ausweglose Kapitulation
Jazzclub um 15:05 Uhr
Hausturm würde ich auch nehmen.
Mit wehenden Fahnen über das Wasser
Ich treibe euch vor mir hin und her.
Die Rastenden und die Rasenden
Me too hat sie jeden Tag.
Bleibt Seefahrer im Meer der Möglichkeiten
Müde Touristen trifft man sogar im Design-Museum.

Eine Reise in 10 Akten

Prolog – Leipzig

Das Haus der Entscheidungen

Wo sprudeln dir frischer
die Quellen des Lebens
als auf Reisen,
wenn im Bilderstrom der Welt du
selig dahintreibst.

© Carl Peter Fröhling
Passagen-Bild
Das Haus des springenden Pferds

Eine Reise mit meinen Lieben, die uns am Ende 3600 km durch drei Länder führte, drei Fähren verhalfen uns über die Ostsee, nach gut zwei Wochen voller Eindrücke und Gedanken landeten wir wieder an. Wer mag kann ein wenig im Bilderstrom mitreisen, der durch zehn Schauplätze strömt, uns stetig weitertrug einmal quer durch das Schwedenland. Am Anfang streifte meine Kamera mit mir durch Leipzig, dass ich jedesmal auf Neue entdecke und nicht müde werde, auf der Suche nach den kleinen Schätzen dieser Stadt.

Das Haus des blauen Fischs
Am Brunnen der Nikolaikirche
Das Haus der Unbekleideten
Pädagogikerin von hinten
Spannung am Fotoautomaten
Herr Schiller in Marmor
Spiegelbild

Ein letzter Tanz

Heimlich hatte sie sich davon gestohlen, hastig einige Sachen in die Tasche geschmissen, die schweren Boots angezogen und war losgefahren. Ein letztes Mal wollte sie dem alten Haus Leben einhauchen. Abschied nehmen von jedem einzelnen Zimmer. Über die Böden laufen, die bald nur noch Staub und Sand sein werden. Aus allen Fenstern in die Ferne blicken und dabei den Wind in ihren Haaren spüren an diesem warmen Sommertag.

Du bist in mein Herz gefallen
wie in ein verlassenes Haus.
Hast die Türen und Fenster weit aufgerissen.
Das Licht kann rein und raus.
Ich hatte doch schon meinen Frieden,
aber du bist so ne laute Braut.
Du hast mich wieder ausgeschnitten
aus meiner dicken Haut…

„Linda“ von Gerhard Gundermann

Das Kleid streifte sie sich schnell über und schaute ein letztes Mal in den schon verblassten Spiegel des winzigen Bades. Wie liebte sie diese hellblauen Fliesen noch immer, der Duft ihrer Seife stieg ihr in die Nase. Hier wird keiner mehr im heißen Dampf der Dusche stehen, sich keiner mehr in der Wanne für ein paar Minuten ans Meer träumen. Noch einmal tauchte sie den Raum in ein sinnliches Licht.



Es gibt keine Türen mehr, die Tapete hängt in Fetzen herunter, ein paar Vögel haben sich hier ihr Sommerquartier eingerichtet, es ist leise – keine Stimmen sind zu hören, nur die Wände sprechen noch. Geschichten, die hier spielten, die nun in den Erinnerungen der Menschen weiterleben.

Wir fliegen beide durch die Nächte,
segeln durch den Tag
Am Anfang war ich sicher,
daß ich sie nicht mag
Sie hat so breit gegrinst,
doch ihr Blick war wie durch Glas
Ihre Sätze wie Torpedos,
und jedes Lachen saß
Du bist die Tänzerin im Sturm
Du bist ein Kind auf dünnem Eis
Du schmeißt mit Liebe nur so um dich
Und immer triffst du mich .

„Die Tänzerin“ von Ulla Meinecke

Die Lieder im Ohr, die hier gesungen und zu denen getanzt wurde bis spät in die Nacht. Die Lichter der Nacht sollten ein letztes Mal leuchten, auch wenn sie keiner mehr sieht. Auf der alten Treppe, die zum Dachboden führte, fielen jetzt Sonnenstrahlen. Früher traute sie sich selten in die Dunkelheit dort oben. Versöhnte sich dieser Platz in diesen Stunden mit ihr?

Über mich hab‘ ich heut‘ schon viel nachgedacht
Über mich, über mich, über mich
Ich kann nicht behaupten, es hätte mir
Erkenntnis gebracht
Quer über die schneeweiße Decke
Geht ein Riss wie ein Haar so fein
Den habe ich da nie bemerkt
Soll er mir ein Zeichen sein
Dann greif ich a-Moll, das Klavier ist verstimmt
Ich bin es wohl auch
Meine Küsse sind bitter, mein Lächeln verlogen
Und kalt ist der Abendhauch

„Abendhauch“ von Tom Schilling & The Jazz Kids

Dem Himmel wird sie heute nicht näher sein können als hier oben. Das Wolkenspiel, der Wind und das Gefühl von Freiheit lassen eine Gänsehaut auf ihrem Körper entstehen. Abbruch, Aufbruch. Sprung ins Neue. Keine schlechte Idee. Der letzte Tanz hier war einer der Schönsten.

Model: Lara (Dankeschön!)