Genau vor zwei Monaten sind wir hier in Indien angekommen. Ein kurzes Fazit unserer „EinsteigerZeit“: es ist anders hier, wir erleben viele Dinge, die zum einen Spaß machen und zum anderen Nerven kosten. Unseren Alltag haben wir eigentlich sehr schnell in den Griff bekommen. Den Kindern gefällt es in der Schule/Kindergarten, wir haben schon viele Freunde kennengelernt. Die Ferne der Heimat lässt die Kontakte schneller entstehen. Mit unserem Fahrer und der Hilfe im Haus haben wir bis jetzt großes Glück gehabt. Hoffen wir die beiden bleiben auf diesem Level. Manchmal fühlt es sich an, als wenn wir hier schon ewig wohnen, dabei sind erst zwei Monate vergangen. Unsere Erwartungen haben sich bestätigt, nichts geht hier schnell, jeder Tag bringt neue Erkenntnisse, es hat sich gelohnt die Mühen auf sich zu nehmen. Wir sind gespannt, was sich in den nächsten Wochen so ergibt. Ab nächsten Dienstag steht der erste längere Ausflug auf dem Programm. Für 1 knappe Woche geht es nach Kerala (Süd-Osten). Dort wollen wir uns die Teeplantagen anschauen, eine Backwater-Tour auf dem Hausboot machen und ein paar Tage das Meer genießen.
Wenn es die Zeit erlaubt gehe ich auf Fotosafari. Hier ein kleiner Vorgeschmack; mehr Fotos im Bereich India auf www.ella-thoss.de
Wie zu erwarten war gestaltet sich das Einkaufen hier sehr anders als in Deutschland. Es gibt alles, man muss nur wissen wo. Wichtig sind daher gute Kontakte zu anderen Expats, die einem mit Informationen über Lebensmittel oder bestimmte Shops aushelfen. Auch der Fahrer sollte einige Shops kennen, in denen bestimmte Lebensmittel zu bekommen sind. Findet man das Gesuchte (z.B. Nutella) am besten gleich mehrere Exemplare kaufen, denn man weiß nie, wann die nächste Lieferung kommt oder wann man wieder einmal in diesen Laden fährt. Einfach mal schnell in den Supermarkt und den Wocheneinkauf erledigen ist hier unmöglich. Meistens bin ich in mindestens 3 Läden pro Tag plus Obst-/Gemüsestand unterwegs.
Die Milch wird zum Glück immer frisch am Morgen angeliefert. Dafür kauft man sich Coupons, die in einer Box vor die Tür gelegt werden. Der Milchmann bringt dann die gewünschte Menge noch vor dem Frühstück. Gut schmeckende Butter habe ich drei Wochen lang gesucht, entweder es gibt nur salzige/ranzige oder ranzige Butter. Die mache ich mir jetzt immer selbst. Einfach Sahne zu Butter schlagen, schmeckt herrlich. Als unser Brotbackautomat hier vorige Woche ankam, musste ich gleich ein Brot backen. Zum Glück hatte ich mir einige Backmischungen eingepackt. Hier gibt es nur Weißbrot oder Toastbrot zu kaufen. Endlich wieder mal ein dunkles Brot zu essen war das Highlight am Sonntag. In Mysore (ca. 4 h Autofahrt von hier) gibt es wohl eine Schweizer Bäckerei, die Brotmischungen verkauft. Ich hoffe bald eine Möglichkeit zu finden, die hier her zu bekommen. Heute habe ich ein 3h Odyssey hinter mich gebracht, um an frische Hefe zu kommen. Die Inder benutzen das gar nicht zum Backen, die kennen nur Baking Powder und Baking Soda. Aber für einen guten Hefeteigkuchen muss man eben echt Hefe haben. Also fuhren wir los, erste Station was ein kleiner Laden, der Backzutaten verkauft. Der Laden sah aus wie im Mittelalter, in Deutschland hätte man die komplette Inneneinrichtung ins Museum gestellt. Leider hatten die keine Hefe, dafür aber andere Sachen, die man gut gebrauchen kann, wie z.B. Schokoladenchips für Cookies, Muffinsförmchen, Toppingcreme, Aromen usw. Also erstmal eingekauft, was ich bestimmt bald brauche und weiter zum nächsten Laden. Der heißt Nilgris und verkauft so gut wie alles. Es gibt viele Filialen in der Stadt, aber dieser war ein großer mit einer Bäckerei im Keller. Doch wir hatten kein Glück, die Bäckerei war geschlossen wegen Renovierungsarbeiten. Wahrscheinlich hat der Monsun die Räume geflutet, hier regnet es jeden Abend ziemlich heftig. Im dritten Laden haben wir die Hefe gefunden, allerdings gibt es die gleich im 500 g Paket. Zu Hause habe ich alles in kleine Päckchen verpackt und eingefroren, hoffe das funtkioniert.
Beim Kochen muss man sich einfach von den Zutaten inspirieren lassen. Unsere Haushelferin Sonia kocht uns jeden Tag ein bisschen indisches Essen. Sie würzt sehr wenig und es schmeckt eigentlich alles sehr gut. Für die Kinder gibt es dann meistens etwas „normales“. Ich habe aus dem Naan-Brot schon Pizza gemacht oder es gibt Nudeln. Sonia kann auch gute Salate und macht knuspriges Hühnchen, morgen will sie Brownies backen. Diese Woche habe ich sogar die ersten Spätzle selbst gekocht, waren gar nicht schlecht.
Obst und Gemüse bekommt man hier an jeder Ecke zu fairen Preisen, Tomaten kosten ca. 10 cent das Kilogramm. Dafür sind Äpfel etwas teurer als bei uns. Gestern habe ich an einem unserer Bananenbäume im Garten die ersten Früchte entdeckt. In 2-3 Wochen können wir wohl die erste Staude ernten. Am Straßenrand werden auch frisch geschnittene Melonen, Ananas oder Papayas verkauft. Allerdings sollte man das dort nicht kaufen, die Hygiene ist nicht besonders hoch. Die Inder streuen gern Salz auf ihr Obst. Die Geschmacksnerven werden auf jeden Fall immer wieder neu stimuliert. Gut Essen kann man in Restaurants, die auch europäische Gerichte anbieten. Zum Lunch am Samstag oder Brunch am Sonntag wird man mit vielen leckeren Speisen verwöhnt.
In Bangalore beginnt für uns ja quasi ein neues Leben und vieles tun wir zum ersten Mal. Die Kinder waren die erste Woche in der Schule, wir hatten unser erstes BBQ mit dem ersten Gast im Haus. Viele indische Speisen, die unsere neue Hilfe Sonia für uns zubereitet hat, probierten wir zum ersten Mal. Und heute sind wir mit den Kindern zusammen zum ersten Mal Riksha gefahren. Es ist vieles neu und tortzdem schon wieder etwas vertraut. Den unglaublichen Verkehr nimmt man nach gut drei Wochen hier gar nicht mehr richtig war. Die Zeit im Auto wird einfach intensiv genutzt, um E-Mails zu schreiben, Handwerker zu organisieren oder andere Expats zu kontaktieren. Fast jeden Tag lernen wir neue Leute kennen, die uns viele Tipps und Informationen geben. Auch einige Germans gehören schon zu unserem Bekanntenkreis. Den Kindern machen Schule und Kindergarten ebenfalls Spaß, sie finden schnell Freunde und die Sprache scheint kein Problem zu sein. Charlotte mixt gerade deutsch und englisch zusammen und hat die Omas bereits zum Englischkurs eingeladen. In der Schule hatte sie sogar diese Woche Yogapause, weil ihre Lehrerin auch Yoga unterrichtet. Das findet sie klasse und hat uns gezeigt, wie man das machen muss. Ella gefällt der Kindergarten, sie schläft sogar in der Mittagspause.
Frustrierend sind eigentlich nur die Dinge, die sich ewig hinziehen hier. Unsere Sachen aus Deutschland stehen immer noch beim Zoll und werden hoffentlich diese Woche angeliefert. Die indischen Handwerker haben wohl keinen Terminkalender oder jegliches Kundenverständnis. Wenn man Montags den Elektriker bestellt, weiß man nie, ob der überhaupt mal kommt. Das nervt auf Dauer und ständig sind Aufgaben für lange Zeit unerledigt. Indien zehrt in dieser Angelegenheit wohl sehr an den Nerven, das bestätigen auch die Expats, die hier schon länger wohnen. Immerin funktioniert die tägliche Milchanlieferung und die Zeitung liegt auch pünktlich zum Frühstück vor der Tür. Aber wer weiß wie lange, dann muss man wieder hinterher telefonieren. Diese Woche haben wir sehr über die Schlagzeile: “Nur 7000 Schlaglöcher auf den Straßen Bangalors” gelacht. Allein auf unserer Zufahrtsstraße zum Wohnkomplex könnten wir 50 Löcher zählen. Die Bauarbeiten am neuen Fly-Over zum Flughafen laufen auf Hochtouren. Und am 15. September soll ein Teilstück der neuen Metro eröffnet werden. Nach mehrmaligem Verschieben des Starts sind wir gespannt, ob es diese Woche wirklich klappt.
Steffen hat morgen seine erste Reise auf eine Konferenz nach Chennai geplant. Dafür musste heute extra noch ein Inder zu uns kommen, um ein Schreiben abzugeben, welches bestätigt, dass Steffen momentan keinen Pass hat. Hoffentlich funktioniert das am Flughafen, ansonsten muss er absagen und hier bleiben. Ich werde dann die erste Woche allein hier verbringen, zum Glück habe ich Imteaz, der mir dann helfen wird.
Heute haben wir einen Kunsthandwerkermarkt hier in der Nähe besucht. Viele tolle Stände boten dort ihre Waren an. Indische Kleidung, Schuhe, Kunst, Malereien, Taschen und Schmuck. Für jeden war etwas dabei, leider war es in der Sonne einfach viel zu warm und die Kinder haben nach einer Stunde schlapp gemacht. Ein paar nette Bilder sind trotzdem entstanden. Mehr Fotos gibt es bald auf unseren Webseiten, leider ist der große Rechner noch beim Zoll.
Vielen Dank auch für die netten Kommentare, die ihr einige für uns hinterlassen. Wir freuen uns immer sehr darüber.
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