Andere Länder … Teil 3 – Was landet auf dem Teller?

Lego
Lego China made by Lotte

20 Mio Pekinger wollen täglich essen und meistens warm, denn ohne warmes Essen geht hier nichts. Punkt 12 Uhr strömt alles aus den Büros, die Geschäfte werden geschlossen und in den Restaurants, an den Straßen-Garküchen der Stadt oder den Kantinen werden die hungrigen Mägen gefüllt. Gern mit Fleisch, welches auch oft süß zubereitet wird, oder Nudeln und oft sehr fett.
Und auch Abends gibt es in vielen Familien eher warme Mahlzeiten, Brotzeit kennt hier niemand. Ich wundere mich wo alle diese Lebensmittel herkommen und der Gedanke, das bei den Massen eine ökologische Landwirtschaft oder Tierhaltung wohl eher die Ausnahme ist, erkennt man einfach auf den ersten Blick. Tonnen an Fleisch, Fisch und Gemüse liegen in den Märkten der Stadt und werden jeden Tag verkauft und zubereitet. Beim Anblick der Schweinefüße und der fetten getrockneten Enten vergeht einem der Appetit auf Fleisch ohnehin. Aber auch mit dem Gemüse ist man hier nicht auf der sicheren Seite. Trotz eiskalten Temperaturen gibt es alle Sorten an Obst und Gemüse, teilweise so schön wie aus dem Fotokatalog, zu kaufen. Woher? Freunde von uns berichten dann vom Einsatz der Hormone und Dünger, die schon Melonen und Kürbisse auf den Feldern zum Platzen brachten, weil sie überdosiert eingesetzt wurden. Was ist die Alternative? Nichts essen geht ja auch nicht. Ein Ökoladen muss her. Gibt es hier auch, Betreiber ist ein Deutscher, der hier mit über 70 Jahren noch einmal den Neuanfang wagt. Der Laden liefert sogar frei Haus ab 18 Euro Umsatz und hat saisonales Obst und Gemüse, Fleisch, Eier und Jogurt im Angebot. Heute kam die erste Lieferung an, mal sehen wie alles schmeckt, dann werde ich dort sicher öfter bestellen.

Schweine
Scheinen die Chinesen zu mögen.
Abgehangen
Schön aufgereiht, aber sehr fettig.
Suppe
Wer winkt mir denn da aus der Suppe zu?

Selbst in einer 10 Euro teuren Hühnersuppe findet man dann hier nur abgehackte Hühnerfüße, die einem einen kleinen Schrecken einjagen. Die Chinesen lieben das aber und knabbern genüsslich an den Knochen herum. Zum Glück gibt es in Peking genug Alternativen was Restaurants betrifft und viele haben sich den nicht wenigen westlichen Einwohnern in der Stadt angepasst und servieren auch Pasta, Pizza oder sogar Schnitzel. Auch die arabischen Köstlichkeiten sind gut vertreten. Wenn wir der Dumplings und chinesischen Nudeln überdrüssig werden sollten :-).

Mittag
„Kleine“ Mittagsportion gebratene Nudeln und eine nach nichts schmeckende Griesssuppe.
PizzaHut
Zum Glück auch in Peking: Pizza Hut

Andere Länder … Teil 2 (Spucken, Schreien, Schneiden)

Schild
Meine Sprachschule in Peking

Jetzt werden Nägel mit Köpfen gemacht und ich melde mich zum Sprachkurs an. Nicht nur, das es sehr schwierig ist mit dem Fahrer zu kommunizieren um von A nach B zu kommen, auch andere alltägliche Probleme lassen sich eventuell mit ein bisschen mehr Kenntnis der Sprache und Schriftzeichen lösen. So kaufte ich mir vorige Woche diese Flasche, bei der ich davon ausging es handelt sich um Bodylotion. Braucht man hier in Unmengen, da die Luft im Winter sehr trocken ist. Dem Bild nach zu urteilen und der Flaschengröße von 400 ml war ich mir eigentlich sicher.

Creme
Was könnte es sein?
Waschen
Auch die Rückseite verrät es mir nicht.

Damit lag ich aber falsch, wie sich beim eincremen heraus stellte. Die vermutete Creme ließ sich nicht verteilen und klebte ohne Ende. Nachdem ich mir dann die Hände gewaschen hatte und es dabei schäumte war mit klar, das es sich um Duschbad handeln muss. Beim zweiten Versuch fragte ich dann eine Verkäuferin, die mir zum Glück behilflich sein konnte, eine Bodylotion zu finden. Ab 22. Februar startet mein Sprachkurs, 3 mal in der Woche für jeweils 2 h. Nach fünf Wochen hoffe ich ein bisschen Licht ins Dunkel zu bringen.

Rot
Hóng bāo – Der rote Umschlag

Das chinesische Neujahrsfest rückt näher. Die ganze Stadt bereitet sich auf das wichtigste Fest des Jahres (so ähnlich wie bei uns Weihnachten) vor. Überall gibt es besondere Geschenkesets mit Köstlichkeiten zu kaufen, Dekoration in den Farben rot und mit dem Schlangensymbol. Auch entlang der Straßen wird festlich geschmückt, die ersten Feuerwerke schießen in den Himmel. Viele Menschen sind bereits auf dem Weg in ihre Heimat und verlassen Peking um diese Zeit. Man merkt es am Verkehr, der etwas weniger wird. In vielen Geschäften hängen Hinweise, in welchem Zeitraum geschlossen bleibt. Wir werden dieses Jahr hier in der Stadt bleiben und sind gespannt, was uns erwartet. Das Neujahrsfest wird auch zum Anlass genommen, seinen Lieben Geld zu schenken oder dem Fahrer / der Ayi einen Bonus zu zahlen. Wichtig ist, dass dieser in einem so genannten Hóng bāo überreicht wird. Ein roter Umschlag, denn rot bedeutet Glück. Auch der Betrag muss einer bestimmten Nummerologie folgen, eine 4 sollte nicht enthalten sein, die bringt Unglück. Da wir noch keine Ayi eingestellt haben werde ich den Kindern einen solchen roten Umschlag zum Fest überreichen.

Drums
Den Trommelturm in Peking besuchten wir am vergangenen Samstag.
Glocke
Direkt daneben steht der Glockenturm.
Trommelshow
Besonders die Trommelshow beeindruckte uns.

Bei schönem Wetter und guter Luft konnten wir am Samstag die Stadt erkunden und machten eine Mädelsausflug zum Trommel- und Glockenturm. Beide liegen im Gebiet Gulou, das neben diesen beiden Sehenswürdigkeiten auch eine nette Einkaufsstraße hat, bei der kuriose Läden ihre Besucher anlocken.

Blut
Besonders der Vampirshop faszinierte meine Töchter, bei dem sehr echt aussehende Blutbeutel im Schaufenster hingen.
Haare
Straßenverkauf von Haarspangen im Hasenohrenlook
Essen
Was dieser Herr wohl für fragile Köstlichkeiten verkauf?

So gern wir die kulturellen Möglichkeiten in Anspruch nehmen, ein paar seltsame Dinge sind mir in den ersten vier Wochen hier aufgefallen. Schon in Indien hatte mich das Ausspucken auf der Straße sehr gestört. Dort handelte es sich meistens um die zerkauten Reste von Betelnuss, die als eine Art Ersatztabak gelten. Aber auch hier in China ist diese Sitte gang und gebe. Überall wird hingespuckt und man muss aufpassen nicht in die ekligen Schleimfetzen zu treten oder vielleicht noch einen auf die Füße zu bekommen. Selbst in Gebäuden machen die Chinesen nicht Halt ihre Auswürfe loszuwerden, dann eben in Mülleimer oder Papierkörbe. Eine widerwertige Art, die ich auch nicht verstehen kann.
Zum Thema Straßenverkehr beobachte ich hier ein wirklich rüdes Vorgehen gegenüber Fußgängern und teilweise auch Radfahrern. Da wird munter bei Rot über die Ampel gefahren, Rechtsabbieger interessiert eine rote Ampel nie, auch wenn die Fußgänger dann grün haben. Gehwege und besonders Kurven oder Zebrastreifen werden ständig zugeparkt. Egal, das dort dann weder Fußgänger noch Kinder auf Fahrrädern durchkommen. Die Chinesen scheint das aber nicht weiter zu stören, ich habe jedenfalls noch keinen beobachtet, der sich darüber aufgeregt hätte. Also heißt es extreme Vorsicht walten zu lassen, besonders beim Überqueren der Straße.
Am Telefon oder miteinander können Chinesen allerdings wohl laut werden. Da wird fleißig geschrien und geschimpft. Oft kann ich es auf der anderen Straßenseite hören, wenn wieder einer in sein Telefon schreit. Auch unser Fahrer brüllt gern das Securitypersonal an, um nach dem Weg zu fragen oder einer Parkmöglichkeit. Da erscheint mir der laut singende Radfahrer, der hier fast jede Nacht unsere Straße hinunter fährt irgendwie sympatischer.

Air
Zumindest im Kinderzimmer ist ab jetzt saubere Luft, der neue Aircleaner.

Mit schlechter Luft ins Jahr der Schlange

Dicke Luft
Weiterhin dicke Luft in der Hauptstadt

Ein Bild des Schreckens bietet sich mir, wenn ich durch die Straßen fahre oder zum Fenster hinaus schaue. Seit Samstag ist wieder Smogalarm und die Luft draußen nicht zum Atmen geeignet. So langsam zehrt es an einem und die Stimmung wird depressiv. Den ganzen Tag mehr oder weniger an die Wohnung gefesselt, keine Möglichkeit draußen zu spielen oder die Stadt zu erkunden. Morgen werde ich versuchen ein Luftreinigungsgerät für die Wohnung zu kaufen. Wenn es noch irgendwo welche zu kaufen gibt. Die Woche vor dem chinesischen Neujahrsfest scheint immer bekannt zu sein für schlechte Luft in Peking, denn alle Fabriken laufen auf Hochtouren, um dann eine oder zwei Wochen schließen zu können (Ferien). Aber so schlimm, wie in diesem Jahr, war es wohl noch nie, berichten andere Expats, die schon länger hier wohnen. Wir können weiterhin nur auf besseres Wetter hoffen. Die Lage wird sich mit den vielen Raketen und Böllern, die hier zu erwarten sind, nicht verbessern.

Klamotten
Farbenfroh für das Neujahrsfest

Nichtsdestotrotz bereiten wir uns auf das Neujahrsfest am 09. und 10. Februar vor. In der Schule unserer großen Tochter wurde für die Abschlussveranstaltung vor den Ferien chinesischer Dresscode vorgeschrieben. Also hieß es heute einkaufen, um nicht aufzufallen. Eine Qual der Wahl bei den vielen Farben und Motive. Außerdem stellte ich fest, in eine Größe M passe ich hier nicht mehr, da muss es schon XL sein. Ob es ein Ansporn für die nächsten Yogastunden sein soll?. Jetzt muss dann auf jeden Fall noch der Herr im Haus eingekleidet werden. Mit Anprobe allerdings, denn auch chinesische Männer scheinen nur kleine Größen zu brauchen.

Dame
Kleine Dame in zartrosa.
Wissen
Vom Brotessen wird man klug hier.

Mit großer Freude stellten wir fest, dass es in vielen Supermärkten wirklich gutes Brot (in verschiedenen Sorten) zu kaufen gibt. Noch besser war die Entdeckung, das man beim Verzehr von diesem anscheinend kein Lexikon mehr benötigt und eventuell sogar schlau wird. Da müssen die Schulbrote für die Mädels doch gleich doppelt so gut schmecken.

Wurst
Wurst am Spieß – nicht nur optisch eine neue Erfahrung.

Aber nicht nur altbekanntes kommt auf den Teller oder in den Bauch. Weiterhin testen wir aus, was uns in Peking noch schmecken könnte. Diese Woche war eine Wurst am Spieß fällig, die hier überall angeboten wird. Vom Aussehen gleicht sie einer gebratenen Wiener, geschmacklich allerdings eher … keine Ahnung … sehr süß und fettig. Die Chinesen trinken zwar den Tee ohne Zucker, aber viele andere Lebensmittel, unter anderem sämtliche Wurstwaren, teilweise auch die Milch oder Mayonnaise sind gesüßt. Da bleibt wohl nur der Einkauf an der internationalen Wursttheke zu Apothekenpreisen übrig, wenn wir normale essen möchten.

Andere Länder – andere Sitten – Teil 1

Air
Tief durchatmen, der Smog ist weg!
Wolken
Wolken – lange nicht gesehen, entweder es war sonnig oder Smog.

Der erste Blick geht Morgens immer aus dem Fenster, denn richtigen Smog sehe ich schon daran, das die Nachbargebäude nicht gut zu erkennen sind. Danach wird gleich der Wert im Internet gecheckt. Erst dann heißt es Daumen hoch oder runter. Heute hatten wir endlich wieder Glück, der Wind scheint über Nacht alles weg gepustet zu haben. Der Wert lag bei unglaublichen 39, was für uns alle hier richtig super ist nach den Werten der letzten beiden Wochen. Endlich konnten wir die Fenster wieder zum Lüften öffnen und auf den Spielplatz gehen, auch die Schüler dürfen wieder im Pausenhof spielen und wir alle atmeten tief durch. Gerüchte, das eine große Fabrik hier in Peking abgebrannt sei machten heute die Runde, der Auslöser für den Smog? Von den Medien hier werden wir es wohl nicht erfahren, es wird zwar über die schlechte Luftqualität berichtet, Maßnahmen wie Schließen von schadstoffausstoßenden Fabriken in der Stadt oder Reduzierung der Autozulassungen scheinen nur ein kleiner Anfang zu sein, gegen dieses wirklich große Problem hier zu sein. Ich hoffe, dass es in nächster Zeit nicht noch einmal so schlimme Werte über so lange Zeit gibt, sicherheitshalber habe ich jetzt doch Atemmasken bestellt, die allerdings momentan nicht auf Lager sind (gut verständlich).

Aber nun zum eigentlichen Thema heute:

Schlitzhose
Ausgabe Nido 11/2012

Das erste Kleinkind hatte Steffen im IKEA entdeckt, ein weiteres pullerte direkt vor uns auf dem Tian’anmen Platz durch den Schlitz auf die Straße, den dritten bestaunten wir in einem der vielen Märkte und den vierten Knirps in einer sogenannten Kaidangku-Hose sah ich diese Woche beim Einkaufen. Ein wenig geschockt war ich dann schon als ich es mit eigenen Augen sehen konnte. Dabei hatte ich zufällig diesen Artikel in einer Familienzeitung gelesen und war mir danach sicher, so etwas gibt es in der Hauptstadt bestimmt nicht mehr, vielleicht auf den Dörfern ringsum. Weit gefehlt wie sich herausstellt. Viele scheinen diese wohl für Asien beliebte Methode der Sauerkeitserziehung weiterhin zu nutzen und auf Windel zu verzichten. Die Hosen haben einfach einen langen Schlitz, so dass die Kinder ohne Mühen große und kleine Geschäfte verrichten können.

Selbst bei Minustemperaturen haben die Kleinkinder, eingepackt in dicke Jacken und Mützen, einen freiliegenden Popo. Die Mama trägt das Kind meistens auf dem Arm und merkt dann wohl, wenn es Pipi machen muss. Dann wird es einfach nach unten gehalten (so fern auf der Straße) und verrichtet sein Geschäft. Was die Mamas machen, wenn es in einem Shop oder Restaurant passiert, weiß ich nicht. Mädchen in solchen Hosen habe ich auch noch nicht gesehen. Auf der einen Seite sollen die Kinder dadurch wohl viel schneller sauber werden als Kinder, die Windeln tragen, auf der anderen Seite finde ich es irgendwie gemein den Kindern gegenüber, wenn jeder die Geschlechtsteile bewundern kann. Dafür muss man wohl hier geboren und vielleicht selbst in so einer Hose rumgelaufen sein, um das mit seinen eigenen Kindern dann ebenfalls zu praktizieren.

Die Windelfirmen haben es anscheinend etwas schwerer auf dem chinesischem Markt, allerdings wird sich der Trend zur Windel sicher langfristig nicht aufhalten lassen. Dann kann man weiter streiten, ob diese Kaidangku-Hosen aus Umweltgesichtspunkten nicht besser sind. In Deutschland fallen lt. den Bericht in der Nido jährlich 340.000 Tonnen Windelmüll an, in China wären es dann 27-mal so viele.

Baby
Zum Schutz des Kindes ein nur unscharfes Foto.

Aber nicht nur das Verhältnis zur Kinderaufzucht ist hier eigenartig, auf der Tierschutz schein wie schon fast vermutet bereits in jungen Jahren abgelegt zu werden.“Tiere sind zum Essen da“! Das lernt man schon in der Spielecke der Shopping-Mall. Dort konnte ich beobachten, wie die Kinder aus einem Becken voller lebender Fische kleine Plastikfische angeln sollten. Der Köcher wurde dann natürlich wie wild auf die Wasseroberfläche geschlagen und die armen Fische versuchten sich verzweifelt zu verstecken. Das „Vergnügen“ kostete auch noch Geld, meiner Tochter habe ich das nicht erlaubt, sie durfte eine Runde mit dem elektrischen Plüschelefanten fahren, der die ganze Zeit lustige chinesische Lieder trällerte.

Fahrt
Lustige Fahrgeschäfte locken die Kinder an.