Auf ins 2. indische Jahr!

Habe ich es vermisst? Dieses Indien? Nach sechs Wochen zurück aus der westlich zivilisierten Welt ins Chaos, ins indische Leben mit all seinen Facetten. In den Moloch von Bangalore, erdrückt von Verkehrschaos, Baustellen, den vielen Menschen, der Armut und des Reichtums Tür an Tür. Ein Kulturschock war es diesmal nicht mehr, aber fasziniert schaue ich doch wieder aus dem Fenster, wenn ich durch die Straßen fahre. Es ist eben eine andere Welt und die Zeit in Deutschland hat mir die krassen Gegensätze erneut deutlich gemacht. Ein völlig anderes Leben auf beiden Seiten, wo das wahre Leben spielt? Pur ist es auf alle Fälle hier. Die für uns wichtigen Probleme in Deutschland sind hier noch völlig unbekannt oder total unwichtig. Während sich die deutsche Welt Sorgen um den Ausstieg aus der Atomenergie macht oder Streit über die Einführung einer PKW-Maut diskutiert wären hier alle froh, wenn es Strom einfach immer geben würde und der Verkehrsinfarkt irgendwie aufzuhalten wäre. Die Zeit wird wohl auch in Indien dafür sorgen, dass der Fortschritt nicht aufzuhalten ist. Momentan steht in vielen Familien aber die Finanzierung des täglichen Lebens und der Schulgebühren an erster Stelle. Mehrere zehntausend Menschen haben Bangalore verlassen und sind in ihre Heimat im Norden Indiens bzw. nach Bangladesh zurückgekehrt. Es wurde Jagd auf diese Minderheit gemacht, der Konflikt kommt alle paar Jahre aufs Neue hervor.

„Was machst du eigentlich den ganzen Tag in Indien, du gehtst doch gar nicht arbeiten?“ Die wohl meist gestellte Frage in Deutschland. Zur Wiederholung, hier mein gestriger Tagesablauf in Kurzfassung:
06:30 Uhr – Aufstehen, Frühstück für die Familie
07:30 Uhr – Teig für Brötchen und Brot herstellen
(vorher Waage bei der Nachbarin holen, da bei meiner die Batterie leer war)
08:30 Uhr – Ella erwacht und will auch frühstücken, dann gemeinsames Backen
10:15 Uhr – Fahrt zum Supermarkt, Bankautomat, Geschenke- und Fischeladen
11:45 Uhr – Bürokram erledigen
13:00 Uhr – Mittag essen / kurze Pause
14:00 Uhr – Fahrt zur Schule, Lotte abholen
15:00 Uhr – Kinder mit Essen versorgen, Computer (E-mails beantworten)
17:00 Uhr – Freunde kommen vorbei, Bericht über die Erlebnisse bei der FFRO (Registrierung) austauschen
18:30 Uhr – Abendessen vorbereiten
20:00 Uhr – Kinder ins Bett bringen
20:30 Uhr – letzte Dinge am PC klären (Krankenversicherung, Steuererklärung)
Feierabend!

Wir freuen uns auf das zweite Jahr hier mit hoffentlich vielen neuen Erlebnissen und Eindrücken. Es ist nicht das Land unserer Träume und für immer könnten wir hier sicher nicht bleiben, aber die Erfahrungen werden wohl für immer im Gedächtnis bleiben.

Morgen
Das Abschiedsfrühstück in Deutschland.
Food_germany
Deutsche Köstlichkeiten für ein neues Jahr.
Stau
Erster Tag hier und gleich dicker Stau.
Baustelle
Wie die Affen klettern die Bauarbeiter am neuen Flughafenzubringer herum.

Zurück in der Heimat

Die ersten Tage in Deutschland liegen hinter mir und ich muss sagen, es ist richtig schön wieder in der Heimat zu sein. Erste Eindrücke: Sauberkeit, saftiges Grün überall, normaler Straßenverkehr (ohne Hupen), teilweise menschenleere Straßen und Wege, typisches Sommerwetter (?) mit viel Regen und kalten Temperaturen, Käse in allen Sorten und natürlich schon etwa 20 x die Frage beantwortet: „Und wie ist es in Indien?“. Wahrscheinlich wird die Anzahl in den nächsten 5 Wochen weiter ansteigen, aber ich beantworte gern. Schließlich trifft man gerade im beschaulichen Heimatstädtchen nicht alle Tage Leute aus Indien. Und interessierten Bekannten berichte ich gern von unserem Alltag in der Ferne.
Es ist trotzdem erstaunlich wie wenig sich verändert hat, wahrscheinlich erwartete ich nach 11 Monaten zu viel. Immerhin gibt es einen tollen neuen Spielpark quasi direkt neben unserer Haustüre hier, so eine Freizeitmöglichkeit hatte in Auerbach immer gefehlt. Schön ist es, Familie und Freunde in die Arme zu schließen, neue Erdenbürger zu begrüßen, die köstlichen Leckerbissen zu genießen. Morgen geht’s Lebensmittel einkaufen (ganz alltäglich), da werden die Kinder und ich wohl einige lang vermisste Dinge wieder entdecken. Und wir werden uns wundern, warum keine laute Diskomusik das Einkaufserlebnis stört.
Was ich bereits vermisse: den Mann (logisch), die Mieze und Yoga.

Ankunft
Ankunft vor unserer Pension „Oma“ in Auerbach
Regenwetter
Regenwetter in Deutschland
Tomate
Nach 11 Monaten endlich mal wieder Mozzarella

Am Ende wird alles gut …

… und wenn es nicht gut wird, dann ist es auch noch nicht das Ende. – Ein Zitat aus dem Film „Best Exotic Marigold Hotel“. Diesen konnte ich auf dem Weg in die Heimat anschauen und habe mich dabei köstlich amüsiert. Sieben Rentner aus England machen sich auf den Weg nach Nordindien, um dort ihren Lebensabend in einem Hotel mit Park zu verbringen. Leider entpuppt sich das auf den Prospekten wunderschöne Hotel als Bauruine, welche von einem blutjungen Inder geleitet wird. Einfach herrlich anzuschauen und gut für die Lachmuskeln, besonders, wenn man selbst schon eine Weile in diesem Land gelebt hat, kann man die Erlebnisse, Gefühle und Bilder gut nachvollziehen. Die Schauspieler passen hervorragend und tragen dazu bei, den Film zu einem wirklich zeitweiligem Vergnügen zu machen. Und typisch endet alles mit dem für Indien passendem Zitat: Am Ende wird alles gut und wenn es nicht gut wird, ist es auch noch nicht das Ende.