Mit schlechter Luft ins Jahr der Schlange

Dicke Luft
Weiterhin dicke Luft in der Hauptstadt

Ein Bild des Schreckens bietet sich mir, wenn ich durch die Straßen fahre oder zum Fenster hinaus schaue. Seit Samstag ist wieder Smogalarm und die Luft draußen nicht zum Atmen geeignet. So langsam zehrt es an einem und die Stimmung wird depressiv. Den ganzen Tag mehr oder weniger an die Wohnung gefesselt, keine Möglichkeit draußen zu spielen oder die Stadt zu erkunden. Morgen werde ich versuchen ein Luftreinigungsgerät für die Wohnung zu kaufen. Wenn es noch irgendwo welche zu kaufen gibt. Die Woche vor dem chinesischen Neujahrsfest scheint immer bekannt zu sein für schlechte Luft in Peking, denn alle Fabriken laufen auf Hochtouren, um dann eine oder zwei Wochen schließen zu können (Ferien). Aber so schlimm, wie in diesem Jahr, war es wohl noch nie, berichten andere Expats, die schon länger hier wohnen. Wir können weiterhin nur auf besseres Wetter hoffen. Die Lage wird sich mit den vielen Raketen und Böllern, die hier zu erwarten sind, nicht verbessern.

Klamotten
Farbenfroh für das Neujahrsfest

Nichtsdestotrotz bereiten wir uns auf das Neujahrsfest am 09. und 10. Februar vor. In der Schule unserer großen Tochter wurde für die Abschlussveranstaltung vor den Ferien chinesischer Dresscode vorgeschrieben. Also hieß es heute einkaufen, um nicht aufzufallen. Eine Qual der Wahl bei den vielen Farben und Motive. Außerdem stellte ich fest, in eine Größe M passe ich hier nicht mehr, da muss es schon XL sein. Ob es ein Ansporn für die nächsten Yogastunden sein soll?. Jetzt muss dann auf jeden Fall noch der Herr im Haus eingekleidet werden. Mit Anprobe allerdings, denn auch chinesische Männer scheinen nur kleine Größen zu brauchen.

Dame
Kleine Dame in zartrosa.
Wissen
Vom Brotessen wird man klug hier.

Mit großer Freude stellten wir fest, dass es in vielen Supermärkten wirklich gutes Brot (in verschiedenen Sorten) zu kaufen gibt. Noch besser war die Entdeckung, das man beim Verzehr von diesem anscheinend kein Lexikon mehr benötigt und eventuell sogar schlau wird. Da müssen die Schulbrote für die Mädels doch gleich doppelt so gut schmecken.

Wurst
Wurst am Spieß – nicht nur optisch eine neue Erfahrung.

Aber nicht nur altbekanntes kommt auf den Teller oder in den Bauch. Weiterhin testen wir aus, was uns in Peking noch schmecken könnte. Diese Woche war eine Wurst am Spieß fällig, die hier überall angeboten wird. Vom Aussehen gleicht sie einer gebratenen Wiener, geschmacklich allerdings eher … keine Ahnung … sehr süß und fettig. Die Chinesen trinken zwar den Tee ohne Zucker, aber viele andere Lebensmittel, unter anderem sämtliche Wurstwaren, teilweise auch die Milch oder Mayonnaise sind gesüßt. Da bleibt wohl nur der Einkauf an der internationalen Wursttheke zu Apothekenpreisen übrig, wenn wir normale essen möchten.

Andere Länder – andere Sitten – Teil 1

Air
Tief durchatmen, der Smog ist weg!
Wolken
Wolken – lange nicht gesehen, entweder es war sonnig oder Smog.

Der erste Blick geht Morgens immer aus dem Fenster, denn richtigen Smog sehe ich schon daran, das die Nachbargebäude nicht gut zu erkennen sind. Danach wird gleich der Wert im Internet gecheckt. Erst dann heißt es Daumen hoch oder runter. Heute hatten wir endlich wieder Glück, der Wind scheint über Nacht alles weg gepustet zu haben. Der Wert lag bei unglaublichen 39, was für uns alle hier richtig super ist nach den Werten der letzten beiden Wochen. Endlich konnten wir die Fenster wieder zum Lüften öffnen und auf den Spielplatz gehen, auch die Schüler dürfen wieder im Pausenhof spielen und wir alle atmeten tief durch. Gerüchte, das eine große Fabrik hier in Peking abgebrannt sei machten heute die Runde, der Auslöser für den Smog? Von den Medien hier werden wir es wohl nicht erfahren, es wird zwar über die schlechte Luftqualität berichtet, Maßnahmen wie Schließen von schadstoffausstoßenden Fabriken in der Stadt oder Reduzierung der Autozulassungen scheinen nur ein kleiner Anfang zu sein, gegen dieses wirklich große Problem hier zu sein. Ich hoffe, dass es in nächster Zeit nicht noch einmal so schlimme Werte über so lange Zeit gibt, sicherheitshalber habe ich jetzt doch Atemmasken bestellt, die allerdings momentan nicht auf Lager sind (gut verständlich).

Aber nun zum eigentlichen Thema heute:

Schlitzhose
Ausgabe Nido 11/2012

Das erste Kleinkind hatte Steffen im IKEA entdeckt, ein weiteres pullerte direkt vor uns auf dem Tian’anmen Platz durch den Schlitz auf die Straße, den dritten bestaunten wir in einem der vielen Märkte und den vierten Knirps in einer sogenannten Kaidangku-Hose sah ich diese Woche beim Einkaufen. Ein wenig geschockt war ich dann schon als ich es mit eigenen Augen sehen konnte. Dabei hatte ich zufällig diesen Artikel in einer Familienzeitung gelesen und war mir danach sicher, so etwas gibt es in der Hauptstadt bestimmt nicht mehr, vielleicht auf den Dörfern ringsum. Weit gefehlt wie sich herausstellt. Viele scheinen diese wohl für Asien beliebte Methode der Sauerkeitserziehung weiterhin zu nutzen und auf Windel zu verzichten. Die Hosen haben einfach einen langen Schlitz, so dass die Kinder ohne Mühen große und kleine Geschäfte verrichten können.

Selbst bei Minustemperaturen haben die Kleinkinder, eingepackt in dicke Jacken und Mützen, einen freiliegenden Popo. Die Mama trägt das Kind meistens auf dem Arm und merkt dann wohl, wenn es Pipi machen muss. Dann wird es einfach nach unten gehalten (so fern auf der Straße) und verrichtet sein Geschäft. Was die Mamas machen, wenn es in einem Shop oder Restaurant passiert, weiß ich nicht. Mädchen in solchen Hosen habe ich auch noch nicht gesehen. Auf der einen Seite sollen die Kinder dadurch wohl viel schneller sauber werden als Kinder, die Windeln tragen, auf der anderen Seite finde ich es irgendwie gemein den Kindern gegenüber, wenn jeder die Geschlechtsteile bewundern kann. Dafür muss man wohl hier geboren und vielleicht selbst in so einer Hose rumgelaufen sein, um das mit seinen eigenen Kindern dann ebenfalls zu praktizieren.

Die Windelfirmen haben es anscheinend etwas schwerer auf dem chinesischem Markt, allerdings wird sich der Trend zur Windel sicher langfristig nicht aufhalten lassen. Dann kann man weiter streiten, ob diese Kaidangku-Hosen aus Umweltgesichtspunkten nicht besser sind. In Deutschland fallen lt. den Bericht in der Nido jährlich 340.000 Tonnen Windelmüll an, in China wären es dann 27-mal so viele.

Baby
Zum Schutz des Kindes ein nur unscharfes Foto.

Aber nicht nur das Verhältnis zur Kinderaufzucht ist hier eigenartig, auf der Tierschutz schein wie schon fast vermutet bereits in jungen Jahren abgelegt zu werden.“Tiere sind zum Essen da“! Das lernt man schon in der Spielecke der Shopping-Mall. Dort konnte ich beobachten, wie die Kinder aus einem Becken voller lebender Fische kleine Plastikfische angeln sollten. Der Köcher wurde dann natürlich wie wild auf die Wasseroberfläche geschlagen und die armen Fische versuchten sich verzweifelt zu verstecken. Das „Vergnügen“ kostete auch noch Geld, meiner Tochter habe ich das nicht erlaubt, sie durfte eine Runde mit dem elektrischen Plüschelefanten fahren, der die ganze Zeit lustige chinesische Lieder trällerte.

Fahrt
Lustige Fahrgeschäfte locken die Kinder an.

Wir sind mobil, auf in den Großstadtdschungel von Peking

There are nine million bicycles in Beijing … (Katie Melua), jetzt sind es noch zwei mehr.

Fahrrad
Ein Foto muss sein nach dem Kauf der neuen Räder.

Zur Beruhigung unserer Familien und Freunde: die Luftwerte hier in Peking sind etwas besser geworden. Allerdings schwanken sie immer noch ziemlich hin und her, zwischen 100 und 300, was weiterhin nicht besonders gut bedeutet.
Nichts desto trotz und weil wir ein bisschen zur Verbesserung der Luftqualität beitragen wollen, mussten Fahrräder her. Unseren Fahrer haben wir an einem Tag in der Woche nicht (Fahrverbot, seit der Olympiade immer einmal in der Woche, momentan Montags) und außerdem sind hier viele Ziele viel schneller mit dem Rad zu erreichen als mit dem Auto. Am Samstag hieß es dann „Auf gehts zum Fahrradladen“, den wir von Freunden empfohlen bekamen. Giant produziert hier ganz groß und die Räder sind günstig, dafür nicht so besonders nobel ausgestattet. Angesichts der vielen Diebstähle von Fahrrädern auch besser so. Eine Schaltung kann man sich ebenfalls sparen, hier ist alles topfeben, kein Hügel in Sicht. Dafür muss ein gutes Schloss her und ein Helm, denn der Verkehr ist schon ziemlich heftig. Da heißt es Augen und Ohren auf um ja alles mitzubekommen im Gewusel. Ich denke im Sommer wird auf den extra vorhandenen Fahrradwegen noch viel mehr los sein. Diese werden auch von Elektrofahrzeugen und manchmal auch von Autos benutzt. Beim Überqueren der Straßenkreuzungen ist besondere Vorsicht geboten. Auch als Fußgänger und auch wenn die Fußgängerampel „Grün“ zeigt. Schon mehrmals haben wir es erlebt, das Autos dennoch fahren und Rechtsabbieger scheinen hier generell Vorfahrt zu haben.

Schnee
Mögen auch die Chinesen – Eislaufen

Über Nacht fiel Schnee hier in Peking, zur großen Freude unserer Kinder, zwar nicht viel, aber es sieht nach Winter aus. Also packten wir uns in dicke Klamotten, kochten heißen Tee in der Thermoskanne und fuhren zum Ho Hai Park. Dort waren Ella und ich bereits einmal zum Spaß auf dem Eis und auch diesmal hatten wir wieder viel zu Lachen. Mit den Eisfahrrädern ging es über den zugefrorenen See, die Eisrutsche machte natürlich den Mädels viel Spaß und wir genossen die etwas bessere Luft und amüsierten uns über die vielen Pekinger.

Eisstuehle
Wie frührer in der Schule sehen diese nun zu ice-chairs umgebauten Stühle aus.

Neben den Icebikes kann man sich auch Icechairs ausleihen. Die Pekinger bilden dann lange Ketten und versuchen alle zusammen über das Eis zu schieben.

Kette
Typische Kettenbildung.
Hutongs
Hutongs mit Puderzuckerschnee

Rings um den See sieht man die ursprünglichen Häuser Pekings, die sogenannten Hutongs. Dort sind jetzt allerdings weniger Wohnhäuser sondern viele Restaurants und Bars, kleine Shops oder Cafes eingezogen.

Eier
Ei am Spieß

Meine erstes Experiment hinsichtlich Essen in China liegt ebenfalls hinter mir. Auf dem See gab es natürlich auch ein paar Stände, die verschiedene Köstlichkeiten anboten. Unter anderem Wachteleier am Spieß, die in einer speziellen Pfanne gebraten und mit ein bisschen scharfer Soße serviert werden. Also habe ich einen Spieß gekauft und verspeist, schmeckt wie Spiegelei am Spieß, nichts besonderes also.

Gegrillt
Gegrillte Leckereien am Spieß

Da war der nächste Stand bedeutend interessanter, welcher sich allerdings außerhalb der Eisfläche befand. Es wurden uns Kostproben angeboten, aber der Appetit auf gegrillte und aufgespießte Seepferdchen oder Skorpionen stellte sich nicht ein. Vielleicht versuchen wir das zu einem späteren Zeitpunkt einmal, wenn die Kinder nicht zuschauen. Die armen Seepferdchen werde ich jedenfalls nie probieren, da hätte ich glaube ich ein schlechtes Gewissen, die sind einfach zu niedlich und teilweise sowieso vom Aussterben bedroht.

Zucker
Kandierte Früchte

Dann schon lieber so eine kleine süße Verführung. Gibt es auch mit kleinen roten Äpfelchen.

Dach mit Schnee
Eines der vielen Hutongdächer präsentiert sich mit Schnee.
Neujahr
Überall wird für das Chinesische Neujahrsfest dekoriert.
Katzenglueck
Die Glückskatze darf in keinem Haus / Shop fehlen, denn sie sorgt dafür das Geld herein kommt.

So eine brauchen wir angesichts der unendlichen Shoppingmöglichkeiten in dieser Stadt wohl als nächstes.

Unglaubliche Luftwerte und ein Ausflug aufs Eis

10 Tage sind wir nun hier in Peking und gleich die erste Woche sollte uns zeigen, was schlechte Luft bedeutet. Der Smog hier ist momentan unglaublich, am Samstag wurden die schlimmsten Werte seit Jahren in der Stadt gemessen (über 700!). Selbst westliche Medien berichteten, klar in Deutschland schlagen schon ab einem Wert von über 10 die Behörden Alarm und raten das Haus nicht zu verlassen. Uns bleibt hier nichts anderes übrig, der Schulweg ist kurz und zu Fuß sind wir in 10 Minuten dort, mit dem Auto dauert es viel länger und umweltfreundlich ist das dann ebenfalls nicht. Also geht es auch bei Werten über 300 hinaus. Meistens versuchen wir uns momentan aber in der Wohnung aufzuhalten und möglichst nur kleine Wege zu erledigen. Die Fenster bleiben geschlossen, da wir noch keine Luftreiniger haben. Diese sind sehr teuer und wir werden versuchen ein oder zwei gebrauchte Teile zu kaufen.

Tianmen
Smog in Peking

Unsere Wohnungsverwaltung schickte heute aufgrund der schlechten Werte (auch in der Wohnung) die chinesischen Airfiltersysteme vorbei. 8 Grünpflanzen und ein paar Packungen mit Carbonatpulver. Diese sollen wir in der Wohnung verteilen, das würde dann schon ein bisschen bessere Luft machen. Wenigstens haben wir ein bisschen Fensterschmuck jetzt, diese Sorte Pflanzen absorbiert wohl besonders gut Schadstoffe und produziert viel Sauerstoff. Stehen auch in fast allen Büros der Stadt.

Filter
Chinesische Airfiltersysteme

Bevor das schlechte Wetter die Stadt erreichte konnte ich mit Ella einen netten morgendlichen Ausflug auf einen der zugefrorenen Seen der Stadt unternehmen. Unsere Nachbarin nahm uns mit zum Ho Hai Park, dort gibt es einen größeren See, der im Winter für vielfältige Eislaufaktivitäten genutzt wird. So kann man sich dort unter anderem Schlittschuhe ausleihen, aber auch lustige Fortbewegungsmittel wie ein Icebike (Fahrrad auf Kufen) oder einen Stuhl, auf dem man sich mit zwei Eisenstangen in der Hand über das Eis schiebt. Außerdem gibt es noch kleine Wagen für Kinder, die von einer elektrisch betriebenen Puppe gezogen werden. Sieht sehr gruselig aus.

Tor
Eingangstor zum Ho Hai Park
Eisstuhl
Der Eisstuhl funktioniert auch als Mutter und Kind Gefährt.
Fahrrad
Mit den Icebike hatten wir richtig Spaß.

Sehr modern bekommt man dort am Anfang ein Chipkarte, die mit Geld aufgeladen wird. Um den See herum kann man damit die verschiedenen Fahrzeuge ausleihen oder die Eisrutsche benutzen. Hier wäre eine Flatrate nicht schlecht, denn einmal den Mut aufgebracht war Ella schwer davon zu überzeugen nicht mehr zu rutschen. Eine Fahrt kosten umgerechnet 60 cent pro Peron. In der Mitte der Eisfläche stehen kleine Stände, die Essen und Getränke anbieten, man kann sich außerdem im Ringe werfen oder Karaoke ausprobieren. Ein lustiger wenn auch kalter Morgen, die neu erstandene Thermoskanne tat danch einen guten Dienst mit heißem Tee.

Laden
Westlich orientierter Supermarkt

Ein bisschen aus unserem Alltag hier. Am Anfang steht natürlich die Suche nach der geeigneten Nahrungsbeschaffung für die Familie. Da haben wir es hier allerdings viel leichter als in Indien, es gibt gut sortierte Supermärkte. Eine Kette nennt sich Jenny Lou, die bieten fast nur importierte Produkte zu entsprechenden Preisen an. Dafür gibt es aber einen kostenlosen Lieferservice, der auch funktioniert (bereits getestet!). Dort kann ich auch gutes Brot und sogar Brötchen und Bretzeln kaufen. Backen ist ohne das ganze Equipment momentan auch etwas schwierig. Daneben war ich ebenfalls schon in einem chinesischem Supermarkt. Der ist recht voll und bietet fast nur chinesische Produkte an. Solange ich die Zeichen nicht lesen kann bleibt nur raten und anhand der Bilder die Lebensmittel auszuwählen. Dafür ist hier vieles günstiger und es gibt an der Frischtheke die leckeren Reisnudeln und Wantans. Außerdem kann man hier natürlich an jeder Ecke ein Restaurant oder einen Imbiss finden. Das erste Sushi haben wir uns am Sonntag in einem original japanischem Sushi-Restaurant (mit diesem Laufband) mit nach Hause genommen. Dort werden wir bestimmt einmal ohne die Kinder Sushi am Fließband ausprobieren.

Tee
Neue Produkte ausprobieren.

Ein guter Einheizer in der kalten Jahreszeit ist der Lemon-Honey-Tee. Eine Art Zitronenmarmelade mit Honig gesüßt, die einfach mit heißem Wasser übergossen wird. Schmeckt sehr gut.