Töchter unerwünscht !

Hina
Der Fall Hina beschäftigt ganz Bangalore

Ein brutaler Fall von Tochtermord bewegte ganz Bangalore letzte Woche. Die kleine Hina wurde von ihrem Vater zu Tode gefoltert, weil sie das flasche Geschlecht hatte. Er schüttelte das erst drei Monate alte Baby, vergiftete es und fügte ihm Verbrennungen zu, bis es ins Koma fiel. Fünf Tage kämpfte die Kleine und die Ärzte um ihr Leben, keine Chance, sie verstarb im Krankenhaus. Der Vater ist jetzt wegen Mordes in Haft, die Mutter (19) kann ihr Unglück nicht begreifen.
Einer von so vielen Fällen, die sich in Indien abspielen. Töchter sind eine Belastung für die Familien, denn sie kosten nur Geld und bringen kein Einkommen. Für die Hochzeit müssen die Eltern eine oft so hohe Mitgift zahlen, dass sie sich für den Rest ihres Lebens verschulden. Die Tochter zieht nach der Hochzeit ins Haus des Ehemannes und ist damit keine Hilfe mehr für ihre eigenen Eltern. Wird sie schwanger, muss sie zu ihren Eltern zurück, um das Kind zu gebähren und für die ersten paar Monate dort zu versorgen. Ihre Eltern müssen die Krankenhauskosten für Entbindung und Nachsorge zahlen, das Krankenhaus wird allerdings von den Schwiegereltern ausgesucht. Eine weitere finanzielle Belastung, denn die meisten Frauen müssen so lange Kinder zu Welt bringen, bis sie einem Sohn das Leben schenken.
Unglaubliches spielt sich in diesem Land ab, die Mädchen und Frauen haben sehr wenige Rechte, trotz herrschender Demokratie. Viele sind auch ungebildet, gerade für die Töchter wird nichts in eine Schulausbildung investiert. Ohne Ausbildung müssen sie sich dem Schicksal fügen und einen Mann heiraten, den die Eltern ausgesucht haben. Das Leben im Haus der Schwiegermutter ist für viele nicht einfach. Diese bestimmt ab dem Zeitpunkt der Hochzeit über die junge Ehefrau. Kleidung, Freunde, Verhalten, Festlichkeiten unterliegen ihrem Diktat. Bringt sie dann noch selbst eine Tochter zur Welt wird das Leben, wie im Fall Hina, zur Hölle.
Es ist verboten in Indien eine Ultraschalluntersuchung in der Schwangerschaft machen zu lassen, um das Geschlecht festzustellen. In allen Krankenhäusern hängen Schilder und der Arzt darf es den Eltern nicht sagen, auch wenn er es weiß. So wurden zumindest schon zahlreiche Abtreibungen verhindert, wenn ein Mädchen unterwegs war. Das sich die Gewalt nun auch gegen Babys richtet ist eine drastische Folge.
Trotz des großen westlichen Einflusses gerade hier in der Millionenstadt Bangalore scheint diese Problematik noch lange nicht gelöst. Indien muss sich gerade was Frauenrechte angeht noch einen großen Schritt bewegen. Unser Fahrer hat das System durchbrochen und lässt seine beiden Töchter auf guten Schulen eine Ausbildung zugute kommen. Auch die Töchter meiner Maid besuchen eine Schule. Ich hoffe alle diese Mädchen machen ihren Weg und finden später einen Job.

Forbidden Love – Heimliche Liebe

Großer Baum
Am großen Baum
Wiese
Verliebter Blick zur Wiese
Stein
Auf der Wurzel sitzend
Steinbank
Zwei auf der Steinbank
Hände
Händchenhaltend durch den Park
Sonne
Im Sonnenschein zu Zweit

Offiziell verboten ist die „Zwangsheirat“ in Indien immer noch aktuell und wird in vielen Familien praktiziert. Die Wochenendeausgaben der lokalen Presse sind voll mit Anzeigen der Eltern, die für ihren Sohn/Tochter einen Heiratspartner suchen. Da wird dann schon mal ein gutes Einkommen, Auto, entsprechende Ausbildung und/oder dickes Bankkonto verlangt. Für viele junge Leute bleibt unter Aufsicht der strengen Eltern kein Raum für Liebe oder eigenständige Partnerwahl. Selbst Kollegen von Steffen fahren an den Wochenenden zusammen mit ihren Elten auf Brautschau in der Umgebung von Bangalore. Wie gut diese arrangierten Ehen funktionieren kann ich nicht beurteilen. Es gibt neben den Suchanzeigen aber auch fast täglich Berichte über Selbstmorde junger Männer oder Frauen. Die Gründe liegen da wohl auf der Hand.

Oft darf auch nur innerhalb der Kaste geheiratet werden und die Religionen spielen ebenfalls eine große Rolle. Finden dann doch zwei zueinander arrangieren sich auch einige Eltern und zahlen einen oft zu hohen Preis, um die Tochter unterzubringen.

Den Paaren, die doch einen Partner ohne Wissen der Eltern gefunden haben bleibt nur die heimliche Liebe. Man trifft sich in Parks oder in Cafés, um nicht von Verwandten gestört zu werden. Ein beliebter Treffpunkt war wohl auch der Botanische Garten in Kandy (Sri Lanka), den wir an einem Samstag Morgen besuchten. Anscheinend gibt es hier auch viele heimliche Liebespaare, die in allen Ecken des Parks versteckt saßen oder auch ganz offen Händchenhaltend auf den Wegen zu sehen waren. Es war schön endlich einmal ein paar kleine Zärtlichkeiten in der Öffentlichkeit beobachten zu können, in Indien und wohl auch Sri Lanka sonst sehr verpönt. Frauen, die in der Öffentlichkeit geküsst werden gelten als leicht zu habende Frauen.

Ich kann mir nur wünschen, dass sich in Indien irgendwann auch die Liebe durchsetzt und alle frei ihren Partner wählen dürfen. Viele Frauen wirken nicht besonders glücklich auf mich. Das Land ist voll mit jungen Menschen, die sich bestimmt irgendwann gegen die alte Tradition der Zwangshochzeiten wehren werden.

Grün
Bunte Mischung
Einsam
Einsamkeit im Park
Anlehnen
Anlehnen nicht nur am Baum
Beobachter
Hilfe Beobachter
Eng
Eingehakt auf dem Weg
Schirm
Vereint unter dem Schirm
Palme
Gekuschelt wird unter Palmen

Mysore – ein Wochenende Kultur

Palast
Palast von Mysore bei Nacht

Ein Wochenende voller Kultur liegt hinter uns. Wir besuchten die schöne Stadt Mysore, die ca. 170 km von uns entfernt liegt. Auf gut ausgebautem Highway waren wir inklusive Pausen ca. 4 Stunden unterwegs. Der Palast ist das Herz der Stadt und magischer Anziehungspunkt für alle Touristen. Besonders wenn er Abends beleuchtet ist, sollte man sich das nicht entgehen lassen. Wir hatten Glück, denn am Freitag war Feiertag (Neujahrsfest für Karnataka) und so wurde die Lichtershow an diesem Tag ebenfalls gezeigt. Normalerweise sonst nur Sonntags zu sehen. Auch eine Tour durch den Palast lohnt sich, viele tolle Wandmalereien und prunkvolle Säle. Fotografieren ist dort nicht erlaubt, dafür gab es eine Audiotour in deutsch.
Außerdem besuchten wir die Sari Fabrik und konnten vom Garn bis zum fertigen Stoff zuschauen, wie ein Sari entsteht. Die Maschinen sind teilweise sehr alt und der Geräuschpegel ist richtig hoch. Auch hier erhielten wir keine Fotoerlaubnis. Zum Abschluss des Ausflugstages machten wir uns auf den Berg, der Sonnenuntergang vom Chamundi Hill aus ist besonders schön. Eine tolle Stimmung rund um den Tempel und die Kinder hatten Spaß an den vielen Affen und Kühen dort oben.
Einziger Wehrmutstropfen bei Reisen in Indien ist das ständige ins Gesicht fassen bei unserer Jüngsten. Wirklich jeder Inder versuchte das kleine blonde Mädchen am Kinn oder in die Wange zu kneifen, eine weit verbreitete Sitte hier. Anscheinend bringt es wohl Glück. Uns und besonders Ella hat es sehr gestört und selbst wenn wir es versuchten zu unterbinden oder mit den Leuten darüber zu sprechen, ernteten wir Unverständnis. Am Ende lief sie dann nur noch zwischen meinen Beinen und ich versuchte so gut es geht sie von dem lästigem Getatsche fern zu halten.
Außerdem ist uns aufgefallen, dass selbst an wunderschönen Orten in der Natur überall viel Müll rumliegt. Trotz teilweise vorhandener Mülleimer und Verbotsschildern kümmert es wenige Besucher, die Plastikflaschen, das Partygeschirr oder Dosen, Besteck einfach alles wird wild entsorgt. Es sieht wirklich schlimm aus und Indien braucht sich nicht zu wundern, wenn es keine Touristen anzieht, bei dem Dreck überall.
Wer mehr Fotos von unserem Kurztrip genießen möchte: –> Slidshow auf Youtube anschauen.

http://www.youtube.com/watch?v=An6oe708OmY

PS: Ich freue mich über Kommentare. Wer liest das hier überhaupt??

Spur der Steine – Baustelle Indien

http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,823128,00.html

http://www.spiegel.de/karriere/ausland/0,1518,823290,00.html

Wieder einmal zwei erschreckende Artikel zum Thema Kinderarbeit in Indien. Die Kinder, welche auf den vielen Baustellen im Land arbeiten, sind auch hier in Bangalore zu finden. Obwohl offiziell verboten sehe ich täglich Kleinstkinder zusammen mit ihren Eltern auf den Baustellen. Sie schleppen Steine, Sand oder helfen einfach wo sie gebraucht werden. Das weit verbreitete System das ganze Familien einen Neubau erstellen zieht die Kinder automatisch mit hinein. Direkt neben der Baustelle „hausen“ die Familien dann bis zur Fertigstellung des Baus in ärmlichsten Behausungen. Den Kindern bleibt meistens nichts anderes übrig als die Langeweile mit Spiel im Sand, Steinen oder Dreck zu bekämpfen oder eben mitzuarbeiten. Solange die Regierung in Indien diese Zustände nicht verbietet wird es wohl noch ewig weiter gehen und die Kinder keine Chance auf eine bessere Zukunft haben.

Baustelle
Kleines Mädchen an einer Baustelle
Spiel mit Steinen
Es bleibt nur das Spiel mit Steinen