Hauptsache schön bunt und ausgefallen

Blumen
Flower Power auf dem Tian an men Platz

Catwalk Beijing – Laufsteg Peking. Heute möchte ich mich der Mode in der Hauptstadt widmen. Schon seit ich hier bin fallen mir die vielen Farben auf, die kleidungstechnisch am Start sind. Besonders die junge Generation hat ein Faible für ausgefallene Mode. Es darf bunt und knallig sein, momentan ist auch Neon sehr angesagt. Viele junge Frauen tragen auch gern Rüschenkleider und mit Spitzen verzierte Klamotten, die an viktorianische Zeiten erinnern. Aber auch die ältere Generation scheut sich nicht, knallbunte und mit ausgefallenen Mustern versehene Stücke zu Tragen. Da wird wild kombiniert und oft tut einem das Auge schon etwas weh angesichts des Farb- oder Stilmixes.

Lila_Shirt
Auch die Schuhe sind zu beachten!

Beliebt ist auch der Partnerlook bei Chinesen. Und was T-Shirts angeht kann ich immer sehr viel Schmunzeln, welche Motive und Texte darauf abgebildet sind. In einer belebten Einkaufsstraße kam mir neulich eine älter Dame entgegen, die mit großen weißen Buchstaben auf dem schwarzen Shirt stehen hatte: I’m the coolest. Ich vermute sie wusste nicht genau, was dort steht und hatte das Shirt vielleicht nur deshalb an, weil es ein Geschenk war. Aber genau weiß man das natürlich nicht.

Hier passt der Text auf dem Shirt zum Foto.
Hier passt der Text auf dem Shirt zum Foto. „Lovely cat friends“

Besonders fasziniert war ich auch in welchen Klamotten und vor allem Schuhen die Chinesen auf eine Ausflugstour zur Großen Mauer aufbrechen. Man könnte meinen, es handelt sich um eine Modenschau. Ich bevorzuge dann doch wenigstens bequeme Schuhe und einigermaßen luftige Sachen, denn die Wanderung ist teilweise etwas anstrengend und das Gelände steil. Auch der Wind macht das Tragen von Kopfbedeckungen oder Sonnenschirmen schwierig, aber das kümmert die Chinesen überhaupt nicht. Es wird gewandert wir auf der Pret a porter show.

Mauer_Catwalk
Mit Hut und Tasche auf die Große Mauer.
Wandern
Wanderschuhe auf chinesisch

Und nicht nur die Frauen sind sich zu schade, bei den Kopfbedeckungen lassen sich auch die Männer zu lustigen Varianten als Sonnenschutz hinreisen. Bei den Frauen dominieren farbenfrohe Hüte, neuerdings auch mit Ohren oder kleinen Rehgeweihen aufgenäht. Auch beleuchtete Minni-Maus-Ohren als Haarreifen habe ich schon gesehen. Ich freue mich schon wieder auf den Winter, wenn dann die vielen verschiedenen Ohrenschützer zum Einsatz kommen.

Sonne
Sonnenschutz muss sein!
Elchgeweih
Sehr gefragt und günstig zu haben hier, lustige Hüte.

Viele Chinesinnen tragen zum Beispiel Brillen mit Fensterglas, weil sie das angeblich jünger und gebildeter aussehen lässt. Auch bei Männern wird diese Form des „Anti-Aging“immer beliebter. Und weil das nicht spinnig genug ist, trägt man oft einfach nur einen Brillenrahmen ganz ohne Glas.
Die ältere Generation macht da nicht mit und bleibt sich dem Morgen- oder Abendspaziergang im Pyjama treu. Erst gestern konnten wir eine Oma zusammen mit ihrer Enkeltochter erleben, die in der beliebtesten Shopping-Hutong-Straße der Stadt gegen 22 Uhr noch eine Runde im Schlafanzug drehten. Das Mädchen hatte zum Entzücken der Zuschauer noch Tierohrenclips in den Haaren, welche gerade an jeder Ecke verkauft werden.

Ohren
Katzenohren-Haarclips sind nicht nur bei kleinen Mädchen beliebt.

Peking ist in modischer Hinsicht nicht immer stilecht, aber mutig würde ich sagen. Hier können sich Designer austoben und gleich ausprobieren, ob die Ware angenommen wird. Das Publikum ist zu für nichts zu schade und trägt einfach alles, was es in den Millionen von kleinen Shops oder Märkten zu kaufen gibt. Man besser gesagt Frau trägt bunt und ausgefallen!!

Lederschuhe
Extravagant – nicht nur die Schuhe.
Frauen
Hier hat die Frau die Hosen an.

Being back in Beijing

Irgendwann waren dann auch die sieben schönen Wochen Sommerferien zu Ende und es hieß boarding to Beijing. Aufgetankt mit frischer Luft, herrlichen Erlebnissen, ein paar Kilo mehr auf den Hüften (vom guten Essen und Wein), 3 Koffern voller lebenswichtiger Dinge für China und schmerzlichen Abschieden machten wir uns auf ins Land der Mitte. Peking erwartete uns mit blauem Himmel und heißen Temperaturen (über 30° und über 80% Luftfeuchte). Nach einer Woche klappt es jetzt auch schon wieder mit dem Schlafrhythmus, der Jetlag scheint überstanden. Seit Montag gehen die Mädchen wieder zur Schule und in den Kindergarten, der Alltag hat uns wieder. Und ich finde es gar nicht so schlimm, wie ich vermutet hatte. Es scheint nach gut sieben Monaten doch ein gewisses „Nach-Hause-Kommen-Gefühl“ da zu sein und das Wiedersehen mit den Nachbarn und Freunden hier verstärkte diesen Eindruck noch. Voller Elan können jetzt die nächsten Projekte angegangen werden und auch die Lust am Fotografieren kam sofort zurück. Im Sommer hatte die Kamera nicht besonders viel zu tun, doch der erste Besuch im nahen Ritanpark stimmte mich gleich wieder ein. Bei diesen tropischen Temperaturen blühlt der Lotus momentan in voller Pracht, ein herrlicher Anblick.

Blueten
Lotusblüte im Ritanpark
BSB
Das neue Schulgebäude ist fertig.

Für die nächsten vier Wochen ist Elke mit uns in Peking und es stehen einige Ausflüge auf dem Programm. Mit der Fotogruppe geht es Mitte September zum Sommerpalast und am 6. September findet die erste Ausstellung unserer Fotogruppe bei der Welcomeparty der Deutschen Schule statt. Dort werden einige unserer Fotos für einen guten Zweck zum Verkauf angeboten. Ich bin gespannt.
Ein weiterer Geburtstag steht ins Haus, Charlotte wird nun schon neun Jahre alt und möchte typisch chinesisch mit einer Karaoke-Party feiern. Das entsprechende Equipment haben wir schon besorgt und seitdem wird hier fleißig geübt, damit das zum Termin mit dem Singen auch richtig klappt.

Last shopping
Die letzten Einkäufe am Flughafen in München.

Zurück in China bedeutet zugleich wieder einmal eintauchen in eine ganz andere Welt, lauter, chaotischer, bunter, oft auch lustiger als im wohl geordneten Deutschland. Richtig staunen konnte ich dort eigentlich nur über das im Flughafen München aufgebaute Surferbecken mit Welle, das die Lufthansa dort sponsort und Wagemutigen zum Surfen zur Verfügung stellt. So etwas könnte man hier auch in Peking erwarten. Heute musste ich dann einfach an dieser Kuh stoppen, auch wenn diese leider angekettet war und sich niemand traute darauf zu reiten.

Ausritt
Für den Ritt auf der Kuh.

Aus der Kategorie Verkehr kam mir dann gleich dieses Modell „Kindersitz Marke Eigenbau“ vor die Linse. Kreativ sind sie also nicht nur in Indien, was den Transport von Personen oder Gegenständen angeht.

Kindersitz
Mal zum Patent anmelden?

Eigentlich wollte ich aber zu einem ganz anderem Thema schreiben. Warum geben sich viele Chinesen eigentlich westliche Namen? Klar es gibt hier unzählige die Wang, Li oder Kim, Lu, Lian heißen aber so schwierig sind diese Namen nun auch wieder nicht auszusprechen. Das kann eigentlich also kein Grund sein, sich Kevin oder Susan zu nennen. Erstmals ist uns dieses Phänomen gleich beim Look And See Trip im letzten November aufgefallen. Das gesamte Hotelpersonal hatte auf den Namensschildern westliche Namen stehen. Wir mussten allerdings sehr schmunzeln angesichts der Namenswahl. So gab es dort eine Cherry und eine Sweet auch an eine Candy kann ich mich erinnern. Auch Steffens Kollegen stehen dem in nichts nach. Er hat regelmäßig mit einem Snow, Moses und einer Cathrine zu tun. Im Internet habe ich ein bisschen recherchiert und zum Thema noch ein witziges Video gefunden (in englisch, aber gut verständlich).

Anstoss des Themas war übrigens die neue Sekretärin in der Schule unserer Großen, die sich diesen farbenfrohen Namen gegeben hat:

Regenbogen
Zur Freude der Kinder ein netter Name.

Wir sind also wieder angekommen hier und voll im China-Modus gelandet. Ich freue mich auf die nächsten Wochen hier, die bestimmt wieder viele neue Eindrücke von Land und Leuten für mich bereit halten. Die Eingewöhnung ins Großstadtleben fiel diesmal nicht so schwer wie zu Beginn. Auch des chinesischen Essens sind wir trotz der Köstlichkeitenpalette in Deutschland noch nicht überdrüssig geworden, wie dieses Foto beweist:

Lunch
Fast geschafft.

Kleine Umfrage zur großen Sommerpause

Blauen Himmel gibt es hier auch (manchmal).
Blauen Himmel gibt es hier auch (manchmal).
Mauer China
Huangyaguan Great Wall

Es gibt ihn tatsächlich den blauen Himmel hier in Peking und Umgebung. Für frische Luft wird ab Sonntag in Deutschland gesorgt. Wir sind am Packen für den großen Sommerurlaub und freuen uns schon auf viele schöne Erlebnisse und Wiedersehen. Das sorgt dann hoffentlich alles für neue Motivation, wenn es am 20. August heißt: Boarding nach Peking!.
Auch für das viele Schreiben hier braucht es manchmal etwas Motivation. Von einigen Bloglesern weiß ich es, aber ich bin mir sicher hier lesen mehr mit, als ich erwarte. Daher würde ich gern eine kleine Umfrage starten.

WER LIEST DAS HIER ÜBERHAUPT???

Bitte im Kommentarfeld euren Namen eintragen (Vorname reicht aus), unter denen die antworten verlose ich fünf handschriftliche Postkarten aus Peking. Na wenn das kein Ansporn ist. Auf fleißige Teilnahme verabschiede ich mich jetzt in die Ferien. Eure Sandra

Wie könnte ich mich ohne ein paar lustige Fotos aus Peking verabschieden? Gar nicht natürlich, daher noch ein paar kleine Schnappschüsse der letzten Wochen.

Farbig
Pinker Porscher
Shop
Laden für Hochzeitsausstatter
T-Shirt
Keine gute Idee als Geschenk für Deutschland
Shop für Armee
Falls es ein bisschen Tarnung sein darf.
In Peking gibt es auch mal Hagel
In Peking gibt es auch mal Hagel
Prinz
Nach der Krönung am Vatertag – unsere neuer Prinz von Peking.
Eier
Eier auf den Kopf stellen – Tradition zum Drachenbootfest.
Birthday
Wir feiern den 5. Geburtstag von Ella.

Stein auf Stein – gegen die bösen Geister

Eingang
Typischer Eingang in ein Hutong
Leben in der Gasse
Leben in der Gasse

Heute möchte ich mich dem Thema „Hutong“ widmen, denn diese ziehen mich gerade als Hobbyfotograf einfach immer wieder magisch an. Geheimnisvolle Orte voller alter Traditionen und eine fazinierende Architektur, dazu gute Motive und oft ein Ort um Bekanntschaft mit der Bevölkerung Pekings zu machen. Hutongs sind typisch für Peking und das Wort beschreibt die kleinen engen Gassen zwischen den traditionell chinesichen Wohngebäuden, die in Peking bis in die 1990er Jahre hinein eine der vorherrschenden Wohnbebauungen waren. Hutong kommt aus dem mongolischen (ursprünglich hottog), das so viel wie Quelle bedeutete, da die Bewohner dieser Hutongs oft in der Nähe eines Brunnens wohnten.

In den Hutongs Pekings sieht man noch die traditionellen Wohnhöfe (Siheyuan). Es gibt sie noch in Peking, allerdings wird die Anzahl der ursprünglich weite Teile der Stadt beherrschenden Wohngebiete immer kleiner. Hochhäuser oder Wohnblocks verdrängen sie zunehmend, auch die Olympiade 2008 vernichtete ein riesiges Hutongareal für den Bau des Olypmpiageländes. Es ist abzusehen, dass schon in wenigen Jahren kaum noch originale Hutongs im Stadtzentrum anzutreffen sein werden, vermutlich jedoch bald als Museumsdorf zu besichtigen sein dürften. Andererseits ist eine Tendenz zu erkennen, neue Hutongs im alten Stil aufzubauen bzw. alte Hutongs zu bewahren.

Gesetzeshüter
Sorgen für Ordnung und Ruhe in den engen Gassen

Architektonisch sind die Wohngebäude von außen gesehen nicht sehr interessant, denn das Spannende liegt nach innen gerichtet. Um einen kleinen (bei reichen Chinesen auch etwas größeren) Innenhof herum sind die Wohngebäude errichtet. Die Mauern boten Schutz und verwehren den Einblick ins Innere, außerdem wehren sie böse Geister ab. Für diese Gesellen sind immer auch spezielle Steine vor der Eingangstür postiert und eine hohe Eingangsschwelle, die Geister nicht überwinden können aber auch Staub und Mäuse abhalten sollen.

Geisterstein
Reich verzierte Türsteine und eine hohe Schwelle gegen die bösen Geister
Einblick
Einblick in einen Innenhof

Die Türsteine sind jetzt wieder weitverbreitet in den Hutongs, zur Kulturrevolution wurden viele von ihnen zerstört. Renovierte Wohnhäuser stellen jetzt wieder neue auf, aber auch einige alte teilweise kunstvoll verzierte Steine kann man noch finden.

Stein
Einer der neuen Türsteine
Einblick
Einblick in ein Wohnhaus im Hutong

Hutongs sind seltener geworden hier in Peking, die hier leben haben oft keine Stimme, weil sie arm und ungebildet sind. Sind neue Bauvorhaben geplant, werden eben Umsiedlungen vorgenommen. Doch es gibt auch Leute, die sich für den Erhalt der Hutongs einsetzen oder Restaurierungen vornehmen. Schick hergerichtet locken solche Wohngebäude immer mehr betuchte Pekinger in diese Viertel. Der Charme, den diese alten Gassen jetzt noch haben, wird dann mit Sicherheit verloren gehen. Das Leben dort spielt sich auch viel in den Gassen ab, nicht selten stehen an jeder Ecke Stühle oder Sofas, wo sich die Bewohner des Viertels treffen und Neuigkeiten austauschen.

Innenhoffenster
Ein Fenster zum Hof
Marktleben
Marktleben im Hutong

Neben den Wohngebäuden finden sich auch viele kleine Geschäfte in den Hutongs. Marktleben gepaart mit familiären Restaurants, Läden für Waren des täglichen Bedarfs (schönes DDR Deutsch) oder Reparaturwerkstätten. Gerade in den Gebäuden, die zu einer belebten Straße hin liegen wurden die Außenmauern geöffnet, um sich mit einem Shop den Lebensunterhalt zu verdienen.

Spieler
Einladung zum Spiel an den Telefonmann

Man kann nur hoffen, das die junge Generation ab und zu einen Blick wirft auf das Treiben in ihrer Stadt um das Verschwinden der Hutongkultur zu verhindern. Schade wäre es nicht nur aus Fotografenhinsicht wenn diese Wohngebiete alle dem Erdboden gleich platt gemacht würden.