3 Jahre gegen 30

Fische
Jede Menge Glück bringen Goldfische.

Oft habe ich mich in den letzten 3 Jahren gefühlt wie einer dieser Fische im Becken des Botanischen Gartens in Peking. Eine unter Millionen, klein und undeutend, umringt von Menschenmassen, anonym. Das Leben in Asien ist quirlig und bunt, aufregend und chaotisch, es ist schwer herauszustechen aus dem Meer an Menschen und Möglichkeiten. Gerade in der westlich orientierten Hauptstadt könnte man ein unscheinbares Leben führen, abtauchen, sich verlieren in den Gassen und Straßen, als Ausländer zwar immer noch ein Objekt, das Aufmerksamkeit auf sich zieht, aber es wäre leicht dem zu entgehen. In China bringen Goldfische Glück, viele Leute halten sich diese in kleinen Becken und auch das Feng Shui trägt dazu bei, das diese Tiere nicht immer ein angenehmes Leben haben. Ich hoffe, das Glück bleibt uns gesonnen, auch wenn wir hier weder einen Fisch noch eine Schildkröte im Haus gehalten haben.

Ein bedeutender Lebensabschnitt neigt sich dem Ende zu. Ab Juli werden wir Deutschland wieder unser zu Hause nennen und ein wahrscheinlich ruhigeres und beschaulicheres Leben führen (vorerst ;-)). Mit einem Sack voller Erinnerungen, Geschichten, spannender Erlebnisse und nicht zuletzt unzähliger Fotos kehren wir nach einem großen Abenteuer nach Hause zurück. Wir freuen uns auf die gute Luft, des wechselhafte Deutschlandwetter, köstliches Essen und sauberes Wasser aus dem Hahn. Aber natürlich fällt der Abschied hier wieder schwer. In den letzten 18 Monaten haben wir viele Bekanntschaften gemacht, Freunde gefunden und auf Reisen den Horizont erweitert. Auch wenn das Zurückgehen einfacher wird, als ins Unbekannte aufzubrechen, Respekt haben wir dennoch. Schließlich haben wir uns alle verändert in der Zeit im Ausland, die Persönlichkeiten weiter entwickelt, Sprachen gelernt, Höhen und Tiefen erlebt, die uns prägen werden. Ein neuer Anfang steht bevor und ich bin mir sicher, wir werden ihn meistern. Unsere Familie ist an diesem Abenteuer gewachsen, noch fester verbunden als zu vor und wird noch lange mit dieser Erfahrung beschäftigt sein.

Ob wir dann genug haben vom Herumwandern und Weltentdecken steht in den Sternen, „Sag niemals nie“! Wir werden es uns in B-W erst einmal gemütlich machen, tief durchatmen und alte / neue Bekannte und Freunde begrüßen. Die Familie freut sich denke ich auch, das wir wieder kommen und es wird ein Sommer voller Wiedersehen.

Hier in Peking brechen wir die Zelte bald ab, momentan heißt es aussortieren, einpacken, waschen und verkaufen (der Dinge, die wir sonst doppelt hätten im Haushalt). Einmal mehr Zeit sich von altem Ballast zu befreien. Wir genießen die letzten Wochen, unternehmen noch einmal richtig viel, wer weiß schon, ob wir China wiedersehen. Ein paar Fotoausflüge stehen auf dem Programm, eine Nachtradtour durch das alte Peking möchten wir machen und dann wird es natürlich einige Abschiedsfeiern geben, um den liebgewordenen Freunden hier Auf Wiedersehen zu sagen.

Einen interessanten Herren durfte ich auf einem Ausflug der Patengruppe kennenlernen. Herr Liu Yu Tian beeindrucke mich nicht nur durch seine äußere Erscheinung und Ruhe, die er ausstrahlte. Was er geleistet hat verdient Respekt, 30 Jahre wanderte auf den Spuren Marco Polos durch China, um alle Mauerabschnitte in diesem Land zu sehen und darüber zu berichten. Im Botanischen Garten stießen wir zufällig auf seine Ausstellung, die dort momentan gezeigt wird, viele Fotos seiner langen Reise aber auch seine Tagebücher und Reiseutensilien stellt er dort den Besuchern vor. Als er uns drei Frauen entdeckte lud er uns ein, etwas auf sein Tuch zu schreiben, was für Besucher im Eingangsbereich liegt. Danach konnten wir durch seine Assistentin erfahren, das er uns sein Buch überreichen möchte. Das ließen wir uns nicht entgehen und bekamen sogar ein handsigniertes Exemplar zur Erinnerung an dieses einmalige Erlebnis. In solchen Situationen wünschte ich mir, die Sprache doch etwas mehr studiert zu haben, es wären sicher richtig interessante Geschichten, die Herr Liu uns erzählen könnte. Seine Webseite ist zwar auf Chinesisch, aber unter http://www.liuyutian.cn/pic/ kann man sich zumindest einige Fotos ansehen. Mich hat diese Begegnung sehr beeindruckt und vielleicht muss mancher wirklich sein Leben lang auf Wanderschaft bleiben, um glücklich zu werden und mit der Welt seinen Frieden zu schließen. Ich wünsche Herrn Liu, der schon stolze 73 Jahre zählt, das er noch lange fit und gesund bleibt, um seinen Traum zu leben.

Wandern
Der Chinawanderer Herr Liu
Ausstellung
Vor seinem Plakat der Ausstellung
Unterschrift
Wir schreiben ihm eine Widmung auf sein Tuch.
Buch
Das Buch zu seiner langen Reise zeigt er uns stolz.
Besuch
Er freut sich, uns seine Ausstellung zu zeigen.
Geschenk
Zum Abschied gibt es ein signiertes Buch von ihm .

Falls es in den nächsten beiden Wochen etwas ruhiger hier ist, bitte etwas Verständnis, wir ziehen um, bald. ;-)

Foto, Fotos … Ausstellung

Preparation
Vorbereitung
Sorting
Sortieren nach Lokation

Was lange gedauert hat, wird nun endlich Wirklichkeit – meine erste eigene Bilderausstellung und das in China! Die Vorbereitungen liefen schon einige Zeit, dafür klappte die Umsetzung dann reibungslos. In zwei Café einer bekannten Kette hier in Peking dürfen meine Bilder bis zum Jahresende ausgestellt werden. Ein professioneller Prinshop, eine nette Storemanagerin und die Mithilfe der Familie machten den Traum von mir wahr. Es wird ein erster Versuch sein und sollte die Aktion Erfolg zeigen darf ich ab Januar in einem weiteren Café ausstellen, direkt im Kunstviertel 798. Titel der Ausstellung ist „Beijing – My state of mind“ und es werden Szenen, Gebäude, Menschen aus Peking gezeigt, eben meine Gemütsverfassung der letzten sieben Monate hier. Neben einigen wenigen „Postkartenmotiven“ zeige ich auch Schnappschüsse und Skurriles, z.B. ein Hochzeitspaar zwischen altem Ziegelgemäuer, Soldaten im Stechschritt auf der Großen Mauer, blühende Damen oder einen dampfenden Teekessel unter einem BH. Wer alle Motive in Ruhe auch zu Hause anschauen mag, kann meine neue Webseite: www.sandra-thoss.de besuchen. Die Bilder finden dann hoffentlich bald einen neuen Besitzer ;-).

Intro
Vorstellung
Help
Helferin
mirror
Spiegelbild im Café
me
Ganz gut gelungen.
artzone
Theke im Café Flatwhite 751
Dekoration im Café
Dekoration im Café
painting
Der Mao muss erst weichen!
fidel
An die Arbeit mit Fidel.
Wand
Vier gewinnt

Stein auf Stein – gegen die bösen Geister

Eingang
Typischer Eingang in ein Hutong
Leben in der Gasse
Leben in der Gasse

Heute möchte ich mich dem Thema „Hutong“ widmen, denn diese ziehen mich gerade als Hobbyfotograf einfach immer wieder magisch an. Geheimnisvolle Orte voller alter Traditionen und eine fazinierende Architektur, dazu gute Motive und oft ein Ort um Bekanntschaft mit der Bevölkerung Pekings zu machen. Hutongs sind typisch für Peking und das Wort beschreibt die kleinen engen Gassen zwischen den traditionell chinesichen Wohngebäuden, die in Peking bis in die 1990er Jahre hinein eine der vorherrschenden Wohnbebauungen waren. Hutong kommt aus dem mongolischen (ursprünglich hottog), das so viel wie Quelle bedeutete, da die Bewohner dieser Hutongs oft in der Nähe eines Brunnens wohnten.

In den Hutongs Pekings sieht man noch die traditionellen Wohnhöfe (Siheyuan). Es gibt sie noch in Peking, allerdings wird die Anzahl der ursprünglich weite Teile der Stadt beherrschenden Wohngebiete immer kleiner. Hochhäuser oder Wohnblocks verdrängen sie zunehmend, auch die Olympiade 2008 vernichtete ein riesiges Hutongareal für den Bau des Olypmpiageländes. Es ist abzusehen, dass schon in wenigen Jahren kaum noch originale Hutongs im Stadtzentrum anzutreffen sein werden, vermutlich jedoch bald als Museumsdorf zu besichtigen sein dürften. Andererseits ist eine Tendenz zu erkennen, neue Hutongs im alten Stil aufzubauen bzw. alte Hutongs zu bewahren.

Gesetzeshüter
Sorgen für Ordnung und Ruhe in den engen Gassen

Architektonisch sind die Wohngebäude von außen gesehen nicht sehr interessant, denn das Spannende liegt nach innen gerichtet. Um einen kleinen (bei reichen Chinesen auch etwas größeren) Innenhof herum sind die Wohngebäude errichtet. Die Mauern boten Schutz und verwehren den Einblick ins Innere, außerdem wehren sie böse Geister ab. Für diese Gesellen sind immer auch spezielle Steine vor der Eingangstür postiert und eine hohe Eingangsschwelle, die Geister nicht überwinden können aber auch Staub und Mäuse abhalten sollen.

Geisterstein
Reich verzierte Türsteine und eine hohe Schwelle gegen die bösen Geister
Einblick
Einblick in einen Innenhof

Die Türsteine sind jetzt wieder weitverbreitet in den Hutongs, zur Kulturrevolution wurden viele von ihnen zerstört. Renovierte Wohnhäuser stellen jetzt wieder neue auf, aber auch einige alte teilweise kunstvoll verzierte Steine kann man noch finden.

Stein
Einer der neuen Türsteine
Einblick
Einblick in ein Wohnhaus im Hutong

Hutongs sind seltener geworden hier in Peking, die hier leben haben oft keine Stimme, weil sie arm und ungebildet sind. Sind neue Bauvorhaben geplant, werden eben Umsiedlungen vorgenommen. Doch es gibt auch Leute, die sich für den Erhalt der Hutongs einsetzen oder Restaurierungen vornehmen. Schick hergerichtet locken solche Wohngebäude immer mehr betuchte Pekinger in diese Viertel. Der Charme, den diese alten Gassen jetzt noch haben, wird dann mit Sicherheit verloren gehen. Das Leben dort spielt sich auch viel in den Gassen ab, nicht selten stehen an jeder Ecke Stühle oder Sofas, wo sich die Bewohner des Viertels treffen und Neuigkeiten austauschen.

Innenhoffenster
Ein Fenster zum Hof
Marktleben
Marktleben im Hutong

Neben den Wohngebäuden finden sich auch viele kleine Geschäfte in den Hutongs. Marktleben gepaart mit familiären Restaurants, Läden für Waren des täglichen Bedarfs (schönes DDR Deutsch) oder Reparaturwerkstätten. Gerade in den Gebäuden, die zu einer belebten Straße hin liegen wurden die Außenmauern geöffnet, um sich mit einem Shop den Lebensunterhalt zu verdienen.

Spieler
Einladung zum Spiel an den Telefonmann

Man kann nur hoffen, das die junge Generation ab und zu einen Blick wirft auf das Treiben in ihrer Stadt um das Verschwinden der Hutongkultur zu verhindern. Schade wäre es nicht nur aus Fotografenhinsicht wenn diese Wohngebiete alle dem Erdboden gleich platt gemacht würden.

Andere Länder … Teil 2 (Spucken, Schreien, Schneiden)

Schild
Meine Sprachschule in Peking

Jetzt werden Nägel mit Köpfen gemacht und ich melde mich zum Sprachkurs an. Nicht nur, das es sehr schwierig ist mit dem Fahrer zu kommunizieren um von A nach B zu kommen, auch andere alltägliche Probleme lassen sich eventuell mit ein bisschen mehr Kenntnis der Sprache und Schriftzeichen lösen. So kaufte ich mir vorige Woche diese Flasche, bei der ich davon ausging es handelt sich um Bodylotion. Braucht man hier in Unmengen, da die Luft im Winter sehr trocken ist. Dem Bild nach zu urteilen und der Flaschengröße von 400 ml war ich mir eigentlich sicher.

Creme
Was könnte es sein?
Waschen
Auch die Rückseite verrät es mir nicht.

Damit lag ich aber falsch, wie sich beim eincremen heraus stellte. Die vermutete Creme ließ sich nicht verteilen und klebte ohne Ende. Nachdem ich mir dann die Hände gewaschen hatte und es dabei schäumte war mit klar, das es sich um Duschbad handeln muss. Beim zweiten Versuch fragte ich dann eine Verkäuferin, die mir zum Glück behilflich sein konnte, eine Bodylotion zu finden. Ab 22. Februar startet mein Sprachkurs, 3 mal in der Woche für jeweils 2 h. Nach fünf Wochen hoffe ich ein bisschen Licht ins Dunkel zu bringen.

Rot
Hóng bāo – Der rote Umschlag

Das chinesische Neujahrsfest rückt näher. Die ganze Stadt bereitet sich auf das wichtigste Fest des Jahres (so ähnlich wie bei uns Weihnachten) vor. Überall gibt es besondere Geschenkesets mit Köstlichkeiten zu kaufen, Dekoration in den Farben rot und mit dem Schlangensymbol. Auch entlang der Straßen wird festlich geschmückt, die ersten Feuerwerke schießen in den Himmel. Viele Menschen sind bereits auf dem Weg in ihre Heimat und verlassen Peking um diese Zeit. Man merkt es am Verkehr, der etwas weniger wird. In vielen Geschäften hängen Hinweise, in welchem Zeitraum geschlossen bleibt. Wir werden dieses Jahr hier in der Stadt bleiben und sind gespannt, was uns erwartet. Das Neujahrsfest wird auch zum Anlass genommen, seinen Lieben Geld zu schenken oder dem Fahrer / der Ayi einen Bonus zu zahlen. Wichtig ist, dass dieser in einem so genannten Hóng bāo überreicht wird. Ein roter Umschlag, denn rot bedeutet Glück. Auch der Betrag muss einer bestimmten Nummerologie folgen, eine 4 sollte nicht enthalten sein, die bringt Unglück. Da wir noch keine Ayi eingestellt haben werde ich den Kindern einen solchen roten Umschlag zum Fest überreichen.

Drums
Den Trommelturm in Peking besuchten wir am vergangenen Samstag.
Glocke
Direkt daneben steht der Glockenturm.
Trommelshow
Besonders die Trommelshow beeindruckte uns.

Bei schönem Wetter und guter Luft konnten wir am Samstag die Stadt erkunden und machten eine Mädelsausflug zum Trommel- und Glockenturm. Beide liegen im Gebiet Gulou, das neben diesen beiden Sehenswürdigkeiten auch eine nette Einkaufsstraße hat, bei der kuriose Läden ihre Besucher anlocken.

Blut
Besonders der Vampirshop faszinierte meine Töchter, bei dem sehr echt aussehende Blutbeutel im Schaufenster hingen.
Haare
Straßenverkauf von Haarspangen im Hasenohrenlook
Essen
Was dieser Herr wohl für fragile Köstlichkeiten verkauf?

So gern wir die kulturellen Möglichkeiten in Anspruch nehmen, ein paar seltsame Dinge sind mir in den ersten vier Wochen hier aufgefallen. Schon in Indien hatte mich das Ausspucken auf der Straße sehr gestört. Dort handelte es sich meistens um die zerkauten Reste von Betelnuss, die als eine Art Ersatztabak gelten. Aber auch hier in China ist diese Sitte gang und gebe. Überall wird hingespuckt und man muss aufpassen nicht in die ekligen Schleimfetzen zu treten oder vielleicht noch einen auf die Füße zu bekommen. Selbst in Gebäuden machen die Chinesen nicht Halt ihre Auswürfe loszuwerden, dann eben in Mülleimer oder Papierkörbe. Eine widerwertige Art, die ich auch nicht verstehen kann.
Zum Thema Straßenverkehr beobachte ich hier ein wirklich rüdes Vorgehen gegenüber Fußgängern und teilweise auch Radfahrern. Da wird munter bei Rot über die Ampel gefahren, Rechtsabbieger interessiert eine rote Ampel nie, auch wenn die Fußgänger dann grün haben. Gehwege und besonders Kurven oder Zebrastreifen werden ständig zugeparkt. Egal, das dort dann weder Fußgänger noch Kinder auf Fahrrädern durchkommen. Die Chinesen scheint das aber nicht weiter zu stören, ich habe jedenfalls noch keinen beobachtet, der sich darüber aufgeregt hätte. Also heißt es extreme Vorsicht walten zu lassen, besonders beim Überqueren der Straße.
Am Telefon oder miteinander können Chinesen allerdings wohl laut werden. Da wird fleißig geschrien und geschimpft. Oft kann ich es auf der anderen Straßenseite hören, wenn wieder einer in sein Telefon schreit. Auch unser Fahrer brüllt gern das Securitypersonal an, um nach dem Weg zu fragen oder einer Parkmöglichkeit. Da erscheint mir der laut singende Radfahrer, der hier fast jede Nacht unsere Straße hinunter fährt irgendwie sympatischer.

Air
Zumindest im Kinderzimmer ist ab jetzt saubere Luft, der neue Aircleaner.