Einen Monat ohne …

opel

… nein, nicht das was die meisten jetzt denken. Einen Monat ohne Auto! Das haben wir nämlich am Freitag letzte Woche verkauft. Da hieß es Abschied nehmen von unserem blauen Blitz. Ein kleiner Trost bleibt uns, der Wagen geht zurück in seine Heimat und an einen echten Opelfan. Danke Kai, wir wissen ihn ab jetzt in guten Händen.

Jetzt heißt es laufen oder das Rad nehmen. Ein komisches Gefühl ist das schon, der Radius ist deutlich eingeschränkt und im Notfall muss ich wohl ein Taxi rufen. Da wir aber schon immer viel mit dem Fahrrad unterwegs sind, wird es kein Problem sein, die meisten Wege auf diese Weise zu erledigen.

Jetzt ist es noch knapp eine Woche bis zu unserer ersten gemeinsamen Reise nach Bangalore. Die Anspannung steigt und ich werde etwas nervös. Steffen hat glaube ich auch etwas Angst, hauptsächlich vor meinen Reaktionen. Ich werde mich bemühen die Situation mit Fassung zu tragen und die ersten Eindrücke erst einmal wirken zu lassen. Ich hoffe nur, dass wir ein nettes Zuhause dort finden. Auch die Kinder merken die Anspannung und sind selbst nervöser als sonst. Die Omas werden beide am Pfingstmontag mitnehmen und dann sehen wir sie erst nach unserer Reise wieder.

Die ersten Zusagen zu unserem Abschiedsfest treffen endlich ein. Wir dachten schon, dass wir allein feiern müssen. Es wäre doch schön, wenn wir uns von allen Freunden und Bekannten noch einmal richtig verabschieden könnten. Der Raum ist jedenfalls gemietet und die Verpflegung gesichert.

Sandra

Interview mit Charlotte am 25. Mai 2011

Charlotte, 6 Jahre alt, 1. Klasse

charlotte1

S: Wie findest du, dass deine Eltern nach Indien gehen wollen?

C: Ich finde es eigentlich toll, weil ich dann ein anderes Land kennenlernen kann. Aber ich finde es auch schade, weil ich hier alle meine Freunde verliere.

S: Was wirst du am meisten vermissen?

C: Maultaschen, Brezeln, unser schönes Zuhause.

S: Wen wirst du am meisten vermissen?

C: Meine Freunde, meine Lehrerin, meine Nachbarn, meine Großeltern.

S: Wie stellst du dir Indien vor?

C: Die Gehwege sind voller Müll, die Straßen sind voller Mofas und Ochsenkarren. Es gibt ganz viel Sonnenschein, aber keinen Schnee.

S: Wie sehen wohl die Menschen in Indien aus?

C: Die Leute laufen auf der Straße herum und haben tolle bunte Kleider an. Die heißen glaube ich Saris. Dann haben die noch einen Punkt auf der Stirn, die Männer einen schwarzen und die Frauen einen roten.

S: Was denkst du, wie das Essen in Indien schmeckt?

C: Nicht so gut, aber eigentlich weiß ich es nicht. Ich glaube ich habe noch nie indisches Essen gegessen.

S: Wie stellst du dir unser neues Haus / Wohnung vor?

C: Vorne ist ein Gartenzaun, dort stehen die Kühe rum. Ich habe ein eigenes Zimmer mit allen Puppen auf dem Schrank.

S: Was erwartest du von deiner neuen Schule?

C: Am Anfang habe ich bestimmt keine Freunde und keiner will neben mir sitzen. Die Schule ist bestimmt toll, weil es dort einen Pool und einen Reitstall gibt.

S: Was willst du in Indien unbedingt ausprobieren?

C: Als erstes will ich mich mit Papa mit Farben bewerfen (macht man bei einem indischen fest namens Holi). Dann will ich englisch lernen und Bollywood-Dance ausprobieren.

S: Vor was hast du am meisten Angst?

C: Vor allem, aber nur am Anfang.

S: Was nimmst du auf alle Fälle mit nach Indien?

C: Meine Familie, meine große Puppe, deutsche Bücher, denn dort gibt es nur englische Bücher. Außerdem meine Pauline (Kuschelpuppe), mein Schuli (Schulranzen) und mein Freundschaftsbuch.

Interviewer: Sandra

Schlachten an der Papierkriegsfront

Einfach mal Abheben
Einfach mal Abheben

Noch gut 2 Monate bleiben uns Zeit, um den Umzug nach Indien vorzubereiten. Langsam wächst der Kistenberg in der Wohnung, im Keller und dem Büro. Wenn das Auto verkauft ist und der Garagenflohmarkt hinter uns liegt, müssen wir wohl auch die Garage zum Lagerplatz umfunktionieren. Ich finde es schwierig zu entscheiden, welche Dinge wirklich wichtig sind um sie mit nach Indien zu nehmen. Klar Winterklamotten benötigen wir dort wohl eher keine, die können wir alle einlagern. Auch Bücher, DVD´s und CD`s nehmen wir nicht mit, die haben wir teilweise elektronisch auf dem Computer gesichert. Schwieriger wird es da schon bei Haushaltsgegenständen, Elektrogeräten oder Spielsachen. Ich hoffe unsere Vorabreise in den Pfingstferien erleichtert einige Entscheidungen. Dann können wir uns ein Bild machen, was wir in Bangalore einkaufen können bzw. was schwer zu haben ist. Mir wird das gute deutsche Brot wohl bestimmt sehr schnell fehlen, zumal ich fast nur noch dunkle Sorten esse und in Indien die meisten Teigwaren mit Weizen gebacken werden. Entweder ich muss dann lernen selbst Brot zu backen, wenn es die Zutaten dort gibt oder ich nehme einen Brotbackautomat mit, um wenigstens ab und zu Vollkornbrot essen zu können.

Momentan führen wir viele Schlachten an der Papierkriegsfront und füllen fast täglich Formulare aus, schreiben E-Mails oder Briefe bzgl. unseres Umzugs. Einige To-Do´s haben wir so bereits erledigt, andere warten noch aufs Abarbeiten. In dieser Woche stehen bei uns allen die ersten Impfungen an. Am Donnerstag sind wir beim Betriebsarzt und am Freitag die Kinder beim Kinderarzt. Hoffentlich vertragen wir die Impfungen alle gut. Aber ich denke es ist sicherer, sich gegen Tollwut, Hepatitis usw. impfen zu lassen, als daran zu erkranken. Außerdem müssen wir alle noch einmal zum Zahnarzt.

Die nächsten beiden Wochenenden sind jetzt vollständig für die Vorbereitungen eingeplant. Als erstes wird der Keller „bereinigt“ und entrümpelt. Nach einer Woche Urlaub auf Mallorca und einem Wochenende Bauernhof müssen wir endlich wieder loslegen.

Sandra (11.05.2011)

Von Altdorf nach Bangalore (Indien)

Von A(ltdorf) nach B(angalore)
Von A(ltdorf) nach B(angalore)

Eine neue Kategorie findet sich nun auf dieser Seite. Denn es wird ein neues Kapitel in unserem Leben geben.
Expat ist eine Abkürzung für das englische Wort „expatriate“ und bedeutet ausbürgern / Ausgebürgerte.
Ich kannte dieses Wort bis vor kurzem nicht. Nun werden wir wahrscheinlich bald selbst sog. Expats sein.

Indien – ein fremdes Land für mich, denn bisher war ich dort noch nie. Ich kenne es nur aus dem Fernsehen,
Büchern oder Erzählungen. Indien, mit einer Fläche von 3.287.590 km² der siebtgrößte Staat der Erde, ist
Heimat von 1,2 Milliarden Einwohnern (Zahl aus dem Jahr 2009). Die Zahlen sind gewaltig, besonders wenn
man in einem kleinen Dorf in Deutschland wohnt.

Ein internationales Assignment hatten wir uns schon lange als Ziel gesetzt. Nun bietet uns die Fa. meines
Mannes die Möglichkeit für 2 Jahre in Bangalore (Bengaluru) zu arbeiten und zu wohnen. Ein wichtige Entscheidung,
die unser Leben verändern wird.

Sollen wir das machen? Mit zwei kleinen Kindern? Ist das nicht gefährlich? Warum denn nach Indien?
Fragen, die wir uns seit den ersten Informationen fast täglich stellen. Aber warum nicht? Die Welt von heute
ist kleiner geworden. Mit den neuen Kommuikationsmitteln würden wir der alten Heimat immer verbunden
bleiben. Der Aufenthalt ist zeitlich begrenzt und das Land bietet unzählige Möglichkeiten. Auf der anderen
Seite stehen Einwände, wie: Kulturschock, Gesundheitsgefährdung, mörderischer Verkehr, ungewöhnliches
Essen, fremde Sprachen, Aufgabe der Wohnung in Deutschland, Heimweh nach Familie und Freunden.

Dennoch sind die Chancen, die sich durch diese zwei Jahre allen Familienmitgliedern bieten größer und die
Risiken lassen sich mit Vorsicht hoffentlich eindämmen. Andere haben das auch geschafft und sind um viele
Erfahrungen reicher wieder zurück gekommen. Warum also nicht? Wenn nicht jetzt, wann dann?

Über unsere Entscheidung, alle weiteren Vorbereitungen und den eventuelle Umzug nach Indien werde ich
hier berichten. Seid also gespannt, genau wie wir es sind…

Sandra (09. Februar 2011)

Straßenszene in Bangalore
Straßenszene in Bangalore