Planet Winter

Wer bis jetzt in dieser Saison den Winter erleben wollte, musste hoch hinaus, gefühlt auf einen anderen Planeten reisen, um ihn zu sehen. Die Schneedecke begann auf etwa 1000 m Höhe nach Winter auszusehen. Sobald ich angekommen war, versprühte diese Landschaft sofort diesen bannenden Zauber, das Knirschen unter den Füßen erinnerte mich an meine Kindheit, welches Kind liebt nicht diese Geräusch beim Laufen auf frischem Schnee. Weiß verschneit lagen die Wiesen und der Wald vor mir, unberührt, nur der Weg zum Gasthaus auf 1260 m zeigte Spuren anderer Lebewesen.

Die Sonne strahlte, ein herrlicher Tag versprach ungetrübte Stunden und zog uns magisch hinaus aus der wohlig warm geheizten Hütte in Tirol. Fotografenherzen schlagen bei diesem Wetter gleich schneller und auch ich wollte diese Lichtstimmung nutzen, um einige Motive festzuhalten. Für mich fühlte es sich an, als ob es solche Winter in Zukunft wohl noch seltener zu erleben geben wird. Spät zog er dieses Jahr ein in den Bergen, die Skigebiete warteten sehnsüchtig auf den Schnee für die Touristen, die das ersehnte Geld für viele Menschen in dieser Region bringen würden. Frisch verschneite Wälder bekomme ich in den letzten Jahren nur in dieser Region vor die Kamera. Die Reise zum Planet Winter ist schon ein Luxus geworden, wenn es vor der eigenen Haustüre diese Naturschauspiele nicht mehr zu bestaunen gibt. Die Erderwärmung macht auch vor Europa keinen Halt, die Sommer viel zu heiß, die Winter spät und kurz. Manchmal viel zu heftig, wie im letzten Jahr, da lag die Hütte nach unserer Abreise unter knapp zwei Metern Schnee begraben.

Zwei Schlitten im Schlepptau machten wir uns auf den Weg und jeder Schritt brachte uns höher hinauf, dem Licht des Tages entgegen. Es waren nur wenige Wanderer unterwegs, die mussten erst vom Tal herauf auf unsere Höhe, um weiterzugehen auf das Almplateau am Langkampfen.

Der Moment, wenn man aus dem Wald tritt und sich der Blick über dieses ganz wundervolle Fleckchen Erde ausbreitet – unbeschreiblich schön. Die Schneedecke weich wie Watte, der Himmel in einem überschwänglichen Blau, Schattenspiele der kahlen Bäume, Stille und eisige Luft. So stelle ich mir Winter vor, ja es ist natürlich sehr kitschig, aber wer braucht diesen Kitsch nicht hin und wieder in seinem Leben?

Nach einer zünftigen Stärkung erkundeten wir das weitläufige Plateau. Tief in den Schnee getrampelte Wege zogen uns in ihren Bann. Im Sommer sind wir hier schon gewandert, im Winter ist es beschwerlicher, aber die Ausblicke um so beeindruckender. Ich konnte mich nicht satt sehen.

Der Winter geht nicht, ohne einen Blick zurückzuwerfen.

Aus Finnland

Ich wünschte die Winter würden wieder so wie in meinen Kindheitstagen sein. Mit knackigem Frost, viel Schnee, Zeit zum Rodeln und Langlauf im Wald. Es wird wohl ein Traum bleiben. Unser Planet wird wärmer, der Winter macht sich rar. Im hinterher zu reisen ist wohl eine Alternative, fühlt sich dennoch nicht so richtig gut an. Genau wie das Skifahren auf künstlich beschneiten Pisten. Einsicht, dass es der Natur nicht gut tut, dieser Wahnsinn an Pistenkilometern, Wasserspeichern für die Schneekanonen, Liftanlagen und viel zu vielen Menschen, die diesen Zirkus befeuern. Auf der anderen Seite sind diese Regionen genau auf diese Einnahmequelle angewiesen und haben noch keine Alternative parat, dieses zu ändern. Die kleineren Skibetriebe, die oft in Familienhand sind, trifft es zu erst, sie liegen zu tief und sind nicht mehr schneesicher, dass es sich lohnen würde zu investieren. Ein Dilemma, was sich früher auf viele Gebiete verteilt hat, stapelt sich jetzt in den großen Skiarenen. Verkehrschaos bei An- und Abreise inklusive.

Auf der Suche nach anderen Motiven erkundete ich die Umgebung mit der Nahlinse. Meditation mit der Kamera beruhigt Seele und Gemüt, Zeit zum Abschalten und Eintauchen in die sonst nicht so spannenden Gegenstände.

Die Hütte ist ein kleines Juwel in den Bergen, ich bin sehr gerne hier und vergesse die Zeit. Freue mich über die Abgeschiedenheit und die gemeinsamen Stunden mit meinen Lieben. In der kleinen Kapelle nebenan bestaune ich jedesmal die göttlichen Altarfiguren, die Malereien an der Decke und dieses Jahr die Eiskristalle auf der Außenmauer.

Machs gut du Zauberort, bewahre deine Schönheit, deine Reinheit und Unschuld. Wir werden uns wiedersehen, ganz bestimmt, ob mit oder ohne Schnee.

Achtung: Fotomontage!