Der Smog ist in der Stadt (mal wieder)!

Nach einer Woche Dauersmog hier in der Stadt, mit Werten über 500 (Obergrenze der Messwerte-App) kam heute etwas Regen und Wind, der die erste dicke Luft vertrieben hat. Viele doch besorgte Familienmitglieder und Freunde fragen sich, wie wir das aushalten und warum wir überhaupt dort sind. Ehrlich gesagt gibt es dafür keine 100% richtige Antwort. Wir ertragen es momentan einfach, haben diese Situationen hier irgendwie auch unterschätzt, denn es bedeutet natürlich einen gewaltigen Einschnitt in die Lebensqualität, wenn man das Haus nicht mehr verlassen sollte und auch das Lüften nur kurz erfolgt, um überhaupt etwas Sauerstoff in die Wohnung zu bekommen. Wir werden es nicht mehr lange ertragen müssen, denn ein Ende hier in China ist absehbar. Ende Juni werden wir das Land verlassen und nach Deutschland zurückkehren. Aber dazu dann später mehr und ausfürhlicher.

Heute geht es um dem ungeliebten Smog, der natürlich auch hier für viel Gesprächsstoff sorgt. Nicht nur die tausende Ausländer, die hier momentan wohnen hadern mit der Situation, auch die Chinesen selbst sind langsam aufgewacht. Bzw. werden nun endlich auch von offizieller Stelle darauf aufmerksam gemacht, das es sich bei der stickigen Luft draußen nicht um Nebel sondern um gesundheitsgefährdenden Smog handelt. Ältere und Kinder sollten möglichst nicht das Haus verlassen, viel laufen trotzdem weiterhin ohne Masken draußen herum. Wir haben mittlerweile 3 verschiedene Modelle zur Auswahl, die Kinder tragen die Masken auch tapfer, wenn wir auf dem Weg zur Schule/Kindergarten sind. Sie sehen schließlich den schwarzen Dreck, der in den weißen Filtern schon nach einer halben Stunde draußen sichtbar wird. Laut Berichten ausländischer Medien gibt es Anfänge von stummen Protest in Peking, mehrere Statuen im öffentlichen Raum tragen wohl jetzt auch Atemmasken, um auf die schlimme Situation aufmerksam zu machen. Irgendwie kommt es uns vor, als wenn hier wieder die ganze Pekinger Regierung ausgeflogen ist und die Warnstufe orange (und nicht rot, die Fahrverbot und Fabrikschließungen bedeutet hätte) nach dem Wetterbericht extrem lange hinausgezogen wurde. Mit dem Regen und dem wenigen Wind sind die Werte heute Abend etwas gefallen und da die Chinesen noch immer ein anderes Messsystem anwenden (die Belastung ist dort immer geringer, als die der Meßstation an der amerikanischen Botschaft), wird es wohl auch in Zukunft kein rot hier geben. Vernünfitg wäre es allerdings, das Land für ein paar Tage zum Stillstand zu bringen. Da nützen die besten Notfallpläne nichts, wenn sie nicht umgesetzt werden.
Privat arrangieren wir uns nun mit der Lage, die Luftfilter in der Wohnung laufen sowieso die meiste Zeit, jetzt eben auf Stufe 2. Fenster öffnen wir max. 5 Minuten zweimal am Tag, der Smog zieht sonst zu sehr in die Wohnung. Draußen bewegen wir uns nur für das Notwendigste, Kinder wegbringen, Einkaufen von Lebensmittels. Auch das Auto bleibt dann stehen, außer Steffen muss ins Büro. Es bleibt viel Zeit für liegengebliebene Dinge, backen oder eben hier schreiben. Wir werden die frische Luft, die in Deutschland herrscht nach unseren Erfahrungen hier ganz anders zu schätzen wissen. Auch dort wird momentan über die Lage hier berichtet, gut so:
http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/smog-in-peking-feinstaub-und-luftverschmutzung-in-china-a-955714.html

Smog
Ein Foto von Mittwoch, 26.02.2014, Blick aus dem 15. Stock unseres Wohnhauses
Smog1
Einer meiner Masken, die aber nur für ganz kurze Strecken trage, da sie eher nicht für den Feinstaub geeignet ist.
Verkehr
Dicke Luft, aber der Verkehr rollt auch bei Warnstufe orange durch die Stadt.
Spielen
5 Minuten Spielzeit, mehr ist nicht drin, auch nicht mit Maske.
Masken
Viele Chinesen tragen jetzt auch Masken.
Autos
Nach Tagen im Smog verwandeln sich die Autos in wahre Dreckschleudern.
Verkauf
Wer will da schon Obst vom Straßenstand kaufen?
Sturm
Hoffen wir auf den nächsten Sturm aus der Mongolei, der diesen Smog auflöst.