Die Gärtner und andere Tücken

Die Schlange war Schuld! Jetzt mussten alle Pflanzen, Büsche und Sträucher in den Vorgärten unseres Wohngebietes auf schlangenfreundliches Suchmaß zurückgeschnitten werden. „Ich wollte dir nur sagen, die Gärtner haben gerade alle deine Pflanzen abgeschnitten, nicht das du einen Herzinfarkt bekommst, wenn du nach Hause kommst“ sagte Steffen am Telefon. Er sollte Recht haben! Unglaublich, was die sich hier einfach so erlauben. Da wird munter im Vorgarten drauflosgeschnippelt ohne Vorwarnung. Nicht nur die Büsche werden abrasiert, auch die Passionfruchtpflanze, die sich gerade schön bis zum Dach gekringelt hatte, die Rosen, einfach Kahlschlag. Steffens Intervention bei den Gärtnern und dem Manager löste nur das typisch indische Kopfschütteln aus. Hektisch wurden dann neue kleine Pflanzen wieder eingesetzt. Auch wenn diese wohl nach ein paar Monaten wieder das normale Bild herstellen, ärgerlich ist es trotzdem. Das sollte sich mal jemand in Deutschland getrauen, der würde wahrscheinlich gleich eine Schadensersatzklage an den Hals kriegen.

Vorgarten
Kahlschlag im Vorgarten

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Meine Freundin erlitt dann wirklich fast einen Herzinfarkt, als sie in ihrem Garten diese tote Ratte ohne Kopf fand. Die hatte wohl ein Adler im Überflug verloren. Zum Glück spielten ihre Kinder gerade nicht im Garten und haben das Vieh nicht auf den Kopf bekommen.

Ratte
Auch kein schöner Anblick auf dem Rasen.

Wir kämpfen uns inzwischen weiter durch die bürokratischen Hürden unseres neuen China-Abenteuers. Viele Informationen, neue Formulare, Telefonate mit der ganzen Welt (Ungarn, Phillipinen, Tschechien, Deutschland, China), Arztbesuche und unzählige Stunden am Rechner. Jetzt sind die Flüge gebucht, am 10.11. starten wir zu unserem look and see trip nach Beijing. Dort hoffen wir ein neues zu Hause und die Schule/Kindergarten für die nächsten Jahre zu finden. Heute wurden die Mädchen mit Winterjacken eingekleidet, die wir dann doch noch gefunden haben. Bei Außentemperaturen von meistens über 20° braucht kein Mensch wirklich dicke Daunenjacken. Und die ständig warmen Tage hier lassen einen das Jahrezeitgefühl komplett verlieren. Unsere letzten 9 Wochen in Indien liegen vor uns. Wenn die Visaprozesse ordentlich durchlaufen sind wir noch vor Weihnachten weg hier. Das Haus ist zum 31.12. gekündigt und wir würden gern Weihnachten in Deutschland feiern.

Winter
Im Hochsommer Winterjacken kaufen.

Inzwischen erreichen mich jeden Tag neue „tolle“ Botschaften, wie der Umzug nach China funktioniert. Nicht nur medizinische Untersuchungen in einem staatlichen indischen Krankenhaus (da will keiner freiwillig hin!) sind erforderlich. Verboten ist z.B. die Einfuhr von Möbeln, großen Bildern, sämtlichen Lebensmitteln (Gewürze, Tee, auch original verpackte), Medikamenten und Buddhastatuen. Mal sehen ob wir es schaffen alles aufzuessen ansonsten werden sich unsere Freunde hier auf Lebensmittelspenden freuen können. Die wenigen Möblestücke und Bilder, die wir als Erinnerung an unsere Zeit hier in Indien angeschafft haben müssen irgendwie nach Deutschland verschifft werden. Da heißt es erstmal Angebote einholen. Das große Sortieren werde ich wohl ab nächster Woche starten. Mal sehen, ob wir auch noch die Liste alles Bücher, DVD’s und CD’s erstellen müssen, die manche chinesische Städte verlangen.

Es geht mal wieder los

Seit dieser Woche ist es also offiziell im IBM-System, dass wir nach China umziehen. Jetzt läuft die ganze Maschinerie richtig an und es erwarten uns wieder jede Menge organisatorische Aufgaben. Zum Glück sind viele der Daten und Dokumente von uns bereits im System vorhanden, denn die mussten wir ja letztes Jahr alle schon einreichen. Aber auch für China wird es wieder jede Menge Papierkram geben neben anderen wichtigen Dingen, wie z.B. spezielle medizinische Checkups. So muss jeder, der länger als ein Jahr in China leben möchte einen aktuellen HIV-Test vorlegen, eine Röntgenaufnahme der Lunge und ein EKG. Ich bin gespannt, ob das auch für die Kinder gibt, aber wahrscheinlich wird es so kommen. Heute haben wir aktuelle Passfotos machen lassen, die für alle anstehenden Formalitäten wie z.B. Visa- und Schulanträge notwendig sind. Gibt es hier in Indien sehr günstig, da kosten dann z.B. 84 Stück nur etwas über 10 Euro. Der nächste Schritt wird jetzt die Planung unseres Look & See Trips nach Beijing sein. Wir versuchen diesen auf die Diwalizeit hier in Indien (12. bis 14. November) zu legen. Dann sind Schulferien und hier beginnt sowieso die Feuerwerksschlacht in der Stadt. Voriges Jahr sind wir in die Berge um Munnar geflüchtet, denn im Gegensatz zum deutschen Silvesterabend ist das hier Wahnsinn. Da wird eine Woche geböllert was geht und selbst hier im Wohngebiet gibt es viele fanatische Zündler, die einem die Nachtruhe erschweren. Mal sehen ob es klappt und wenn nicht haben wir dann gleich eine gute Vorbereitung für das kommende chinesische Neujahrsfest. Darüber habe ich auch schon nette Berichte gelesen, da geht es dann einen ganzen Monat rund. Die erste Literatur zur Einstimmung auf unser Abenteuer ist bereits auf dem Weg hierher. Dank der netten Arbeitskollegen klappt es immer mit einer druckfrischen Amazonlieferung.

Post
Post aus Deutschland

Aber auch die indische Post gibt sich Mühe. Es dauert zwar etwas länger als man gewohnt ist und der Zoll hat ebenfalls immer seine Finger mit im Spiel, dennoch scheint es mit der Snailmail von Deutschland aus zu funtkionieren. So kam die bereits lang ersehnte Mützenlieferung von Oma Dorli nach genau 17 Tagen hier bei uns an. Der Postbote kommt dann auch stilgerecht wie im Märchen mit Uniform und einem uralten Fahrrad beladen schwer mit Post. Nach einer zu leistenden Unterschrift über den Erhalt der wichtigen Sendung konnten wir die neuen Mützen gleich ausprobieren.

Kids
Neue Mützen braucht man in China!

Nicht genug der Aufregung in dieser Woche. Seit Donnerstag trieb hier in der Nachbarschaft eine Schlange ihr Unwesen. Einige der Nachbarn hatten das very long and dangerous looking snake bereits mehrfach gesichtet. Gerüchte, es sei eine Kobra machten ebenfalls die Runde. Am Freitag klingelte dann einer der Fahrer bei uns, die Schlange wäre gerade in unserem Vorgarten in den Büschen verschwunden. Genaues Nachschauen meinerseits führte zu nichts. Auch die herbeigerufenen Gärtner und die Security konnten das Reptil trotz intensiver Suche ausgerüstet mit einem langen Stock nirgends entdecken.

Suche
Schlangensuche in unserem Vorgarten
Zuschauer
Ella schaut aus sicherer Entfernung der Lagebesprechung zu.

Da die Schlange nicht gefunden wurde konnten wir erstmal nichts weiteres unternehmen außer Fenster und Türen geschlossen zu halten und ein Gartenbetretungsverbot für unsere Kinder aussprechen. Auch die Nachbarskinder, die gern unsere Schaukel benutzen wurden vorgewarnt. Die Inder hier sind jedenfalls alle sehr ängstlich und selbst Butter, unsere indische Katze scheint nicht auf Schlangensalat zu stehen. Sie wählte jetzt den Ausgang über unsere Dachterasse.
Heute morgen herrschte dann große Aufregung im Fahrerlager und die Erfolgsnachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Die Schlange ist gefangen, vorerst in einer Außentoilette zwei Häuser weiter die Straße hoch. Wir also die Kamera geschnappt um das Exemplar in Augenschein zu nehmen. Eine Kobra war es dann wohl doch nicht und die Fahrer wußten ebenfalls nicht, was für ein Schlangentyp sich jetzt im Klo befindet. Steffen wollte das Tier sehen, also stellte sich einer der Fahrer zur Verfügung, um die Tür zu öffnen. Nicht ohne einen langen Stock in der Hand. Die anderen ängstlichen Fahrer brachten sich auf der Gartenmauer in Sicherheit. Nur unsere Familie stand mit Kamera und Kindern direkt vor dem Klo, wohlbemerkt einem sehr dreckigen indischem Klo. Die arme Schlange wahr vom Duft darin wohl schon ganz benebelt, sie bewegte sich sehr langsam, als wir die Tür aufmachten. Lang war sie aber wirklich. Wer sich den Anblick ersparen möchte, schließt kurz die Augen scrollt einfach ein bisschen weiter.

Schlange
Die Schlange im Klo gefangen.

Ein Schlangenfänger wurde gerufen und nach unserer Passfotoaktion war die Schlange bereits im Sack eingefangen. Das Einfangen hatten wir damit verpasst, aber ich bin sicher unser Fahrer kann uns am Montag die ganze Story erzählen. Ist bestimmt noch eine Woche lang Gesprächsthema hier. Der Fänger versprach diese sog. Ratsnake nicht zu töten sondern im Wald außerhalb wieder auszusetzen. Sie wäre wohl nicht giftig, allerdings sehr schnell, sie essen gern Squirrels und können bis zu 3 m lang werden. Jetzt wissen wir auch, warum in den letzten Tagen die Squirrels hier im Wohngebiet so heftige Alarmgeräusche von sich gegeben haben. Gute Schlangenvorwarner also.

Gefangewn
Gefangen im kleinen roten Stoffbeutel zieht der Schlangenfänger mit seiner Beute ab.

Endlich haben wir auch eine persönliche Schlangengeschichte aus Indien zu erzählen. :-)

Ganesha geht zu Ende – Teil 2

Anfahrt
Transport des Ganesha zum See.

Nachdem die Familie / das Dorf seinen Ganesha erworben hat wird ein Transport organisiert, der das gute Stück zum nächstgelegenen See oder Fluss schafft. Denn nur wenn der Gott Ganesha im Wasser wieder in seine Bestandteile (Ton, Lehm, Papier) zerfällt, kann er im nächsten Jahr wiederkommen. In ganz Bangalore werden demzufolge ca. 100.000 Ganeshas ins Wasser geworfen. Ist kein See oder Fluß in der Nähe dient auch schon mal ein Wassereimer zum sogenannten Dipping. Diese Woche wurden in sämtlichen Gewässern Bangalores erhöhte PH Werte gemessen. Aber das wundert mich nicht, nachdem ich miterleben konnte, wieviele dieser bemalten Figuren an nur einem der offiziellen Plätze im Wasser landeten. Dieser Ganesha auf dem LKW ist schon eine etwas größere Ausfertigung. Daher sind auch viele Helfer erforderlich, die alle mitfahren. Man beachte den Herren links auf dem Wagen mit der langen Holzstange, diese wird zum Anheben der manchmal etwas tief hängenden Stromleitungen benutzt. Auch der Herr rechts hat wieder einen sehr schönen Platz gefunden (mit Aussicht).

Ankunft
Ankunft am Sankey Tank Bangalore.

Die Ganeshaverehrer erreichen den See. Es werden sofort Freudentänze um das Fahrzeug veranstaltet. Einige haben auch Tröten oder Trommeln mitgebracht, um das ganze musikalisch zu untermauern. Richtige Helden entzünden sogar ein Feuerwerk direkt auf der Straße.

Sankey Tank
Sankey Tank Bangalore
Wassermann
Die Wassermänner in Aktion

Wir machten uns zu dritt ausgerüstet mit unseren Kameras zum sogannten Sankey Tank in Bangalore auf. Der Freitag nach dem Ganeshageburtstag erschien uns vielversprechend. Nicht zu überlaufen und doch schon was los. In den frühen Abendstunden erreichten wir den vom eigentlich großen See abgetrennten Bereich, der als offizielle Stelle zum Ganesha Versenken freigegeben ist. Es dauerte auch nicht lange und die ersten Leute kamen mit ihren Ganeshas dort an. Zu Fuß, per Motorrad, in der Riksha oder Auto bzw. im LKW wurden die Gottheiten vorgefahren. Das Wasserbecken war bereits gefüllt mit bräunlicher Brühe und ringsherum abgezäunt. Mehrere Öffnungen dienten dann als Abgabeplatz. Dort stehen Helfer, die für ein kleines Entgelt die Zeremonie des Untertauchens übernehmen. Nicht jeder darf das selbst machen, nachdem schon viele Inder in den letzten Jahren dabei ertrunken sind, denn die meisten können nicht schwimmen. Auch ein Tretboot ist im Einsatz, um nicht ganz unter gegangene Ganeshas tiefer zu tauchen oder alte wieder herauszuholen, um Platz für die neuen zu machen.

Tragen
Stolzer Ganesha-Träger

Stolz tragen die Leute ihren geschmückten Ganesha zum Sankey Tank.

Puja
Puja für die Götter
Maedchen
Im Licht der Kerzen.

Bevor der Ganesha zu Wasser gelassen wird erfolgt eine ausführliche Puja. Diese Zeremonie wird grundsätzlich gemacht und ist ein alltägliches Ritual. Nicht nur bei solchen Anlässen, sondern z.B. auch bei Fahrzeugen (1x im Jahr), beim Einzug ins neue Haus, bei Namensgebung von Babys, vor Reisen, bei anderen heiligen Feiertagen, die Liste lässt sich beliebig lang fortsetzen. Inder machen einfach immer und überall Puja, denn es gibt viele Götter und Anlässe dafür.

Gauwri
Gauri – die Mutter von Ganesha

Auch Gauri, die Mutter Ganeshas wird an diesem Tag verehrt und bekommt ebenfalls eine Puja verpasst.

Täufer
Kurz vor der Taufe.
Tauchen
Jetzt geht’s los.

Eigentlich recht unspektakulär verläuft dann das Eintauchen. Die Helfer gehen mit der Gottheit in ca. knietiefes Wasser und tauchen diese ein oder zweimal unter genauer Beobachtung der Eigentümer ins Wasser ein bevor sie die Figur ganz loslassen und diese in der braunen Brühe verschwindet. Aber es muss ja schließlich ein bisschen würdevoll ablaufen, da ist wohl ein Hineinwerfen nicht die richtige Art und Weise.

Schmuck
Bunt geschmückt mit glücklichen Besitzern.
Big
Bei den großen Figuren braucht es ein paar mehr Hände.
Freude
Große Freude nach der gelungenen Aktion.
Ende
Geschafft, ein letztes Gebet.

Nach der Tauchaktion nimmt der Helfer etwas Wasser aus dem See und wirft es über die Eigentümer des gerade versenkten Ganeshas. Andere (meistens Gruppen) feiern fröhlich und ziehen mit Gesang und Musik wieder ab. Einige der Teilnehmer hatten wohl schon vorab mit Alkohol ein bisschen für Stimmung gesorgt. Es blieb aber friedlich und wir fühlten uns nie unsicher dort, was wohl auch an dem großen Aufgebot an Polizei lag, die den Platz bewachten.

Familie
Familienausflug

Für die meisten ist es ein Familienausflug für einen besonderen Tag. Es gibt auch Essen, welches innerhalb der Familie verteilt wird und selbst die bettelnden Straßenkinder mussten in diesen Tagen nie hungrig ins Bett gehen.

Musik
Traditionelle indische Musik begleitet die Szenerie.

Ein spannendes Erlebnis für uns auf alle Fälle.

Hilfe – indischer Wertstoffhof!

Center
Indischer Wertstoffhof in unserem Compound.

Nach knapp 14 Monaten hier in Indien holt uns der SCHRECKEN WERTSTOFFHOF wieder ein. Wie froh waren wir, das wir nicht mehr jeden zweiten Samstag zum geliebten Wertstoffhof in Altdorf fahren mussten, um dort in unzähligen Containern jeden Schnipsel Müll einzel abzugeben. Ich bin kein Feind des Recyclings, aber manchmal nervte es mich schon. Hier in Indien wird üblicherweise der Müll auf der Straße entsorgt und dort an Ort und Stelle verbrannt. Auch nicht die richtige Lösung, klar. Eine funktionierende Müllabfuhr gibt es nur für ausgewählten Wohngebieten. Der Müll wird dann dort abtransportiert und an vielen Stellen in der Stadt abgeladen, um dort von Leuten sortiert zu werden. Ich bedauere diese Menschen immer besonder sehr, wie die in diesem stinkendem Dreck waten und Plastik, Papier oder andere verwertbare Stoffe rausklauben, ohne Mundschutz, ohne Handschuhe. Einfach nur widerlich. Der Müll auf den Straßen wird ebenfalls von vielen sogenannten Müllsammlern durchsucht, die sich jeweils auf Papier oder Plastik spezialisiert haben. Mit übervoll beladenen Fahrrädern bringen sie die gesammelten Stoffe zu kleinen Buden, wo sie dafür ein paar Rupees erhalten. Rauchende Müllberge gehören hier eigentlich zum Alltag. Seit wir hier wohnen trennen wir unseren Müll. Plastik, Flaschen, Papier, Metall alles wurde zweimal die Woche zusammen in einer Tüte von den Müllfrauen hier im Compound direkt am Haus abgeholt. Für den Restmüll gab es ebenfalls eine Tonne.

Tafel
Infotafeln zieren das Stadtbild. Strafe für nicht ordnungsgemäßes Recycling: 100 Rs (1,50 €).

Seit dem 01. Oktober gilt nun ein striktes Recyclinggebot in der Stadt. Da sich die Bauern vom Lande den auf ihren Feldern entsorgten Stadtmüll nicht mehr gefallen ließen dachte sich die Regierung jetzt eine Mülltrennung aus. Vom Prinzip her sehr gut, endlich wird etwas gegen den Müllwahnsinn in der Stadt unternommen. Aber wer Indien kennt, weiß, dass diese Aktion wieder einmal ohne Plan und nicht richtig durchdacht ist. Eine Müllabfuhr gibt es weiterhin nicht. Müllverbrennungsanlagen sind keine vorhanden. Wo der gut sortierte Müll dann hinkommt? Keine Ahnung. Bei Strafe von 100 Rs muss jetzt alles getrennt werden. Dafür wurden bereits Tafeln aufgestellt und bei uns im Wohngebiet Zettel verteilt. Darauf wird erklärt, dass es praktisch keinen Restmüll mehr gibt. Alles muss getrennt werden, selbst der gebrauchte Kaffeefilter gilt als Papier, das nasse Küchenkrepp ebenfalls. Damenhygieneartikel müssen in Zeitungspapier gewickelt den Mülldamen überreicht werden! Sämtlicher Plastik, Tertapacks und Flaschen sollen gespült in die dafür bereitgestellten Tonnen entsorgt werden. Jeden Tag zwischen 08:30 und 09:30 wird dann der sog. Kitchenwaste (also Küchenabfälle) eingesammelt. Aber wehe es findet sich darin ein Krümelchen Papier oder Plastik. Für was es allerdings eine Biotonne und eine Küchenmülltonne gibt verstehe ich nicht. Wahrscheinlich bekommen die Kühe jetzt Trennkost, erst die Küchenabfälle und dann die Gartenabfälle. Ich kann mir nämlich nichts anderes vorstellen, als das dieser Müll an irgendeiner Stelle den Kühen zum Fressen hingeworfen wird. So hielten wir es nämlich bereits die letzten Monate, unsere Küchenabfälle nimmt meistens der Fahrer mit und gibt sie unterwegs einem hungrigen Tier.

Der Spaß fing dann heute an, als ich meinen 3 Tage alten Restmüll an die Damen vom Müllteam übergeben wollte. Darin befanden sich in Küchenkrepp eingewicktele Gemüsereste, Jogurtbecher (die Steffen auch gern mal in den Restmüll schmeiß, statt in den Plastik), Teebeutel, Essensreste, eben alles was sich in 3 Tagen so ansammelt in einem Haushalt. Den Zettel für die Mülltrennung hatten wir aber erst gestern erhalten. Keine Chance, den Müll nehmen wir nicht, das muss alles sortiert werden, meinte die Dame dann in einem Misch-Masch aus Englisch, Hindi und Handzeichen. Ich weigerte mich, diesen Dreck zu sortieren und ließ die Tüte erstmal vor dem Haus liegen. Ein weiteres Problem mit Küchenabfällen sind die vielen Ameisen und andere Krabbeltiere, die sich sofort über alles Essbare hermachen. Tüten mit Essensreste vor dem Haus zu lagern ist hier keine gute Idee, denn nicht nur Ameisen auch Ratten und Katzen sind schnell vor Ort. Unser Fahrer kam dann gegen später und schmunzelte über diese Story. Er meinte bei ihnen im Wohngebiet gibt es noch keine Mülltrennung. Also nimmt er die Tüte mit und entsorgt sie dort.

Heute haben wir uns dann drei große Tüten zum Trennen im Haus besorgt. Die bei uns im Wohngebiet waren natürlich bereits alle. Morgen wird dann Sonia in die hohe Kunst der Mülltrennung eingewiesen. Ich bin gespannt, wie lange sie hier im Wohngebiet und die Regierung durchhalten. Auf dem Weg zu unseren Freunden konnten wir uns dann wieder an den vielen Müllbergen entlang des Weges erfreuen. Es wäre bereits ein Fortschritt gewesen, eine normale Mülltrennung über die ganze Stadt zu organisieren und die Verbrennungsaktionen zu unterbinden. Jetzt mit punktuellen Wahnsinns-Recycling-Aktionen dem Müllproblem Herr zu werden erscheint mir wie ein guter Streich aus Schilda. Aber vielleicht gibt es dann demnächst wieder einen Streik. So wie letztens als über das Wasserproblem oder die gestiegenen Benzinpreise oder Erhöhung von Gehältern der Busfahrer gestreikt wurde.

Muellsammler
Auf dem Weg zum Papierhändler.
Feuer
Vor den Türen des Wohngebiets wird fleißig Müll verbrannt.
Muell
Müllberg Nr. 1
Muell_2
Müllberg Nr. 2
Muell_3
Müllberg Nr. 3
Muell_4
Müllberg Nr. 4