Esskultur

Das Leben ist ein Versuch, die Leere zu füllen.

Die meisten tun es mit Essen, was redlicher ist als mit Geschwätz.

Arthur de Gobineaum (1816 – 1882)

Wie schwer es für sehr viele der Bewohner von Singapur im Lockdown gewesen sein muss, merke ich, wenn ich die Hawkercenter besuche. Schon am frühen Morgen herrscht Betriebsamkeit, die bis zur Mittagszeit ihren Höhepunkt erreicht. Hat die öffentliche Kantine länger geöffnet geht das Schlemmen bis in die späte Nacht weiter. Ab 11 Uhr gibt es auch ab und an ein erstes Bier und die Geselligkeit wird auch in Zeiten von Corona gepflegt. Hauptsache es sitzen nicht mehr als 5 Personen zusammen und die abgesperrten Plätze werden nicht benutzt. Viele kommen wohl jeden Tag und manche sicher auch für mehrere Mahlzeiten in eines der ca. 140 Hawkercenter in Singapur. Hier trifft man die Nachbarn, hier verabredet man sich mit Freunden oder geht mit der Familie zum Essen. Jeder kann sich an einem der vielen Stände seine Lieblingsspeisen und Getränke aussuchen. Die Gerichte sind günstig und viele davon auch nach meinen Geschmack. Nur das Grass-Jelly-Dessert, die Bohnenpaste und manches süße Fleisch mag ich nicht besonders.

Draußen mit Maske
Beim Essen ohne Maske

Immer fallen mir die alten Leute auf, die hier zum Essen kommen oder nur, um vielleicht nicht allein zu Hause sitzen zu müssen. Ein erstaunliche Anzahl arbeitet bis ins hohe Alter in den Hawkercentern. Manche haben noch selbst eine kleine Küche oder einen Backshop, die Mehrheit verdient sich wohl ein Zubrot als Tischabräumer hier. Trotz der schweren Arbeit lächeln viele und fühlen sich in ihrem Alter wohl noch gebraucht. Die Renten sind meistens nicht sehr hoch, gerade für die Frauen. In den kleinen Küchen sehe ich wenig junge Leute, die meisten werden ihren Lebensunterhalt wohl auf andere Weise verdienen wollen, als Tag ein Tag aus an so einem heißen Arbeitsplatz zu stehen. Die blauen Haare der jungen Frau mit tätowierten Armen zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Sie schien glücklich zu sein und freute sich über jeden Gast, der eine Suppe bei ihr kaufte.

Im Blickfeld
Fußballfan
Mut zu Mode
Vertieft ins Kochen
Kein Hass heute bitte.
Ausgebraut. Heute kein Bier.
Geschäftsfrau

Was doch die Großen alles essen!
Gar Vogelnester, eins zehn Taler wert.

Was? Nester? Hab‘ ich doch gehört,
Daß manche Land und Leute fressen.

Kann sein! kann sein, Gevattersmann!
Bei Nestern fingen die einst an.

Gotthold Ephraim Lessing (1729 – 1781)

Allerlei Getier und Gewächs bestaunte ich im Kellergeschoss. Düfte aller Sorten stiegen mir in die Nase, ein Fest für alle Sinne, wer es erträgt. Ja es werden lebende Tiere verkauft, was ich nicht gut heiße, die Frösche sollten lieber im Teich quaken statt hinter Gitterstäben aus mitleidvollen Glubschaugen zu starren. Auch die getrockneten Tiere finde ich seltsam. Fischköpfe, Tüten voller Minisardellen, ein Berg getrockneter Tintenfische. Gibt alles Geschmack an die Suppe, Kräuter aber eben auch. Vegetarier brauchen starke Nerven hier unten, die Gemüseabteilung wahrscheinlich eine bessere Alternative. Ingwer mit Blüten daran habe ich noch nie gesehen. Die Asiaten lieben Bitterstoffe wegen der Gesundheit, ich eher nicht. Beim Gewürzhändler kaufe ich eine Mischung für Gemüsecurry, organic versteht sich. Schmeckt übrigens ganz wunderbar.

Pause
Frische Fische
Zwiebelkönigin
Ei Ei Ei
Beobachter
Ausgetrocknet

Ich bin gerne auf dem Markt unterwegs, die Menschen hier im Chinatown Center waren aller sehr aufgeschlossen. Ein Glück kann fast jeder Englisch und es ist einfach zu kommunizieren. Manchmal reichen auch Blicke und Gesten. Momentan empfinde das Masketragen ein bisschen als Barriere und hoffe, dass wir bald wieder barrierefrei durch Singapur streifen dürfen. Zumindest eine Person zauberte den wenigen Kindern ein Lächeln ins Gesicht und den Erwachsenen vielleicht ein Schmunzeln. Bisher ist mir noch niemand über den Weg gelaufen, der ähnlich lustig mit der Maskenpflicht umgeht. Schade eigentlich.

Wirrwarr mit Glanz
Wurst oder Fisch?
Suppeneinlage oder Snack
Der IKEA Mann
Bananen immer vorrätig

Manchmal hilft einem König Zufall zu einem Foto. Die bemalte Wand mit Tigermotiv verlangte nach einer passenden Person, als dieser Herr um die Ecke bog. Reich an Humor und laut Aussage Christ. Seine amerikanische Freundin sah wie ein Fotomodel aus dem Internet aus, flunkern kann er. Auf dem Weg zurück streiften mich weitere Eindrücke, diese Ecke muss ich definitiv noch einmal aufsuchen. Und dann bringe ich Hunger mit.

Christ, Fußballfan, Paradiesvogel
Halloween naht
Geschäftsaufgabe in COVID Zeiten
Zwischen Ware versteckt
Perfekte Lotushaltung
Warten auf Kundschaft
Wandmalerei