Kurioses aus dem Reich der Mitte

Zum Einstieg empfehle ich heute zuerst den Blogeintrag „Mysterien von Mittelerde“ auf http://5intheworld.de/, einem Fotofreund hier aus Peking, der sich dem Thema Kuriositäten bereits in lustiger Weise angenähert hat. Dazu möchte ich folgendes anfügen:

Magnolia
3 Damen unter Magnolien

Der Frühling erreicht Peking und die Menschen treibt es ins Freie. Auch in den Bergen des Mangshan Gebirges konnte man am Wochenende die Sommerfrischler entdecken. Diese 3 Damen hatten sich extra schick gemacht für die bevorstehende Bergtour und possierten vor dem anstrengenden Aufstieg noch für ein Erinnerungsfoto unter dem Magnolienbaum. Das bringt wie alles in China Glück und hilf den Rückweg vom Berg hinunter auch sicher wieder zu finden. Populär in diesem Jahr besonders Pastelltöne und Sneakers.

Sneakers
Neon oder Pastell?

Auch beim Thema Auto bekennen die Pekinger jetz Farbe, und zwar Frühlingsfarbe, Neon ist sehr beliebt und wie hier bei diesem Exemplar ein echter „Eyecatcher“. Wer sein Auto liebt gönnt ihm dann noch in Herzform verzierte Rückleuchten. Auch wenn der Valentinstag schon eine Weile zurück liegt, vielleich kann man so seiner Herzensdame imponieren.

Neoncar
Schrill fährt besser.

Wie jedes Jahr um diese Zeit werden im ganzen Land die Blumenköniginnen gekürt. Diese schon etwas betagtere Dame aus einer entlegenen Provinz erstritt sich diesmal den Titel und durfte zur Belohnung in die Hauptstadt reisen, um sich die Ehrenkrone in Plastikblumenformat persönlich im Yuyuantanpark abzuholen. Völlig erledigt von den Strapazen der Reise und den Eindrücken in der Stadt wartet sie nun an der größten Busstation auf die Rückreise. Mit dabei ihre Enkeltochter, die schon ganz aufgeregt die Nachbarn über die Rückkehr informiert und der genervte Neffe, der sich viel lieber das Nachtleben der Metropole erkundet hätte als ein paar Stunden durch den Park zu schlendern.

Oma mit Kranz
Völlig erledigt.

Die chinesische Regierung lockert die 1-Kind-Politik. Erste Anzeichen konnten wir am Wochenende selbst beobachten, ein Großelternpaar mit 2 Kindern. Sehr selten, aber natürlich könnte es sich auch um einen Sohn/Tochter der Nachbarin handeln oder die Großeltern haben selbst 2 Kinder (auf dem Land ist die Kontrolle oft nicht so streng) und in Folge nun zwei Enkelkinder. Egal, die Kinder mussten zur Auslüftung auf eine der am Stadtrand liegenden Erdbeerplantagen, um günstiges Obst zu beschaffen. Da das Mädchen nicht so weite Strecken laufen kann, wird es kurzerhand mit einem Schal auf den „Kartollenmercedes“ festgebunden, einen Buggy können sich nur die reichen Familien leisten. Für die Rückreise sieht es dann allerdings schlecht aus, wenn der Wagen voller Erdbeeren ist, muss die Kleine wohl doch laufen.

Kinder
Wenn die Großeltern mit den Enkeln unterwegs sind.

Bevor sich der Pekinger ins Abenteuer Camping stürzt und sich eine kostspielige Zeltausrüstung zulegt, testet er das neue Hobby einfach vor der Haustüre. Nicht nur die beliebten Sofas und Sessel in den Hutongs sorgen für ein Leben auf der Straße, auch das Schlafen unter „Sternenhimmel“ (wenn mal kein Smog ist) will geübt sein. Eine Matratze auf das Fahrrad mit passendem Anhänger und schon lässt es sich gemütlich ausspannen. Nett, wenn die Freunde gleich für eine Spielerunde mitkommen, so lässt sich die Zeit bis zum Einbruch der Dunkelheit gut vertreiben.

Schlafen
Probecamping in der Stadt

Immerwieder hört man, das die Straflager in China abgeschafft werden sollen. Um den „Widersachern“ dennoch eine gerechte Strafe aufbrummen zu können, kamen die Behörden nun auf eine andere Idee. Viele neu errichtete aber noch nicht eröffnete Gebäude, wie z.B. diese Shopping-Mall bedürfen der Bewachung, um Vandalismus und Diebstahl Einhalt zu gebieten. Die Verurteilten müssen nun Ein- und Ausgänge dieser Gebäude bewachen, oft stundenlang und in praller Sonne. Um auf die Strafmaßnahmen aufmerksam zu machen, werden vor den Personen große Schilder aufgestelle, auf denen die Vergehen aufgelistet sind, zur Abschreckung der Anderen.

Mall
Ein Schild wird bewacht – oder doch der Eingang ins Reich der Finsternis?

Teil 2 folgt demnächst. ;-)

Kanerval, Kunst & Kitsch und Kältestop

Eisbär
Frühjahrsmüdigkeit?

Chinesen kennen glaube ich keine Frühjahrsmüdigkeit, sie gähnen zwar auch gern und unser Fahrer kann ebenfalls zu jeder Tageszeit ein kleines Schläfchen einlegen, aber ansonsten sind sie ein ganz aufgwecktes Völkchen. Gerade was die morgendlichen Spaziergänger und sportlichen Rentner angeht. Da werden wir sicher bald wieder zu recht früher Stunde geweckt werden, wenn sie in Scharen am kleinen Kanal ihre Morgenrunde drehen und dabei singen, ihren Frühlingsschrei loslassen oder in die Hände klatschen.

Styling
Die Sonne lockt nach draußen.

Mit der Sonne kommt auch die Wärme zurück nach Peking, die meisten Wohnblocks haben schon die staatlich verordnete Sommerzeit, was bedeutet: Heizung aus! Bei uns wird es wohl auch spätestens zum 01. April so sein, aber eigentlich braucht man die schon jetzt nicht mehr. Mit dem Frühling oder fast schon Sommer verhält es sich in Peking ähnlich wie mit der Heizung, es wird einfach der Schalter umgelegt. Spätestens in 3 Wochen werden wir wohl die Flipflops rausholen können, weil es schön warm wird. Uns zieht es bei diesem Wetter natürlich auch vor die Tür und die Kinder freuen sich, wenn es auf dem Spielplatz mal nicht mehr so eisig windet und sie nach der Schule draußen spielen können. Auch das Eis schmeckt dann natürlich viel besser. Zum Fasching wurde im Kindergarten am Rosenmonag gefeiert und in der British School durften sich die Kinder zum Ende der Bücherwoche als Buchhelden verkleiden, was ja auch ein bisschen wie Fasching ist.

Ella
Ella als Pippi Langstrumpf.

Lotte
Unschwer zu Erraten – Buchcharakter auf dem Jahr 1919

Auch mit der Fotogruppe macht das Erkunden der Stadt bei schönem Wetter viel mehr Spaß und wir werden immer größer. Zum Termin auf einen der Antikmärkte sammelten sich 12 Fotobegeisterte, die sich auf dem Mark nicht nur mit Motiven eindeckten. Zwischen Kitsch und Kunst konnte eigentlich jeder etwas entdecken und nach harten Verhandlungen auch in den Händen halten. Immer wieder gut, wenn man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen kann.

Antikmarkt
Ende einer netten Tour

Plakat
Mao stört es nicht als Wanddekoration herzuhalten.
Glaube
Ein interessierter Besucher im schicken Outfit an einem der zahlreichen Verkaufsstände.
Geld
Harte Verhandlungen um ein paar alte Geldscheine
Falschgeld
Definitiv Falschgeld – aber lustig
Little
Zwischen alten Orden steht Steward Little zum Verkauf.

Auch ich habe neben den Fotomotiven etwas ergattert, den Buddha hätte ich gern gehabt, aber mit dem neuen Ständer für meine Halsketten (im Hintergrund) bin ich auch ganz zufrieden.

Statue
Allerlei religiöses gibt es auch.

Am Ende waren alle Teilnehmer zufrieden und hungrig und einige von uns trieb es in die vor dem Markt aufgebaute Straßenküche. Neben dem Eingang wurden die frischen Nudeln im Wok gebraten, die uns allen sehr gut schmeckten. Wir waren dann wie nicht anders zu erwarten ein echter Hingucker für die chinesische Bevölkerung. Fast alle, die uns Weißnasen dort sitzen saßen lachten oder wollten ein Foto mit uns. Bessere Werbung hätte die Dame des Straßenrestaurants heute nicht haben können. Da störte uns auch die etwas seltsam anmutende Verpackung unserer Essteller nicht. Die sind eigentlich aus Keramik, aber Mangels Abwaschgelegenheit werden diese einfach in Plastiktüten verpackt. Hat der Kunde aufgegessen wird diese entfernt und entsorgt und eine neue darüber gezogen. Und vielleicht sogar hygienischer als wenn diese in benutztem Abwaschwasser gespült worden sind.

Essen
Praktische Verpackung zur schnellen Wiederverwendung.

Nach zwei Wochen ohne Mann und Papa im Haus freuen wir uns auf das kommende Wochenende und seine Rückkehr aus Amerika. Und dann geht es in großen Schritten auf den April zu, der uns die ersten Besucher nach Peking bringen wird. Der Terminkalender ist schon prall gefüllt und es stehen einige interessante Touren auf dem Plan. Die erste Frühlingserkältung ist bei der Großen schon wieder am Abklingen, gern kommen wir anderen ohne diese aus. Wenn die Luftwerte weiterhin so gesund bleiben verspricht es ein schöner Frühling zu werden.

Wetter
Bitte gern wieder – blauer Himmel in Peking

Von A nach B und von B nach A

Der Kreis schließt sich also wieder. Am 21. Juli 2011 verließen wir Altdorf, um am 18. August in Bangalore anzukommen, welches wir am 19. Dezember 2012 wieder verließen, um am 04. Januar 2013 in Beijing einzutreffen, was wir nun Ende Juni wieder verlassen werden, um nach fast genau 3 Jahren ins vertraute Altdorf zurück zukehren.

Indien
Abflug nach Bangalore
China ruft
Auf nach Beijing
Ankunft
Willkommen in China

Freude und Wehmut liegen dicht beisammen, wie vielen heimkehrenden Expats geht es uns da nicht anders. Für mich sind die 3 Jahre fast wie im Flug vergangen, für viele die uns vermisst haben, dauerte es wahrscheinlich ewig. Die Kinder sind gewachsen und wir mit ihnen an Erfahrungen und Erlebnissen, die unser zukünftiges Leben sehr stark prägen werden. Ella lebte dann genau so lange im Ausland, wie in Deutschland und für Charlotte ist Englisch zur zweiten Sprache geworden.
Ein abschließendes Resümee lässt sich dann wahrscheinlich erst am Ende unserer Reise aufstellen, die vielen Eindrücke in Asien haben uns verändert und werden uns sicher für immer beschäftigen. Indien war auf seine Art sehr speziell und reizvoll, die bunten Farben und das Treiben auf den Straßen, die Geräusche und Düfte vermisse ich sehr oft.

Auch China hat seinen Reiz und jetzt gegen Ende unseres Aufenthaltes versöhnen wir uns ein bisschen mit den Gegebenheiten, die oft störten: Smog, spuckende Leute, sehr ungewöhnlich anders riechendes Essen, Falschparker und singende Chinesen am sehr frühen Morgen. Wahrscheinlich werden wir das alles irgendwie doch vermissen, wenn wir dann wieder in der schwäbischen Provinz leben und die Nachbarn schimpfen, weil wir nicht ordentlich die Hecke geschnitten haben ;-) Jetzt genießen wir hier die Restzeit und nehmen alles mit, was irgendwie in den Terminkalender passt. Auch Besucher auf den letzten Drücker sind natürlich herzlich willkommen. Verpasst eure Chance nicht: Peking aus 1. Hand erleben! Und hier ist man zwar nur Einer unter Millionen, aber manchmal eben doch ein kleiner Star, von dem jeder ein Foto möchte.

Foto
Photo please!

Der Smog ist in der Stadt (mal wieder)!

Nach einer Woche Dauersmog hier in der Stadt, mit Werten über 500 (Obergrenze der Messwerte-App) kam heute etwas Regen und Wind, der die erste dicke Luft vertrieben hat. Viele doch besorgte Familienmitglieder und Freunde fragen sich, wie wir das aushalten und warum wir überhaupt dort sind. Ehrlich gesagt gibt es dafür keine 100% richtige Antwort. Wir ertragen es momentan einfach, haben diese Situationen hier irgendwie auch unterschätzt, denn es bedeutet natürlich einen gewaltigen Einschnitt in die Lebensqualität, wenn man das Haus nicht mehr verlassen sollte und auch das Lüften nur kurz erfolgt, um überhaupt etwas Sauerstoff in die Wohnung zu bekommen. Wir werden es nicht mehr lange ertragen müssen, denn ein Ende hier in China ist absehbar. Ende Juni werden wir das Land verlassen und nach Deutschland zurückkehren. Aber dazu dann später mehr und ausfürhlicher.

Heute geht es um dem ungeliebten Smog, der natürlich auch hier für viel Gesprächsstoff sorgt. Nicht nur die tausende Ausländer, die hier momentan wohnen hadern mit der Situation, auch die Chinesen selbst sind langsam aufgewacht. Bzw. werden nun endlich auch von offizieller Stelle darauf aufmerksam gemacht, das es sich bei der stickigen Luft draußen nicht um Nebel sondern um gesundheitsgefährdenden Smog handelt. Ältere und Kinder sollten möglichst nicht das Haus verlassen, viel laufen trotzdem weiterhin ohne Masken draußen herum. Wir haben mittlerweile 3 verschiedene Modelle zur Auswahl, die Kinder tragen die Masken auch tapfer, wenn wir auf dem Weg zur Schule/Kindergarten sind. Sie sehen schließlich den schwarzen Dreck, der in den weißen Filtern schon nach einer halben Stunde draußen sichtbar wird. Laut Berichten ausländischer Medien gibt es Anfänge von stummen Protest in Peking, mehrere Statuen im öffentlichen Raum tragen wohl jetzt auch Atemmasken, um auf die schlimme Situation aufmerksam zu machen. Irgendwie kommt es uns vor, als wenn hier wieder die ganze Pekinger Regierung ausgeflogen ist und die Warnstufe orange (und nicht rot, die Fahrverbot und Fabrikschließungen bedeutet hätte) nach dem Wetterbericht extrem lange hinausgezogen wurde. Mit dem Regen und dem wenigen Wind sind die Werte heute Abend etwas gefallen und da die Chinesen noch immer ein anderes Messsystem anwenden (die Belastung ist dort immer geringer, als die der Meßstation an der amerikanischen Botschaft), wird es wohl auch in Zukunft kein rot hier geben. Vernünfitg wäre es allerdings, das Land für ein paar Tage zum Stillstand zu bringen. Da nützen die besten Notfallpläne nichts, wenn sie nicht umgesetzt werden.
Privat arrangieren wir uns nun mit der Lage, die Luftfilter in der Wohnung laufen sowieso die meiste Zeit, jetzt eben auf Stufe 2. Fenster öffnen wir max. 5 Minuten zweimal am Tag, der Smog zieht sonst zu sehr in die Wohnung. Draußen bewegen wir uns nur für das Notwendigste, Kinder wegbringen, Einkaufen von Lebensmittels. Auch das Auto bleibt dann stehen, außer Steffen muss ins Büro. Es bleibt viel Zeit für liegengebliebene Dinge, backen oder eben hier schreiben. Wir werden die frische Luft, die in Deutschland herrscht nach unseren Erfahrungen hier ganz anders zu schätzen wissen. Auch dort wird momentan über die Lage hier berichtet, gut so:
http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/smog-in-peking-feinstaub-und-luftverschmutzung-in-china-a-955714.html

Smog
Ein Foto von Mittwoch, 26.02.2014, Blick aus dem 15. Stock unseres Wohnhauses
Smog1
Einer meiner Masken, die aber nur für ganz kurze Strecken trage, da sie eher nicht für den Feinstaub geeignet ist.
Verkehr
Dicke Luft, aber der Verkehr rollt auch bei Warnstufe orange durch die Stadt.
Spielen
5 Minuten Spielzeit, mehr ist nicht drin, auch nicht mit Maske.
Masken
Viele Chinesen tragen jetzt auch Masken.
Autos
Nach Tagen im Smog verwandeln sich die Autos in wahre Dreckschleudern.
Verkauf
Wer will da schon Obst vom Straßenstand kaufen?
Sturm
Hoffen wir auf den nächsten Sturm aus der Mongolei, der diesen Smog auflöst.