Erinnerungen …

20 Jahre Mauerfall werden am 09. November gefeiert. Ein guter Grund anzustoßen auf das Glück, welches mir und vielen anderen dieser Tag für die weitere Zukunft brachte. Nicht mehr DDR-Bürger sein zu müssen und alle Chancen der Welt zuhaben war mir als damals fast 15-Jähriger Teenager noch nicht gleich klar. Am Anfang herrschte erst einmal ein Gefühlschaos zwischen Freude und Angst. Die Eltern mit Schwester reisten schon einen Tag später in den „goldenen Westen“ um unsere Verwandten zu besuchen. Ich musste ins Krankenhaus, weil eine Entzündung am Auge behandelt werden sollte. Klar war mir nicht, dass die vielleicht nicht wiederkommen, im Falle der erneuten Grenzschließung. Auch in der Schule ging es dann seltsam weiter. Die Lehrer mussten sich neu orientieren und den Unterricht „nichtsozialistisch“ umstrukturieren. erinnerungen
Jetzt bin ich schon einige Jahre länger Bundesbürger als DDR-Bürger und eigentlich nur noch am sächsischen Dialekt meiner Heimat zuzuordnen. Wenn ich mir manchmal vorstelle, wie es weiter gegangen wäre ohne Mauerfall. Welche herrlichen Länder und Städte ich wahrscheinlich nie gesehen hätte und welche berufliche Zukunft mich in diesem Staat erwartete. Meine Eltern hatten das Pech in einem System aufzuwachsen und leben zu müssen, dass zwar auf der einen Seite positive Dinge hervorbrachte, sie aber auf der anderen Seite privat enorm einschränkte.
Wenn mich meine Kinder später einmal zur DDR ausfragen kann ich ihnen viele schöne Erinnerungen an meine Kindheit erzählen, denn die war in der DDR für mich nicht schlimm. Die Erlebnisse meiner Eltern dagegen werden ebenso Teil dieser Geschichte werden. Mit Einschränkungen in der Reisefreiheit, der Selbstbestimmung und der offenen Meinungsäußerung. Das unsere Familie ebenso überwacht wurde. Da gibt es auch aus meinen 15 Jahren DDR-Leben jede Menge Erlebnisse und Erfahrenen, angefangen vom Pioniernachmittag mit Altstoffsammlung, dem Handel mit BRAVO-Starpostern, dem Einkauf im Intershop oder den Trabbi-Touren an die Ostsee.
Seit mehr als 10 Jahren lebe ich nicht mehr im Osten der Republik. Ich fahre gern in die Heimat zurück und bin irgendwie enttäuscht, dass so viele schöne Regionen unserer Generation keine Möglichkeit geboten haben, dort zu leben und zu arbeiten. Nur sehr wenige meiner Klassenkameraden haben es geschafft im Osten Arbeit zu finden oder sich eine Existenz aufzubauen. Die Mehrheit lebt jetzt im Westen oder Süden der Republik oder im Ausland. Die Fehler, die hier von den Regierungen Kohl, Schröder und auch Merkel gemacht wurden, werden wohl noch einmal 20 Jahre brauchen um vielleicht ansatzweise beseitigt zu sein.
Und ganz besonders schade finde ich es, dass es auch 20 Jahre nach dem Mauerfall immer noch Bundesbürger gibt, die nie den Osten bereist haben. Vielleicht sollten sich die Touristischen Regionen in Sachsen, Thüringen, Meck.Pomm. und Brandenburg überlegen, ein Begrüßungsgeld für Besucher aus dem Westen zu zahlen, damit die es jetzt endlich auch schaffen, „rüber zu machen“.