Abenteuer Märkte

Ein besonderes Erlebnis für die Augen (herrliche Farben und Fotomotive) für die Ohren (Hupen, Reden, Muuhhen, Lachen, …) und die Nase (Düfte aller Kategorien von Kuhdung bis Räucherstäbchen) sind die Märkte in Bangalore. Seit unserer Ankunft hier besuche ich regelmäßig die verschiedenen Märkte der Stadt. Zum einen, um frisches Obst und Gemüse einzukaufen oder andere „wichtige Dinge des Lebens“ oder um zu Fotografieren.

Es gibt sehr viele kleine Märkte über die ganze Stadt verteilt, die hauptsächlich Obst und Gemüse, aber auch Kräuter, Blumen und kleinere Haushaltswaren anbieten. Ein sehr schöner Markt ist der Russell-Markt, dort gibt es neben den genannten Dingen auch Fleisch und Fisch. Was ich dort allerdings der mangelnden Hygiene wegen nicht einkaufen würde. Leider hat es auf diesem Markt vor zwei Wochen einen großen Brand gegeben und die meisten der über 130 Shops wurden zerstört. Die Stadt ist gewillt den Markt mit seinem Gebäude wieder aufzubauen, aber es wird sicher einige Zeit ins Land gehen, bis dort wieder ein geregeltes Marktleben stattfinden wird. Ich werde mir demnächst selbst ein Bild vom Ausmaß der Zerstörung machen und hoffe, dass die Händler eine andere Möglichkeit gefunden haben, den Lebensunterhalt für ihr Familien zu verdienen.

Der größte und auch chaotischste Markt der Stadt nennt sich Citymarket. Sehr indisch, sehr laut, sehr voll und trotzdem faszinierend schön. Den ersten Trip zu diesem Markt wagte ich zusammen mit unserem Besuch aus Deutschland. Nichts ahnend was uns erwartet fuhren wir mit Imteaz am Morgen zum Markt. Den Eingang markiert eine große grün-weiße Moschee, um die ein reges Treiben der Blumenhändlerinnen und Gläubigen herrscht. Mit Unmengen an anderen Besuchern auf Mopeds, in Rikschas oder zu Fuß unterwegs fuhren wir in die enge Eingangsstraße ins Parkhaus, welches unter dem Marktgebäude liegt. Wenn wir vorher gewusst hätten, was uns dort unten erwartet, wären wir wahrscheinlich oben ausgestiegen und hätten dort auf Imteaz gewartet. Ein Gestank wie im Kuhstall und auch die schwarzen Wände, die Müllberge und Autowracks vermittelten eher den Anschein einer Müllhalde als eines Parkhauses. Der Clou war dann am Ende noch die Gebühr, die wir fürs Parken bezahlen mussten. Schnell stürmten wir an die frische Luft und hofften unser Auto später heil dort wieder zu finden.
Der Citymarket ist eigentlich ein ganzer Stadtteil, der aus einem Marktgebäude und vielen umliegenden kleinen Straßen besteht. Entlang der Hauptstraße gibt es so viele Läden, ich könnte nicht schätzen wie viele es sind. Teilweise im Keller, manche im ersten Stock, die meisten liegen direkt an der Straße. In den Seitenstraßen finden sich weitere Läden, zwischendurch ein kleiner Tempel oder ein Stand mit Essen/Tee. Das eigentliche Marktgebäude beherbergt den Blumenmarkt, ein toller Ort um bunte Fotos zu machen. Bergeweise werden die durftenden Blumen in die große Halle gebracht. Dort werden sie zu langen Schlangen gebunden, die auf große flache Schalen aufgerollt werden. Gekauft wird dann je nach Wunsch ein halber Meter oder mehr. Für die Tempel, Festlichkeiten oder Todesfälle werden Blumengirlanden gebunden, die dort fertig gekauft werden können. Den besten Blick auf das Treiben dort hat man vom zweiten Stock der Halle aus, hier kann man unbeobachtet zuschauen oder fotografieren.
In der großen Halle finden sich noch einige andere Shops, hauptsächlich für Tempelwaren, wie z.B. Farben, Räucherstäbchen, Gewürze. Auch ein paar Werkzeugshops gibt es, die teilweise mittelalterlich anmutendes Werkzeug anbieten. Mehrere Ein- und Ausgänge führen ins Gebäude und selbst auf den Treppenstufen werden Waren feilgeboten. Die Halle ist schon sehr verfallen und auch die ganze elektrische Verkabelung sieht nicht besonders sicher aus.
Direkt an die Halle grenzt an einer Seite ein langer Schacht, in den sämtlicher Müll geworfen wird. Pflanzen- und Gemüsereste, Stroh, Plastik und was eben nicht mehr gebraucht wird, landet dort drin. Zwischen all dem Müll liegen und stehen Kühe, so zu sagen direkt an der Futterquelle. Der Gestank ist atemberaubend.

Markt
Citymarkt Treiben am frühen Morgen
Oben
Blick von oben auf einen der vielen Gewürzstände
Kühe
Die Kühe in der Abfallrinne
Obst
Tonnenweise Obst und Gemüse an jeder Ecke

Im Gewirr aus Straßen, Gängen und kleinen Passagen machten wir uns dann auf die Suche nach ein paar indischen Andenken und staunten über die Vielfalt der angebotenen Waren. Meistens gibt es ganze Ecken oder Straßenzüge, die alle z.B. Haushaltswaren, Metallwaren, Klamotten oder Silberschmuck verkaufen. Hier wird jeder fündig, der etwas bestimmtes sucht, auch wenn es manchmal etwas länger dauert und man sich nach dem Weg mehrmals erkundigen muss. Oft sind die Shops so klein, dass gerade noch der Verkäufer zwischen allen seinen Waren Platz findet. Der Kunde wird dann an der Theke zur Straße bedient. Schön anzusehen sind die vielen noch von Hand gemalten Ladenschilder, die manchmal auch kuriöse Werbung zeigen. Ein Shop verkauft z.B. „Nach Schwan duftendes Betelnusspuder an“ oder „Haustierseife“. Es gibt nichts, was es nicht gibt in Citymarket. Hat man einen schönen Laden entdeckt, sollte man sich unbedingt die Visitenkarte geben lassen oder die Adresse notieren, um ihn beim nächsten Besuch wieder zu finden.

Essen
Immer gern beliebt Samosa (gefüllte Teigtasche)
Laden
Dicht gedrängt in einem der winzigen Läden
Dosa
Ein Dosa-Stand mit hungrigen Kunden
Ginger
Frischer Ingwer zum Spottpreis (1 kg für 30 cent)

Auf den Straßen tobt das Leben, zwischen Autos, Transportrikschas und von Menschen gezogenen Warenanhängern bieten Händler ihre Waren auf Fahrrädern, Schiebewägen oder einfach aus der Hand an. Jeder versucht sein Geschäft zu machen und zeigt man auch nur das kleinste Interesse an den Angeboten, kommt man ohne Tüte nicht mehr weg. An manchen Ständen gibt es Essen oder Getränke, wir probierten den erfrischenden und gar nicht so süßen Zuckerrohrsaft aus, der frisch gepresst wird. Die Dosa (ein Fladenbrot aus Reismehl) oder Samosastände haben wir gemieden. Bad belly wollten wir dann doch nicht riskieren.

Viele Fotos sind auf der Webseite ella-thoss.de zu sehen, dort gibt es eine ganze Serie von den Trägern, die den Markt ständig mit neuer Ware versorgen und so am Leben erhalten. Ich werde sicher wieder hingehen, allein schon wegen dem Flair.