Jahresschau 2023

Sinnbildlich taten sich viele Abgründe auf, in diesem wie schnelle Wolken vorbeiziehenden Jahr 2023. Schmerz und Leid gab es für viele Menschen auf dieser Erde, die überwiegende Mehrheit war und ist unschuldig daran. Die Verwantwortlichen rechtfertigen dieses Leid aus den unterschiedlichsten Gründen. Eine einzig richtige Wahrheit zu finden ist nicht möglich, auch wenn viele diese Sehnsucht nach einfachen Antworten haben. Es ist und bleibt kompliziert und es muss täglich ausgehandelt werden, wie man selbst damit umgeht. Ich bin dankbar für die vielen guten und ausschlussreichen Gespräche mit Menschen in meinem Umfeld, über Bücher und Podcasts, die Licht ins Dunkle bringen, über ein sicheres Zuhause und meine gesunde Familie. Für das Brot, dass ich backen darf und die Möglichkeiten zu Reisen, um Fotografien mit nach Hause zu bringen. Die Erfahrungen auf Reisen prägten schon immer die Menschen und spornten zu Verständnis und einem versöhnenden Miteinander an. Ich habe die Hoffnung, dass es auch in Zukunft so sein wird, aber ich weiß auch, dass sich immer noch schlimmere Abgründe auftun könnten. Vielleicht ist die Hoffnung stärker und 2024 wird ein friedlicheres Jahr mit Weitsicht und mehr Gefühl auf allen Seiten.

Spannend fand ich in diesem Jahr ganz besonders:

„Die Psychotische Gesellschaft“ von Ariadne von Schirach – Hier ein Auszug:

„Die Wiederaneingnung des Lebens und des Zusammenlebens ist so leicht und so schwer wie ein erster Kuss, wie ein fester Entschluss oder ein Lachen nach langer Traurigkeit. Sie ist das Wiederaufnehmen eines Gespächs, das nicht mehr nur von einzelnen Auserwählten, sondern von uns allen und zugleich im bewussten Austausch mit allem, was mit uns ist, geführt werden muss. Wir selbst sind die Zukunft, die wir suchen, ihre Eltern und ihre Kinder zugleich. Und obwohl man sich gewisse Dinge nicht aussuchen und das, was geschehen ist, nicht ungeschehen machen kann, ist es tatsächlich möglich, neu und anders zu träumen. Von Dingen, die uns verbinden, begeistern, erheben. Und die es verdammt nochmal wert sind. Der poetischen Dimension des eigenen Daseins gewahr zu werden ist nur ein anderer Ausdruck für einen mündigen Umgang mit unserer angeborenen Schöpfungskraft. Wir können unseren geplünderten Planeten wieder in eine echte Heimat verwandeln, sein Für-uns in ein Mit-uns. Doch das ist tatsächlich co-creation, Mit-Schöpfung. Wir sind wirklich nicht allein hier. Wir leben mit der Natur, den Tieren, den Pflanzen und all dem, was wir bislang gedacht, gemacht und versäumt haben. Dieses Wissen ist das Wesen unsere Verantwortung. Denn wir Menschen sind die Hüter der Erde.“

Die Dokumentation. „Rebellinnen – Fotografie. Underground DDR“ – noch zwei Tage verfügbar in der Mediathek der ARD

Tina Bara, Cornelia Schleime und Gabriele Stötzer berichten über die Schwierigkeiten als Künstelerinnen in der DDR zu arbeiten und zu leben. Nicht ohne Tränen konnte ich diesen Geschichten lauschen und staunen, was trotz Repressalien und Gefängnisstrafe möglich war.

Die Podcastfolgen:

„Das Politikteil – An Israel spaltet sich die Linke“ von Zeit Online – Eva Menasse eine streitbare Gästin!

„Alles Gesagt?“ von Zeit Online – die Folgen mit Hadija Haruna Oelker (Wie schön ist die Differenz?); Luise Pusch (Warum ist Deutsch eine Männersprache?); Alena Buyx (Warum ist Leben nicht das höchste Gut?) und Ferdinand von Schirach (Was ist ein gelungenes Leben?)

Mein fotografischer Jahresrückblick:

JANUAR

Da der Schnee fehlte gab es Kultur in Salzburg. Die echten Mozartkugeln wurde nach eigenen Angaben 1890 vom Salzburger Konditor Paul Fürst kreiert und nach dem fast 100 Jahre zuvor verstorbenen Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart benannt. Der ursprüngliche Name war Mozart-Bonbon. Die nach dem Originalrezept von Hand zubereiteten Original Salzburger Mozartkugeln werden bis heute von der Konditorei Fürst hergestellt und nur in deren Geschäften verkauft sowie im Internet zum Versand angeboten. Mangels Schutzrechten der Firma Fürst gibt es zahlreiche Nachahmerprodukte, die vor allem industriell produziert werden. Quelle: Wikipedia. Echte Mozartkugeln erkennt man übrigens an der blau-silbernen Verpackung.

FEBRUAR

Ein Besuch in Leipzig, quasi ein Muss in jedem Jahr, der Familie zuliebe, und der Fotografie und weil es eine Stadt ist, die man immer wieder neu entdecken kann.

MÄRZ

Lehrt eure Kinder, was wir unsere Kinder lehrten. Die Erde ist unsere Mutter. Was die Erde befällt, befällt auch die Söhne und Töchter der Erde. Denn das wissen wir: Die Erde gehört nicht dem Menschen – der Mensch gehört zur Erde. Alles ist miteinander verbunden wie das Blut, das eine Familie vereint.

Chief Noah Seattle (1786 – 1866)

APRIL

Schwan auf dem Neckar im Tübingen – der Frühling lockt nach draußen.

MAI

Die jüngere Tochter wird in den Kreis der Erwachsenen aufgenommen. Jugendweihe, ein wichtiger Tag in ihrem Leben. Ella, wir wünschen dir das Beste für deine Zukunft. Mögen viele deiner Träume und Wünsche in Erfüllung gehen.

JUNI

Oostende in Belgien – ein kleines Land, das wir noch nicht kannten. Es überraschte mit seinen zugwandten Menschen. Landschaft und Ortschaften zu erkunden bei bestem Wetter, was braucht es mehr für das kleine Glück zwischendurch. Das Meer mit Wind und Wellen – iTüpfelchen.

JULI

ABI 2023! – Wir feiern mit Stolz das Abitur der großen Tochter. An sechs Schulen in vier Ländern mit viel Fleiß und Tränen, aber auch mit vielen Freundinnen und Erlebnissen war diese Schulzeit eine ganz besondere. Geh deinen eigenen Weg liebe Charlotte, die Welt steht dir offen.

AUGUST

Norwegen – Sehnsuchtsort seit langer Zeit. Dieses Jahr haben wir uns diesen Wunsch erfüllt. Wir sind begeistert von diesem Land (zumindest von dem kleinen Teil, den wir erleben konnten) und werden sicher nicht zum letzten Mal hier gewesen sein. Das Foto entstand am Ende der Welt.

Verdens Ende liegt am Ende des Oslofjords und bildet die Südspitze der norwegischen Insel Tjøme in der Kommune Færder, Provinz Vestfold og Telemark. Anfang des 20. Jahrhunderts tauften Sommergäste aus der Region den Ort Verdens Ende, was im Deutschen „Ende der Welt“ bedeutet. Davor war das Gebiet mit Blick auf den Skagerrak vor allem als Aussichtspunkt für Lotsen bekannt, die auf der Jagd nach Aufträgen waren. Quelle: Wikipedia

SEPTEMBER

Montafon im Spätsommer. Wieder unbekanntest Terrain, die Wanderungen zum Teil sehr herausfordernd, die Kulisse atemberaubend schön. Moderne Architektur trifft hier auf traditionellen Charme.

OKTOBER

Und dann gab es Tage und Wochem erfüllt von Schmerzen für Ella. Da bedurfte es viel an Liebe, Mitgefühl und Zuspruch. So tapfer ging sie durch eine heftige OP in diesem jungen Alter. Im nächsten Sommer steht die nächste auf dem Programm. Dann hoffen wir, dass alle Sporarten wieder ohne Probleme möglich sein werden.

NOVEMBER

Das beste Geburtstagsgeschenkt seit langem – eine Woche New York. Mit Mann, Fotos und vielen Eindrücken kam ich beseelt zurück. Jetzt kann das 50. Lebensjahr starten. Ich bin gespannt, was 2024 bereit hält. Einige Ideen habe ich bereits. Ich wünsche mir auf jeden Fall mehr wahrhaftige Begegnungen und die eine oder andere Überraschung ist natürlich ebefalls willkommen.

DEZEMBER

Wer Engel sucht in dieses Lebens Gründen, der findet nie, was ihm genügt. Wer Menschen sucht, der wird den Engel finden, der sich an seine Seele schmiegt.


Christoph August Tiedge (1752 – 1841)

Das Beste kommt zum Schluß. DANKE für 365 Tage voll mit allem was Herz & Seele brauchen, um diese Welt auszuhalten.

Das unerwartete Stadtgespräch

Die Freundschaft vermehrt das Gute und verteilt das Schlimme: sie ist das einzige Mittel gegen das Unglück und ist das Freiatmen der Seele.

Baltasar Gracián y Morales

Die Freundschaft und „The Gällery“, die Freunde und Frau Amos ziehen mich in die Landeshaupstadt BW. Stuttgart muss man wollen oder ihr eben immer wieder eine neue Chance geben. In den Kessel geht es mit der Bahn, die anderen Gäste warten geduldig an der Bahnsteigkante. Nur fliegen ist wohl doch nicht schöner.

The Gällery (Raum für Fotografie) befindet sich in den Räumen der Neuen Staatsgalerie. Seit den Bauarbeiten des Jahrhundertprojektes 2021 (Neubau des Hauptbahnhofes seit 2010, Fertigstellung wohl 2025) ist der Kessel ein einzige Baustellen-Umleitungen-Verkehrskatastrophe. Zu Fuß geht es am schnellsten, über den Schloßpatz, vorbei an der Oper und dem Landtag, durch eine Unterführung, erreichen wir das Gebäude. Der postmoderner Bau des Architekten James Stirling wurde 1984 errichtet und gilt als Meisterwerk dieses Stils in Deutschland.

Viele Worte machen, um wenige Gedanken mitzuteilen, ist überall das untrügliche Zeichen der Mittelmäßigkeit; das des eminenten Kopfes dagegen, viele Gedanken in wenig Worte zu schließen.

Arthur Schopenhauer

Griechische Flaggen in Stuttgart? Wir hatten eher mit einer Demonstation für/gegen Israel an diesem Tag gerechnet. Die ganze Stadt erschien in blau-weiß oder den traditionellen Uniformen in rot-weiß. Viele Menschen säumten die abgesperrten Straßen. Anastasia war mit ihrer Familie gekommen und lachte so freudig, dass ich sie ansprach, um zu erfahren, was hier heute stattdfindet. Die griechische Nationalgarde hielt eine Parade ab, an der sich auch Schulen, Vereine und Organisationen beteiligten. Daher waren viele Menschen aus der Umgebung gekommen, die dieses Schauspiel sehen wollten.

Eine Woche später lösten wir das Geschenk für den Geburtstag unserer Freunde ein und waren gespannt auf eine kulinarische Stadtführung durch den Stuttgarter Westen. Frau Amos empfing uns an der Johanneskirche direkt am Feuersee. Die Gruppe war überschaubar und sogar ein Hund durfte mit. Spannendes aus der Historie dieses Stadtteils, seiner Architekur und den Bewohnern erwartete uns. Souverän weckte Frau Amos unser Interesse und beantwortete Fragen, blieb nicht unpolitisch und auch kritisch zur Umgestaltung der Stadt (Applaus!!). Ich mochte diese Art und dieses Engagement, mit der sie uns durch zumindest für mich unbekannte Straßen führte.

Die Künstler kamen aus der Provinz in die Städte, weil man die Stadt braucht, um an ihr zu wachsen, und die Provinz, um zu gedeihen.

Roger Blacan

Auch in Stuttgart scheiden sich die Geister am Verkehrskonflikt (Rad vs. Auto).

Zeit für einen Kaffee und eine kleine Stärkung in der hippen Rösterei Mókuska in der Johannesstraße. Köstlich.

Wer Stil hat, überlebt alle Epochen.

Fritz P. Rinnhofer

Überall in der Stadt finden sich kleine Geschichten. Man muss nur sehen, hören, riechen – sich einfach mit allen Sinnen aufmerksam dem Treiben hingeben. Ich liebe es diese kleinen Momente einzufangen und zu konservieren.

Baulich findet sich sehr unterschiedliches in Stuttgart. Der Krieg hat auch hier viel zerstört, aus vorherigen Epochen sind dennoch einige Schmuckstücke erhalten geblieben. Auch Neues entsteht immer wieder. Interessante Wohnkonzepte, die alle Generationen mitnehmen und sich mit ruhigen autofreien Innenhöfen so gar nicht nach Großstadt anfühlen.

Wer Lust hat in das kleine Reich der feinen Kost einzutauchen, sollte einen Abstecher in den Feinkostladen Panzer in der Arndtstraße machen. Seit 1980 gibt es dort alles was das Herz begehrt mit herzlicher Beratung von Silvia Panzer und ihrem Team. Die dort servierte Suppe und das Dessert waren ein Traum. Nicht ohne einen Einkauf kommt man hier wieder heraus.

Mit Ost und West werden wir in dieser Gesellschaft schon klarkommen. Schwieriger wird es mit ›oben‹ und ›unten‹.

Regine Hildebrandt

Im „Le Tonneau Bistro“ in der Eberhardstraße endete die Tour. Dominique Gueydan, der Besitzer des sehr typsich französischen kleinen Restaurants verwöhnte uns mit Wein, Oliven, belegten Baguettes, Flammkuchen und seiner guten Laune. Es wurde dann schon fast dunkel, bis wir fröhlich und inspiriert den Heimweg antraten. Ein großes Dankeschön an Silke Amos (https://www.kulturfuehrungen.de/) für diese erlebnisreiche und interessante Tour.

Montafon – eine erste Annäherung

Jede Zeit glaubt sich auf der Höhe des Berges, den menschliche Kultur langsam ersteigt und jede folgende sehnt sich zurück nach dem heimlichen Tal, das jene für das Ende ihres Weges gehalten hatte.

August Pauly (1850 – 1914)

Landschaft – Szenerie – Stille – Ausblicke – Tradition – die Bergwelt fasziniert und ohne sie wäre die Welt irgendwie leer, flach und anders. Welches Glück, dieses Schauspiel der Natur nicht weit entfernt zu finden und tatsächlich immer neue Gegenden entdecken zu können. Aus dem engen Tal erheben sich mit aller Kraft die Gipfel und wenn die Sonne am Morgen die ersten Strahlen auf die Flanken der Gesteine wirft, zieht es einen nach Draußen und in die Höhe.

Am Ziele deiner Wünsche wirst du jedenfalls eines vermissen: dein Wandern zum Ziel.

Marie von Ebner-Eschenbach (1830 – 1916)

Durchs Silbertal führte einer unserer Wege, die wir gingen. Früher für den Silberabbau bekannt, beherrschen heute der Tourismus und die Landwirtschaft die Geschäfte der knapp 900 Personen zählenden Gemeinde. Die Litz fließt stetig das Tal hinunter und gibt uns Wanderern Kühlung im nicht enden wollenden Sommer.

Lerne Laufen und du enteilst der Zeit.

Volkmar Frank (*1962)

Trügerisch die Idylle – die Alpen werden sich verändern – das Klima lässt die Kühe bis spät in den September hinein auf den Almen grasen. Die Touristen suchen ganzjährig, was sie in den Bergen für sich erhoffen. Ruhe oder Trubel liegen hier nicht sehr weit auseinander. Abgelegene Pfade kennen wohl nur die Einheimischen.

Der Mensch ist zur Vollkommenheit nur bei der Zerstörung fähig.

Erhard Blanck

Unwissend falsch abgebogen sind wir am letzten Tag dieser kurzen Reise. Der steile Pfad führte uns auf einen alpinen Steig, der unsere Ausdauer, Geduld und auch ein bisschen Mut herausforderte. Das „Hohe Rad“ erreichten wir letztendlich nicht, die Hütte darunter zum Glück vor Schließung und totalem Ausverkauf. Es waren anstrengende Stunden, die uns dennoch als besondere in Erinnerung bleiben werden. Der Zauber des Alpenglühens, wenn die letzten Sonnenstrahlen alles in ein magisches Licht tauchen, entschädigte für die Mühen.

Der Silvrettagletscher ist auch hier fast verschwunden. Seit 1956 ist er um mehr als 300 Meter geschrumpft. Falls es in meinem Leben Enkelkinder geben sollte, werden diese wahrscheinlich nur noch die kümmerlichen Reste des Gletschers erleben können.

Meine erste Reise nach der Öffnung der Mauer ging übrigens auch in die Berge. 1990 bestaunten wir die Gipfel, Gletscher und Täler der Dolomiten in Italien, damals war ich nur wenige Monate älter, als meine Tochter heute. So konnte ich ihr berichten, dass es damals eine sehr emotionale Reise für unsere Familie war. Zusammen mit den Verwandeten aus Rheinland-Pfalz, die uns jahrelang in der DDR besuchen kamen, konnten wir jetzt gemeinsam vereisen. Im geliehenen Auto und mit geborgten Geld feierten wir damals die Wiedervereinigung und den Sieg der Deutschen Fußballer bei der gerade dort stattfindenden Weltmeisterschaft in Italien.

Berge kommen nicht zusammen, aber Menschen.

Jüdisches Sprichwort

Florales Zwiegespräch

Ich kann wieder ein Zwiegespräch mit mir führen und starre nicht so vollständig ins Leere. Nur auf diesem Wege gibt es für mich eine Besserung.

Franz Kafka

„Warum fotografierst du Blumen? Wolltest du doch eigentlich nicht mehr.“ Wurde sie gefragt. „Zu banal, zu einfach, zu wenige Emotionen in den Bildern waren deine Worte. Und jetzt wieder Tulpen, Gänseblümchen, Obstblüten und Gras! Warum, warum?“

„Banal sind sogar Menschen, oft sogar, immer mehr und Emotionen verstecken sie nur zu gerne. Alles wird gut! Kann ich nicht mehr hören. Sich nicht angreifbar machen ist die Maxime der Gegenwart.“ Antwortete sie. „Das leuchtende Gelb der Tulpen ist so kraftvoll, dass mein Herz mitstrahlen möchte. Sie zwingen einen geradezu einen freudigen Moment auf, bei ihrem Anblick. Ich ziehe Kraft aus der Natur, dem Duft, der Stille, dieser Präsenz, mit der sie sich jedes Frühjahr aufs Neue hervorkämpft aus den Tiefen der Erde und sich so prachtvoll entfaltet.“

„Jeder kann Blumen fotografieren. Es gibt tausende Abbildungen. Es braucht einfach keine neuen Fotos mehr von Blumen.“ wurde ihr entgegen gehalten.

„Fotos sind immer nur Momente, ein kurzes Flackern der Welt. Schon nach dem Auslösen sind sie zur Vergangenheit verdammt. Es gibt natürlich bedeutende Fotografien, die sich einem ins Hirn brennen. Und es gibt die leisen und unscheinbaren, nicht mehr und nicht weniger. Diese wollen nur erfreuen, beglücken, zufriedenstellen, erheitern und vielleicht ein wenig schön sein. Ohne Schönheit halte ich es nicht aus. Punkt.“

„Aber sie sind so stumm!“ raunte es zurück. „Die Menschen brauchen viel mehr Stille, als sie glauben. Auch das ausgiebige Schweigen könnte wieder öfter ausprobiert werden. Ein Vorteil in der Natur, Pflanzen schweigen quasi beruflich. Ich kann ihnen meine Sorgen und Nöte oder meine Freude und Begeisterung zuflüstern, sie hören geduldig zu und verurteilen nicht. Eine kleine Einkehr nach Innen tut so gut. Körper und Geist finden zusammen und es stellt sich eine Zufriedenheit ein, die alles andere für einige Momente vergessen lässt.“

„Niemand wird sie finden, deine schönen Fotos!“ hallte es ihr entgegen.

„Das ist nicht wichtig. Es gibt unzählige Bücher, Gedichte, Filme, Lieder, Gemälde … die niemand zu sehen, zu lesen, zu hören bekommt. Sie bleiben verborgende Schätze und sind doch in der Welt. Genügen allein dem Vergnügen des Erschaffenden. Ohne Anspruch auf Gewinn. Und wer sie entdeckt und zu schätzen weiß, der hat den Jackpot gewonnen.

Der Sinn der Kunst ist nicht, zu erklären, oder erklärt zu werden, auch nicht, jedermann zu gefallen. Der Sinn der Kunst, so sie denn einen hat, ist doch das Zwiegespräch, die sie auslösen kann, das Finden oder Abgrenzen innerhalb einer Diskussion.

Melanie P. Knecht

„Ganz ehrlich, ich mag ihn, deinen Blick auf die Welt. Mach einfach weiter.“